Der 1931 geborene Verfasser, ein britischer Pastor und Autor vieler Bücher, hatte diese Biografie schon 1988 fertiggestellt. Seine theologische Position wird als fünf-Punkte-Calvinist beschrieben.
Seine umfangreiche und gründlich recherchierte Biografie stellt zunächst dar, wie andere Edwards sahen und beurteilten. Manche betrachteten Edwards als den größten amerikanischen Philosophen und Calvinisten seiner Zeit, wozu der Verfasser bemerkt, dass die Philosophie nur die Randbereiche seines Denkens berührte.
Edwards war ein sehr fleißiger und Gott hingegebener Mann, der gewöhnlich 13 Stunden am Tag in seinem Arbeitszimmer verbrachte. Für ihn gehörten tiefe Demütigung vor Gott und geistliche Freude zusammen.
Ausführlich beschreibt der Autor die große Erweckung, an der auch Georg Whitefield Anteil hatte. Menschen wurden in großer Zahl dazu gebracht, das wahre Wesen der Sünde und die damit verbundene Gefahr zu erkennen. Männer und Frauen aller Altersgruppen und Prägungen fühlten sich in die Gegenwart Gottes versetzt. Gerade Whitfields Predigten waren ungeheuer anziehend, denn er besaß erstaunliche rhetorische Talente. Dagegen sprach Edwards mit leiser und gleichmäßiger Stimme und bewegte den Körper überhaupt nicht. Er tat nichts, um die Aufmerksamkeit zu erregen, wenn man von der ihm eigenen Ernsthaftigkeit absah. Sie kam dadurch zum Ausdruck, dass er seine Zuhörer anblickte und sprach, „als stände er in der Gegenwart Gottes“.
Murray, Ian H. Jonathan Edwards. Ein Lehrer der Gnade und die große Erweckung. Bielefeld: CLV 2016 (2. Aufl.) 575 S. Hardcover: 12,90 €. ISBN: 978-3-86699-306-8.
Im Dezember 1743 schrieb Edwards über den Aufbruch, den sie in den drei, vier Jahren zuvor erlebt hatten: es gab zunächst wenig Anzeichen dafür; er war mit verderblichen Einflüssen vermischt. Später wurden die Gläubigen aber durch auswärtige Schwärmer infiziert. Dadurch kam es auch zu Gemeindespaltungen. Außerdem musste Edwards erleben, dass viele Bekehrte versagt hatten, weshalb „so viele Blüten keine bleibende Frucht hervorbrachten“. Er war ein guter Beobachter und bemerkte auch, wie Menschen „durch die hohe Meinung, die sie von ihren Erfahrungen, Gnaden und Privilegien haben, allmählich in eine selbstgerechte und geistlich hochfahrende Geistesverfassung geraten“.
Ganz gleich, wie man zum Calvinismus steht, man kann eine Menge über Demut, Gnade, Erweckung, die Listen des Teufels und Hingabe lernen. Murray erlaubte Edwards Punkt für Punkt für sich selbst zu sprechen. Eine außergewöhnliche Biografie, die auch die unabdingbaren Voraussetzungen für Erweckung veranschaulicht.