Im Mai 1539 erlebte Sachsen so etwas wie eine erste „friedliche Revolution“. Sie ist leider fast völlig in Vergessenheit geraten. Auch damals spielte Leipzig eine wichtige Rolle. Die Stadt war 1539 zwar nicht (wie 1989) der Ausgangspunkt für die Beendigung der alten Herrschaft, aber doch der symbolträchtige Höhepunkt für eine „Wende“. Die Rede ist von der Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen, das von Dresden aus durch die albertinischen Wettiner regiert wurde. 1539 schloss sich auch dieser Teil Sachsens – mit 20 Jahren Verspätung – der von Wittenberg ausgegangenen Reformation an. Mit Recht sagt man, dass zu diesem Zeitpunkt die lutherische Landeskirche Sachsen ihren Anfang genommen hat.
Am Pfingstfest 1539 (25./26. Mai) fand dieser Vorgang seinen krönenden Abschluss in Leipzig. Dazu stellten sich die damaligen sächsischen Fürsten persönlich ein: Kurfürst Johann Friedrich und sein Bruder Johann Ernst aus Torgau, Herzog Heinrich der Fromme und seine beiden Söhne Moritz und August aus Dresden. Angereist waren auch die führenden Wittenberger Professoren, u.a. Martin Luther, Philipp Melanchthon, Justus Jonas und Caspar Cruciger. Überall wurden Festgottesdienste gehalten. In den verschiedenen Leipziger Kirchen predigten bekannte lutherische Theologen wie Friedrich Myconius und Paul Lindenau. Luther1 selbst hielt am Pfingstsonntag nachmittags eine Predigt in der Thomaskirche.2
Wie kam es, dass die Reformation in Dresden, Leipzig und Chemnitz erst mit so viel Verspätung eingeführt wurde? Ich will im Folgenden kurz die Hintergründe und Ursachen erklären.
Sachsen – ein geteiltes Land (1485-1547)
Den Anlass für die grundlegenden Veränderungen des Jahres 1539 bildete der Tod von Herzog Georg dem Bärtigen am 17. April 1539. Er hatte sich jahrelang energisch gegen die Reformation zur Wehr gesetzt. Georg ließ es nicht zu, dass in seinem Territorium evangelisch gepredigt und grundlegende kirchliche Reformen durchgeführt wurden. Darin unterschied er sich von seinen ernestinischen Verwandten in Wittenberg/Torgau.
Eine solche getrennte Entwicklung innerhalb eines deutschen Landes war möglich, weil Sachsen seit 1485 geteilt war.3 Diese Geschichte ist schnell erzählt.
Als im Jahre 1464 der sächsische Kurfürst Friedrich der Sanftmütige starb, hinterließ er zwei erwachsene Söhne: den 21-jährigen Ernst und dessen zwei Jahre jüngeren Bruder Albrecht. Das sind jene beiden Brüder, die wenige Jahre zuvor beim spektakulären „Prinzenraub” aus Altenburger Schloss entführt wurden (1455).4
Die Brüder Ernst und Albrecht von Sachsen teilten sich die Regierung 20 Jahre lang brüderlich.
Ernst und Albrecht übernahmen gemeinsam die Regierung, wobei dem Älteren automatisch die Kurwürde zufiel. Fast zwei Jahrzehnte lang teilten sich die beiden brüderlich die Regierungsgeschäfte. Durch Erbschaft (z.B. 1482 Thüringen) oder Kauf gelang es ihnen, das sächsische Territorium erheblich auszuweiten. Das Gebiet des Kurfürstentums erreichte damals eine Ausdehnung von Oberfranken bis vor die Tore Potsdams und von der Werra bis in die Niederlausitz.
In den Jahren nach 1480 machte sich dann eine Entfremdung zwischen den Brüdern bemerkbar, die schließlich zur Teilung des Landes führte. Vor allem Kurfürst Ernst war es, der sich wohl um das Erbrecht seiner Söhne sorgte und deshalb auf Teilung drängte. Er starb dann tatsächlich schon im Jahre nach der Teilung (1486). Am 11. November 1485 wurde in Leipzig der Teilungsvertrag unterzeichnet.
Zuvor hatte eine Kommission das Land aufgeteilt, wobei die beiden Landesteile absichtlich ineinander verschachtelt wurden, um ein Auseinanderfallen möglichst zu verhindern.5
Als natürlich vorgegebene Schwerpunkte bildeten Thüringen (inkl. Westsachsen) und das Meißner Land die Zentren des jeweiligen Teiles. Ernst behielt die Kurwürde, während Albrecht den Landesteil wählen durfte.
Zum Verdruss seines Bruders entschied sich Albrecht für den geschlosseneren und stärkeren Landesteil: Meißen mit Dresden, Leipzig und Chemnitz. So wurde Meißen/Dresden zum Zentrum der Albertinischen Herrschaft, während die Ernestiner den Kurkreis mit Wittenberg und Torgau als Sitz wählten. Bedeutendste Stadt im Kurfürstentum war damals Zwickau, das vom erzgebirgische Silberbergbau profitierte.6 Es kam zu einer getrennten Entwicklung der beiden Landesteile.
