Mit diesem Werk haben die Verlage einen auf gelungene Weise eine Lücke auf dem christlichen Büchermarkt gefüllt. Dieses und das ähnliche Werk von Werner Stoy („Mut für morgen – Christen im Westen vor der Verfolgung“) werden hoffentlich größere Verbreitung und Beachtung finden. Dem Autor und Bibellehrer Johannes Pflaum, der auch Vorstandsmitglied des Bibelbundes Schweiz sowie des Maleachi-Kreises ist, gelingt die prophetische Analyse einer Zeit, die offenbar die Spreu vom Weizen trennt.
Im ersten Teil zeigt Pflaum auf, was für das jetzige Leben in den letzten Tagen wichtig ist. So werden für den Christen u.a. Leidensbereitschaft als Fremdling, Selbstverleugnung sowie Treue in der Gemeinschaft mit dem Herrn gegenüber dem momentanen Streben nach Akzeptanz und Anpassung in der Welt, der Wohlstandsfalle und dem irdischen Glück als einzige Alternative vorgestellt. Der Leser wird durch die einzelnen Aufsätze wachgerüttelt und mit der biblischen Normalität (so z.B. „Sowohl Verfolgung als auch Verführung [waren und sind] der Normalzustand der Gemeinde Jesu.“ S.20; „Zur Jesusbejahung gehört Selbstverleugnung.“ S. 38; „Unser Herr hat uns echte Freude verheißen, aber nicht ein knitterfreies und beschwingtes Leben.“ S. 167) konfrontiert. Pflaum weist auch auf fromme Ausreden (z.B., dass man angesichts der noch gegebenen evangelistischen Möglichkeiten zu unbiblischen Entwicklungen in der Gesellschaft schweigen müsse) hin. Wichtig und gelungen ist ebenso die Auseinandersetzung mit der Entrückungsfrage, bei der Pflaum betont, dass es auch bei Annahme einer Entrückung vor der Drangsalszeit niemals zu einer Leidensflucht der Gläubigen kommen darf.
Pflaum, Johannes: Mut für morgen. Nachfolge im starken Gegenwind. Dübendorf/Dillenburg/Berlin: Verlag Mitternachtsruf/Christliche Verlagsgesellschaft/EBTC 2022 (Koproduktion). 372 S. Paperback: 15,00 €. ISBN: 978-3-86353-758-6
Für Diskussionen werden angesichts der Corona-Problematik sicherlich die letzten beiden Kapitel dieses Teils sorgen. Pflaum erachtet hier die „Zwei-Reiche-Lehre“ Luthers als hilfreich und sieht eine deutliche Grenze, „ab der für den Nachfolger Jesu der Gehorsam gegenüber der Obrigkeit nicht mehr möglich ist“ (S. 213). Gläubige seien zur Verantwortung für die Gesellschaft aufgerufen, teilweise auch (wie bei Paulus) unter Einsatz von Rechtsmitteln. Diese Kapitel sind ebenfalls sehr empfehlenswert, weil sie deutlich zum Nachdenken anregen und gewohnte Sichtweisen hinterfragen.
Teil II stellt das Trostbuch der Offenbarung vor und wendet einzelne Passagen auf die Gemeinde Jesu an. Auch wenn der Schreibstil weniger aufrüttelnd ist, rundet dieser Teil das Thema aus biblischer (Zukunfts-)Perspektive gut ab. Pflaum tritt mehrfach der sogenannten Transformationstheologie entgegen, die annimmt, dass es Christen gelänge, am Ende die ganze Gesellschaft und Weltbevölkerung im Sinne Gottes umzuwandeln.
Besonders verantwortliche Brüder im Ältestendienst sollten dieses wichtige Buch lesen, um weise ihre Herde zu leiten und auszurüsten. Aber auch für Geschwister ohne eine verantwortliche Stellung in der Gemeinde ist das Buch ein wertvoller Beitrag zur „Nachfolge im starken Gegenwind“.