ThemenBibelverständnis

Die Genügsamkeit der Schrift beschränkt den Nutzen von außerbiblischen Informationen

In der Rubrik „Zur Diskussion gestellt“ veröffentlichen wir Beiträge zu Themen, bei denen es auch unter bibeltreuen Christen unterschiedliche Auffas­sungen gibt. Auf diese Weise wollen wir erreichen, dass wichtige Themen nicht unter den Tisch fallen. Andererseits will der Bibelbund nicht die Erkenntnis einiger Mitglieder zur Norm für alle erheben. Die Grundlage der uneingeschränkten Wahrheit der Bibel ist davon in keinem Fall betroffen. Wir ermutigen unsere Leser, uns begründete Einwände zu schicken.

Im Beitrag von Thimo Schnittjer steht nicht die Genügsamkeit der Heiligen Schrift in Frage. Es geht darum, welche Konsequenzen daraus gezogen werden sollten.

Der Mensch ist ein Nichts, das die Eigenschaft besitzt, hartnäckig dumme Fragen zu stellen“ (N.N.). Es ist dem Bibelbund anzuerkennen, dass auch unbequeme Fragen immer wieder aufgenommen und zur Diskussion gestellt werden, wie meine Frage nach dem Umgang mit den Zusatzinformationen zur Bibel1.

Thomas Jeising hatte zur Frage der Berechtigung von Zusatzinformationen fünf Thesen aufgestellt2 und Wolfgang Buttkewitz hat im nächsten Heft dankenswerterweise eine persönliche, positive Ergänzung vorgebracht.

Als derjenige, der die Thematik aufgeworfen hat, möchte ich meine kritischen (Beweg-) Gründe äußern, weil die Frage meines Erachtens keinesfalls trivial ist und noch weiter bedacht werden sollte.

Sowohl für unser Bibelverständnis als auch für unser praktisches Leben mit dem Herrn Jesus ist die Frage nach den Zusatzinformationen von großer Bedeutung. Da eine detaillierte Aus­ein­andersetzung mit der Thematik zwar wünschenswert ist, hier jedoch den Rahmen sprengen würde, möchte ich nur wenige Feststellungen, Fragen und Thesen vorbringen, die zum weiteren Nachdenken anregen sollen.

1. Die Frage nach der Genügsamkeit/Hinlänglichkeit der Schrift ist grundlegend

Nach einer Diskussion während der Reher Bibelbundkonferenz 2013 habe ich in der Zwischenzeit feststellen dürfen, dass die Frage nach der Zulassung von Zusatzinformationen das Prinzip der Genügsamkeit oder Hinlänglichkeit der Schrift3 im Kern berührt. Nur wenn man davon ausgeht, dass die Bibel für bestimmte Bereiche des Lebens, ob in der Lehre oder in der Praxis, nicht ausreicht, wird man außerbiblischen Informationen (oder genereller: außerbiblischem Gedankengut) Bedeutung beimessen und sie möglicherweise auf dieselbe Stufe wie die Schrift stellen. Demgegenüber wird man Zusatzinformationen anders einordnen, wenn man davon ausgehe, dass die Bibel genügsam ist.

Bedeutsam ist die Lehre von der Genügsamkeit der Schrift schon deshalb, weil sie sogar Christen im bibeltreuen Lager spaltet. So kann es beispielsweise sein, dass jemand für die Irrtumslosigkeit der Schrift eintritt, aber die Hinlänglichkeit der Schrift für bestimmte das geistliche Leben betreffende Bereiche ablehnt. John MacArthur bemerkt hierzu:

„Möglicherweise ist es gerade die Lehre von der Hinlänglichkeit der Schrift, die in der Gemeinde unserer Zeit am meisten angegriffen wird. Selbst denjenigen, die ein Lippenbekenntnis zur Autorität, Inspiration und Irrtumslosigkeit der Schrift ablegen, erscheint eine Bekräftigung ihrer Hinlänglichkeit manchmal abwegig.“4

2. Für unser Leben beanspru­chen der Herr und sein Wort untrennbar volle Genügsamkeit

So wie ich den biblischen Befund verstehe, beanspruchen der Herr und sein Wort untrennbar5 volle Genügsamkeit. In 2. Petrus 1,3 bekennt der Apostel Petrus, dass „seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat“.

