ThemenChristliches Leben, Zeitgeist und Bibel

Von notwendiger und zerstörender Kritik: Den Glauben zerschlagen, um Jesus zu finden?

Wenn Christen in Glaubenszweifel geraten und an Mängeln oder Machtmissbrauch in ihren Gemeinden leiden, dann suchen sie oft vergeblich Hilfe. Nicht selten führt das zu Trennungen und sogar dem Verlust des Glaubens. Als Lösung wird neuerdings die „Dekonstruktion“ des Glaubens empfohlen. Angeblich könnte man so sogar Jesus näherkommen. Die vorgeschlagenen Wege führen aber meistens nur zu einem selbstgemachten Jesus-Bild.

Bekanntlich kann man das Kind mit dem Bade ausschütten, auch wenn man das eigentlich nicht will. Die Redewendung stammt wohl daher, dass das verschmutzte Badewasser in der Wanne gewechselt werden soll, um das Kind darin noch einmal mit frischem Wasser abzuspülen. Im Eifer und mit Gründlichkeit fließt schließlich nicht nur das gebrauchte Badewasser weg, sondern auch das Kind landet im Abguss. Die Kritik am evangelikal geprägten Glauben und den dazugehörigen Gemeinden hat seit der Jahrtausendwende dazu geführt, dass nicht nur einzelne Irrtümer oder Fehlwege kritisch unter die Lupe genommen wurden, um sie von der Bibel her zu korrigieren, wie das immer wieder für die Gemeinde Jesu notwendig ist. Statt eine zu enge und gesetzliche Ethik zu korrigieren, wurde mit der Verkündigung einer „transformativen“ Ethik die dauernde, dynamische Anpassung an den jeweiligen Zeitgeist zum Maßstab gemacht. Als Ergebnis gibt es keine Wegweisung von Gottes Wort mehr, sondern ein Hinterher-Hecheln hinter den wechselnden Moden, im Bemühen einer solchen Ethik wenigstens einen christlichen Anstrich zu verleihen1. Einzelne Irrtümer über die Inspiration der Bibel und die Verwechslung von eigenen Ansichten mit Aussagen des Wortes Gottes sollen damit geheilt werden, dass die zentrale Über­zeugung, dass die Bibel Gottes Wort ist, über Bord geworfen wird. Ein zugegeben manchmal verkrampfter Glaube wird nicht durch die Bindung an den Gott der Bibel in die Freiheit geführt, sondern seiner Inhalte entleert und als mystischer Glaube und innere Stimmung seines Wesens beraubt2. Der Glaube ist dann nicht mehr die Verbindung zu Gott, sondern eine Selbstbetrachtung und ein Verhältnis zur eigenen Seele.

Während der „alte“ Glaube in großen Teilen der Welt attraktiv geblieben ist und in Südamerika, Südostasien und sogar in der muslimisch geprägten Welt Menschen überzeugt, so dass sie entschiedene Christen werden, ist die Krise in Europa und zunehmend auch in den USA unübersehbar. Nicht nur Namen­s­christen treten in großer Zahl aus ihren Kirchen aus, sondern auch Christen, die in konservativ-evangelikal geprägten Ge­mein­den aufgewachsen sind und den Glauben kennengelernt haben, distanzieren sich. Das ist auch in den USA zu beobachten, wo sich traditionell ein erheblicher Anteil der Bevölkerung zu den Evangelikalen zählt und sich viele als „Born-Again“, als Wiedergeborene, bezeichnen. Nun aber zweifeln sie, hinterfragen den Glauben und die Gemeinden, in denen sie lange lebten, und wollen doch nicht ohne Glaube und Gott sein. Darunter sind viele, die in ihren Gemeinden Verletzungen erlebt haben, etwa durch Macht­missbrauch, aber auch Christen, die in den „normalen“ Glaubens­krisen keine wirkliche Hilfe gefunden haben. Das hat nun manche zu einer Bewegung zusammengeführt, die den christlichen Glauben neu definieren will. Einer der Prediger dieser Bewegung ist Rob Bell, dessen Bücher auch auf Deutsch übersetzt wurden und in der postevangelikalen Bewegung Aufnahme fanden. Bell zeichnet einen Gott, der einfach alle Menschen liebt und für sie da ist. Gott werde alle retten und in den Himmel bringen. Die Bibel dient ihm einfach als Mutmacher, ohne dass sein Gott irgendwelche Ansprüche stellt.3

