Der Verfasser ist einer von fünf anerkannten Ältesten in einer großen Brüder-Gemeinde in den Niederlanden. Vorher hat er 15 Jahre als Missionar in Kolumbien gearbeitet. Schon in dieser Zeit begann er, sich mit dem Thema dieses Buches auseinanderzusetzen. Viele Jahre arbeitete er daran und las alles, was er dazu bekommen konnte, allerdings hauptsächlich englische Literatur. Die Bibliografie am Ende des Buches gibt Zeugnis davon. 2012 waren sich die Ältesten der Gemeinde einig, dass es an der Zeit ist, das Thema neu zu untersuchen. Etwa ein Jahr später erklärten sie ihre Schlussfolgerungen zu diesem, gerade auch aus bibeltreuer Sicht sehr schwierigen und umstrittenen Thema der Gemeinde. Nach vier Jahren berichtet der Autor von seinen Erfahrungen damit in dieser und anderen Gemeinden.
Der Rezensent hat noch kein Buch zu diesem Thema gelesen, das mit solcher Friedfertigkeit und Weisheit geschrieben wurde, mit Liebe und Treue zum Wort Gottes und den Gläubigen. Es ist klug aufgebaut, berücksichtigt verschiedene mögliche Erklärungen der Schriftstellen und zeigt auf, dass es in der Praxis einer Gemeinde unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten geben kann. Dabei scheut sich der Verfasser nicht, eigene Vorschläge zu machen, die aber immer gut begründet sind. Im Buch selbst geht er auf viele Fragen ein, die in gemeindlichen Diskussionen eine Rolle spielen.
Nunn, Philip. Sollen Schwestern schweigen? Eine Untersuchung zur Beteiligung von Frauen in den Gemeindestunden. Hünfeld: CMD 2018. 211 S. Paperback: 9,50 €. ISBN: 978-3-945973-19-6.
Philip Nunn erklärt die nach seiner Meinung fünf Haupttexte der Bibel zum Thema: 1. Mo 1-3 – die Schöpfungsordnung und wie sie sich in Bibel und Kirchengeschichte ausdrückt, Apg 2 – die erste Versammlung der Gemeinde, 1Tim 2 – Beten, Lehren und Autorität, 1Kor 11 – Beten und Weissagen, 1Kor 14 – Schweigen, nicht reden. Schließlich setzt er die Puzzleteile zusammen und erklärt, wie es in seiner lokalen Gemeinde funktionierte, weil die Ältesten mit weiser Behutsamkeit vorgingen. Zum Schluss stellt er seine persönliche Überzeugung, seine Praxis und Lehre vor.
Der Autor ist sich bewusst, dass das Modell, das er vorstellt, auch seine besonderen Aspekte und Schwächen hat. Trotzdem ist er überzeugt, dass die vorgeschlagene Rahmenstruktur am besten mit allen biblischen Befunden übereinstimmt (S. 171).
Eine Schwachstelle sieht der Rezensent allerdings in der Auslegung von Apg 2. Nunn geht nämlich davon aus, dass die Erstempfänger des Heiligen Geistes nicht nur die 12 Apostel waren, sondern die 120 von Apg 1,14, was aber wegen Apg 2,1.7.14f. u.a. keineswegs gesichert ist. Aus dieser Vermutung aber leitet Nunn wesentliche Aussagen für die Frauen in der Gemeinde ab. Das macht manches fraglich.
Aber jeder, der sich auf bibeltreuer Basis mit diesem schwierigen und umstrittenen Thema befasst, sollte Philipp Nunns Buch unbedingt gelesen haben, auch wenn er an einigen Stellen zu anderen Ergebnissen als der Autor kommen mag. In jedem Fall kann er lernen, wie man mit diesem Thema und mit seinen Geschwistern umgehen sollte.