Auch der Apostel Paulus gibt in 2. Korinther 9,8 zu bedenken:

„Gott aber vermag jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, damit ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk“.

Der Herr Jesus selbst bezeichnet das Wort Gottes in Johannes 17,17 als Wahrheit. Als er um die Heiligung seiner Jünger betete, gründete er den Heiligungsprozess ausschließlich auf sein Wort. Schließlich verdeutlicht 2Tim 3,15-17, dass Errettung und Heiligung nur auf Grundlage der Heiligen Schrift möglich sind:

„Weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“.

Sowohl in formeller (5. Mose 12,32; Offenbarung 22,18) als auch materieller Hinsicht6 (2. Timotheus 3,14-17; 2. Korinther 9,8; 2. Petrus 1,3; Psalm 19; Johannes 17,17; Markus 12,24; Apostelgeschichte 20,20ff.; Epheser 1,3; Hebräer 4,12; Jakobus 1,25 etc.) ist Gottes Wort hinlänglich und beansprucht vollumfängliche Geltung.7

Auch wenn sich jedem Bibelleser verständlicherweise Fragen nach den Grenzen dieses Prinzips stellen, muss er doch anerkennen, dass Gottes Wort und der Herr selbst die volle Genüge einfordern. Versuche, dies mit gut gemeinten Argumenten zu relativieren, verpflichten uns meines Erachtens dazu, deutlich für den Herrn und sein Wort Position zu beziehen – auch gegen lieb gewordene Ansichten innerhalb der evangelikalen Bewegung.

3. Außerbiblisches Gedankengut ist für das Leben in Christus ohne Nutzen und kann sogar gefährlich sein

Aus dem vorigen Punkt muss ich daher angesichts des eindeutigen Schriftbefundes schließen, dass der Herr und sein Wort für unser geistliches Leben „in ihm“ völlig ausreichen. Daraus folgernd stelle ich die (Anti-)These auf, dass außerbiblisches Gedankengut in dieser Hinsicht ohne Nutzen ist und sogar gefährlich sein kann.

Es ist ohne Nutzen, weil außerbiblisches Gedankengut prinzipiell kein Glaubenswachstum (ob zur Errettung oder zur Heiligung) geben kann, da es nicht geistlich-himmlisch, sondern menschlich-irdisch ist! Geistliches Wachstum kann aber nur durch geistliche Mittel erfolgen.

Außerbiblisches Gedankengut kann sogar gefährlich sein, indem es den Menschen vom Herrn und seinem Wort wegbringt oder den Blick auf sie vernebelt.

Sicherlich ist außerbiblisches Gedan­ken­gut nicht per se abzulehnen, doch kommt es auf die Art des Gebrauchs und die Grenzen der Wirksamkeit an. So vertreten manche Christen die Position, dass alle Wahrheit doch Gottes Wahrheit und folglich irrelevant sei, wo man sie finde.8 Generelle Offenbarung wird auf dieselbe Stufe wie spezielle Offenbarung gestellt.9 Norman Geisler hat hierzu in hilfreicher Weise zwischen einem legitimen und einem illegitimen Gebrauch unterschieden. So kann beispielsweise eine außerbiblische Quelle dazu dienen, einen Teil eines Textes näher zu verstehen (beispielsweise ein Wort), aber die Quelle kann und darf niemals entscheiden, was der eigentliche Sinn des Textes ist.10

Für unser Leben in dem Herrn Jesus Christus sind Zusatzinformationen daher nicht entscheidend und insofern stimme ich mit Thomas Jeising überein. Eine Rückfrage sei mir lediglich zur dritten These gestattet: Wenn zum Verstehen Zusatzinformationen oft (!) nicht entscheidend sind, wo genau wären sie dann entscheidend? Und wie genau wäre dann „Verständnis“ zu definieren?

Ich würde übereinstimmen, wenn Zusatzinformationen einzelne Aspekte erhellen (z.B. biblische Orte, kulturelle Gegebenheiten, einzelne Wort­bedeutungen etc.).

