Im Info-Faltblatt unserer Evangelisch-lutherischen Freikirche heißt es u.a.: „Unsere Kirche erhebt keine Kirchensteuern. Wenn die Glieder der Gemeinden das Wort ihres Schöpfers und Erlösers lieb haben und daraus leben, opfern sie freiwillig und reichlich. Das haben wir dankbar erfahren.“
Das heißt, unsere Kirche verzichtet von sich aus auf den automatischen Einzug von Kirchensteuern. Als eine Körperschaft des öffentlichen Rechts (das ist sie seit 1923) könnte sie Kirchensteuern durch das Finanzamt einziehen lassen. In den meisten Bundesländern beträgt diese Kirchensteuer 9% von der Lohnsteuer (nicht 9% vom Lohn, wie manche denken).1
Es ist nötig, unsere Gemeindeglieder immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass sie das beim Ausfüllen ihrer Lohnsteuerkarte beachten. Unter Kirchenzugehörigkeit darf dort nicht etwa „evang.“ oder „luth.“ eingetragen werden, denn dann gilt man automatisch als Glied der jeweiligen Landeskirche und bekommt die Kirchensteuer ungefragt abgezogen. Stattdessen muss an der entsprechenden Spalte eingetragen werden: „keine“ (Religion). Darauf müssen wir vor allem unsere Jugendlichen in den Gemeinden aufmerksam machen, wenn sie erstmals eine Lohnsteuerkarte erhalten.
1. Stichwort: zwanglos
Warum verzichten wir auf die Kirchensteuer? Wir tun das nicht etwa, weil wir als Kirche kein Geld benötigen. Nein, auch unsere Gemeinden und unsere ganze Kirche sind auf die finanzielle Unterhaltung durch ihre Mitglieder angewiesen. Unsere Gemeinden haben regelmäßige Ausgaben: z.B. das Gehalt für ihren Pastor, die Erhaltung ihrer Gebäude (Reparaturen, Reinigung, Heizung, Grundsteuer, Versicherungen usw.), Ausgaben für die Chöre (Noten, Instrumente), Beiträge für die gesamtkirchliche Arbeit (z.B. Pastorenausbildung) u.a.
Für das alles wird Geld benötigt. Aber diese nötigen Mittel wollen wir nicht durch Zwangsmaßnahmen aufbringen, sondern freiwillig. Warum? Weil es Gott so haben will.
„Wer da kärglich [kleinlich] sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2Kor 9,6f).
2. Stichwort: dankbar
Keiner kann sich durch finanzielle Beiträge den Himmel verdienen.
Wenn es um unsere Spenden für die Kirche geht, muss eines am Anfang ganz klar gesagt werden: Keiner kann sich durch finanzielle Beiträge den Himmel verdienen. Es ist auch nicht so, dass ich – je mehr ich gebe – umso sicherer selig werde. Was wir für unseren Gott und für die Erhaltung der Kirche geben, geschieht nicht als Vorbedingung, um Gott gnädig zu stimmen; sondern umgekehrt: Wir dürfen aus Dankbarkeit etwas von dem zurückgeben, was uns von Gott geschenkt worden ist. Da geht es zuerst um unsere Seligkeit, die uns Christus durch sein unbezahlbares Opfer am Kreuz erworben hat, dann aber auch um all den Wohlstand, den wir zusätzlich genießen dürfen.
Das NT sagt uns ganz klar, dass wir keine Opfer mehr brauchen, um Gott zu versöhnen. Das hat Jesus Christus alles für uns erledigt (Hebr 8-10). Die einzigen Opfer, die es im neuen Bund noch gibt, sind Dankopfer. Gott gibt uns damit die Möglichkeit, unseren Dank ihm gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Da geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Zeit, Kraft oder Begabungen, die wir für die Kirche einsetzen. Gott braucht diese Gaben nicht für sich selbst. Er möchte aber, dass wir aus Dankbarkeit anderen Menschen (vor allem unseren Glaubensgeschwistern) etwas zugute kommen lassen.