Im Ernestinischen Kurfürstentum übernahm 1486 Friedrich III. (genannt „der Weise“)7 nach dem Tod seines Vaters (Ernst) als 22-jähriger die Regierung.
Er bemühte sich, den schwächeren Landesteil aufzuwerten. Dazu dienten der Ausbau von repräsentiven Residenzen (z.B. in Torgau, Wittenberg und Annaburg/Lochau) sowie die Gründung einer eigenen Landesuniversität in Wittenberg 1502.
Friedrich der Weise wurde zum Beschützer und Förderer der Reformation. Sein Cousin Georg aber zum entschiedenen Gegner.
Friedrich der Weise hat sich als Beschützer Luthers und Förderer der Reformation einen Namen gemacht. Er ist Luther allerdings nur ein einziges Mal persönlich begegnet, als dieser vor den versammelten Reichsfürsten beim Reichstag in Worms (April 1521) erscheinen musste.8 Ansonsten fungierte Friedrichs Sekretär und Beichtvater Georg Spalatin als Kontaktmann zu Luthers.
Im Albertinischen Landesteil trat im Jahr 1500 Georg der Bärtige9 als Herzog die Nachfolge seines Vaters (Albrecht) an.10 Er verlegte seinen Regierungssitz von Meißen nach Dresden und begann damit, diese Stadt zur Residenz auszubauen.
Herzog Georg wurde bald zum entschiedenen Gegner Luthers und der Reformation. Die Teilung des Landes verursachte in den ersten Jahrzehnten des 16. Jh. einige Spannungen zwischen den konkurrierenden Wettinischen Fürstenhäusern. Wie sich das Verhältnis gestaltete, hing auch immer von den persönlichen Eigenarten der Protagonisten ab. Auf jeden Fall hat aber ab 1520 der unterschiedliche Umgang mit der Reformation die Gegensätze verstärkt.
Eine missglückte Annäherung – Leipzig 1519
Georg der Bärtige, der die Dresdener Politik in den entscheidenden Jahren ab 1520 bestimmte, war keineswegs von Anfang an ein Gegner Luthers, der eine Reform der Kirche ablehnte. Er sah im Gegenteil durchaus die Notwendigkeit, kirchliche Missbräuche abzustellen und bemühte sich auch in seinem Landesteil darum. Johannes Schilling bescheinigt Georg in seiner Lutherbiographie11 :
„In gewisser Hinsicht war seine (Georgs) Frömmigkeit sogar ‚moderner‘, im Ansatz Luther näher als die Reliquienfrömmigkeit Friedrichs des Weisen, pflegte Herzog Georg doch eine ausgeprägte Christusfrömmigkeit und stand der ausufernden Wallfahrts- und Reliquienfrömmigkeit distanziert gegenüber.“
Zum Widersacher Luthers wurde Georg ab 1519. Den Anlass dazu lieferte die sogenannte Leipziger Disputation.
Zunächst hatte Georg Luthers 95 Thesen über den Ablass von 1517 wohlwollend zur Kenntnis genommen und sie auch in seinem Landesteil verbreiten lassen. Er begrüßte eine Diskussion über die Fragen um den Ablass. Deshalb setzte er sich dafür ein, dass Dr. Johann Eck (aus Ingolstadt) mit den Wittenberger Theologen in Leipzig über dieses Thema öffentlich disputieren sollte. Dafür musste Georg den Widerstand der Leipziger Universitätstheologen und des zuständigen Merseburger Bischofs überwinden.
Die Disputation wurde Anfang Juli 1519 auf der Leipziger Pleißenburg durchgeführt, weil die Universität dafür keine Räume zur Verfügung stellte. Zunächst disputierte J. Eck mit Luthers Kollegen Andreas Karlstadt. In der zweiten Runde ergriff dann Luthers selbst das Wort.12 Den Höhepunkt der Disputation (am 5. Juli) bildete die Auseinandersetzung um den Papst als Oberhaupt der Kirche (sog. päpstlicher Primat).
Luther lehnte diesen als nicht schriftgemäß ab. Eck entgegnete, dass verschiedene Konzilien diesen Primat ausdrücklich bestätigt hätten. Luther erwiderte, auch Konzilien seien nicht irrtumslos. Daraufhin konterte Eck: Damit vertrete sein Wittenberger Kollege ein Position, die den hussitischen Irrlehren sehr nahe komme. Darauf antwortete Luther: „Non omnes articuli Hussitici sunt haeretici“ (= Nicht alle Artikel der Hussiten sind Irrlehren). Unter den Sätzen des Jan Hus seien einige, die die allgemeine Kirche, nicht verdammen könne. Als diese Worte fielen, sprang Herzog Georg von seinem Platz auf, stemmte die Arme in die Seiten und fluchte laut: „Das walt die Sucht!“13
In diesem Augenblick fiel bei Herzog Georg eine Tür ins Schloss, die sich nie wieder öffnen sollte. Er wurde von da an zum erbitterten Gegner Luthers. Als Luther wenige Monate später (im Dezember 1519) seine Schrift „Sermon von dem hochwürdigen Sakrament des heiligen wahren Leichnams Christi“14 veröffentlichte, beschwerte sich Georg bei Kurfürst Friedrich dem Weisen. Der Cousin solle die Unterstützung der hussitischen Ketzerei durch Luther endlich unterbinden.
