Der Autor leitet den SCM Bundes-Verlag in Witten und ist Chefredakteur des Magazins „Aufatmen“. Seine Beobachtungen im ersten Teil des Buches beschäftigen sich vor allem mit der Wahrheit, die auch unsere persönliche Wirklichkeit ist. Nur allzu oft verschweigen wir, dass wir uns doch nicht so auf den Himmel freuen, wie manche äußern. Wir singen Lieder, in denen Texte vorkommen, die wir doch nicht ehrlich bejahen können. „Wir leben ja ständig in dem Versuch, Sünde, Fehler, Zweifel, Fragen hinter die Fassade zu drängen …“ (S. 33). Es gibt offensichtlich eine Art „politischer Korrektheit“ auch in der Gemeinde. „Wenn wir unwahr leben und nicht echt sind, profitiert immer nur der Teufel, der seine Spalthebel ansetzen wird, um uns von Gott (und voneinander) zu trennen. Es gibt keine guten Gründe für Unwahrheit – es gibt höchstens schlechtes Timing (nicht alles muss man jederzeit sagen) oder falsche Motive (Wahrheiten ohne saubere Motivation gesagt, dienen nicht).“ (S. 45)
Eggers empfiehlt aber keinen Seelen-Striptease oder das öffentliche Kokettieren mit Schwächen, Zweifeln und Problemen. Ich kann zum Beispiel Familie, Freunde, Kollegen bitten, mich genug lieb zu haben, um mir die Wahrheit zuzumuten. „Kritik ist kostenlose Beratung.“ Einander die Wahrheit sagen, könnte so aussehen: „Darf ich dir auch die letzten zehn Prozent sagen? Willst du sie hören?“ Aber Wahrheit ohne Liebe funktioniert genauso wenig wie Liebe ohne Wahrheit. Der Autor will ein authentisches Leben fördern.
An vielen Stellen muss man ihm – leider – Recht geben, obwohl man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass er dabei vor allem die sogenannten „Bibeltreuen“ im Blick hat. Doch ist er ehrlich genug, um die gleichen Probleme auch in „liberalen“ Gemeinden wahrzunehmen.
Ulrich Eggers. Ehrlich glauben. Warum Christen so leicht lügen. Witten: SCM Brockhaus 2013. 221 S. Hardcover: 14,95 €. ISBN 978-3-417-26551-4
Der zweite umfangreichere Teil des Buches enthält 50 Editorials aus „Aufatmen“, die der Autor umgearbeitet und mit denk- oder gesprächsanregenden Fragen versehen hat. Eggers empfiehlt, sie als Andachten zu lesen oder als Gesprächsgrundlage für Kleingruppen zu verwenden (S. 7). Dieser Empfehlung kann der Rezensent allerdings nicht folgen, denn es fehlt Gottes Wort als Ausgangspunkt und Grundlage. Der Autor gibt zwar interessante Überlegungen wieder, die manchmal auch biblisch sind, aber für Hauskreise oder Andachten nicht empfohlen werden sollten. Denn die Leser könnten fromme und manchmal auch kluge Gedanken mit dem Wort Gottes verwechseln und werden so gerade nicht an das eigentliche Fundament der Wahrheit herangeführt.