Und Gott sieht es nicht gern, wenn wir an dieser Stelle knausrig oder geizig sind. Der Prophet Haggai musste den Israeliten sagen, als sie nach ihrer Rückkehr aus Babylonien den Tempelbau vernachlässigten:
„Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch und könnt euch doch nicht erwärmen; und wer Geld verdient, der legt’s in einen löchrigen Beutel. So spricht der Herr Zebaoth: Achtet doch darauf, wie es euch geht! Geht hin auf das Gebirge und holt Holz und baut das Haus! Das soll mir angenehm sein, und ich will meine Herrlichkeit erweisen, spricht der Herr. Denn ihr erwartet wohl viel, aber siehe, es wird wenig; und wenn ihr’s schon heimbringt, so blase ich’s weg. Warum das? spricht der Herr Zebaoth. Weil mein Haus so wüst dasteht und ein jeder nur eilt, für sein Haus zu sorgen“ (Hag 1,5-9).
Das heißt: Wenn wir zuerst an uns selbst denken und darüber Gott und die Kirche vergessen, schaden wir uns letztlich selbst. Dann liegt kein Segen auf dem, was wir schaffen oder erreichen. Deshalb legt uns der Herr Christus selbst ans Herz: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes (d.h. nach unserer Seligkeit und allem, was dazu dient), dann wird euch solches alles (z.B. auch irdischer Wohlstand) zufallen“ (Mt 6,28).
Und auch das muss hier gesagt werden: Unser Gott lässt sich „nicht lumpen“! Was wir für ihn geben, das fließt doppelt und dreifach an uns zurück. Das haben viele unter uns schon selbst erfahren. Es ist so, wie es Gott durch Haggai sagt: „Achtet darauf, wie es euch geht!“ Wir können und dürfen es testen, ob Gott zu seinen Versprechen steht. Gott lässt sich von uns nichts schenken. Er lebt nicht auf unsere Kosten, ganz im Gegenteil! Wir leben von dem, was er uns als „Zugaben“ sozusagen noch mit darauf packt.
3. Stichwort: freiwillig
Freiwillig heißt, dass uns niemand vorschreibt, wieviel wir geben müssen.
Wir sollen freiwillig geben, nicht aus Zwang. „Freiwillig“ bedeutet nun aber nicht, dass wir nur hin und wieder etwas geben, wenn es uns Spaß macht oder wenn wir mal etwas übrig haben (wann kommt das schon vor?). Freiwillig heißt, dass uns niemand vorschreibt, wie viel wir geben müssen. Das steht jedem in unseren Gemeinden frei. In unseren Gemeindeordnungen steht der Satz (so oder ähnlich):
„Jedes konfirmierte Gemeindeglied ist nach Gottes Wort und der christlichen Liebe verpflichtet, die zur Erhaltung von Gemeinde und Kirche nötigen Mittel durch monatliche freiwillige Beiträge aufzubringen.“2
Das ist eine Verpflichtung, die ich eingehe, wenn ich mich einer Gemeinde anschließe. Ich genieße ihren Dienst und ihre Gemeinschaft. Aber ich muss auch etwas dazu beisteuern, sonst lasse ich mich von anderen aushalten.
Über die Höhe des finanziellen Beitrages kann in unserer Kirche jeder selbst entscheiden. In einigen Gemeindeordnungen heißt es auch: Jeder soll „nach seinem Vermögen“ geben. Da denkt mancher: „Ein Vermögen habe ich ja nicht, also brauche ich nichts zu geben!“ Aber der Satz ist anders gemeint: Jeder soll geben, was er vermag (d.h. was er kann).