Ich wollte allerdings widersprechen, wenn Zusatz­informationen einem geistlichen Verständnis für unser Leben im Sinne von 2. Timotheus 3,15-17 beitragen würden. Dies müsste klargestellt werden!

Nicht ohne Grund warnt Paulus Kolosser 2,8-9:

Gebt Acht, dass nicht jemand euch wegführt durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlie­ferung der Men­schen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist.

Während der Herr und auch sein Wort vollkommen göttlich sind, sind menschliche Philosophien und Lebenskonzepte weltlich und stehen dem Herrn und seinem Wort in Kolosser 2 entgegen. Hier ist keine Ergänzung ersichtlich, weil wir in Christus vollendet sind. Der Herr genügt! Sein Wort genügt! Geistliches Denken darf daher nicht vermengt werden mit ungeistlichem, weltlichem Denken!

4. Die historisch-kulturelle Dimension ist für das Leben in Christus ohne Nutzen und kann sogar gefährlich sein

Oft handelt es sich bei den außerbiblischen Informationen, denen wir als Bibelleser besondere Bedeutung beimessen, um solche, die den Bibeltext in historisch-kultureller Hinsicht erhellen. Auch wenn durch solche Informationen nach Ansicht vieler Theologen die Exegese bereichert wird, besteht die Gefahr, dass sie doch nur angereichert wird mit einem Ballast an unwichtigen und für das (geistliche) Leben unnötigen Informationen.

Eine Grenzziehung, ob und ggf. welche außerbiblische Informationen generell abzulehnen sind, vermag ich derzeit nicht vorzunehmen. Die Fokussierung auf das historische bzw. kulturelle Element in der Bibelexegese bereitet mir jedoch offen gestanden Sorge. Eta Linnemann hat sich sicherlich nicht beliebt gemacht, als sie ausführte:

„Für das Verstehen (Hervorhebung durch E.L.) eines Abschnitts der Bibel oder einer biblischen Schrift ist die historische Frage, was der Verfasser den ursprünglichen Adressaten sagen wollte, nicht unabdingbar. Es ist ohne sie möglich. Die historische Frage ist nicht der normale Umgang mit den biblischen Schriften und erst recht nicht der einzige Zugang zu ihnen. Sie kann dem Verstehen gelegentlich hilfreiche Hinweise geben, es gelingt aber auch ohne sie und erschöpft sich nicht darin. Schon ein Kind, das lesen gelernt hat, ist in der Lage, zu erfassen, was das Bibelwort sagt und was Gott ihm dadurch sagen will. Es bedarf solcher Hilfsmittel nicht.“11

An anderer Stelle bemerkt sie treffend:

„Durch die methodische Fixierung des Historismus wird Gottes Wort aber angenagelt im Damals einer Vergangenheit.“12

Gottes Wort widerspricht einer solchen Fixierung. Was unter Punkt 3 festgestellt wurde, gilt auch hier. Die historisch-kulturelle Dimension mag hier und da erhellen, aber sie ist für das Leben in Christus ohne Nutzen und kann sogar gefährlich sein.13

5. Die Praxis zeigt unser Abwenden vom Grundsatz der Genügsamkeit/Hinlänglichkeit der Schrift

5.1 In unserem Bibelverständnis/Denken

Es könnten Bücher darüber gefüllt werden, wie außerbiblisches Gedankengut (ob durch [Sozial-] Wissenschaften, Philosophie etc.) das Bibelverständnis sowie die biblische Verkündigung beeinflusst und negativ geprägt hat. Schon die Alte Kirche mischte der Schrift einige philosophische Erkenntnisse bei und heutzutage ist außerbiblisches Gedankengut in der Hermeneutik und der Exegese nicht mehr wegzudenken14. Dieser Einfluss von außen auf die Schrift wird größer und ein Ende ist nicht abzusehen.

Ich bestreite allerdings niemals die Historizität der in der Bibel aufgeführten Ereignisse, aber ich möchte die Bibel auch nicht im Lichte außerbiblischer Quellen interpretieren15.

Im Rahmen der Bibelaus­legung begeben auch wir bibel­treuen Christen uns in ein Joch mit der Welt (2. Korinther 6,14), wenn wir in Sympathie zu den Wissenschaften oder philosophischen Konzepten Aspekte an die Bibel herantragen, die nicht in ihr stehen oder aber den biblischen Befund in einigen Teilen streichen oder relativieren.