Eine belastete Herkunft – Georg und die Hussiten
Dass Herzog Georg so heftig auf Luthers Äußerung über die Hussiten reagierte, hatte einen biografischen Hintergrund. Luthers Worte stachen in eine alte Wunde.
Georg wurde 1471 als Sohn von Herzog Albrecht dem Beherzten geboren. Seine Mutter Sidonia (1449-1510) war eine Tochter des damaligen böhmischen Königs Podiebrad (1420-1471). Diesen hatte der Papst 1464 als „Hussitenkönig“ zum Ketzer erklärt und aus der Kirche ausgeschlossen worden.
Wenige Wochen nach der Geburt Georgs starb der Großvater im Bann. Das löste bei Sidonia ein lebenslanges Trauma aus. Sie versuchte eifrig, durch Bußleistungen die Höllenqualen ihres Vaters abzumildern. Vor allem aber erzog sie ihren Sohn, der ja den Namen des Großvaters trug, ganz als treuen Sohn der Römischen Kirche.
Bei Georg wirkte der Tod Jan Hus‘ und die anschließenden Hussitenkriege nach, weil sein Großvater deswegen im Bann war.
Hier ist die tiefere Ursache für Georgs Entsetzen in Leipzig zu sehen. Johann Eck hat es verstanden, diese „wunde Stelle“ ausfindig zu machen und mit rhetorischem Geschick gegen Luther auszunutzen. Die Hussiten hatten nach dem Tod von Jan Hus in Konstanz 1415 auf dem Scheiterhaufen jahrelang mit ihren Heeren die Nachbarländer terrorisiert. In Sachsen erinnerte man sich auch hundert Jahre danach daran.
Georg war ein theologisch überdurchschnittlich gebildeter Mann. Er korrespondierte in lateinischer Sprache mit Erasmus von Rotterdam über Reformfragen der Kirche. Als junger Mann wurde Georg zunächst sogar für den kirchlichen Dienst ausgebildet. 1484 übertrug man ihm ein Kanonikat15 in Mainz. Erst durch die Landesteilung von 1485 ergab sich eine neue Lage. Nun benötigte auch Herzog Albrecht einen Thronfolger. So wurde der erst 17-jährige Georg 1488 von seinem Vater als Regent eingesetzt, weil Albrecht als Statthalter der Niederlande viel auf Reisen war. Georg regierte das Land mit viel Geschick und bemühte sich vor allem um ein gutes Auskommen mit den Ständen (Adlige und Städtevertreter).
Ein langer Kampf gegen die Reformation – Beispiel Leipzig
Georg der Bärtige sah es als lebenslange Aufgabe an, den hussitischen Ketzereien entschieden entgegen zu treten, die seinen Großvater ins Unglück gestürzt hatten. Da er die gleichen „Irrlehren“ bei Luther entdeckt zu haben glaubte, richtete sich seine Abneigung auch gegen alles, was aus Wittenberg kam.
Dabei darf man nicht übersehen, dass Georg durchaus die schlimmen Zustände in der damaligen Katholischen Kirche sah und etwas dagegen unternehmen wollte. Er hatte deshalb Luthers frühe Schriften mit Interesse gelesen. Noch 1520 konnte er anerkennend feststellen, dass er vieles, was Luthers in seiner Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“ geschrieben habe, akzeptabel finde.16
Georg von Sachsen wollte Reformen, aber sie sollten nicht so grundlegend sein und die bisherigen Ordnungen nicht völlig in Frage stellen.
Georg war für eine Reform der Kirche, aber nicht für eine so grundlegende Reformation, wie sie von Wittenberg ausging und alle bisherige kirchliche Ordnung in Frage stellte. Luthers Berufung auf sein in Gottes Wort gefangenes Gewissen (z.B. in Worms) machte dem Herzog Angst. Er sah: Wenn das ein Einzelner tun konnte, waren dadurch alle bestehenden Autoritäten in Frage gestellt. Die Verehelichung der Priester, die Austritte aus den Klöstern, die Unruhen in Wittenberg während Luthers Wartburgaufenthalt bestätigten ihn in dieser Anschauung. Als sich im Bauernkrieg 1524/25 auch noch die Aufständischen auf Luther beriefen, war das Maß voll. Der Herzog wetterte gegen Luther und verfasste selbst Schriften gegen ihn.17 Energisch ging er in seinem Landesteil gegen alle reformatorischen Tendenzen vor.