Der Brockhaus-Verlag (SCM) hat nun gut 6 Monate nach seinem Erscheinen in den USA das Buch von Preston Ulmer zu dieser Thematik übersetzt. In so kurzer Zeit schafft es kaum ein christliches Buch „über den großen Teich“. Es scheint also irgendeinen Bedarf im deutschsprachigen Raum zu geben, der mit seinem Vorschlag zu einem „neuen“ christlichen Glauben befriedigt werden soll. Das Buch heißt Anders als geglaubt: mit Christus vor Augen Dekonstruktion verstehen. Der Originaltitel zeigt besser, was die Absicht des Buches ist: „Deconstruct Faith, Discover Jesus“, „Dekonstruiere den Glauben und entdecke Jesus“. Preston Ulmer sagt von sich selbst, dass er „einen Prozess der Dekonstruktion“ durchlebte, in dem er „verzweifelt nach einem Glaubenssystem“ suchte, „das in den Stürmen des Lebens nicht in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Das theologische Gebäude, das ich geerbt hatte, war nicht mein eigenes, und ich wusste, dass es ein Problem mit dem Fundament gab“ (12). Nicht mehr die Aussagen der Bibel oder eine „geerbte“ Glaubenslehre, die er wiederholt als „dogmatischen Fundamentalismus“ bezeichnet, wurde sein neues Fundament, sondern: „Das Leben von Jesus – das ist jetzt der Eckpfeiler meiner Ansichten über Gott, die Bibel, die Hölle, Politik, Sexualität und jedes andere Tabuthema“ (12). Ein Schwerpunkt seines Jesusbildes ist die Menschwerdung: Jesus wurde genau wie wir und nimmt uns an, wie wir sind und nicht, wie wir sein sollten.

Preston Ulmer möchte einen Raum für Fragen und Zweifel auch in der Gemeinde bewahren, aber macht die „Dekonstruktion“ zum Lebensinhalt

Aber zum Wesen des Christseins rechnet Preston Ulmer jetzt auch die dauernde Dekonstruktion als eine „Geistes­disziplin“, die notwendig ist, um Christ zu sein und zu bleiben. Dekonstruktion soll der „Betriebsmodus ihres Gebetslebens und ihrer Bibellektüre“ sein. Ein „Dekon­struierender“ zu sein, bedeute „in der Gesellschaft von Jesus“ zu sein:

„Und wenn du erst einmal selbst von unserem dekonstruierenden Erlöser getröstet worden bist, kannst du die Methode, die ich auf den folgenden Seiten vorstelle, auch anderen als Trost anbieten“ (21).

Ulmer sieht sich dabei als einer, der durch Infragestellen einer überkommenden Glaubenslehre die Rolle eines Refor­mators wie Martin Luther oder eines Propheten wie Hosea oder Jesaja einnimmt (31-37). „Das Ziel der Reise“ ist für Ulmer ausdrücklich nicht, dass er nach der Dekonstruktion des alten Glau­bens eine neue „Rekonstruktion“ als attraktive Alternative gegenüberstellt (19). Es geht um ein christliches Leben und Glauben in der dauernden „Dekonstruktion“. Allerdings soll der Mensch dabei kein Skeptiker werden. Wie das genau gehen soll, bleibt im Unklaren. Es erscheint mir auch ein Miss­verständnis der Refor­mation, dass ihre Spitze in der Infrage­stellung des Katholizismus bestanden haben soll. Der Humanist Erasmus von Rotterdam war in der Kritik viel besser als Martin Luther, aber er kannte keine Alternative. Luther ging es immer um die Verkündigung des biblischen Glaubens. Daraus ergab sich die Notwendigkeit der Kritik an den Irrtümern und Verzerrungen des alten Glaubens.

Ulmer will in seiner Dekonstruktion des alten Glaubens nicht etwa behutsam vorgehen, um nicht versehentlich Wertvolles zu zerstören. Er will mit „Dynamit“ abbrechen:

„Die Zeit, in der wir leben, verlangt nach etwas Drastischem“ (41).