Viele Streitfragen sind hier bekannt (Schöpfung oder Evolution, Homosexualität, Stellung der Frau in Ehe und Gemeinde, „betriebswirtschaftliche“ Gabentests u.a.). Doch wie steht es um andere Fragen?

Warum beispielsweise brüsten wir uns mit „Erkenntnissen“ im Rahmen der Einleitungsfragen, zu denen die Bibel nichts sagt? Wenn die Bibel z.B. die Frage nach den Adressaten des Galaterbriefes und die Datierung nicht auflöst, warum nehmen wir es dann so wichtig? Offensichtlich wollte unser Herr uns keine endgültige Lösung hierzu geben und uns dennoch im Galaterbrief reichhaltig mit Worten ewigen Lebens beschenken. Sämtliche Fragen zur Datierung der biblischen Bücher sind hierzu zwar nachvollziehbar, aber für das geistliche Leben in Christus wertlos (!).

Je weiter wir uns vom Text entfernen, desto mehr Probleme, Unsicherheiten, Zweifel und Hindernisse für den Glauben entstehen!

Ein weiteres Beispiel: Wenn wir bestimmte biblische Personen psychologisch interpretieren würden, könnten wir das biblische Bild von ihnen verändern. Wir würden beispielsweise in Mose einen harten, gewaltbereiten Menschen mit cholerischen Merkmalen erkennen. Doch die Schrift sagt, dass er sanftmütig war (4. Mose 12,3). Und wer hat noch nie bewusst oder unbewusst den Charakter von Personen wie David, Isaak, Petrus, Simson u.a. festgelegt?

Vor einigen Wochen sprach ich mit einem lieben Bruder über König Nebukadnezar und seine Hinwendung zum Gott Israels. Der Bruder sagte mir, dass die in Daniel 3,28ff. beschriebene Bekehrung keine wirkliche gewesen sei16, da die Babylonier ja viele Götter hatten und es für Nebukadnezar keinen Unterschied gemacht hat, dass er sich noch zu einem weiteren Gott bekennt. Bei dieser Aussage werden außerbiblische Informationen so stark in die Exegese einbezogen, dass der einfache Bibelleser ein völlig anderes Bild vom Bibeltext erhält. Und wenn man dann noch das Bekenntnis des Königs von Ninive in Jona 3,6-9 vergleichend hinzuzieht, dann müsste auch dieses Bekenntnis aufgrund der Vielgötterei nicht echt gemeint sein, was wiederum dazu führt, dass man Gott vorwerfen müsste, dass er eine falsche, unehrliche Buße als Buße deutet (Jona 3,10). Das ist meines Erachtens aber nicht schlüssig!

5.2 In unserem Leben

Als jemand, der jahrelang Jugendarbeit machen durfte, fällt mir auf, dass diese Form der Abwertung der Schrift leider eine ernstzunehmende Bedeutung für den Glauben junger und alter Menschen hat.

Durch diese fehlerhafte Verkündi­gung werden (junge) Menschen von der Bibel weggeführt und sie suchen Ergänzung in anderen Erkenntnisquellen.

Es ist bedauerlich, dass junge Theologiestudenten beispielsweise bei der Vorbereitung einer Predigt mehr Zeit mit den Bibelkommentaren, Lexika etc. als vor der Schrift selbst und im Gebet vor Gott verbringen.

Es ist erschreckend, dass viele liebe Geschwister sich mit ihren Fragen, Zweifeln, Sehnsüchten nach Erfüllung und Glück, dem Wunsch nach einem Partner, der Frage nach dem Willen Gottes etc. nicht mehr an den Herrn und sein Wort wenden, sondern sich auf anderen Ebenen „Ersatzgötter“ schaffen und von ihnen Antwort oder Ergänzung erhoffen.

Kann dies nicht zum Teil auch daran liegen, dass unsere Verkündigung und unser Verständnis von der Heiligen Schrift nicht mehr die Kraft hat, weil sie durch außerbiblisches Gedankengut und außerbiblische Prinzipien auf Menschen­werk vertraut, statt auf die Schärfe des Schwertes (Heb 4,12)?

