LiteraturBiografien, Buchbesprechungen

Ernst Jakob Christoffel – Ein Leben im Dienst von Jesus

Das eindrückliche Werk über das Leben und Wirken von Ernst Jakob Christoffel (1876-1955) – dem bekannten Blindenmissionar im Orient – wurde von Sabine Thüne vorgelegt. Diese war lange Jahre Mitarbeiterin der Christoffel-Blindenmission (Bensheim). Das Buch hat als dritter Band Aufnahme in die Reihe „Evangelium und Islam“ gefunden.

Thüne, Sabine. Ernst Jakob Christoffel. Ein Leben im Dienst von Jesus. Mit einem Geleitwort und einem Beitrag von Christof Sauer. Nürnberg: VTR 2007, 452 S. Paperback: 34,95 €. ISBN: 978-3-937965-39-0

Das mit 34,95 € relativ teure Buch vereinigt in sich verschiedene Erzählgattungen. Zum einen wird in chronologischer Folge eine biographische Darstellung von E.J. Christoffel gegeben. Diese wird ergänzt durch eine umfangreiche Quellensammlung. Da beide Teile jeweils kombiniert angeordnet worden sind, ergibt sich daraus eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre. Wird z.B. in Kapitel 5 die Hauptstation der Blindenarbeit von E.J. Christoffel in Isfahan (Persien) von 1928-1933 dargestellt, so ist diesem Kapitel ein umfangreicher Textanhang beigefügt, in denen der Leser Auszüge von Schreiben E.J. Christoffels zu diesem Themenkomplex lesen kann. Dies eröffnet z.T. einen sehr intimen Einblick in das Leben und die Problemlage des Christoffelschen Wirkens.

Erschütternd zu lesen sind die historischen Ausführungen zur Armenierverfolgung im Osmanischen Reich, welche zum Ende der ersten Blindenarbeit Christoffels im Osmanischen Reich stattfanden. Auf dem Hintergrund des 1. Weltkrieges, in dem das Osmanische Reich ein Verbündeter des Deutschen Reiches gewesen war, gingen die deutsche Öffentlichkeit und Politik großzügig über die Verfolgung der (christlichen) Armenier hinweg. Protestnoten Christoffels bis hin zum Auswärtigen Amt in Berlin sind dokumentiert. Ausgerichtet haben sie nichts.

Als weiterer tragischer Aspekt seines Wirkens fällt die sonderbare Behandlung seiner Person durch die Engländer auf, die er erdulden musste, als er – in Persien der Blindenarbeit nachkommend – sich den Wirren des 2. Weltkrieges ausgesetzt sah. Christoffel musste mit dem Einrücken englischer Truppen in Persien den Preis für seine deutsche Herkunft zahlen. Sein vorbildhaftes humanitäres und diakonisches Wirken in Persien wurde dabei kaum berück­sichtigt. Insgesamt 33 Monate war Christoffel interniert.

Wohltuend ist da zu lesen, dass der 2.Weltkrieg es trotz seiner vielfältigen Abscheulichkeiten nicht vermochte, die christ­liche Bande zwischen engagierten Nachfolgern Christus zu zerstören. Dies wird z.B. dadurch deutlich, dass sich insbesondere der britische Lordbischof Bell sehr für die Freilassung von Christoffel verwandt hat.

Im Jahr 1951 beginnt Christoffel erneut mit der Blindenarbeit im Iran. Dort stirbt er im Jahr 1954. Auf seinem Grabstein sind in deutscher, armenischer und persischer Sprache folgende Worte zu finden: „Hier ruht im Frieden Gottes Pastor Ernst Jakob Christoffel, der Vater der Blinden, Niemandskinder, Krüppel und Taubstummen nach über 50-jähriger Missionsarbeit in Siwas, Malatia, Täbris und Isfahan.“