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In Deutschland war es nach der Neufassung des Paragraphen 218 lange relativ ruhig um das Thema „Abtreibung“. Die Gesellschaft schien irgendwie damit befriedet zu sein, dass Abtreibung falsch und strafbar sein muss, dass man sie aber unter gewissen Voraussetzungen (Fristen, Beratung, glaubhafte Gründe) nicht bestrafen würde. Die gemeldeten Abtreibungszahlen sanken, wenn es auch zuletzt immer noch jährlich um die 100.000 Kinder waren, deren Leben ausgelöscht wurde, ehe es richtig begann. Der Streit um die Aufhebung des Werbeverbots, das für eine Straftat selbstverständlich erscheint, hat die Diskussion neu aufleben lassen. Viele haben bisher kaum wahrgenommen, dass in den USA die Frage nach einem Recht auf Abtreibung seit mehr als 50 Jahren die Gesellschaft spaltet. Nachdem 2022 ein sehr liberales Urteil aus dem Jahr 1973 aufgehoben wurde, flammte der Streit heftig auf.
von Michael Kotsch
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In der Rubrik „Zur Diskussion gestellt“ veröffentlichen wir Artikel, bei denen uns bewusst ist, dass nicht alle Christen, die bibeltreu sein wollen, die Ergebnisse teilen. In einigen Fragen können auf der Grundlage der gleichen biblischen Aussagen unterschiedliche Antworten formuliert werden. In BuG 1-2022 haben wir an dieser Stelle einen Beitrag über eine bibelbegründete Sexualethik gedruckt, die bei einigen Lesern Rückfragen aufgeworfen hat. Hier lesen Sie eine an manchen Stellen abweichende Darlegung, die auf den Artikel von Prof. Dr. Friedhelm Jung antwortet. Im Ergebnis führen die Auslegungen zwar zum gleichen moralischen Verhalten, die Begründungen sind aber anders, was vor allem die Haltung beeinflusst.
von Thomas Jeising
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Die Ermahnung zu sexueller Reinheit und ehelicher Treue hat ihren Grund nicht darin, dass Gott dem Menschen keine sexuelle Freude gönnen würde. Es ist vielmehr so, dass in der Ehebeziehung Gott in besonderer Weise seine Beziehung zum Menschen abbilden wollte. Christen können und sollen auch durch Treue und Keuschheit dafür ein Zeugnis ablegen.
von Jacob Gerber
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Das Reden davon, dass niemand die Wahrheit wirklich kennen kann, hat sich auch unter Christen verbreitet. Seinen Ursprung hat es aber in den relativistischen Überzeugungen, die nicht aus der Bibel stammen. Jesus, der selber die Wahrheit ist, ist auch für die Wahrheit eingetreten und hat sie bezeugt. Das allein zeigt, dass sie auch erkennbar und aussagbar sein muss, wenn auch die Person von Jesus jede aussagbare Wahrheit übersteigt. Jeder Christ soll aber Zeuge der Wahrheit sein und dadurch ein Licht für die Welt. Das Licht des Evangeliums stammt nicht von ihm selbst, sondern er darf reflektieren, was von Jesus her strahlt.
von Dustin W. Benge
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Es ist erstaunlich, wie viel Wert die Bibel darauf legt, dass Christen in einer guten Art kommunizieren. Das betrifft zuerst natürlich den Inhalt des Gesagten. Er muss ganz mit Gott und seinem Wort übereinstimmen. Bevor wir anderen etwas sagen, sollten wir es zuerst mit Gott besprechen. Dann aber geht es auch um die Art und Weise des Redens. Es soll ohne richtende Gedanken und auch ohne einen solchen Ton gesagt werden. Aber wir dürfen unserem Gegenüber auch nicht Honig um den Bart schmieren, sondern müssen wahr und wahrhaftig sein. Das kann auch bedeuten, dass wir schmerzhafte Worte sagen müssen.