Luther blieb ihm in der Polemik nichts schuldig. Er bekannte zwar, dass er für den Herzog mehr als einmal gebetet habe, aber er konnte bei seiner Rückkehr von der Wartburg am 5. März 1522 an Kurfürst Friedrich den Weisen auch schreiben:
Er sei bereit, persönlich nach Leipzig hinein zu reiten, „wenn’s gleich neun Tage eitel (= lauter) Herzog Georgen regnete, und ein jeglicher wäre neunfach wütender, als dieser ist“.18
Einen Monat zuvor (am 10. Febr. 1522) hatte der Herzog überall in seinem Land ein Mandat anschlagen lassen, in dem Luther des Ungehorsams „gegenüber den obersten christlichen Häuptern“ (Kaiser und Papst) bezichtigt wurde. Wer Luthers Lehre vertrete, sollte inhaftiert werden. Eltern durften ihre Söhne nicht mehr auf lutherische Schulen oder Universitäten schicken. Ursache für letzteres war der starke Rückgang der Studentenzahl an der Leipziger Universität und an der Thomasschule.19
Auf Reichsebene kämpfte Herzog Georg dafür, dass das Wormser Edikt überall umgesetzt werden sollte: dass also der Bann und die Reichsacht gegen Luther endlich vollstreckt werden sollten. Beim Reichskammergericht in Nürnberg erwirkte er 1522 ein Mandat, das evangelische Gottesdienste und die Verheiratung von Priestern sowie Mönchen und Nonnen im ganzen Reich verbot.
Als im September 1522 Luthers Übersetzung des Neuen Testaments erstmals im Druck erschien, wurden die Käufer aufgefordert, ihre Exemplare gegen Erstattung des Kaufpreises bei den staatlichen Behörden abzuliefern.20
Vor allem in Leipzig gab es viele Anhänger der Reformation. Immer wieder traten hier evangelische Prediger auf,21 die aber meist nach kurzer Zeit vertrieben wurden. Schließlich bot sich ein Ausweg an: Östlich von Leipzig lagen einige Dörfer in unmittelbarer Nähe der Stadt, die schon zum Ernestinischen Gebiet gehörte, z.B. Naunhof, Holzhausen, Zuckelhausen, Seifertshain, Albrechtshain, Eicha und Kleeberg (Markkleeberg?).
Dort wurde seit Mitte der 20-er Jahre evangelisch gepredigt. Zum Beispiel war seit 1530 in Eicha (nahe Albrechtshain) der spätere Leipziger Superintendent Johann Pfeffinger als Pastor tätig.22
Evangelisch gesinnte Leipziger hörten die Predigt außerhalb der Stadt. Deswegen wurden sie vom Rat der Stadt verhört und zurechtgewiesen.
Nun nahmen es evangelisch gesinnte Leipziger auf sich, am Sonntagmorgen zum Gottesdienst hinaus auf die Dörfer zu gehen. Herzog Georg ließ daraufhin ihre Namen durch Spione feststellen. Dann wurden die Betreffenden vom Rat der Stadt verhört und zurechtgewiesen. 1532 kam es zu ersten Ausweisungen von Leipziger Bürgern wegen ihres evangelischen Glaubens.
Die Leipziger wandten sich mehrfach um Rat nach Wittenberg. Luther tröstete und stärkte die Angefochtenen, mahnte sie aber auch zu geduldigem Leiden und warnte vor unüberlegten Aktionen.23 In einem Brief schrieb er:
„Haltet fest, Christus hebt an (fängt an) zu regieren und will des Spiels ein Ende machen… Seid getrost, lieben Freunde, es muss sauer vorhergehen, ehe das Lachen kommt… Gott, der Vater, stärke euch durch seinen reichen Geist in Christo Jesu und nicht in Herzog Georgen. Denn Christus lebet und Herzog Georg stirbt, das ist gewiss und wird sich bald beweisen.“24
Der gewaltlose Widerstand steigerte sich in diesen Jahren. Im März 1533 starb in Leipzig der bekannt Jurist und Reformationsanhänger Dr. Augustin Specht.
Er hatte sich auf dem Sterbebett geweigert, das Abendmahl in katholischer Weise (unter einer Gestalt, d.h. nur Brot) zu empfangen. Seine Beerdigung wurde zu einer Demonstration. Hunderte evangelisch gesinnte Leipziger folgten dem Sarg.
Mit einer Blechmarke wollte man auch die Evangelischen in die Beichte und zur Messe zwingen. Luther empfahl nicht gegen das eigene Gewissen zu handeln.
