Apologetik ist eine vernunfts-begründete Rechtfertigung des christlichen Glaubens gegenüber den Anfragen und Einwänden seiner Kritiker. Leider scheinen zu Beginn des 21. Jahrhunderts viele Christen den Mut verloren zu haben, entschlossen zu ihren Überzeugungen zu stehen. In liberalerem Umfeld wird die Notwendigkeit gar nicht mehr gesehen, das Evangelium zu verteidigen. Eine Apologie der Apologetik ist nötig geworden. Als solche ist die Arbeit von Stephan Holthaus zu verstehen. Leidenschaftlich setzt er sich dafür ein, dass Christen wieder nachvollziehbare Argumente für ihren Glauben anführen, wie sie es in der Vergangenheit oft taten. Heute ist schließlich die freie Ausübung von Religion inklusive ihrer (friedlichen) Weitergabe an andere ein elementares Menschenrecht.
Mit Recht vertritt der Autor die Überzeugung, dass der Glaube und die Existenz Gottes letztendlich nicht beweisbar sind. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der christliche Glaube Recht hat, enorm hoch. Das wird beim Lesen dieses Buches deutlich. Apologetik macht den Glauben plausibel, ohne dass sie alle Wunder belegen will.
Wie man es von einem Kirchenhistoriker, der gleichzeitig Trendforscher ist, erwartet, gibt Stephan Holthaus (nach seiner Einführung) auf den ersten 70 Seiten zunächst einen erhellenden Überblick über die Geschichte der Apologetik von Jesus und den Aposteln angefangen, über die Epoche der Alten Kirche bis in die Zeit der Aufklärung und darüber hinaus. Hinsichtlich der gegenwärtigen Zeit hätte man gerne mehr über die Apologetik von Normen Geisler oder Ravi Zacharias (deren Namen lediglich erwähnt sind) erfahren, ebenso über die Auseinandersetzung von John Lennox mit dem Atheisten Richard Dawkins. Der bedeutende Apologet A. E. Wilder-Smith und seine Debatten mit den Evolutionsbiologen seiner Zeit wird gar nicht erwähnt.
Nach dem geschichtlichen Abriss befasst sich Holthaus mit dem Zusammenhang von Glauben und Denken und bespricht die gängigen apologetischen Methoden. Besonders relevant für jeden, der sich den Angriffen auf das Christentum ausgesetzt sieht, ist der Teil, in dem Holthaus auf die immer wiederkehrenden Einwände eingeht: »Die anderen Religionen«, »Gott als Produkt menschlicher Wünsche«, »Die Unheilsgeschichte des Christentums« usw. Hier werden jeweils gute Argumentationshilfen gegeben, die dazu anregen, selbst weiter zu denken. Ausführlich behandelt er das Thema »Wunder«. Kein Wunder, denn ohne diese ist der christliche Glaube nicht zu verstehen.
Stephan Holthaus. Apologetik. Eine Einführung in die Verteidigung des christlichen Glaubens. Hammerbrücke: Jota 2009. 228 S. Paperback: 12,95 EUR. ISBN 3-935707-60-2
Bereichernd ist auch eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Atheismus, sowie dem Humanismus und Säkularismus. Bevor Holthaus die Bewertung einer bestimmten Weltanschauung vornimmt, unternimmt er wieder jeweils einen Gang durch die Geschichte, um zu erklären, wie bestimmte Denkmuster zustande gekommen sind. Man erfährt etwas über den Zusammenhang und Bruch von Humanismus und Reformation im Streit zwischen Luther und Erasmus; oder woher eigentlich der Begriff »Säkularismus« kommt (nämlich von der Tatsache, dass nach dem 30-jährigen Krieg viele Klöster in die Hände weltlicher Fürsten gerieten, was man »Säkularisierung« nannte).
Am Ende wird das Buch mit einem leider aktuellen Thema abgerundet: »Evangelikale unter Beschuss – Wie geht man mit kritischen Medienberichten um«.
Das gut lesbare Buch ist eine umfassende und relevante Arbeit, die das Thema Apologitik und seine Bedeutung neu hervorhebt. Es fordert heraus, sich als Christ mit den vorhandenen Gründen für den Glauben auseinanderzusetzen und sich nicht zu verstecken als jemand, der in modernen Zeiten an Jesus glaubt. Ein unbedingt empfehlenswertes Buch, dem ich weite Verbreitung wünsche – auch über unsere theologischen Ausbildungsstätten hinaus.