Das Buch ist ein wissenschaftliches Werk, von einem Mediziner als Handbuch für Therapeuten geschrieben. Sie sollen eine Orientierungshilfe an die Hand bekommen, um die Situation richtig einschätzen und behandeln zu können, wenn der Umgang eines Patienten mit der Religiosität ihm selbst oder anderen schadet. Griffith will Wege aufzeigen, wie die Psychotherapie auf die Religiosität eines Menschen zurückgreifen kann, um Trost, Heilung und Widerstandskraft zu fördern.
James Griffith ist selbst Mitglied einer Episkopalkirche, nachdem er vorher bei den Methodisten, der Gemeinde Christi, den Lutheranern und in der Katholischen Kirche war.
Der Verfasser beklagt, dass die Einflüsse der Religion in der Medizin häufig nicht beachtet werden. Es ist aber ein großer Unterschied, ob Patienten zum Beispiel ihre Krankheit als Strafe Gottes ansehen oder ob sie einen positiven geistlichen Sinn darin erkennen können.
Nach einer längeren Einleitung will Griffith zunächst einen Wegweiser im Terrain der Religionen aufstellen. Dass er dabei von der Soziobiologie ausgeht, die komplexe Verhaltensweisen anhand von evolutionären Vorteilen zu erklären sucht, ist aus biblischer Sicht zumindest fragwürdig, vor allem, wenn der Verfasser meint, dass diese Brille Klarheit in die Verwirrungen des religiösen Lebens bringen würde.
Im Großen und Ganzen arbeitet Griffith aber pragmatisch und zeigt anhand von Fallbeispielen, wie man mit Patienten über ihre Religion ins Gespräch kommt und wie man diese für einen Heilungsprozess nutzen kann. Er erkennt die heilende und die krankmachende Seite der Religion gerade in persönlichen Begegnungen in Krankenhäusern. Unnötiges Leid, Ablehnung von angeratenen Behandlungen können durch falsch verstandene Religiosität verstärkt werden. Ausführlich geht er auch auf die Probleme ein, die durch religiöse Hierarchien und manchen Gruppenzwang entstehen.
James L. Griffith. Religion hilft, Religion schadet. Wie der Glaube unsere Gesundheit beeinflusst. Darmstadt: WBG 2013 304 S. Hardcover: 39,90 €. ISBN 978-3-534-24310-5
Der Verfasser meint, dass selbst ein weltlicher Arzt eine wichtige Rolle für den Patienten übernehmen kann, indem er diesen in seiner persönlichen Spiritualität stärkt. Auf jeden Fall soll der Arzt eine Position finden, die den Dialog mit dem Patienten fördert und Verständnis für seine Religiosität zeigt. „Therapeuten und klinische Systeme brauchen das Anderssein religiös geprägter Patienten.“
Kein christliches, aber doch ein nützliches Buch, das viel Verständnis für religiöse Patienten hat und nicht nur Ärzten, sondern auch Seelsorgern in dieser Frage helfen kann.