Zu Ostern 1533 kamen die Leipziger Franziskaner auf die Idee, an jeden, der zur traditionellen Osterbeichte kam, eine Blechmarke aus Messing auszugeben. So konnte anschließend leicht festgestellt werden, wer die katholische Ohrenbeichte verweigert hatte. Wieder schrieben die Leipziger Evangelischen in ihrer Not an Luther. Dieser empfahl ihnen, nicht gegen ihr Gewissen zu handeln und sich ohne Scheu zu ihrem Glauben zu bekennen:
„Nun aber Herzog Georg sich auch untersteht, die Heimlichkeit des Gewissens zu erforschen, wäre er wohl wert, dass man ihn betröge als ein Teufelsapostel, wie man immerhin tun könnte. Denn er hat zu solchem Fordern weder Recht noch Fug, und sündigt wider Gott und den Heiligen Geist. Aber weil wir müssen bedenken, nicht was andere böse Leute tun, es seien Mörder oder Räuber, sondern was uns zu leiden und zu tun gebührt: So will es in diesem Fall das Beste sein, dass man trotziglich dem Mörder und Räuber unter die Augen sage (offen ins Gesicht sage): ‚Das will ich nicht tun. Nimmst du mir darum mein Gut oder Leib, so hast du es einem andern genommen denn (als) mir, dem du es teuer bezahlen musst…‘ Denn man muss dem Teufel das Kreuz in das Angesicht schlagen und nicht viel pfeifen noch hofieren, so weiß er, mit wem er umgeht.“25
Herzog Georg ging hart gegen die Proteste vor. Er ließ 1533 – trotz Fürsprache des Stadtrates – ca. 80 Bürger mit ihren Familien ausweisen (insg. 450-500 Personen). Die Betroffenen wurden vorher vom zuständigen Bischof verhört.26
In den folgenden Jahren wurde es etwas ruhiger. Herzog Georg ließ in dieser Zeit sogar rechtliche Vorkehrungen für die Auflösung von Klöstern treffen.
Ein Ende zeichnet sich ab – Georgs familiäre Misere27
Herzog Georgs Zeit neigte sich ihrem Ende entgegen, so wie es Luther angekündigt hatte. In seinen letzten Jahren musste der alte Herzog in seiner eigenen Familie schwere Schicksalsschläge hinnehmen.
1534 starb seine Tochter Magdalene, die mit dem Markgrafen von Brandenburg verheiratet war. Wenige Wochen später verlor er auch seine Frau Barbara nach schwerer Krankheit. Eine zweite Tochter (Christine) war mit dem Landgrafen Philipp von Hessen verheiratet, einem Wortführer der evangelischen Fürsten.
Georg hatte zwei Söhne: Der Ältere, Johann, war mit Elisabeth, der Schwester des hessischen Landgrafen verehelicht. Als Johann im Januar 1537 starb, erhielt die Schwiegertocher das Schloss Rochlitz als Witwensitz. Sie ließ sich von Kurfürst Johann Friedrich Lutherschriften schicken und stellte für sich einen evangelischen Hofprediger an.28
Der jüngere Sohn von Georg hieß Friedrich. Er litt unter einer Geisteskrankheit, die ihn regierungsunfähig machte. Trotzdem versuchte Georg, den Sohn als Nachfolger durchzusetzen. Ein Thronrat, sollte für ihn die Regierungsgeschäfte führen. Dieser Plan zerschlug sich als Friedrich am 15. März 1539 kurz vor seinem Vater starb.
Nun blieb als Nachfolger nur noch Georgs Bruder Heinrich (1473-1541; genannt der Fromme) übrig. Dieser hatte nach einem kurzen Aufenthalt als Gubernator (Verwalter) in Friesland 1505 die Ämter Freiberg und Wolkenstein zur Verwaltung übertragen bekommen.
Er residierte auf Schloss Freudenstein in Freiberg und sympathisierte seit 1528 mit der Reformation. Seine Frau Katharina stammt aus Mecklenburg und unterhielt Kontakte nach Wittenberg. 1531 hörten Heinrich und seine Frau während eines Besuches in Torgau Luther erstmals selbst predigen. 1534 besuchten sie sogar Wittenberg.29
Georg wollte mit allen Mitteln verhindern, dass sein Nachfolger und dann das Land evangelisch wurde. Seinen letzten Versuch verhinderte sein schneller Tod.
Herzog Georg war über die evangelischen Neigungen seines Bruders wenig begeistert. Er versuchte deshalb, wenigstens dessen Söhnen eine katholische Erziehung angedeihen zu lassen. Der zweite Sohn (Severin) starb allerdings 1533 kurz nach seiner Ankunft am Innsbrucker Hof der Habsburger. Erfolgreicher funktionierte dieses Modell beim dritten Sohn August (geb. 1526; von 1553-1586 Kurfürst), der eine Zeit lang am habsburgischen Hof ausgebildet wurde und deshalb mit dem späteren Kaiser Maximilian II. freundschaftlich verbunden blieb.
Anders sah es beim ältesten Sohn Moritz (geb. 1521) aus. Er verbrachte einige Zeit am Hof seines ernestinischen Vetters Johann Friedrich in Torgau, mit dem er sich aber keineswegs gut verstand. Er störte sich an der Bevormundung durch den 18 Jahre älteren Cousin. So kam es, dass Moritz nicht böse war, als er von Georg an den Dresdner Hof geholt wurde.
Noch wenige Tage vor seinem Tod versuchte Georg, den Übergang der Herrschaft an seinen Bruder zu verhindern. Er änderte sein Testament und wollte sein Herzogtum als Reichslehen an den Kaiser zurückfallen lassen – falls der Bruder nicht katholisch bliebe. Nur sein schneller Tod am 17. April 1539 verhinderte, dass die Testamentsänderung rechtswirksam wurde.
