ThemenGelebte Bibeltreue

Anbetung im Geist und Wahrheit – Warum persönliche Frömmigkeit immer mit Wahrheit verbunden ist

Fromm sein wollen, ohne eine tiefe Verbindung mit der Wahrheit zu haben, endet regelmäßig in Heuchelei. Davor warnt Jesus. Deswegen sind auch alle guten Vorsätze sinnlos, wenn keine Bereitschaft besteht, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Jesus Christus, die lebendige Wahrheit, bietet uns dazu die Möglichkeit. Wir können trotz unserer Verdrehtheit und Verlorenheit das Licht der Wahrheit ertragen. Wir freuen uns, wenn das Böse ans Licht kommt. Wir fangen an, die Wahrheit zu lieben. Nur das ist auch die angemessene Haltung um Gott zu ehren und anzubeten.

Nachdem ich 1973 in den Süden der USA gezogen war, bemerkte ich schnell, dass viele bekennende Christen lebten wie Ungläubige. Was ich über die Jahre beobachten konnte, war, dass das Christliche sich auf eine solche Weise mit der südlichen Kultur verbunden hatte, dass das Leben vieler bekennender Christen ihr Bekenntnis widerlegte. Das mag vielleicht im Süden der USA häufiger sein, aber es ist wohl überall verbreitet. Deswegen benötigt die Gemeinde ein Erwachen und Erneuerung. Ich bete dafür, dass Jesus das durch die treue Predigt seines Wortes bewirkt, sodass Christen wieder ein gottgemäßes Leben führen. Ein Element solcher Predigt muss die Warnung sein, die Johannes in seinem ersten Brief formuliert hat. Er schreibt in Kapitel 2 Vers 4:

Wenn jemand behauptet: „Ich kenne Gott!“, aber seine Gebote nicht hält, ist er ein Lügner. In ihm wohnt die Wahrheit nicht.

Das ist zugleich eine Warnung und ein Maßstab, an dem wir unterscheiden können, ob wir wirklich als Kinder Gottes leben. Gott kennen bezieht sich hier auf die rettende Beziehung zu Gott. 1. Samuel 2,12 hatte die Söhne Elis als solche bezeichnet, die „den Herrn nicht kannten“. Ihnen fehlte die rettende Verbindung zu Gott. Johannes stellt heraus, dass die Erkenntnis Gottes den Menschen auch in die Nachfolge führt. Gleich am Anfang schreibt er, dass „unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit dem Sohn Jesus Christus“ besteht (1,3). Dazu passt, was in Vers 6 steht: „Wenn wir behaupten, mit Gott Gemeinschaft zu haben und trotzdem in der Finsternis leben, dann lügen wir: Unser Tun steht im Widerspruch zur Wahrheit.“ Die Ähnlichkeit von 1,6 und 2,4 zeigt an, dass Gott zu kennen und mit Gott in Gemeinschaft zu sein, das Gleiche meint. Nur die Kinder Gottes haben mit ihm Gemeinschaft, weil sie Vergebung empfangen haben und mit Gehorsam antworten. Das erinnert an die Erkenntnis in Psalm 66,18: „Hätte ich Böses im Sinn gehabt, / dann hätte der Herr nicht gehört.“ Sünde zerstört Gemeinschaft, aber sie wird durch das Bekenntnis der Sünden und die Vergebung wiederhergestellt (1,9). Dann aber ist sie bestimmt von Gerechtigkeit.

