LiteraturBibelverständnis, Buchbesprechungen

Stolpersteine der Schriftauslegung: Wie man sorgfältig und korrekt mit der Bibel umgeht

Der Autor ist ein kanadischer calvinistischer Theologe und Professor für Neues Testament an der Trinity Evangelical Divinity School in Deerfield bei Chicago. „Der Leser, der die Irrtumslosigkeit der Schrift nicht mit seiner eigenen Deutung verwechselt, wird in diesem Buch einen wertvollen Leitfaden haben“, schreibt Robert Yarborough im Rückentext. Das ist richtig, wenn der Leser entsprechend akademisch gebildet ist und etwas von griechischer Grammatik, Zeitformen und Semantik versteht, wenn er weiß, was induktive Studien und Konditionalsätze sind und eine konzeptionelle Parallelomanie.

Die deutschen Herausgeber haben sich bemüht, die wichtigsten Fremdwörter in einem Glossar zu erklären, auf die im Text an den entsprechenden Stellen hingewiesen wird. Doch auch der unbedarfte Leser wird genügend Beispiele finden, die er versteht und durch die er gewarnt wird. Denn auch viele Spezialisten, hingegebene Gläubige, „welche die Bibel zu ihrem Fachgebiet in Beziehung bringen wollen“, sind schon dem Fehlschluss der falschen Parallelen anheimgefallen. „Sie halten sich für bibelfester als sie wirklich sind – und das Ergebnis ist allzu oft fürchterlicher Unsinn.“ (S. 133)

Carson, Donald A. Stolpersteine der Schriftauslegung. Wie man sorgfältig und korrekt mit der Bibel umgeht. Oerlinghausen: Betanien-Verlag 2015 (3. Aufl.) 158 S. Paperback: 5,90 € ISBN: 978-3-935558-79-2

Das klingt nicht besonders freundlich, aber es ist schon so, dass wir allzu leicht „übernommene traditionelle Ansichten in den Bibeltext hinein[lesen]. Auf diese Weise verlagern wir die Autorität der Schrift unbewusst auf unsere Traditionen und verleihen diesen einen falschen, ja sogar götzendienerischen Grad von Sicherheit.“ (S. 17)

Der Autor versucht, möglichst neu­tral zu argumentieren und sich schon in Vorwort und Einführung gegen alle möglichen Argumente abzusichern, wo er die Wichtigkeit dieser Studie darlegt, aber auch ihre Gefährlichkeit und Grenze. Der Rezensent kann sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor sich allzu oft selbst verteidigt, wie z. B. auf S. 111f.