Prof. Dr. Rainer Riesner, Jg. 1950, lehrte am Institut für evangelische Theologie der TU Dortmund und am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen. Riesner ist einerseits als bekennender und glaubender Christ, andererseits aber als evangelischer Theologe bekannt, dessen Arbeit stark historisch fundiert ist. Schon in der Vergangenheit setzte er wichtige Meilensteine zur Zuverlässigkeit des Neuen Testaments, besonders der Evangelien. In seinem neuesten Buch fasst er Ergebnisse seiner jahrzehntelangen Forschung zusammen. Was Riesner vorlegt, kann damit auch in der liberalen Theologie nicht als unwissenschaftlich verworfen werden – im Gegenteil: Die Arbeit Riesners ist deutlich fundierter, näher an archäologischen und historischen Quellen und tiefer im Verständnis des Judentums zur Zeit Jesu, als dies bei den meisten existierenden Jesusbüchern der Fall ist. Es gibt bei Jesusbüchern geradezu einen Trend zu sensationsheischenden Einordnungen, die beanspruchen, nun endlich den „wirklichen“ Jesus erkannt zu haben – oder aber zu sehr skeptischen Urteilen, die von Jesus kaum noch etwas Authentisches stehen lassen wollen. Riesner dagegen zeigt, dass die Einbeziehung neuerer archäologischer Entdeckungen, relevanter Quellen und aktueller wissenschaftlicher Forschung nicht zu einer Relativierung Jesu führt, sondern den Jesus bestätigt, den man in den Evangelien findet. Das Buch kann somit als Bekräftigung der Zuverlässigkeit der Evangelien gelesen werden.
Rainer Riesner. Messias Jesus. Seine Geschichte, seine Botschaft und ihre Überlieferung. Gießen: Brunnen Verlag 2019. 537 S. Gebunden: 58,00 €. ISBN: 978-3-7655-9410-6.
Die 15 Kapitel werden von 35 Exkursen begleitet, zum Teil mit Grafiken, die vor allem den Historiker verraten. Mit seiner Dissertation „Jesus als Lehrer“ hat er bereits den Grund dafür gelegt. Denn was wir über Jesus wissen, hängt von der Tragfähigkeit der Quellen über ihn ab. Vermitteln sie ein zutreffendes Gesamtbild oder nur einzelne Erinnerungssplitter, die dann ganz verschiedene Deutungen erlauben würden. In den beiden letzten Kapiteln „Die Überlieferung“ und „Die Erforschung“ widmet das Buch sich besonders diesem Thema.
Zunächst untersucht Riesner die durchaus unterschiedlichen messianischen Hoffnungen des jüdischen Volkes von den Propheten an bis zu den Chassidim und den Zeloten. Die Reihenfolge der Kapitel ist im Wesentlichen chronologisch geordnet von Herkunft, Berufung, Anfängen bis zu den letzten Tagen in Jerusalem, den beiden Prozessen und dem Freispruch, gemeint ist das Geschehen um die Auferstehung. Besonders sticht Riesners Kompetenz in relevanten archäologischen Fragen hervor, die man in dieser Form in keinem anderen Jesusbuch findet.
An manchen Stellen wird man als Leser sicher zu anderen Schlüssen als Riesner kommen. So fällt auf, dass Riesner wesentlich auf Ergebnisse seiner bereits etliche Jahre zurückliegenden Dissertation, Habilitation oder anderer Vorarbeiten zurückgreift, ohne aktuelle Arbeiten und Alternativdeutungen – etwa bei Datierungsfragen – angemessen zu berücksichtigen. Aber durchweg interessant sind Riesners Darstellungen zur Datierung der Evangelien, dem synoptischen Problem, apokryphen Evangelien oder der Geschichte der Jesusforschung. Mit dem Buch hat er eine Fülle von Informationen, gut recherchierter Hintergründe und Fakten vorgelegt, die nicht nur viele Einsichten in das Leben Jesu bieten, sondern die historische Zuverlässigkeit der Ereignisse bekräftigen.
Fazit: In manchen Details wird sicher nicht jeder Riesner zustimmen, aber dennoch bleibt das Jesusbuch ein Meilenstein einer gründlichen Beschäftigung mit dem Leben Jesu aus evangelikaler Perspektive, die eine grundsätzliche Zuverlässigkeit der Worte und Taten Jesu mit wissenschaftlichen Argumenten stützt.