Das Problem dabei ist nur: Nicht jeder weiß, wie viel er geben sollte. Mancher sucht Orientierung. Gibt es da Maßstäbe?
a) Im Alten Bund forderte Gott von den Israeliten, dass sie den zehnten Teil von allem, was sie ernteten oder einnahmen, für Gott opfern sollten. Es gibt christliche Gemeinschaften, die dies von ihren Mitgliedern auch heute erwarten. Das ist jedoch eine Anordnung, die für den neuen Bund nicht mehr als Vorschrift gilt. Uns schreibt Gott nicht im Einzelnen vor, was wir zu geben haben. Er behandelt uns als Erwachsene und lässt uns die Freiheit, das selbst festzulegen. Aber es lohnt sich schon einmal zu überlegen, wie viel denn 10% von meinem Netto-Einkommen wären. Und wir haben Gott mehr zu verdanken als die Gläubigen im alten Bund!
b) Die Kirchensteuer der Landeskirchen liefert auch keine brauchbare Orientierung. 9% von der Lohnsteuer, das sind (je nach Steuerklasse) bei einem Nettolohn von 1.000.- EUR rund 10-12 EUR im Monat. Das ist gerade mal 1% des echten Einkommens. Das kann man nicht als Opfer bezeichnen, höchstens als Almosen, das man einem Bettler hinwirft. Selbst ein Trinkgeld in dieser Höhe würde eher als Beleidigung empfunden. (In USA kann es einem passieren, dass der Kellner dann fragt: „Sagen Sie uns bitte, womit Sie bei uns nicht zufrieden waren?“) Mehr als der Kirchensteuersatz sollte es bei uns schon sein. Das sagen wir auch von Anfang an allen, die Aufnahmeunterricht in unseren Gemeinden nehmen. Unsere Kirche ist kein Paradies für Kirchensteuer-Flüchtlinge!
c) In früheren Jahren ist bei Vorsteher- oder Kassierertagungen gelegentlich diskutiert worden, ob unsere Kirche nicht einen Richtwert für die finanziellen Erwartungen an Gemeindeglieder vorgeben sollte. Da wurden z.B. 5% vom Nettolohn vorgeschlagen. Das hat sich nicht durchsetzen können. Es läuft zu schnell auf einen Zwang hinaus. Aber eine solche Überlegung hatte den Vorteil, dass jeder nach seinen Einkünften überschlagen kann, was für ihn angemessen sein könnte.
4. Stichwort: kein Geheimnis
In unseren freikirchlichen Gemeinden ist es von Anfang an üblich gewesen, auch über Geld zu reden. Das hängt damit zusammen, dass es schon immer nicht einfach war, die nötigen Mittel für die Erhaltung des Pfarramtes und für gesamtkirchliche Aufgaben aufzubringen. Da wird in kleinen Gemeinden jeder gebraucht und es ist nicht gut, wenn einige versuchen, sich zu drücken.
Deshalb sind in unseren Gemeinden lange Zeit mindesten einmal im Jahr – in der Jahreshauptversammlung – die Listen der konfirmierten Glieder und ihre Beiträge zum Gemeindehaushalt verlesen worden. In einigen Gemeinden geschieht das noch heute. Andere haben diesen Brauch abgeschafft. Stattdessen liegt die Liste mit den Beitragszahlungen aus und kann eingesehen werden. Oder sie wird in der Gemeindeversammlung herumgereicht, sodass man Einblick nehmen kann.
Gegen dieses Verfahren hat es immer wieder Einwände gegeben. Die Einen möchten nicht, dass andere sehen, wie wenig sie geben; andere wollen nicht, dass bekannt wird, wie viel sie geben. Als biblisches Argument wird dann gern angeführt, dass Jesus in der Bergpredigt einmal gesagt hat, bei unserem Geben soll die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut (Mt 6,3).
Man muss diese Stelle im Zusammenhang ansehen, wenn man sie richtig verstehen will. Da heißt es:
„Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. [2] Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. [3] Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, [4] damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten“ (Mt 6,1-4).