Seine Hoffnung geht allerdings unbändig dahin, dass beim Abbrechen und Wegsprengen am Ende irgendetwas strahlend hell und schön zurückbleibt.

„Wenn es darum geht, unsere Religion zu dekonstruieren, müssen wir das Dynamit in Position bringen und die Lunte anzünden. Das Ziel ist es, Jesus zu offenbaren …“ (41-42).

Immerhin fragt sich Ulmer: „Was können wir tun, damit unser Glaube, nachdem wir ihn in die Luft gesprengt haben, mehr Ähnlichkeit mit Jesus hat?“ (42) Wer die Geschichte der bibelkritischen Theologie kennt, wird nicht überrascht sein, dass Preston Ulmer seine Hoffnung auch auf die Künstler setzt, die in freier und unkonventioneller Weise irgendwie irgendwoher das Schöne offenbaren, das dann wohl von Gott herkommen muss.

Hilfe für Ex-Evangelikale?

Dass Preston die vielen Ex-Evangelikalen bewegen, die ihren Glauben und ihre Gemeinden hinter sich gelassen haben, ehrt ihn. Er will sie nicht einfach abschreiben, aber er will sie auch nicht mit gesunder Lehre wiedergewinnen. Er begreift ihren Weg als eine Art der Gottessuche, die zu einem bestimmten Bild von Jesus führen soll, das ihnen einen neuen Glauben ermöglicht. So liegen dem Buch 60 Interviews mit Menschen zugrunde, die sich „entkehrt“ und ihren Glauben dekonstruiert haben. Zu ihnen gehört auch Joshua Harris, der mit seinem Buch „Ungeküsst und doch kein Frosch“ auch in Deutschland bekannt wurde. Dann distanzierte er sich vom Glauben und auch von dem Buch, in dem er auf ansprechende Weise für einen biblisch keuschen Umgang mit der eigenen Sexualität geworben hatte. Wie es zum Glau­bensverlust bei ihm kam, wird m.E. recht gut herausgearbeitet. Joshua Harris meint in der Rückschau, dass er zu einem „elitären Denken“ erzogen wurde, das seinen Glauben bestimmte. Er habe so viele Lehren einfach angenommen, ohne sie wirklich zu überdenken und zu verinnerlichen. Als dann seine Fragen anfingen, ihn innerlich zu zerfressen, da hatte er vor Augen, dass er in diesem Zustand keinen Platz in seiner Gemeinde haben könnte und sah nur noch den Schritt heraus aus Glaube und Kirche.

Preston Ulmer möchte den Raum für Fragen und Zweifel am Glauben in der Gemeinde bewahren, damit sich Menschen bei Zweifeln und Fragen nicht völlig abwenden. Es ist ein trauriger Zustand, dass es viel zu viele Gemeinden gibt, in denen Christen in Glaubenskrisen und mit kritischen Fragen das Gefühl gewinnen, dass sie so die Gemeinde besser verlassen sollten. Auch dabei wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, mit Ulmers Lösungsvorschlag allerdings ebenso.

„Eine neue Generation ist auf der Suche nach vorurteilsfreien Räumen, in denen sie Fragen nach der Wirksamkeit, dem Nutzen und dem Wahrheitsgehalt des christlichen Glaubens stellen kann. Wenn wir nicht in der Lage sind, solche Räume zu schaffen, werden wir den Suchenden unserer Zeit keine Wahl lassen, als sich an andere Orte zu begeben, an denen es erlaubt ist, Fragen zu stellen.“ (76)

Man möchte dem nicht widersprechen, aber wird doch stutzig, wenn das bedeuten soll, dass wir „flexible Theologien“ brauchen und die „Kritiker“ in der Kirche zu „Hauptamtlichen“ machen sollen. Diese „Kritiker“ sollen dann mit dem „Schlacht­ruf zur Dekonstruktion des westlichen Evangelikalismus“ durch die Gemeinden ziehen. Meines Erachtens kann dieser Weg nicht gesund sein, wenn ich die Diskussionen um Fragen des Glaubens, falscher und richtiger Lehre und das Suchen nach dem richtigen Weg für ein Glaubensleben in einer feindlichen Welt in den neutestamentlichen Briefen sehe. Da findet sich jedenfalls keine „Schlacht der Dekonstruktion“. Preston Ulmer scheint aber voller Hoffnung, dass wir das Kind noch retten, nachdem wir es mit dem Bade ausgeschüttet haben. Für ihn hat das Zer­schlagen und In-die-Luft-sprengen einen guten Zweck: „Dieser Zweck ist die Rekonstruktion des Glaubens an einen Gott, der Jesus ähnlich sieht“ (80). Ermutigt ist Ulmer durch einen Disneyfilm, dessen Botschaft er gern in der Bibel gefunden hätte: Lass das Haus des Glaubens zusammenbrechen, dann kommt Jesus zu Tage, der irgendwo eingemauert ist. Irgendwie findet er das doch noch in der Bibel, auch wenn die Verse stark hingebogen scheinen.

