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Pergamente und Papyri

Der norwegische Theologe und Schrift­steller erzählt die Geschichte der ältesten und wichtigsten Bibel­hand­schriften richtig spannend und leicht verständlich. Inhaltlich allerdings müssen einige Einschränkungen gemacht werden.

Sagrusten, übersetzt von Daniela Stilzenbach, erklärt in fünf Teilen das große Puzzle der Bibelhandschriften. Er kleidet es in Geschichten über die Abschreiber und beschreibt, wie es zu Fehlern dabei kommen kann. Spannend auch das Abenteuer der Funde und nicht zuletzt, wie man das Puzzle dann legt. Bei letzterem habe ich allerdings einige Bemerkungen über den sogenannten Mehrheitstext vermisst, der heute viel diskutiert wird.

Vermisst habe ich auch die Jahresangabe des norwegischen Originals. Denn das könnte erklären, warum Tischendorf im Kapitel „Mysterium des handgeschriebenen Briefes“ (S. 51ff) nicht gut wegkommt. Inzwischen konnten Tischendorfs Briefe durch unabhängige Quellen überprüft werden. Diese Dokumente wurden allerdings erst im Jahr 2003 zusammen mit vielen anderen aus der Zarenzeit entdeckt. Im Jahr 2007 wurden sie mit Abbildungen in russischer und inzwischen auch in englischer Übersetzung veröffentlicht.1 Die Dokumente belegen, dass Tischen­dorf zu allen Zeiten als Ehrenmann gehandelt hat. Von daher müsste das genannte Kapitel vollständig umgeschrieben werden.

Sagrusten, Hans Johan. Pergamente und Papyri. Das große Puzzle der ältesten Bibelhandschriften. Witten/Stuttgart: SCM Verlag/Deutsche Bibelgesellschaft 2018. 198 S. Hardcover: 20,00 €. ISBN: 978-3-417-26861-4/978-3-438-06024-2.

Dafür hätte man das Kapitel „Das nie gefundene Manuskript: Q“ getrost weglassen können. Denn das Fazit des Autors lautet: „Bisher jedoch hat niemand auch nur einen Papyrusschnipsel von Q gesehen. Gibt es vielleicht einen anderen Grund für die vielen inhaltlichen Gemeinsamkeiten des Matthäus- und des Lukasevangeliums?“ (S. 185). Warum drückt er dann immer noch die Hoffnung aus, dass man so ein Manuskript finden könnte, das doch nur auf einer theologischen Theorie beruht?

Trotz der genannten Einschränkungen eine gut geschriebene und leicht verständliche Einführung in die Geschichte des biblischen Textes, nachdem die Originale verfasst waren.


  1. Alexander Schick. Tischendorf und die älteste Bibel der Welt. Hammerbrücke: Jota 2015 (2. Aufl.) S. 8.145ff.