Die Lehre von den Heilszeiten oder Haushaltungen (Dispensationalismus) hat auf den deutschsprachigen evangelikalen Raum viele Jahre lang bedeutsamen Einfluss gehabt. In der letzten Zeit wird diese Theorie jedoch vermehrt angegriffen, teils mit berechtigten Anfragen, teils aber auch in unfairer und herablassender Argumentationsweise.
Jedem, der die Lehre von den Haushaltungen verstehen möchte, sei dieses Werk empfohlen. Der in 2016 heimgegangene Autor greift viele dieser Anfragen auf und stellt den klassischen Dispensationalismus sachlich und wissenschaftlich fundiert vor. Hierbei definiert er diese Lehre (S. 29ff.), beleuchtet die geschichtliche Entwicklung (S. 82ff.) und die Hermeneutik des Dispensationalismus (S. 108ff.), um sich dann mit den wichtigen Streitpunkten „Errettung“ (S. 147ff.), „Gemeinde“ (175ff.) und „Eschatologie“ (S. 210ff.) zu befassen. Schließlich grenzt er sich von der Bundestheologie (S. 266ff.), dem progressiven Dispensationalismus (S. 234ff.) und dem Ultradispensationalismus ab (S. 285ff.).
Ryrie, Charles C. Dispensationalismus. Gottes Heilszeitplan verstehen. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung 2016 336 S. Hardcover: 14,90 €. ISBN: 978-3-86699-348-8.
Das Buch ist ansprechend gestaltet und trotz der starken theologischen Ausrichtung im Detail für Laien leicht zu lesen. Positiv hat der Rezensent wahrgenommen, dass der Dispensationalismus atl. Prophetien nicht einfach geistlich (um)deutet oder relativiert, sondern das Anliegen verfolgt, diese Bibelstellen in ihrem wortwörtlichen Ursprungssinn auszulegen. Auch die guten Antworten auf den immer wiederkehrenden Vorwurf, der Dispensationalismus vertrete zwei Heilswege, haben überzeugt.
Der Leser sei allerdings darauf hingewiesen, dass die drei von Ryrie definierten unabdingbaren Voraussetzungen des Dispensationalismus (S. 54) nicht von allen Vertretern dieser Lehre geteilt werden. John S. Feinberg und Michael J. Vlach haben beispielsweise in ihren Werken andere Kriterien vorgestellt.
In der Hoffnung, dass jeder Leser dieses Werk an der Schrift prüfen und nicht einfach einem theologischen System blindlings vertrauen möge, wird dem empfehlenswerten Buch weite Verbreitung gewünscht.