Die Dekonstruktion, die Jesus angeblich auch so vorgenommen hätte, richtet sich auf Themen, die nicht aus der Bibel oder dem Leben mit Jesus geboren sind, sondern auf Anfragen aus der spätmodernen Gesellschaft: „die Behandlung und Ausgrenzung der LGBTQ+-Gemeinschaft“, der Zorn Gottes und eine ewige Strafe, ein reines Leben besonders in sexueller Hinsicht („Purity Culture“), eine „platte“ Betrachtung der Bibel als Gottes Wort und ein Thema, das auch zunehmend in Deutschland Relevanz bekommt: Politik in der Gemeinde. Das letzte Thema behandelt Ulmer ausführlicher und macht deutlich, dass sich die „evangelikale Rechte“ mit der Verbindung der Gemeinde mit einem Präsidenten Donald Trump keinen Gefallen getan hat. Das hat zu Irritationen politisch Anders­denkender geführt und auch zu Trennungen von Gemeinden. Die gesetzliche Konzentration auf ein sexuell reines Leben als Mittelpunkt des Christseins hat insbesondere bei denen, die das nicht leben konnten, zu einer Distanzierung vom Glauben geführt. Ulmer möchte alle Verwirrten beruhigen, dass sie nicht die Wahrheit opfern, wenn sie die Gnade betonen: „Was Jesus nicht besonders betont, daran sollten wir nicht um jeden Preis festhalten“ (118). Der Verbrecher am Kreuz neben Jesus sei doch auch gerettet worden, ohne eine bestimmte Überzeugung zu einem der kontroversen Themen haben zu müssen. Es reichte, dass er auf Jesus hoffte. Ulmer meint sogar, dass der zweite Verbrecher „eine korrekte Theologie“ gehabt habe, mit der er dann verloren ging (119).

Eine Methode der andauernden Dekonstruktion?

Im zweiten Teil stellt Preston Ulmer seine Methode des Dekon­struierens vor. Sie soll aus der Bibel aus Markus 7 stammen (145). Dabei lernt man dann, dass man sich danach offen zur LGBTQ+-Gemeinschaft zählen kann (136). Kein Christ muss mehr an die Irrtumslosigkeit der Bibel glauben, wenn er ihr noch eine „zentrale Rolle“ zubilligt. Nur an Jesus und dem Evangelium soll der Christ festhalten. Dabei ist es wichtiger, „zu verstehen, warum etwas geschrieben wurde, als blind ein oberflächliches Verständnis des Buchstabens des Gesetzes umzusetzen“ (147-48). Leitfragen sollen sein: Woher stammt eine Überzeugung? Wem nützt sie? Wem schadet sie? Die erste Frage soll entlarven, ob etwas wirklich von Jesus kommt oder von Menschen oder aus der Tradition. Die zweite Frage geht davon aus, dass eigentlich alles den Armen und Schwachen nützen muss. Ist das nicht der Fall, ist irgendwas faul und es geht nur um menschlich persönliche Interessen. Man soll demütig erkennen, dass man vielleicht „Nutznießer“ irgendeiner christlichen Praxis ist. Die dritte Frage soll zur Erkenntnis führen, dass Christen Menschen schaden, statt ihnen in Liebe zum Nutzen zu sein. Die biblische Forderung der Unterordnung für Frauen schade „49,6%“ der Menschen und nutze nur den Männern. Auch der Familie würde durch die Unterordnung der Frau geschadet (154). Dass ein Ergebnis der Prüfung so aussehen könnte, dass diese Ordnung des Verhältnisses von Mann und Frau von Gott stammt und dass Schaden und Ausnutzung nicht von der Ordnung herrühren, sondern vom Missbrauch der Ordnung, das scheint als Ergebnis der dekonstruierenden Prüfung nicht mehr möglich.

