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Zerbrech­liche­ Gefäße.­ Was ­der Westen­ von ­der ­verfolgten­ Kirche ­lernen­ sollte

Kenneth Harrod ist Pastor und Mitarbeiter der englischen Hilfs­organisation „Release Inter­natio­nal“. Er hat ein Herz für die verfolgte Gemeinde Jesu und referiert häufig zum Thema des Buches in Gemeinden und auf christlichen Konferenzen.

Harrod zeigt anhand des Neuen Testaments, dass Mission und Leiden zusammengehören. Jesus selbst hat seinen Jüngern vorhergesagt, dass sie wegen ihres christlichen Glaubens Verfolgung erleiden werden, so wie er selbst von den Juden verfolgt wurde. Und die Apostelgeschichte sowie die Briefe des Neuen Testaments zeigen an vielen Stellen, dass diese Verfolgung schon bald nach der Gründung der ersten Gemeinde in Jerusalem anbrach. Wenn also heute über 300 Millionen Christen Verfolgung erleiden, so ist dies überhaupt nichts Besonderes, sondern deckt sich vielmehr genau mit den Aussagen der Bibel. Auch zeigt das Neue Testament, dass eine triumphalistische Sicht auf Mission, nach der das Evangelium immer siegreich fortschreitet und die Welt bald christianisiert ist, nicht der biblischen Wahrheit entspricht. Vielmehr baut Gott sein Reich mit schwachen Menschen und die Missionsgeschichte weist neben manchen Siegen auch viele Niederlagen auf. Dass das Evangelium keine allgemeine Zustimmung bei den Ungläubigen findet, kann Harrod anhand der Bibel und mit Vernunftgründen gut erklären: Erstens ist die Botschaft vom Kreuz eine den menschlichen Stolz beleidigende Nachricht; denn sie sagt uns ja, dass wir Sünder sind und einen Retter brauchen. Und zweitens gefällt es dem Teufel keineswegs, dass die Christen Jesus als den einzigen Weg zum Heil bezeugen, und der Böse tut alles, um die Ausbreitung von Gottes Reich zu verhindern.

Kenneth Harrod. Zer­brech­liche Gefäße. Was der Westen von der verfolgten Kirche lernen sollte. Cuxhaven: Neufeld Verlag 2020. 160 S. Pb: 9,90 Euro. ISBN: 978-3-86256-166-7

Warum wir Christen in der westlichen Welt zur Zeit von harter Verfolgung verschont sind, wissen wir nicht. Wir sollen Verfolgung auch nicht herbeisehnen. Aber Harrod zeigt auf, dass wir westlichen Christen von der verfolgten Gemeinde Wichtiges zu lernen haben. Erstens: Weil unser ganzer Körper leidet, sobald ein Glied von Leid betroffen ist, sollten auch wir westliche Christen mit jenen Brüdern und Schwestern, die verfolgt werden, Mitleid haben, denn wir alle sind Teil des einen Leibes; und als Zeichen unseres Mitleidens beten wir für sie und unterstützen sie materiell. Zweitens: Die starke Verfolgung in Teilen der Welt stellt unser Konsumdenken und unsere auf das Materielle ausgerichtete Lebensweise in Frage und ruft uns zu einem einfachen und bescheidenen Lebensstil. Drittens: Die Fokussierung der verfolgten Christen auf die Hoffnung des ewigen Lebens will auch uns westliche Christen ganz neu auf das eigentliche Ziel unseres Lebens hinführen: die Ewigkeit bei Jesus. Die große und wichtige Wahrheit von Römer 8,18 („Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“) soll nicht nur ein Trost für die verfolgte Gemeinde Jesu, sondern für alle Christen sein.

Das von Wolfgang Häde sehr sorgfältig ins Deutsche übersetzte Buch lässt sich gut lesen und weist nur einen einzigen sachlichen Fehler auf: Auf Seite 28 oben ist versehentlich der Apostel Paulus statt Petrus erwähnt.