Die Wende in Herzogtum – Heinrich führt die Reformation ein
Sofort nach Bekanntwerden des Todes von Herzog Georg eilte sein Bruder Heinrich nach Dresden. Bereits vier Tage später (am 21. April) präsentierte er sich in Dresden den Landständen (Landtag) als neuer Herzog.30 Danach reiste er durch die bedeutenden Städte seines Herzogtums, um sich huldigen zu lassen.
Eine der ersten Stationen war dabei Annaberg, wo bereits am 4. Mai ein Gipfeltreffen mit seinem ernestinischen Neffen, dem Kurfürsten Johann Friedrich, stattfand. Dort wurde die Einführung der Reformation im Herzogtum beraten und beschlossen.
Nach dem festlich begangenen Abschluss der Huldigungsfeierlichkeiten zu Pfingsten 1539 in Leipzig ging man zügig ans Werk. Nun sollte auch im Herzogtum ohne Zögern die Reformation eingeführt werden. Mit der praktischen Durchführung wurden evangelische Prediger wie Justus Jonas, Caspar Cruziger (der aus Leipzig stammte), Friedrich Mykonius und Johann Pfeffinger (er wurde 1540 ersten Superintendent an der Nikolaikirche).
Widerstände gab es vor allem in den Klöstern und an der Universität. Die Mönche und die alten Professoren fürchteten, ihre Privilegien zu verlieren. Im Juli 1539 fand deshalb eine zweite „Leipziger Disputation“ statt (wie 1519). Cruciger und Myconius debattierten zwei Tage lang vor großem Publikum mit den Klostervertretern.31
Am 14. Juli 1539 begann eine erste Visitation im Herzogtum, die von Wittenberger Theologe wie Justus Jonas und Georg Spalatin geleitet wurde.32
Vor allem Kurfürst Johann Friedrich drängte darauf, dass man in Ordnungsfragen den in Kursachsen erprobten Modellen folgte. Im tiefsten Innern dürfte bei ihm wohl die Hoffnung mitgespielt haben, durch gleichförmige Ordnungen eine spätere Wiedervereinigung Sachsens zu erleichtern – natürlich unter ernestinischer Führung. Im Gegensatz dazu mahnte Landgraf Philipp von Hessen zu einem behutsamen Vorgehen, das besonders Rücksicht auf die Landstände und Stadträte nehmen sollte.
Schon im Spätsommer 1539 ging Herzog Heinrich allerdings deutlich auf Distanz zu den Ernestinischen Verwandten. Zunächst verweigerte er den erwarteten Anschluss an den Schmalkaldischen Bund (das Bündnis der evangelischen Fürsten und Städte). Er fühlte sich offensichtlich „über den Tisch gezogen“ und versucht sich von Wittenberger Einflüssen frei zu machen.
Im November gelang ihm nach langen Verhandlungen eine Einigung mit den Landständen, die vor allem ihre Patronatsrechte33 gefährdet sahen. Im Dezember startete schließlich eine zweite, ausführlichere Visitation, die nur durch Theologen und Juristen aus dem Herzogtum durchgeführt wurde.
Luther mutmaßte daraufhin schon das Scheitern der Reformation im Herzogtum. Er war vor allem nicht gut auf die reichen Stadträte zu sprechen. Von den Leipzigern sagt er:
„Wie ihr Gott der Mammon ist, so sind auch sie. Man predigt ihnen nicht anders, denn wie man (als wenn man) einem Gulden (Münze) etwas saget.“34
Als Herzog Heinrich 1541 stirbt, übernimmt sein Sohn Moritz die Regierung. Er ist noch stärker als sein Vater daran interessiert, die albertinischen Interessen gegen seinen Vetter Johann Friedrich durchzusetzen. 1547 gelingt es ihm – nach einem spektakulären Frontwechsel auf die katholische Seite – vom Kaiser die Kurwürde zu erhalten. Künftig residieren die sächsischen Kurfürsten in Dresden.
Abschließende Überlegungen
Betrachtet man die Vorgänge um die verspätete Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen, könnte man zu dem Schluss kommen: Wenn Dr. Eck 1519 Luther nicht zu seinen hussiten-freundlichen Äußerungen provoziert hätte, wäre Herzog Georg den Anliegen der Wittenberger weniger kritisch begegnet. Hätte die „Chemie“ zwischen Georg und Luther besser gestimmt, wäre dem Land Sachsen viel Not und Streit erspart geblieben.
Georg war ein vorbildlicher Regent und tief gläubiger Mann, hatte aber große Furcht vor einer durchgreifenden Reform.
Immerhin war Georg der Bärtige ein vorbildlicher Regent und ein tief gläubiger Mann. Das war es auch nicht, was Luther an ihm störte, im Gegenteil: Er hielt gern gerade auch den evangelischen Fürsten ihr Schwelgen im Luxus und ihr Lotterleben vor.