Es ist ohne Bibel immer nur ein gedachter und gefühlter Jesus, der den neuen Glauben bestätigen soll.

Die schmerzhaften Beispiele von Menschen, die in evangelikalen Gemeinden Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit, Macht­miss­brauch und Vergewaltigung erfahren haben, dürfen nicht oberflächlich entschuldigt werden. Die Lösung für sündiges Verhalten von Menschen in der Überwindung christlicher Ethik zu suchen, erscheint mir aber ziemlich kurzschlüssig. Gibt es in nicht-evangelikalen Gemeinden oder in solchen, die liberal geworden sind, tatsächlich weniger Sünde? Kann man Lieb­losigkeit wirklich überwinden, indem man Gerechtigkeit und Wahrheit opfert? Preston Ulmer scheint ein einfühlsamer Gesprächspartner zu sein, der schon einigen verletzten Christen Mut machen konnte. Es bleibt aber im Ungefähren, was nach der Dekonstruktion des Glaubens neu aufgebaut werden soll. Ulmer ist zuversichtlich:

„Jeder, der dekonstruiert, baut auch wieder irgendeine Art von Glauben auf“ (183).

Er selbst gehört der Pfingstbewegung in den USA an und betont die mystische Dimension des Glaubens an Jesus, in der es nicht um Lehre geht, sondern um die gefühlvolle Verbindung zu Jesus (195). Dieser Jesus soll irgendwie alles bestätigen, was man im Wiederaufbau des Glaubens annehmen soll. Aber wie soll das gehen? Und ist es wirklich der Jesus, der in der ganzen Bibel bezeugt wird, oder ein gefühlter oder sogar nur ausgedachter?

Fazit

Dass Preston Ulmer solchen helfen will, die in christlichen Gemeinden Enttäuschungen, Verletzungen und Sünde erlebt haben, ist ohne Zweifel ein wichtiges Anliegen. Mir sind bei seinen Geschichten auch Menschen vor Augen, die Ähnliches erfahren haben. Die Kirche, die Jesus wollte und bis heute mit seinen Glaubenden baut, war und ist immer reformbedürftig. Falsche Lehren, Machtmissbrauch und jede Art von bösem Verhalten war immer auch Teil der Kirchengeschichte. Die Briefe des Neuen Testaments zeigen deswegen auch auf, wie dem zu begegnen ist. Dabei gibt es aber keine Glaubenshaltung, die darin besteht, alles zu „dekonstruieren“, also alle Lehre und jede ethische Ordnung nicht nur in Frage zu stellen, sondern „wegzusprengen“ mit der Hoffnung, dass am Ende das Gute stehen bleibt. Dass Preston Ulmer seine Hoffnung darauf setzt, dass letztlich der reine Jesus übrigbleibt und alle „Religion“ zerstört ist, ist einerseits sympathisch. Andererseits untergräbt er auch das Vertrauen auf die Bibel und da ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man am Ende einem ausgedachten Jesus folgt. Wir kennen Jesus zwar auch durch unsere Erfahrung, aber nie ohne das Wort Gottes der Bibel. Wir lieben Jesus durch die Bibel. Wir wissen, was Jesus will und was er ablehnt allein aus der Bibel.

Wenn enttäuschte Christen mit diesem Buch nach Heilung suchen, werden sie ermutigt, in Zorn und Schmerz zu zerschlagen, was ihnen einmal wichtig war, und sich (vielleicht) eine Zeitlang gut fühlen. Aber sie können so keinen tragenden Glauben finden.


  1. https://bibelbund.de/2021/08/dauernder-wandel-oder-ueberdauernde-werte/ 

  2. Beides z.B. in dem Buch von Thorsten Dietz, Weiterglauben https://bibelbund.de/2018/07/weiterglauben-doch-nicht-so/ 

  3. vgl. https://bibelbund.de/2016/10/ist-der-gott-der-bibel-ein-oldtimer-geworden-das-neue-modell-des-rob-bell/

    Rob Bell über die Bibel: https://bibelbund.de/2018/04/lesen-wir-die-bibel-falsch/