LiteraturAufsatzband, Buchbesprechungen, Ethik

Im falschen Körper geboren?

Wieder ist ein wichtiges Buch zu einem aktuellen und gesellschafts- wie gleichermaßen gemeinderelevanten Thema erschienen. Schon im Vorwort wird die Relevanz um die Auseinandersetzung mit Inter- und Transsexualität deutlich, wenn der Herausgeber bemerkt, dass die Anzahl der Menschen, die ihr natürliches Geschlecht ablehnen, in den letzten 15 Jahren um den Faktor 25 zugenommen hat (S. 5).

Im ersten Kapitel stellt Matthias Klaus, promovierter Facharzt für Neurologie, einzelne Aspekte der biologischen Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen vor. Chromosomale und neuroanatomische Unterschiede werden ebenso dargestellt wie Unterschiede im emotionalen Verarbeiten, in der Stressreaktion, in der Sprachbegabung sowie im räumlich-mathematischen Verständnis. Klaus verneint anschließend begründet das gängige Argument, dass alles Geschlechtsspezifische bloß anerzogen sei. So seien bereits in der Embryonalentwicklung geschlechtsspezifische Hormone tätig. Der Herausgeber kommt zu dem wohltuenden Ergebnis, dass Frauen und Männer komplementär geschaffen sind und sich auch immer wieder neu von Gott prägen lassen dürfen.

Jonas J.R. Koberschinski geht im zweiten Kapitel auf die Frage ein, ob es ein drittes Geschlecht gibt. Besonderes Augenmerk legt er hierbei auf die Ausprägung des genetischen und des hormonellen Geschlechts sowie auf die Störungen bei der Geschlechtsentwicklung, der Ge­schlechts­chromosomen und der Geschlechtshormone. In dem lesenswerten Fazit sieht der Autor die Option des dritten Geschlechts als fragliche Lösung. Durch die dritte Option werde suggeriert, dass es eine weitere, gesunde Geschlechtsmöglichkeit neben den beiden biologisch klar definierbaren gäbe.

Klaus, Matthias (Hrsg.): Im falschen Körper geboren? Medizinische und biblische Einordnung der Inter- und Transsexualität. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung 2025, 86 S. Paperback: 8,90 €. ISBN: 978-3-86353-938-2

Kapitel 3 behandelt das Problem der Geschlechtsdysphorie. Menschen fühlen sich hierbei nicht ihrem biologischen Geschlecht zugehörig. Johanna Bleckmann verweist in dem Kapitel auf eine interessante Abhandlung der John-Hopkins-Universität, die bestätigt, dass „die Geschlechtsidentität kein (Hervorhebung im Original) angeborenes, festgelegtes, vom biologischen Geschlecht unabhängiges Merkmal ist. Die Hypothese, dass ein Mann oder eine Frau im falschen Körper geboren wurde, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage“ (S. 51). Bei der Darstellung über die Ursachen der Geschlechtsdysphorie bei Kindern und Jugendlichen fällt der mit 70 Prozent hohe Anteil psychischer Vor­erkrankungen auf. Die schockierenden Folgen der Transbehandlung (Abnahme der Knochendichte, Eingriff in die neuronale Entwicklung, Zunahme von selbstverletzendem und suizidalen Verhalten) werden nicht ausgespart. Wohltuend liest sich auch hier die liebevolle und biblisch begründete Darstellung am Ende des Kapitels, wie man als Christ mit Transgender-Personen umgehen soll.

Das vierte Kapitel rundet das Buch wertvoll ab. Klaus macht in dem zusammenfassenden, biblisch orientierten Kapitel deutlich, dass Kinder einen starken Anker in ihrer von Gott geschaffenen Identität brauchen. Eltern werden zum Austausch mit ihren Kindern zu dem Thema des Buches ermutigt.

Das Buch ist wärmstens zu empfehlen. Es ist leicht lesbar, gut begründet und dazu nicht ausschweifend geschrieben. Der Leser bekommt eine hilfreiche, kompakte und bibeltreue Darstellung an die Hand.