Zum 500. Geburtstag des Autors (1525-1570?) lohnt es sich, auf ein eigentlich sehr altes Buch hinzuweisen, das aber in aktualisierter Schreibweise und gebräuchlichem Hochdeutsch erschienen ist. Hans Staden war als Seemann von Nordhessen aus über Portugal nach Brasilien gereist und dort in Gefangenschaft in mehreren Stämmen der Ureinwohner. Er berichtete nach seiner glücklichen Rückkehr davon. Mehrere hundert Jahre war das Buch als Seemannsgarn beliebt, eine phantastische Geschichte von kannibalischen Wilden und einer wunderbaren Befreiung.
Dann aber wurde im letzten Jahrhundert erkannt, dass der Bericht Hans Stadens offenbar auf echten Erlebnissen beruht. Seine Beschreibungen der Lebensweise der längst ausgestorbenen Stämme wurden Gegenstand von Forschungen. In Brasilien wurde eine Hans-Staden-Gesellschaft gegründet, die den Autor als Naturforscher und frühen Anthropologen anerkennt. Das bringt allerdings auch mit sich, dass sein Glaubenzeugnis einen neuen Stellenwert bekommen muss.
Staden, Hans: In der Gewalt der nackten Menschenfresser. Wie der deutsche Robinson Crusoe vor mehr als 450 Jahren nur knapp den grausamen Bräuchen in Brasilien entkam. Kelkheim: Schmitz-Verlag. 2004. ISBN 3-938-098-04-X
Hans Staden bezeugt immer wieder seinen tiefen evangelischen Glauben. Er erlebt Gottes Eingreifen zu seinem Schutz, so dass die kannibalischen Stämme zwar andere Gefangene töten und essen, ihn aber aus Respekt vor seinem Gott verschonen. Es ist deutlich, dass auch der eigentliche Beweggrund für das Schreiben des Buches der Wunsch war, Gott zu loben und ihm für seine Güte zu danken. Auffällig ist, dass der Autor trotz seiner Bedrohung nie verächtlich über die Menschen und ihre Lebensweise spricht. Sein Glaube führt ihn zu Achtung und Nächstenliebe.