Zwölf Aufsätze von fünf Autoren sind in diesem Buch zusammengefasst, das vom sogenannten Maleachi-Kreis verantwortet ist. Sieben Beiträge stammen allein vom Herausgeber, der auch den Prolog verfasst hat. Im Anhang des Werkes findet sich die Übersetzung der sogenannten Cambridge-Erklärung aus dem Jahr 1996, eine Art Glaubensbekenntnis und Bußruf. In dieser Erklärung wird zum Beispiel die Erosion der Autorität beklagt und eine These unter der Überschrift Sola Scriptura angefügt. So geht es weiter mit allen anderen vier Sola der Reformation und den entsprechenden Thesen. Es werden also weiterhin beklagt die Erosion des christo-zentrischen Glaubens, des Evangeliums, des Hauptartikels (gemeint ist der Glaube) und die Erosion des gott-zentrischen Gottesdienstes. Offenbar ist dieses Beklagen der gegenwärtigen Zustände unter den Evangelikalen Hauptinhalt des vorliegenden Buches geworden. Leider entdeckt man dabei aber nicht die Systematik, die in dieser Erklärung vorhanden ist.
Vorbildlich findet der Rezensent allerdings den Aufsatz von Wolfgang Nestvogel über Luthers Verständnis von Vernunft und Wissenschaft. Hier werden wesentliche Grundlagen aufgezeigt, denen man hätte weiter nachgehen können. Auch der Aufsatz von Benedikt Peters über die biblische Sicht vom Menschen ist klar und sachlich, wenn auch mit einigen calvinistischen Anklängen.
Nicht sinnvoll aber erscheint im ersten Aufsatz dieses doch allgemeinverständlich gedachten Buches die Wiedergabe von Lutherzitaten im Lutherdeutsch. Das macht das Lesen zu mühsam. Mühsam ist allerdings auch die zu klein gewählte Schrift in allen Fußnoten des Werkes.
Pflaum, Johannes (Hrsg). Das verschleuderte Erbe. Die Reformation und die Evangelikalen. Bielefeld: CLV 2017 (2. Aufl.) 376 S. Paperback: 12,90 €. ISBN: 978-3-86699-280-1
Was beim Lesen des Buches aber am meisten gestört hat, ist die eigenartige Diffamierung einiger evangelikaler Repräsentanten. Die Kritik an ihnen bezieht sich gewöhnlich auf veröffentliche Texte, aus denen dann Folgerungen gezogen und Befürchtungen geäußert werden, die hauptsächlich aus Vermutungen bestehen und manchmal sogar die geistliche Haltung dieser Personen in Frage stellen. Mit den fünf Sola der Reformation hat das nichts mehr zu tun. Den Lesern wäre gewiss besser gedient, wenn sie nicht darauf orientiert würden, gegen welche Personen man sein muss, sondern gegen welche falschen Lehren. Denn sonst werden Menschen zu Feindbildern stilisiert, die nach allem, was wir wissen, doch Brüder sind. Dem Leser bringt das keinen geistlichen Nutzen und wiegt ihn nur in einer falschen Sicherheit. Denn er meint dann, er müsse gegen jemanden sein, weiß aber nicht wirklich warum und kann keinen biblischen Grund dafür nennen.