Ray Pritz war in der Unterstützung messianischer Gemeinden in Israel tätig und arbeitet jetzt als Übersetzer von Hilfsmaterial für Bibelübersetzer und als Autor. Er gibt mit „Christentum und Judentum – ein jahrhundertealter Konflikt“ Einblick in ein bedeutsames Thema. Chronologisch beschreibt er diese Beziehung in den einzelnen Epochen von der Urkirche bis heute. Im letzten Kapitel finden sich dann noch ein paar Denkanstöße, wie das neu gewonnene Wissen Anwendung finden kann, was jedoch sehr kurz ausfällt.
Man vermisst insgesamt zuerst die biblische Bewertung der verschiedenen historischen Ansichten. Mit der Zeit fällt aber auf, dass die Meinung des Autors wohl mit Absicht sehr selten ihren Einfluss findet, da es sich bei dem Buch eher um ein zeitraffendes Gemälde von der Beziehung der beiden Glaubensrichtungen als um eine biblische Bewertung derselbigen handelt. Der deskriptive Charakter zeigt sich beispielhaft darin, dass der Begriff „Christen“ lediglich im religionswissenschaftlichen Sinn verwendet wird. Dies macht das Buch zwar schlank, kann aber evtl. bestimmte Leser verwirren. Auch wäre es m.E. sinnvoll gewesen, bei der katholischen Kirche nicht vom Evangelisieren zu sprechen, denn die Katholiken haben ein anderes Evangelium als die Bibel (was zudem nie erwähnt wird). Missionieren wäre da wohl ein passenderer Begriff.
Pritz, Ray: Christentum und Judentum. Ein jahrhundertealter Konflikt. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft 2017. 238 S. Paperback: 13,00 €. ISBN: 978-3-86353-421-9
Insgesamt ist der Leser also stark zum Mitdenken und selbst Beurteilen der verschiedenen beschriebenen Positionen aufgefordert. Für einen im biblischen Denken geschulten Christen ist dieses Buch aber trotzdem sicherlich gut zu verwenden. Dem ungefestigten Leser sei es aber weniger empfohlen. Insgesamt verschafft es einen guten Überblick über die Thematik und wird seinem eigenen, an der Bibel orientierten Anspruch gerecht: Judenchristen und unter Juden evangelisierenden Christen ein breiteres, differenzierteres Verständnis für die oft verzerrt wahrgenommene Beziehung der beiden Gruppen zueinander zu vermitteln, um eine feinfühlige Evangelisation zu fördern. Der Eindruck, der bleibt, wenn auch nie direkt postuliert, jedoch gedanklich dem gesamten Werk vorausgesetzt, bleibt dennoch bestehen: Auch die Juden brauchen Jesus.