Während in Erweckungs­zeiten Menschen in ihrer sündigen Lebens­situation (z.B. im Alkoholismus) auf den Herrn Jesus als Retter und Helfer aufmerksam gemacht wurden, scheint es heute, als wäre der Herr nur für die Rettung der Seele für die Ewigkeit, nicht aber als Helfer für die Sünde an sich zuständig. Wir bringen einen Alkoholiker dann lieber schnell in die Therapie, weil wir Christen nicht mehr auf den Herrn vertrauen und völlig verunsichert sind17.

Trauen wir uns „Nein“ zu sagen zu außerbiblischem Gedankengut, wenn die Schrift mindestens in diesem besonderen Bereich ihre Genüg­samkeit beansprucht? Können wir gegen den Trend der Theologie gehen und uns auf die Schrift beschränken?

6. Was brauchen wir? Ein Ausblick.

Wir brauchen Menschen, die nicht nur für die Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit, sondern auch für die Genügsamkeit/Hinlänglichkeit der Schrift einstehen.

Wir brauchen Brüder, die bereit sind, sich in ihren Predigten auf das Wort Gottes zu beschränken und es zur vollen Entfaltung kommen lassen. Fragestellungen, die den Fokus verändern (teilweise theologische Konzepte, manche Aspekte der Einleitungswissenschaften wie z.B. Datierungsfragen) führen folgerichtig auch von der Schrift und vom Herrn weg. Stattdessen bieten der Herr und sein Wort bei allen Zweifeln, Fragestellungen etc. eine wahre Quelle, die ins ewige Leben quillt (Joh 4,14).

Wir brauchen insbesondere in evangelikalen Ausbildungsstätten eine Rückkehr zum Prinzip der Hin­läng­lich­keit/Genügsamkeit der Schrift. Ich beobachte mit Sorge Absolventen, die fleißig alle theologischen Konzepte gelernt haben und in ihrer Theologie auf dem neuesten Stand sind, die aber nicht mehr auf die Genügsamkeit des Wortes Gottes vertrauen.

Wir brauchen eine Rückkehr zum Wort Gottes und zu einem inbrünstigen Flehen um die wahre Erkenntnis Gottes. In der Gemeinschaft mit Gott und im alleinigen Vertrauen auf ihn und sein Wort werden geistliche Fragen entschieden, nicht in dem „Zu-Gericht-Sitzen“ über die jeweilige Frage.


In der Diskussion haben wir eine Antwort veröffentlicht:

Weil es ohne außerbiblische Informationen nicht geht


  1. vgl. Bibel und Gemeinde 1/14, S. 69ff. sowie 2/14, S. 63ff. 

  2. Die fünf Thesen lauteten im Einzelnen: 1. Die ersten Leser der biblischen Schriften hatten offenbar zusätzliche Informationen, 2. Die Bibel bietet selbst, wenn man sie als Ganzes betrachtet, viele Zusatzinformationen, um andere Bibelstellen zu verstehen, die das Wissen voraussetzen, 3. Zum Verstehen sind vorhandene Zusatzinformationen oft nicht entscheidend, 4. Wir sollen der Qualität der Aussagen der Heiligen Schrift auch ohne Bestätigung durch außerbiblische Quellen vertrauen, und 5. Die Bibel spricht in die Erfahrungswelt, die jeder Mensch kennt; vgl. Bibel und Gemeinde 1/14, aaO.  

  3. Zur Geschichte des Prinzips der Hinlänglichkeit der Schrift vgl. Timothy Ward, Word and Supplement. Speech Acts, Biblical Texts, and the Sufficiency of Scripture. Oxford: University Press 2002, Kapitel 2. 

  4. John MacArthur, Die Autorität und Hinlänglichkeit der Schrift anerkennen, in: John F. MacArthur/Richard L. Mayhue/John A. Hughes (Hrsg.): Verändertes Denken. Zurück zu einer biblisch-christlichen Weltanschauung. Bielefeld: CLV 1. Aufl. 2005, S. 22. 