Es geht dabei um die damalige Praxis der Pharisäer. Bei ihnen war es üblich, dass man besonders große Spenden öffentlich ausrufen ließ. So – sagt Jesus – soll es unter Christen nicht sein. Wir geben nicht, um dafür besonders geehrt zu werden. Mir ist nicht bekannt, dass irgendwo in unseren Gemeinden ein „Ranking“ der Beitragszahler aufgestellt wird und die Besten besondere Ehrenplätze zugewiesen bekommen (dagegen spricht schon Jak 2,1-4). Im Gegenteil: Es gibt nicht wenige unter uns, die beträchtliche Summen für bestimmte Projekte spenden und ihren Namen gar nicht genannt haben wollen.
Es geht dem Herrn Christus in diesen Worten aus der Bergpredigt darum, dass wir mit der richtigen inneren Einstellung geben: Nicht um uns vor Menschen damit zu brüsten, sondern um unserem himmlischen Vater zu danken. Aber damit ist nichts gegen eine interne Offenlegung der Finanzen in der Gemeinde gesagt.3
Im gleichen Zusammenhang der Bergpredigt sagt Jesus, dass wir nicht öffentlich beten sollen, sondern im Verborgenen („im stillen Kämmerlein“). Damit verbietet er uns auch nicht, zusammen mit anderen Menschen in der Familie oder im Gottesdienst zu beten. Im Gegenteil, er verheißt solchem gemeinsamen Gebet (wo man sich einig ist!) sogar besonderen Segen: „Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ (Mt 18,19). Aber wir sollen uns nicht beim Beten vor anderen zur Schau stellen. Das ist mit dem Kämmerlein gemeint.
Immerhin dürfen wir nicht übersehen, dass sich unser Herr Christus eines Tages direkt neben die Kollektenbüchse gesetzt und zugesehen hat, wie viel die Leute einlegten. Und er redete anschließend mit den Jüngern darüber, dass die zwei Scherflein (kleinste Münze) der Witwe mehr wert waren als das, was Wohlhabende von ihrem Überfluss abgaben (Mk 12,41-44). Wieso dürfen wir dann nicht über solche Fragen reden?
Auch der Apostel Paulus nennt den Korinthern das Beispiel anderer Gemeinden als Anreiz für ihre Geldsammlung (2Kor 8+9, besonders 9,2). Deshalb sollten wir uns in der Gemeinde nicht scheuen, uns untereinander brüderlich/schwesterlich zu ermahnen, wenn wir merken, dass die Lasten unter uns ungerecht verteilt werden. Wie sollen wir das aber tun, wenn bei uns alle finanziellen Opfer streng geheim behandelt werden. (Mancher schiebt da heute sogar den persönlichen Datenschutz vor, der nicht verletzt werden darf.)
Es geht nicht darum, mit dem Druck des Gesetzes zu besserem Geben zu nötigen.
Wenn wir in unseren Gemeinden über die Höhe der Gemeindebeiträge reden und – in welcher Form auch immer – dabei Vergleichszahlen zugänglich machen oder benutzen, dann geht es nicht darum, mit dem Druck des Gesetzes zu besserem Geben zu nötigen. Das wäre ein Zwang, der keine fröhlichen Geber hervorbringt. Der neue, wiedergeborene Mensch in uns freut sich über das Evangelium von Jesus Christus und gibt deshalb gern und reichlich. Aber wir haben immer noch auch den alten Adam an uns, der uns daran hindert. Und dieser benötigt die Ermahnung – und dazu können auch einmal Vergleichszahlen dienen – damit er den Spiegel vorgehalten bekommt und seine Knausrigkeit erkennt.
5. Stichwort: regelmäßig
Manchmal wird gefragt, ob es denn überhaupt nötig ist, monatlich einen Gemeindebeitrag zu bezahlen. Gerade bei neuaufgenommenen Gliedern gibt es solche Überlegungen. Man kann doch seine Gaben für die Gemeinde einfach in die Kollektenbüchse werfen. Da bleibt alles ganz anonym. Dann gibt es auch keine Diskussionen über den Gemeindebeitrag.
