Mit diesem kleinen Buch hat der Autor eine echte Lücke in der aktuellen christlichen Literatur gefüllt. Thomas Lange gelingt es, in leicht verständlichen Worten dem Leser einen biblisch fundierten Überblick über das sog. Laster der Tugendhaften zu geben.
In fünf Kapiteln setzt er sich mit dem Unterschied von (gerechtem) Zorn und Wut, dem Zorn Gottes, der Herkunft, den Auswirkungen sowie dem Umgang mit Zorn und Wut auseinander.
Grundlegend ist hierbei seine Unterscheidung zwischen gerechtem Zorn, der sich „gegen Ungerechtigkeit, Gottlosigkeit, und jedwede Art von Verunehren Gottes“ (S. 8) richtet, und sündigem Zorn sowie Wut, die sich gegen Menschen richten (S. 17) und auf den eigenen Vorteil bedacht sind.
Nachdenkenswert ist hierbei seine Frage, ob wir noch gerechten Zorn verspüren (S. 18ff.). Die kontinuierlichen Hinweise auf biblische Personen und deren Umgang mit Zorn und Wut veranschaulichen die Problematik treffend. Ebenso hilfreich sind die Gedanken des Autors zum praktischen Umgang mit Zorn und Wut, wobei er einen starken Fokus auf die Verantwortung des Menschen legt. Drei nützliche Anhänge von C.H. Spurgeon, William MacDonald und Alexander Strauch runden dieses Buch in einer ansprechenden Weise ab.
Abgesehen von teilweise ungeordneten Zitierungen sollten folgende kritische Fragen und Anmerkungen bei einer Neuauflage berücksichtigt werden:
Thomas Lange. Zorn – Das Laster der Tugendhaften. Vom heilsamen Umgang mit negativen Emotionen. Paperback, 114 S., Hünfeld: CMD, 2015. 6,50 €
a) Wenngleich der Autor treffend zwischen gerechtem und sündigem Zorn unterscheidet, so stellt er lediglich bei Letzterem die Herkunft und den biblischen Umgang mit ihm dar. Eine entsprechende Auseinandersetzung mit dem gerechten Zorn wäre wünschenswert gewesen.
b) Wie ist die These, dass Zorn, der sich gegen Menschen richtet und daher sündig ist, mit Bibelstellen wie z.B. Psalm 139,21ff. in Einklang zu bringen, und richtet sich Gottes heiliger Zorn nicht auch gegen sündige Menschen? c) Warum Ahasveros mit Sicherheit in sündigem statt gerechtem Zorn gegenüber Haman gehandelt hat, ist dem Leser nicht unbedingt ersichtlich. d) Ebenso wäre eine Auseinandersetzung mit Jakobus 1,20 im Rahmen der Unterscheidung zwischen gerechtem und sündigem Zorn hilfreich gewesen.
Angesichts der Tatsache, dass viele Christen mit Zorn und Wut zu kämpfen haben, kann man dem Buch nur weite Verbreitung und den Lesern ein Streben nach Heiligung speziell bei diesem Laster wünschen.