  5. vgl. hierzu John Wenham: Jesus und die Bibel. Autorität, Kanon und Text des Alten und Neuen Testaments. Holzgerlingen: Hänssler Verlag 2000, bes. S. 45-46. 

  6. Mit „formell“ meine ich den Kanon der Heiligen Schrift (keine weitere Schrift darf dem Kanon hinzugefügt werden), mit „materiell“ meine ich den Sinngehalt (keine fremde Idee darf der Schrift hinzugefügt werden). 

  7. vgl. dazu und für weitere Bibelstellen John MacArthur, ebd., S. 21-38. 

  8. vgl. dazu hilfreich Wayne Mack, Seelsorge mit der Bibel, in: Gemeindegründung Nr. 89, 1/07. Online verfügbar unter: http://www.kfg.org/archiv/pdf/artikel/089%20Mack%20Seelsorge%20mit%20der%20Bibel.pdf. (Stand: 09.11.2014) Dieser Artikel ist eine gekürzte und ins Deutsche übersetzte Fassung von dem Essay „What is Biblical Counseling?“ in: Ed Hindson & Howard Eyrich. Totally Sufficient. Eugene, Oregon: Harvest House 1997, ebenfalls online verfügbar unter: http://www.tms.edu/tmsj/tmsj9d.pdf (Stand: 09.11.2014). 

  9. Zur Frage der Generellen Offenbarung in der (neueren) Hermeneutik vgl. Robert L. Thomas: General Revelation and Biblical Hermeneutics, in ders.: Evangelical Hermeneutics. The New Versus the Old. Grand Rapids: Kregel 2002, S. 113-140. 

  10. vgl. http://normangeisler.net/articles/Bible/Inspiration-Inerrancy/ReviewOf5ViewsOnBiblicalInerrancy.htm (Stand: 09.11.2014). Nähere Informationen dazu auch in Norman L. Geisler & F. David Farnell (Hrsg.): The Jesus Quest. The Danger from within. Xulon Press 2014. 

  11. Eta Linnemann: Die Bibel oder die Bibelkritik? Was ist glaubwürdig? Nürnberg: VTR 2007, S. 113. Hervorh. im Original. 

  12. ebd., S. 119. 

  13. Ein Beispiel für die Gefährlichkeit dieses Ansatzes ist m.E. der Aufsatz „Hermeneutische Prinzipien am Beispiel von 1Tim 2,8-12 von John Stott, der zwar deutlich moderater als Gordon Fee ist, aber m.E. dennoch in der Hauptsache zu sehr auf das historisch-kulturelle Element fixiert. Vgl. Bibel und Gemeinde 3/13, S. 29ff. 

  14. Auch in der evangelikalen Theologie hat sich leider ein gefährlicher Synkretismus breit gemacht. Bibelkritik hat mindestens in geringem, aber nicht weniger bedauerlichem Umfang Einzug an evangelikalen Ausbildungsstätten gehalten. In diesem Zusammenhang sind die warnenden Worte von Eta Linnemann, Robert L. Thomas, Norman L. Geisler und John F. MacArthur für mich sowohl Hilfe als auch Bestätigung. 

  15. Ein interessantes Beispiel hierfür ist das Buch von J. Merrick & Stephen M. Garrett (Hrsg.:) Five Views on Biblical Inerrancy. Grand Rapids: Zondervan 2013. Bis auf R. Albert Mohler relativieren alle anderen Beitragenden Bibelstellen wie Josua 6, Apostelgeschicht 9,7 i.V.m. 22,9 sowie 5. Mose 20 i.V.m. Matthäus 5 oder interpretieren sie neu im Licht ihrer jeweiligen außerbiblischen Hermeneutik. 

  16. so z.B. auch Gerhard Maier, Der Prophet Daniel, in: Wuppertaler Studienbibel. Wuppertal: Brockhaus Verlag 1982, S. 171ff. 

  17. Damit spreche ich nicht therapeutischen Maßnahmen die Existenzberechtigung ab. Es geht aber darum, dass wir gar nicht mehr in Betracht ziehen, dass ein Sünder, in diesem Beispiel ein Alkoholiker, auch ohne einen Therapeuten und nur mit der Kraft Jesu von seiner Sünde loskommen kann.