Der bekannte amerikanische Theologe und Pastor John Piper, der an einer deutschen Universität zum Dr. theol. promoviert wurde, hat mit diesem Buch einen wertvollen Beitrag zur Bibelfrage vorgelegt.
Nach einem eher biografischen ersten Teil geht Piper im zweiten Teil (S. 45ff.) auf die Frage ein, welche Bücher zur Heiligen Schrift zählen. Erfrischend und überzeugend legt er dar, dass es sich bei der christlichen Kanonbildung nicht um einen rein historischen Prozess bzw. nicht um einen ausschließlich selektiven Prozess gehandelt hat. Vielmehr waren seines Erachtens die geistliche und übernatürliche Realität der betreffenden Bücher und das Unterscheidungsvermögen der Verantwortlichen maßgeblich (S. 82). Auch auf die Frage, ob es sinnvoll ist, die Irrtumslosigkeit von Manuskripten zu behaupten, die wir gar nicht besitzen, geht Piper ausführlich ein (S. 98ff.).
Im dritten Teil (S. 114ff.) stellt der Autor das Selbstzeugnis der Heiligen Schrift dar. Jesu Wertschätzung für das AT sowie die Autorität der Apostel werden hier besonders beleuchtet.
John Piper. Einzigartige Herrlichkeit. Wie die Bibel ihre absolute Glaubwürdigkeit offenbart. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung 2019 384 S. Paperback: 9,90 € ISBN: 978-3-86699-297-9
Besonders bedeutsam ist der vierte Teil des Buches (S. 164ff.), da Piper hier seine Hauptthesen darlegt. Piper stellt in diesem Teil fest, dass historische Argumente als Stützung des Glaubens nicht ausreichend sind (S. 168ff.), da viele Menschen keine Historiker sind oder es ihnen am Intellekt mangelt. Es muss dann aber möglich sein, dass diese Menschen trotzdem zu einem begründbaren Glauben gelangen. Unter Hinweis auf Wolfhart Pannenberg und vor allem Jonathan Edwards folgert Piper: Darum ist wohlbegründeter Glaube nicht nur vernünftiger Glaube (der auf echten Beweisen und guten Gründen beruht), sondern auch geistlicher Glaube, d.h., der Heilige Geist befähigt den Betreffenden dazu, indem dieser die göttliche Herrlichkeit des Evangeliums auf geistliche Weise wahrnehmen kann (S. 183). Diese wichtige These wird vom Autor sorgfältig von der Bibel (insbesondere unter Hinweis auf 2 Kor 4,4-6) und von der Kirchengeschichte her (z.B. bei Blaise Pascal, Johannes Calvin, Billy Graham) begründet. Das innere Zeugnis des Heiligen Geistes, das den Glauben an Gottes Wort bewirkt und es zur Überzeugung und Herrlichkeit werden lässt, steht bei den Ausführungen im Mittelpunkt. Als Rezensent musste ich diesen Teil zweimal lesen, da die Gedanken nicht leicht zu verstehen und sehr tiefgehend waren.
Im letzten Teil (S. 258ff.) gibt Piper Antworten auf die Frage, wie die Bücher der Bibel durch die einzigartige Herrlichkeit Gottes bestätigt werden. Hier geht der Autor u.a. auf Beziehung zur Welt und dem Wort Gottes (S. 259ff.), die Herrlichkeit Jesu (S. 281ff.), die Erfüllung der Prophetie (S. 304ff.), die Wunder Jesu (S. 319ff.) und die Herrlichkeit Gottes in den Menschen, die durch das Wort wiedergeboren sind (S. 337ff.), ein.
Insgesamt ist das Buch sehr zu empfehlen, insbesondere wegen der wertvollen Gedanken des vierten Teils. Wie andere Rezensenten u.a. auf der Verlagshomepage treffend bemerkt haben, hätte der Autor allerdings sein Werk deutlich kürzen können und müssen, um ein breiteres Publikum anzusprechen.