Es wäre ein falscher Schluss, wenn man denken wollte, man könnte fehlende Gemeinschaft mit Gott durch das Befolgen von Geboten herstellen. Das Halten der Gebote kann niemanden in die rettende Gemeinschaft mit Gott bringen. Es ist umgekehrt: Das Leben in der Gemeinschaft mit Gott hat zur Folge, dass wir Gottes Gebote halten. Die Errettung beginnt mit der neuen Geburt. Johannes stellt in 2,29 heraus, dass jeder, der Gerechtigkeit lebt, vorher aus Christus geboren wurde. Jakobus formuliert den Zusammenhang in seinem Brief so: „Nach seinem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gewissermaßen eine Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien (Jak 1,18). Um nach Gottes Willen neues Leben zu haben, gebraucht er die Wahrheit des Evangeliums zu unserer Wiedergeburt, was den Gehorsam hervorbringt. Auch die reformatorischen Bekenntnisse haben das ähnlich formuliert, z.B. im Westminster Bekenntnis heißt es: „Diejenigen, die von Gott berufen und erneuert wurden, werden auch fortwährend geheiligt durch sein Wort und seinen Geist.“ Mit der Erneuerung beginnt die Heiligung, und das Mittel, das Christus dazu gebraucht, ist sein Wort und Geist. Wir benötigen also Gottes Wahrheit, um gottgefällig zu leben. Ein gottgemäßes Leben entsteht nicht im Vakuum. In seinem hohepriesterlichen Gebet betet Jesus: „Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist die Wahrheit“ (Joh 17,17). Wir können nicht geheiligt werden jenseits der Wahrheit der Heiligen Schrift. Darum ist es so wichtig, dass die Gemeinde bei der gesunden Lehre der Bibel bleibt.

» Wir können Gemeinschaft mit Gott und ein heiliges Leben nicht ohne das Wort der Wahrheit haben, mit dem Gott uns heiligt.

Frömmigkeit und Gerechtigkeit gehören untrennbar zusammen. Petrus schreibt (2Pt 2,9): „Der Herr weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten, die Ungerechten aber festzuhalten für den Tag des Gerichts, um sie zu strafen“. Petrus hätte statt fromm auch gerecht sagen können und statt ungerecht auch gottlos, ohne dass sich der Sinn verändert. Er hat auch beides in Kapitel 3,11 miteinander verbunden: „Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen…?“ Auch Erkenntnis und Frömmigkeit verbindet er miteinander (1,3): „Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft“. So ist die Erkenntnis seines Wesens für Gott ein Mittel, das er gebraucht, um uns gnädig mit allem zu beschenken, was wir für ein gottgemäßes Leben benötigen. Die Erkenntnis, die wir brauchen, ist die Erkenntnis von Christus, dem Sohn Gottes. Ohne sie gibt es keine Rettung und sie schafft die Gemeinschaft mit ihm. Das Wachstum in der Frömmigkeit geht mit dem Wachstum der Erkenntnis von Christus einher. Der Fortschritt bei einem bringt Fortschritt beim anderen. Folgerichtig beendet Petrus seinen zweiten Brief so: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus“ (3,18).

Die Warnung von Johannes, die wir anfangs betrachtet haben, endet mit der Feststellung: „Die Wahrheit ist nicht in ihm“. Das bedeutet nicht, dass die Person nicht glaubwürdig erscheinen kann, aber ihr fehlt die Wahrheit selbst. Damit fehlt ihr auch Wahrheit in der rechten Lehre. Ein Mensch, dessen Verhalten seiner Behauptung, ein Christ zu sein, widerspricht, hat Gottes Wahrheit nicht bei sich. Der Mensch lebt in seiner sündigen Natur. Aber „ein natürlicher Mensch kann nicht erfassen, was vom Geist Gottes kommt. Er hält es für Unsinn und kann nichts damit anfangen, weil es geistlich beurteilt werden muss“ (1Kor 2,14).

Wenn du jetzt in Zweifel geraten bist, ob dein Leben und deine Treue zu Gottes Wort und deine Behauptung, ein Christ zu sein und in Gemeinschaft mit Gott zu leben, sich nicht widersprechen, dann wende dich Jesus zu. Bei ihm ist Rettung. Wenn du gewiss bist, dass du in Wahrheit ein Kind Gottes bist, dann sei dankbar. Gott hat gewirkt, dass du durch sein Wort der Wahrheit Christ wurdest. Er lässt dich wachsen in der Gnade und der Erkenntnis seines Sohnes Jesus Christus. Dein Leben bestätigt dein Bekenntnis zu Christus. Dein Festhalten an der gesunden Lehre dient dem Lob der wunderbaren Gnade Gottes.

Übersetzung mit freundl. Genehmigung von Ligonier Ministries