Die Kurzfassung dieser Buchbesprechung finden Sie hier.
Mit Sein und Nichts legt Lorenz Puntel den dritten Band einer Trilogie vor, die mit Struktur und Sein (2006) begann und mit Sein und Gott (2010) fortgeführt wurde. In diesem letzten Band der Trilogie widmet sich der mittlerweile emeritierte Professor für Philosophie auf über 600 Seiten der Frage nach dem Zusammenhang von „Sein“ im Gegensatz zu „Nichts“. Die Untersuchung gliedert sich in zwei große Teile: Im ersten Teil (S. 15-224) wird in sieben Kapiteln eine Bestandsaufnahme zu der Frage vorgenommen, wie „Sein“ und „Nichts“ in der Philosophiegeschichte verstanden und voneinander abgegrenzt wurden. Darin zeigt Puntel auf, dass Philosophen wie Nietzsche, Heidegger oder Sartre letztlich in Widersprüche gerieten, weil sie nicht von einer grundlegenden Seinsdimension ausgingen, die letztlich personal aufgefasst werden muss und von Puntel mit dem christlichen Gott gleichgesetzt wird.
Im zweiten Teil (S. 225-606) legt Puntel seine eigene Darstellung von „Sein“ und „Nichts“ dar und baut dabei auf den ersten Bänden der Trilogie auf. Auch in diesem Teil setzt sich Puntel weiter mit klassischen Positionen der Philosophie auseinander und thematisiert in diesem Zusammenhang auch die Ansätze von Kant, Hegel und Vertretern der analytischen Philosophie. Ein weiteres Kapitel ist einer Zusammenfassung seines eigenen ontologischen Ansatzes gewidmet, den Puntel bereits in den ersten beiden Bänden der Trilogie ausführlich dargestellt hat. So kommt es, dass letztlich nur die letzten beiden Kapitel (S. 534-606) die eigentliche Fortführung der ersten beiden Bände sind, nun zugespitzt auf die Abgrenzung vom „Sein“ zum „Nichts“.
Puntel, Lorenz: Sein und Nichts. Das ursprüngliche Thema der Philosophie. Tübingen: Mohr Siebeck 2022. 632 S. Broschüre: 129,00 €. ISBN: 978-3-16-161090-5
Doch diese haben durchaus ihren Wert: In minutiöser Kleinarbeit weist Puntel nach, dass ein absolutes Nichts weder gedacht noch sinnvoll formuliert werden kann, so dass man an einem notwendigen Sein nicht vorbeikommt (S. 568-575). Dieses notwendige Sein muss nach Puntel geistige Eigenschaften haben und somit mit „Gott“ identifiziert werden (S. 582-603). Der eigentliche Wert dieser philosophischen Tour de Force liegt darin, in größter formaler Präzision auf philosophische Weise die Notwendigkeit eines grundsätzlichen, personalen Seins in Abgrenzung zum „Nichts“ gezeigt zu haben. Die Gründlichkeit dieser fast schon als Beweiskette zu bezeichnenden Argumentation steht in wohltuender Weise der häufig polemischen und oberflächlich geführten Diskussion um die Existenz bzw. Nichtexistenz Gottes entgegen und zeigt dabei die Denkfehler häufig bemühter Scheinargumente auf. Wie schon in Sein und Gott hat Puntel damit wertvolle Argumente für die christliche Apologetik geliefert, die zeigen, dass es rein rational vernünftig ist, von Gott als Urgrund und Urheber allen Seins auszugehen.