Der Historiker Michael Hesemann hat sich bereits in mehreren Büchern mit verschiedenen Aspekten der Glaubwürdigkeit der Bibel beschäftigt. In seinem neusten Buch hat er mehrere archäologische Entdeckungen der jüngeren Vergangenheit zum Alten Testament zusammengetragen. Obwohl die behandelten Entdeckungen in Fachkreisen bereits bekannt waren, ist die Zusammenstellung in einer gut lesbaren und dennoch fundierten Weise bisher einzigartig. Die Anspielung im Titel an den Klassiker von Werner Keller „Und die Bibel hat doch recht“ darf daher nicht dazu verleiten, dass hier längst bekannte Fakten noch einmal präsentiert werden, sondern versteht sich – wie das Buch von Keller zur Zeit seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1955 – als allgemeinverständliche Aufbereitung spannender, aber in der breiteren Öffentlichkeit weitgehend unbekannter archäologischer Entdeckungen, die die Bibel in erstaunlicher Weise stützen.
Im Einzelnen widmet sich der Autor in 13 Kapiteln jeweils unterschiedlichen Funden aus verschiedenen zeitlichen Epochen des Alten Testaments. Dazu gehören Ausführungen zum historischen Hintergrund der Reise Abrahams aus Ur, der Wüstenwanderung Israels, zum Hintergrund der Königszeit und speziell der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Besonders hervorzuheben sind einige recht aktuelle Entdeckungen. Dazu gehören etwa die Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2021, die nachweisen, dass Sodom und Gomorra durch eine kosmische Katastrophe zerstört wurden. Auch die Funde, die möglicherweise auf eine Identifizierung von Josefs Palast in Ägypten hindeuten sowie neuere Diskussionen um den Hintergrund des Exodus (u.a. die „Israel-Stele“) werden diskutiert. Enthalten sind außerdem die Diskussion um den auf Jesaja zurückgeführten Siegelabdruck, den Altar auf dem Berg Ebal aus der Zeit Josuas, die Forschungen von Adam Zertal zu Gilgal und die Grabungsergebnisse der letzten Jahre am Palast Davids.
Hesemann, Michael: Die Bibel hat recht. Archäologen auf den Spuren des Alten Testaments. München: Langen Müller 2022. 400 S. Hardcover: 36,00 €. ISBN: 978-3-7844-3603-6
In jedem Kapitel präsentiert Hesemann nicht nur jeweils die jüngste Entdeckung – was für sich schon lohnenswert wäre – sondern ordnet diese jeweils in die Geschichte vorangegangener Forschungen und Diskussionen ein. So liest sich jedes einzelne Kapitel fast wie ein Wissenschaftskrimi. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk des Autors nicht an einem Sensationseffekt, sondern an einer leicht lesbaren, aber immer fachlich differenzierten und vor allem wissenschaftlich gut dokumentierten Darstellung der aktuellen Forschungslage. Unsicherheiten benennt Hesemann ebenso wie Deutungsmöglichkeiten, die zwar die Bibel stützen würden, aber noch unsicher sind.
Alles in allem gelingt Hesemann hier eine äußerst empfehlenswerte Zusammenstellung faszinierender und teils hochaktueller Forschungsergebnisse, die die Glaubwürdigkeit der Bibel bestätigen.