In dem dritten und letzten Band der Reihe über das kommende Reich Gottes setzt sich der Autor mit den Auswirkungen einer – seiner Ansicht nach – falschen Reich-Gottes-Lehre auseinander. So stellt er im ersten Teil eine Veränderung des Wesens und der Berufung der Gemeinde fest. Die Gemeinde sei nicht mehr Pilger, sondern fühle sich in einem gegenwärtigen Reich Gottes wie zu Hause (S. 25). Ebenso werde die Gemeinde abgelenkt, den (klassischen) Missionsauftrag zu erfüllen und sei angefochten, ein soziales Evangelium zu predigen und soziale Strukturen zu verändern. Interessant ist der Hinweis auf die Missionsstrategie von Rick Warren („PEACE“-Plan), die anscheinend auf Aussagen über die Verkündigung des Evangeliums verzichten kann (S. 30).
Die Beziehung des Verständnisses eines gegenwärtigen Reiches Gottes zur charismatischen bzw. pfingstlerischen Bewegung wird im dritten Kapitel beleuchtet. Woods zitiert hier vor allem John Wimber, der das Reich Gottes als eine dynamische Realität begreift, die durch das Leben und den Dienst Jesu in die Gegenwart hineinbricht. Es versteht sich von selbst, dass bei dieser Auffassung Wundergaben heute als selbstverständlich und notwendig gelten.
In weiteren Kapiteln geht Woods auf die seiner Ansicht nach anti-israelische Haltung der „Kingdom-Now“-Befürworter ein und sieht diese Lehre auch als logischen Weg zur sog. „Lordship Salvation“ (vgl. z.B. das Werk von John MacArthur: Lampen ohne Öl).
Ein lesenswerter Artikel von Arnold Fruchtenbaum über die vier Tempel der Bibel bildet das Ende des Werkes.
Woods, Andrew M.: Das kommende Reich Gottes. Warum ist es wichtig, was man über das Reich Gottes glaubt? Band 3. Düsseldorf: CMV Hagedorn 2023. 160 S. Hardcover: 12,90 €. ISBN: 978-3-96190-094-7
Leider steht der dritte Band hinter den ersten beiden Bänden zurück. Zwar gibt es interessante und zuzustimmende Analysen (so zur Veränderung der Berufung der Gemeinde oder zur Charismatik), aber anderes ist zu knapp und auch nicht immer einleuchtend dargestellt (warum die Lordship Salvation als Ausfluss der Kingdom-Now-Lehre verstanden wird, erschließt sich mir nicht und erscheint mit Blick auf John MacArthur, der ein künftiges Reich Gottes befürwortet, auch fragwürdig). Die reine Analyse des Autors umfasst gerade einmal ca. 70 Seiten des 160-seitigen Werks. Es wäre m.E. sinnvoller gewesen, das Buch als Gesamtwerk oder nur als zweibändiges Werk aufzulegen.
Dennoch ist die Reihe insgesamt zu empfehlen. Woods gibt einen guten Ein- und Überblick über die Lehre von einem kommenden, noch nicht gegenwärtigen Reich Gottes und scheut die Auseinandersetzung mit gegenteiligen Auffassungen nicht. Leider existiert kein Bibelstellenverzeichnis, was sich ebenfalls als Nachschlagehilfe eignen würde.