Der Theologieprofessor Wilfried Engemann hat mit diesem Buch eine umfangreiche Einführung in die Homiletik vorgelegt. Der erste Teil umfasst über 350 Seiten, in welchem das Predigtgeschehen insgesamt untersucht und dargestellt wird. Sein Schwerpunkt in dieser Ausarbeitung liegt deutlich auf der Predigt als Kommunikationsgeschehen von Mensch zu Mensch. In dieser Ausarbeitung zeigen sich immer wieder seine umfangreichen Kenntnisse der Psychologie. In mehreren Schaubildern und Tabellen stellt er diese anschaulich zusammen, wodurch der Verstehensprozess deutlich verbessert wird. Engemann ist mit vielen seiner Aussagen sehr herausfordernd und legt meist den Finger direkt auf die Schwachstellen, die Sonntag für Sonntag in den Predigten dargeboten werden. So schreibt er von Texten, die nur „ventiliert“ werden, vom homiletischen Lassiv, von theologischer Lieblosigkeit oder auch von dem fehlenden Bezug zur aktuellen Welt des Zuhörers. Engemann schreibt als liberaler Theologieprofessor und seine Theologie wird wiederholt in den Worten „Liebe“ und „Freiheit“ zusammengefasst. Eine persönliche Beziehung zu dem dreieinigen Gott, als Grundlage für den Prediger, spielt in seiner Homiletik keine Rolle.
Engemann, Wilfried. Einführung in die Homiletik (2. Aufl.). Tübingen und Basel: A. Francke UTB. 548 S. Paperback: 26,90 €. ISBN: 978-3-8252-2128-7.
In den deutlich kürzeren weiteren Teilen geht er auf die Predigtanalyse / das Predigtnachgespräch ein, untersucht die Theologie der Predigt und stellt im vierten Teil noch Arbeitshilfen für Studenten bereit. Er zeigt zwar einige Instrumente zur Analyse einer Predigt auf, aber stellt auch klar, dass eine Predigt ein so komplexes Geschehen ist, dass sie schwer als Ganzes beurteilt werden kann. Man solle sich deshalb bei der Beurteilung auf einzelne Dinge beschränken.
Bei seiner Predigt-Theologie kommt natürlich sein theologisches Vorverständnis deutlich zum Tragen, wie folgendes Zitat zeigt: „Die Predigt findet statt, um Menschen in ein Leben in Liebe und Freiheit zu rufen – das ist Inhalt und Intention des Evangeliums.“ (S.468).
Am Ende des Buches befinden sich noch einige Verzeichnisse, welche die Weiterarbeit mit dieser Thematik deutlich erleichtern können.
Das Buch von Engemann ist jedem Prediger zu empfehlen, der sich mit der Art und Weise des Predigens auseinandersetzen möchte und solche Bücher auch kritisch lesen kann. Es eignet sich jedoch nicht als homiletisches Handbuch für die übliche Gemeindearbeit.