Der Unterschied Georgs zu Luther wird an einer Szene schlaglichtartig deutlich:
Als Georgs Sohn Johann im Sterben lag, tröstete ihn der Vater durch den Hinweis auf das Verdienst Christi im Gegensatz zum eigenen Verdienst oder dem Verdienst der Heiligen. Als die evangelisch gesinnte Gattin des Sterbenden (Elisabeth, die Schwester des hessischen Landgrafen) leise fragte: „Lieber Herr Vater, warum lässt man dies nicht öffentlich im Lande predigen?“ sagte Georg: „Liebe Frau Tochter, man solls nur den Sterbenden zum Trost vorhalten, denn wenn die gemeinen (einfachen) Leute wissen sollten, dass man allein durch Christus selig würde, so würden sie gar zu ruchlos (lasterhaft) werden und sich gar keiner guten Werke befleißigen.“35
Diese Antwort offenbart zwei Ursachen für Georgs Verweigerung gegenüber der Reformation: Es ging einerseits um psychologische Fragen, andererseits um theologische.
Aus psychologischer Sicht kann man der Position von Herzog Georg einiges abgewinnen. Er sah aus nächster Nähe, was für grundstürzende Veränderungen die Reformation mit sich brachte. Die Eckpfeiler der bisherigen Gesellschaft wurden dadurch niedergerissen. Viele Menschen, die bisher in kirchlichen Organisationen tätig waren, verloren ihre Arbeitsplätze und damit auch die Altersversorgung. Die große Zahl der Mönche bzw. Nonnen sowie die kirchlichen Amtsträger stand plötzlich ohne Perspektive da. Ganz abgesehen davon, dass die Klöster und die Römische Kirche auch riesige Wirtschaftsunternehmen waren (und sind!). Der Ablass z.B. galt damals als eine Haupteinnahmequelle der Kurie in Rom. Wenn das alles wegfallen oder sich auflösen sollte, dann machte das vielen Leuten Angst. Deshalb konnte Herzog Georg durchaus auf Unterstützung aus der Bevölkerung bauen. Die nur zögerliche Durchsetzung der Reformation im albertinischen Sachsen spricht dafür, wie groß und hartnäckig die Vorbehalte waren.
Auch Luther kannte solche Probleme. Er erlebte es immer wieder, dass die von ihm wiederentdeckte Freiheit missbraucht wurde. Vor allem in den 1530-er und 1540-er Jahren hatte er damit zu ringen, dass Politiker ihre Interessen skrupellos durchsetzten. Besonders die Amtleute und Juristen gaben viel Anlass zur Kritik.
Dass Luther am Ende die Landesherren zu Hilfe rief und sie an ihre Verantwortung für die kirchliche und gesellschaftliche Umgestaltung erinnerte, ist aus dieser Perspektive verständlicher – auch wenn das sich daraus entwickelnde, dauerhafte Kirchenregiment der Landesherren gewiss nicht in seinem Sinne war.
Theologische Hintergründe: Man sieht an der geschilderten Szene am Sterbebett seines Sohnes, dass Herzog Georg keineswegs die Rechtfertigung allein durch Christus ablehnte. Der Streit ging nur darum, ob man das Evangelium von der unverdienten Gnade ungehindert dem einfachen Volk predigen lassen sollte. Georg war der Überzeugung, dass dies zu Sittenverfall und geistlicher Trägheit führen müsste. Deshalb lehnte er die Wittenberger Reformation ab.
Im Gegensatz dazu baute Luther bewusst auf die Kraft des Evangeliums. Er hatte erkannt, dass nur das reine Evangelium von Gottes Gnade in Christus Menschen rettet. Die Auswirkungen des Evangeliums im Christenleben sind dagegen eine Frucht des Glaubens, die man nicht mit dem Gesetz erzwingen kann. Deshalb ist die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium für Luther so wichtig.
Die lange noch vorhandenen Reste katholischer Volksfrömmigkeit36 (Werkgerechtigkeit) zeigen, wie schwer es war, dagegen anzukommen. Luther hielt hier eine saubere Zäsur für unabdingbar, um die zarte Pflanze des Evangeliums nicht zu gefährden. Deshalb sein so energischer Widerstand gegen eine halbherzige Reform.
