Die beiden Professoren für Praktische Theologie, Helge Stadelmann (FTH Gießen) und Stefan Schweyer (STH Basel), legen mit ihrer Praktischen Theologie ein Werk vor, indem auch die freikirchliche Perspektive berücksichtigt wird. In den ersten beiden Teilen des Buches erörtern sie die Grundlagen der Praktischen Theologie und analysieren den kirchlichen und gesellschaftlichen Kontext. Damit geben sie dem Leser eine optimale Ausgangsposition zum Verstehen und Einordnen der im dritten Teil folgenden Entfaltung der Praktischen Theologie. Der dritte Teil gliedert sich wiederum in drei Teile: A – Gemeinde aufbauen; B – Gemeinde sammeln und C – Gemeinde senden.
Das Buch ist trotz verschiedener Fachtermini allgemein verständlich und anschaulich geschrieben. Komplexe Zusammenhänge werden kurz erklärt und besonders in den ersten Teilen des Buches durch Grafiken illustriert. Die 22 Kapitel sind einheitlich aufgebaut. Kurze Ausführungen geben einen kleinen Einblick in die verschiedenen Themen und auf eine Reihe vertiefender Literatur wird verwiesen. Somit eignen sich die Inhalte des Buches auch sehr gut zum Nachschlagen. Am Abschluss jedes Kapitels befinden sich Fragen, die zur Vertiefung des Inhalts dienen.
Stadelmann, Helge/Schweyer, Stefan. Praktische Theologie. Ein Grundriss für Studium und Gemeinde. Gießen: Brunnen 2017. 492 S. Hardcover: 50,00 €. ISBN: 978-3-7655-9568-4.
Inhaltlich bietet das Buch eine große Vielfalt an Themen der Praktischen Theologie. Dabei erscheint es den Autoren wichtig, dass aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen mit aufgenommen wurden. Theologisch wird eine Balance zwischen den menschlichen (irdischen) und göttlichen (himmlischen) Aspekten der Gemeinde immer wieder forciert. Eine Herausforderung in unserer Zeit bieten da die verschiedenen alternativen Lebensformen und die Bitte um Segnung durch die Kirche. Solchen herausfordernden aktuellen Themen begegnen die Autoren immer wieder mit Klarheit und Barmherzigkeit (vgl. S.268). An anderen Stellen scheinen aber auch Vorlieben der Autoren in entsprechenden Abläufen benannt zu werden. Etwa bei der Begrüßung im Gottesdienst (S.199), beim Zeitpunkt für Ansagen (S.204), beim Auswendiglernen der Einsetzungsworte (S.207) oder zu verschiedenen „Entblößungstendenzen“ (S. 292).
Für die Autoren steht, für das Gemeindeleben und den einzelnen Christen, nicht ein messbarer Erfolg oder ein zeitlicher Imagegewinn im Vordergrund, sondern Gottes Wort und der ewige Lohn. Dadurch bleibt das Geschriebene auch auf dieses Fundament bezogen und kann von ihm her geprüft werden und nicht an irgendwelchen Zahlen des Erfolges.
Kapitel 22 zur Publizistik macht schnell deutlich, wie stark aktuelle Themen in den Fokus der Praktischen Theologie genommen werden. Außerdem bieten sie hilfreiche Ideen für die aktuelle Zeit, so etwa Zeitkonten für das Thema Ehrenamt in der Seniorenbetreuung (S.418). Trotzdem scheint mir gerade das Thema Ehrenamt in der Praktischen Theologie deutlich zu kurz zu kommen.
Das Buch bildet eine hervorragende Grundlage für die Gemeindearbeit und das theologische Studium. Besonders der aktuelle Bezug und der zusätzliche freikirchliche Fokus machen es als praktisches Nachschlagewerk interessant. Wer einen Überblick über die Praktische Theologie haben will, sollte es aber insgesamt durchlesen/durcharbeiten und wird davon profitieren.