Hardmeier gibt einen Überblick über die Entwicklung und Veränderung des Missionsverständnisses in der evangelikalen Theologie. Er beschreibt sachlich und engagiert die Entwicklungen im Denken von der „Missio Dei“, der ökumenischen Bewegung bis zur „Missional Church“. Das neue Missionsverständnis zielt vor allem auf die soziale Verantwortung der Evangelikalen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwas aus dem Blickfeld geraten sei.
Der Autor untersucht dabei die großen evangelikalen Kongresse und wichtige Veröffentlichungen. „Hatte man in Lausanne I von der sozialen Verantwortung der Kirche gesprochen, in Wheaton von der Transformation der Gesellschaft, sprach man nun von integraler oder ganzheitlicher Mission“ (S. 151). Die Evangelikalen wollten ihre „Weltverantwortung“ entdecken.
Hardmeier, Roland. Missionale Theologie. Evangelikale auf dem Weg zur Weltverantwortung. Schwarzenfeld: Neufeld 2015. 241 S. Paperback: 19,90 €. ISBN: 798-3-86256-061-5.
Dass dabei Manches auf der Strecke bleibt, ist dem Autor allerdings auch bewusst: Es sei nicht zu übersehen, „dass der prägende Einfluss der Eschatologie auf die evangelikale Missionstheorie Vergangenheit ist“ (S. 217). Er weiß, dass die neue Identität, die man in die schönen Formeln „das ganze Evangelium, das ganze Heil, den ganzen Menschen und die ganze Welt“ gießt, nicht ungefährlich ist und zitiert dabei Michael Herbst, der fragt, ob die Evangelikalen daran sind, die alten Fehler der ökumenischen Bewegung nachzuholen, nur etwas langsamer und zögerlicher. Man verzichtet auf die Gerichtsdimension des Evangeliums und ist viel zu optimistisch im Blick auf eine diesseitige Reformierbarkeit des Einzelnen und der Welt als Ganzer (S. 219).
Wohl ist einem, der das Wort Gottes liebt, bei dieser Entwicklung nicht, denn sie wird inzwischen auch von den Führern der Evangelischen Allianz befürwortet.