Unsere Gemeinden leben von freiwilligen Spenden. Jeder Gemeindekassierer weiß, wie schwierig es ist, die nötigen Mittel immer rechtzeitig zusammen zu bringen. Da ist es eine große Hilfe, mit bestimmten Einnahmen und Ausgaben „rechnen“ zu können. Auch da kommen hin und wieder Abweichungen vor. Es kann passieren, dass jemand in einen finanziellen Engpass gerät und deshalb mit seinen Gemeindebeiträgen einige Monate im Verzug ist. Das lässt sich normalerweise im Rahmen einer Gemeinde ausgleichen, weil solche Probleme nicht gleichzeitig bei allen in der Gemeinde auftreten. Aber keiner von uns hat es gern, wenn er zwar seine Arbeit ordentlich erledigt, aber dann nicht den ihm zustehenden Lohn bekommt. Auch bei unseren Pastoren sollten wir nicht so handeln. Deshalb sind regelmäßig Gaben nötig.
Wer darüber hinaus noch „unerkannt“ Zusätzliches geben will, kann gern dafür die Kollekte benutzen oder Sondersammlungen, die für bestimmte Projekte erbeten werden. Hier ist etwa auch an die gesamtkirchlichen Kollekten für „Brüder in Not“, Seminar, Schriftenmission usw. zu denken.
Als Vikar war ich in einer Diaspora-Gemeinde eingesetzt. Dort musste ich gelegentlich auch die Beiträge der Gemeindeglieder entgegennehmen und quittieren. Ich freute mich, wenn jemand kam und 50 oder 100 DM brachte. Aber ein alter Vorsteher klärte mich dann auf: „Das ist nicht etwa der monatliche Beitrag, nein, das ist fürs ganze Jahr!“ Und er fügte zur Erläuterung hinzu: „Viele in unserer Gemeinde sind das von klein auf so gewöhnt. Auf dem Land hatten die Leute früher normalerweise nur einmal im Jahr Geld. Das war nach der Ernte im Herbst. Dann brachten sie dem Pastor, was sie abgeben konnten.“ Aber das Gehalt für den Pastor muss heutzutage jeden Monat bezahlt werden. Woher soll es denn in den Monaten dazwischen kommen? Das war keine gute Gewohnheit, zumal die Gemeindeglieder in der Landwirtschaft inzwischen auch längst monatlich ihren Lohn erhielten!
Der Apostel Paulus gab seinen Gemeinden einen guten Rat, wenn er nach Korinth schrieb:
„Was aber die Sammlung für die Heiligen (in Jerusalem) angeht: Wie ich in den Gemeinden in Galatien angeordnet habe, so sollt auch ihr tun! An jedem ersten Tag der Woche (Sonntag) lege jeder etwas zurück und sammle an, so viel ihm möglich ist, damit die Sammlung nicht erst dann geschieht, wenn ich komme“ (1Kor 16,1f).
Regelmäßiges Geben ist wichtig. Es fällt uns leichter. Bei meinen Eltern habe ich gelernt, dass man den Gemeindebeitrag am Anfang des Monats beiseite legt, wenn der Lohn für den vergangenen Monat eintrifft. Am Ende des Monats wird es finanziell immer eng. (Bekanntlich ist immer das Geld eher zu Ende als der Monat.) Gerade für Neulinge in unseren Gemeinden ist es wichtig, dass wir ihnen Hinweise dazu geben, wie und wie viel man für Gottes Reich und die Kirche geben sollte.
Es ist kein Zeichen von Habgier, wenn man sich seine Spenden bestätigen und vom Staat einen gewissen (geringen) Teil seiner Steuern zurückerstatten lässt.