Die folgenden Beiträge stammen aus dem Tabletalk Magazine August 2020 und wurden mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries übersetzt.
von Burk Parsons
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Über viele Jahre haben Vertreter der Römisch-katholischen Kirche, des Ökumenischen Rates der Kirchen und der Weltweiten Evangelischen Allianz an einer Vereinbarung gearbeitet, die eine christliche Missionspraxis sicherstellen soll. Ohne Zweifel sind zahlreiche Missbräuche vorhanden, die sich aber nicht auf die Bibel berufen können. Denn dort sind gewaltsame Bekehrungen genauso falsch wie gekaufte. Der Verhaltenskodex betont viele richtige und wichtige Elemente einer Missionsethik. Allerdings ist er an entscheidenden Stellen zu ungenau, um die Probleme etwa von „gekauften“ Bekehrungen zu lösen. An anderen Stellen transportiert er Überzeugungen, die den Vorrang des Missionsziels der ewigen Errettung genauso in Frage stellen wie den Absolutheitsanspruch der christlichen Botschaft.
von Michael Kotsch
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Die vom Heiligen Geist geschenkte Gabe der Unterscheidung der Geister ist heute mehr denn je notwendig. Mit ihr wird der Gemeinde in Lehre und Leben, in der Verkündigung, Seelsorge und selbst in der Diakonie gedient. Für die Gesundheit und das geistliche Immunsystem der Gemeinde muss diese Gabe geübt und ausgeübt werden. Mit ihr wird vor allem zwischen Wirkungen von Gottes Geist, widergöttlichen und menschlichen Kräften unterschieden. Für die Übung der Gabe der Geisterunterscheidung ist eine gute Bibelkenntnis grundlegend. Aber es gehört auch Mut dazu, die Gabe in Demut und Entschlossenheit zu üben, denn es geht dabei nicht um Rechthaberei, sondern um die gesunde Lehre zum Lob Gottes und zum Nutzen der Gemeinde.
von Jürgen Neidhart
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Wenn Menschen sich fragen, wer sie sind und was ihre persönliche Identität ausmacht, dann verbinden sie das heute meist mit ihren Wünschen. Identität und Begehren wird vielfach, ohne es genau zu begründen, eng miteinander verbunden. Es scheint so, dass das Wesen des Menschen von seinem Begehren bestimmt wird. Die Bibel hat aber ein ganz anderes Bild, weil sie das Begehren nicht als Maßstab ansieht, sondern zwischen gutem Begehren und falschen, zerstörerischen Begierden unterscheidet. Von den letzten soll aber kein Mensch bestimmt sein.
von Dr. Jeremy Pierre
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Christen in unserer verwöhnten und bequemen Kultur müssen leidensbereiter werden. Niemand soll sich deswegen Verfolgung herbeiwünschen oder Schwierigkeiten in seinem Leben. Es ist offenbar ganz normal, dass wir am liebsten schon hier wie in der ewigen Herrlichkeit leben würden. Darum ist es wichtig, sich mit den zahlreichen Aussagen der Bibel zum Leid und insbesondere zum Leid als Christ zu beschäftigen. Sie bereiten uns auf andere Zeiten vor. Jakobus, Petrus und Paulus sind nicht nur selber von Leid und Verfolgung betroffen gewesen. Sie lehren auch einstimmig, dass wir als Christen zur Freude selbst in Anfechtungen kommen können. Das gelingt offenbar einerseits durch den Ausblick auf den Ausgang in der Herrlichkeit Gottes und andererseits durch das Aufschauen auf Jesus Christus und die Erinnerung an unsere wunderbare Errettung.
von Bryan D. Estelle
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Viel stärker als in Deutschland sind Christen in den USA misstrauisch, wenn es um die ärztliche Behandlung psychischer Erkrankungen geht. Allerdings gibt es die Unsicherheit im Angesicht der manchmal verstörenden Krankheitsbilder auch hier. Durch den Einfluss der sogenannten Biblischen Seelsorge, bei der einige Vertreter lehren, dass es keine psychischen Erkrankungen gebe, sondern nur Fehler im Denken aufgrund von Sünde, gibt es auch in Deutschland eine Diskussion, zu der dieser Beitrag einzelne Aspekte beitragen kann. Michael Horton sieht in der Ablehnung von psychischen Krankheiten ein theologisches Ungleichgewicht und einen zugrunde liegenden Irrtum, dem er entgegentritt.
von Michael S. Horton