LiteraturBiografien, Buchbesprechungen

Sohn der Hamas. Mein Leben als Terrorist

Der Autor dieses Buches wird 1978 in eine streng muslimische palästinensische Familie im West­jordanland geboren. Sein Vater ist Scheich Hassan Yousef, ein Führer der Palästinenser und Mitbegründer der Hamas. Mosab schildert in seinem Buch seine Erfahrungen aus der Zeit von 1987 bis 2007.

Bereits als Jugendlicher wird er in den Kampf der Palästinenser gegen Israel hineingezogen. Er kommt in ein israelisches Gefängnis, wird gefoltert und vom jüdischen Inlandsgeheimdienst Schin Beth als Spion angeworben. Fortan führt er ein Doppelleben: Durch seinen Vater gelangt er in die höchsten Kreise der Palästinenser bis hin zu Arafat und täuscht Ergebenheit für die Sache seines Volkes vor; in Wahrheit übermittelt er ständig wichtige Informationen an den Schin Beth. Vor allem geht es darum, geplante Selbstmordanschläge der Hamas zu vereiteln. Auf diese Weise können durch Mosab viele Attentate verhindert und ungezählte Menschenleben gerettet werden.

Doch Mosab erlebt nicht nur zahlreiche Abenteuer als Spion. Er macht in diesen Jahren auch eine erstaunliche religiöse Wandlung durch. Nachdem ihm eine Bibel geschenkt worden ist, beginnt er diese zu lesen und ist fasziniert von Jesus. Vor allem das Feindesgebot von Jesus lässt ihn nicht mehr los. Er sieht, wie die Gewaltspirale im Nahen Osten sich unentwegt weiter dreht und begreift, dass nur der christliche Weg der Feindesliebe wirklichen Frieden bringen kann. Doch seine Entdeckung darf er seiner Familie nicht mitteilen. Auch braucht er lange, bis er zu der Erkenntnis gelangt, dass Jesus wirklich mehr ist als ein großer Prophet. Erst nach und nach erschließt sich ihm, dass der Mann aus Nazareth wirklich der Sohn Gottes ist, der für die Sünden der Menschen gestorben ist. Schließlich lässt sich Mosab im Mittelmeer taufen, beendet sein Doppelleben und wandert in die USA aus.

Mosabs Schilderungen der Hamas und Fatah klingen glaubhaft. Er berichtet von der Machtgier und dem Reichtum Arafats, zeigt auf, dass es den Hamas-Führern oft nur um persönliche Vorteile geht und sie ihr eigenes Volk versklaven und ausbeuten. Er verschweigt aber auch nicht die Brutalität der israelischen Soldaten, die er und viele seiner Volksgenossen am eigenen Leib erfahren haben. Folter gehört im demokratischen Staat Israel leider zur Tagesordnung.

Mosab Hassan Yousef (mit Ron Bra­ckin). Sohn der Hamas. Mein Leben als Terrorist. Holzgerlingen: SCM Hänssler, 2010. 272 S. Hardcover: 22,95 €. ISBN: 978-3-775152235

Mit seinem Buch bringt sich Mosab in Gefahr. Zunächst ist er ein Abtrünniger vom Islam; schon darauf steht die Todesstrafe. Dann aber hat er der Sache der Palästinenser durch seine Spionage für Israel massiv geschadet – zumindest aus Sicht der Hamas. Und schließlich verrät er auch noch Einzelheiten über den Schin Beth, der vergleichbar ist mit dem US-amerikanischen FBI; auch dies könnte für ihn noch Konsequenzen haben. Doch Mosab muss seine Geschichte erzählen und verfolgt ein doppeltes Ziel: Er möchte seinem Volk, das seit Jahrhunderten von korrupten Regierungen ausgenutzt wird, zeigen, dass nur die Wahrheit wirklich frei machen kann. Zugleich will er auch das israelische Volk wissen lassen, dass es Hoffnung gibt. Denn wenn ein Anhänger der Hamas, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben hat, eine so radikale Umkehr erlebt, dass er seine früheren Feinde zu lieben beginnt, dann ist dies wahrlich ein gewaltiges Geschehen und ein großes Hoffnungszeichen.

Das Buch ist lesenswert. Es zeigt, dass es für die komplizierte Situation in Israel keine leichten Lösungen gibt. Vielleicht wird gar erst die Wiederkunft des Messias den Frieden bringen, nach dem sich so viele sehnen.