Luther übernachtete im Haus seines alten Freundes Stromer von Auerbach gegenüber dem Rathaus, also in „Auerbachs Keller“. Luther war zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich angeschlagen. Am Sonnabend predigte er auf dem Schloss vor den Fürsten, musste aber die Predigt vorzeitig beenden. ↩
Die Kanzel stand damals noch an einer anderen Säule als heute. An dieser Stelle weist eine Gedenktafel darauf hin. – Diese Predigt Luthers ist leider nicht erhalten geblieben. ↩
Vgl. dazu: Gottfried Herrmann, Die Leipziger Teilung von 1485 und ihre Folgen, in: Theol. Handreichung 1986/1, S. 11f. ↩
R. Röhner, Der sächsische Prinzenraub, Die Geschichte des Kunz von Kauffungen, Chemnitz 1993. ↩
Einige Rechte mussten sogar gemeinsam verwaltet werden, z.B. was den Bergbau (Silber) im Erzgebirge anging. ↩
In Zwickau waren schon seit 1518 evangelische Prediger tätig waren (z.B. Johann Egranus) Vgl. Karlheinz Blaschke, Sachsen im Zeitalter der Reformation, in: Sächsische Heimatblätter 13 (1967), Heft 5, S. 215. ↩
Fast alles über Friedrich den Weisen erfährt man in der großen Biographie von Ingetraut Ludolphy: Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen (1463-1525), Göttingen 1984. ↩
Das Vier-Augen-Gespräch Friedrichs mit Luther aus dem Lutherfilm mit Peter Ustinov ist also nur eine Erfindung des Drehbuchschreibers. ↩
Den Beinamen „der Bärtige“ erhielt er, weil er sich nach dem Tod seiner Frau Barbara (1534) als Zeichen seiner Trauer einen Bart stehen ließ. ↩
Zu Georg dem Bärtigen siehe vor allem: Christoph Volkmar, Reform statt Reformation, Die Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen 1488-1525,Tübingen 2008. ↩
Johannes Schilling, Luther, München 2012, S. 51. ↩
Vgl. dazu: Otto Seitz, Der authentische Text der Leipziger Disputation, Berlin 1903. – Markus Hein/Armin Kohnle (Hg.), Die Leipziger Disputation 1519 (Aufsätze zum Forschungsstand), in: Herbergen der Christenheit, Sonderband 18, Leipzig 2011. ↩
Das heißt: „Das verhüte die Pest“ (vgl. Michael Beyer, Auseinandersetzungen Luthers mit der Leipziger Universität…, in: Die Theologische Fakultät der Universität Leipzig, hg. von Andreas Geßner, Leipzig 2005, S. 47. ↩
Abdruck in: WA 2,742-758; Walch² 19,426-449. ↩
Kanoniker = Mitglied eines Domkapitels (Geistlicher an einem Dom). ↩
Brief Georgs an Luther vom 28.12.1525 (WA Br 3,648, 84; Walch² 19,508. ↩
Martin Brecht, Martin Luther, Bd. 3, Berlin 1990, S. 75.77. ↩
WA Br 2,455,62ff; Walch² 15,1991, Nr. 645. ↩
Vgl. Heinrich Bornkamm, Kampf um das Evangelium – Die Reformation in Leipzig, in: Das Jahrhundert der Reformation, Göttingen 1961, S. 151. ↩
Der Versuch, das Luther-NT durch eine eigene NT-Übersetzung von Hiernymus Emser zu ersetzen, scheiterte 1527 kläglich, weil dieser ganze Passagen bei Luther abgeschrieben hatte. ↩
Zum Bsp.: Mag. Stephan Schönbach und Mag. Sebastian Fröschel 1522/23 an der Johanneskirche, Mag. Andreas Bodenschatz 1523/24 an der Kapelle des Nonnenklosters am Peterstor (Bornkamm, aaO., S. 151f). ↩
Pfeffinger war Melanchtonschüler und gehörte später (1556-1560) zu denen, die den sog. Synergistischen Streit auslösten (indem er eine Mitwirkung des Menschen bei seiner Bekehrung lehrte). Vgl. dazu: Konkordienformel, Art. 2. ↩
Zum Bsp. lehnte er heimliche (evangelische) Abendmahlsfeiern ab. ↩
Brief vom 4. Oktober 1532 (WA Br 6,371;Walch² 21,1780, Nr. 1929). ↩
Brief vom 11. April 1533 an die Leipziger (WA Br 6,449; Walch² 19,1820). ↩
Die Aufzeichnungen des Kaufmanns Peter Gengenbach sind erhalten geblieben und geben einen guten Einblick in die Verhöre (Bornkamm, aaO., S. 156). ↩
Heiko Jadatz, Sächsische Landesherrschaft contra Wittenberger Reformation, in: http://denkstroeme.de/heft-4/s_121-132-jadatz ↩
Helmar Junghans, Die Ausbreitung der Reformation von 1517 bis 1539, in: H. Junghans (Hg), Das Jahrhhundert der Reformation in Sachsen, Leipzig 2005, S. 61. ↩
Junghans, aaO., S. 62. ↩
Günther Wartenberg, Die Entstehung der sächsischen Landeskirche von 1539 bis 1559, in: Helmar Junghans (Hg.), Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen, Leipzig 2005, S. 69 ↩
Bornkamm, aaO., S. 158f. ↩
Wartenberg, aaO., S.70. ↩
Dabei ging es vor allem um die Besoldung der Pfarrer. ↩
WA TR 4,405,26. ↩
Franz Blanckmeister, Sächsische Kirchengeschichte, Dresden 1899, S. 105. ↩
G. Wartenberg weist darauf hin, dass man zwar nicht von einer Zwangsreformation sprechen können, dass sich aber in Visitationsprotokollen noch 1555 und 1574 die Auseinandersetzung mit Resten katholischer Frömmigkeit nachweisen lässt. Das Umdenken fiel manchem schwer (aaO., S. 77). ↩