Abschließend will ich noch auf eine Frage eingehen, die manchmal auch bei uns gestellt wird. Mancher findet es nicht richtig, wenn sich Christen für ihre Gemeindebeiträge eine Spendenquittung ausstellen lassen, die sie mit ihrer Einkommensteuererklärung beim Finanzamt einreichen. Wenn die rechte Hand nicht wissen soll, was die linke tut, wie kann man da einen schriftlichen Nachweis haben wollen? – Ich denke, hier liegt ein Missverständnis vor. Wer sich seine Spenden bestätigen und vom Staat einen gewissen (geringen) Teil seiner Steuern zurück erstatten lässt, tut nichts Falsches. Das ist auch kein Zeichen von Habgier. Unser Staat fordert reichlich Steuern ein, die für unsere staatliche Ordnung (und dabei auch für manche Verschwendung) ausgegeben werden. Diese Steuern zu zahlen und nicht zu hinterziehen, ist unsere Pflicht als Staatsbürger und Christen (vgl. Röm 13,6f). Wenn uns der Staat aber anbietet, dass er Spenden für gemeinnützige und religiöse Zwecke fördern will, indem er dafür etwas von den Steuern zurückerstattet, dann ist das kein unrecht erworbenes Gut. Im Gegenteil, wir werden damit dafür belohnt, dass wir unser Geld nicht nur für uns selbst ausgeben, sondern auch für andere. So können wir letztlich sogar mehr für unsere Gemeinde und Kirche geben, was wir bei niedrigeren Steuern vielleicht sowieso tun würden.
6. Zum Schluss
Die Kassierer in unseren Gemeinden stehen in einem verantwortungsvollen Dienst. Es geht ja dabei nicht darum, möglichst viel Geld für die Gemeinde einzutreiben oder wie der Gerichtsvollzieher an ihren Türen zu klingeln, sondern es handelt sich um eine eminent geistliche Aufgabe. Sie müssen den Gliedern unserer Gemeinden immer wieder erklären, was es heißt, aus Dankbarkeit zu geben, ohne Zwang und doch nicht geizig. Dazu sollen sie ermuntern, indem sie z.B. das schon Erreichte auch dankbar würdigen. Aber wir dürfen nicht übersehen, das auf diesem Gebiet nicht alles von allein läuft. Da steht oft genug unsere alter Adam im Weg. Unsere Gemeinden brauchen auch auf diesem Gebiet praktische Hilfen und Anleitungen, damit sie weiter zunehmen in der Erkenntnis und Liebe zu unserem Herrn.
Vortrag vor der ELFK-Kassierertagung am 27.3.2010 und der Vorstehertagung am 19.3.2011. Zuerst abgedruckt in „Theologische Handreichung und Information“, herausgegeben vom Lutherischen Theologischen Seminar in Leipzig.
Von jedem Arbeitnehmer, der einer kirchensteuerberechtigten Religionsgemeinschaft angehört, wird Kirchensteuer vom Lohn/Gehalt einbehalten. Der Arbeitgeber richtet sich dabei nach den Besteuerungsmerkmalen auf der Lohnsteuerkarte. Die Berechnung erfolgt nach dem für das jeweilige Bundesland maßgebenden Kirchensteuerhebesatz… Als Bemessungsgrundlage dient die Lohnsteuer unter Berücksichtigung von Kinderfreibeträgen! Damit fließen die Kinderfreibeträge – anders als bei der eigentlichen Lohnsteuerberechnung – in die Berechnung der Kirchensteuer mit ein. Sind also Kinderfreibeträge zu berücksichtigen, wird zur Berechnung der Kirchensteuer die Lohnsteuer fiktiv unter Einberechnung der Kinderfreibeträge ermittelt (nach Wikipedia: Kirchensteuer). ↩
Gemeindeordnung der St. Petrigemeinde Zwickau, Art. III, §3. ↩
Die Gemeindeversammlung, wo dies gewöhnlich geschieht, ist keine öffentliche Veranstaltung, sondern eine geschlossene Versammlung. Gäste dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Versammelten daran teilnehmen. ↩