LiteraturBuchbesprechungen, Kirchengeschichte

Der Fall Servet und die Kontroverse um die Freiheit des Glaubens und Gewissens

Die vorliegende Dissertation über eine spezielle Auseinandersetzung in der Reformationszeit sollte vor dem Hintergrund des ganzen Lebens von Johannes Calvin gelesen werden.

Mit diesem Buch wird die Disser­tation neu aufgelegt, die Uwe Plath bereits 1972 geschrieben hat. Anlass waren nicht nur einige Jahrestage der Reformation, sondern auch die Aktualität der Thematik. Plath hat die Auseinandersetzung zwischen Johannes Calvin und der Stadt Basel intensiv untersucht und sehr detailliert dargestellt.

Es geht dabei primär um die sogenannte Toleranzkontroverse. Dabei steht der Fall Michael Servet und seine Verbrennung im Zentrum der Disputation zwischen verschiedenen Theologen und Humanisten der Schweizer Städte. Es gelingt Plath sehr gut, die völlig anderen Voraussetzungen für eine theologische Kontroverse von damals herauszustellen. Dabei wird deutlich, mit welch unterschiedlichen Machtmöglichkeiten diese Auseinandersetzung geführt wurde. Des Weiteren nimmt er den Leser in die Beziehungen der Schweizer Städte der damaligen Zeit und deren Auswirkungen auf die Thematik mit hinein.

Er recherchiert dafür intensiv im Briefverkehr der beteiligten Personen und kann dadurch manche bestehende Hypothese verifizieren bzw. falsifizieren. Seine Dissertation steht auf einem sehr hohen wissenschaftlichen Niveau. Da er gern Originalquellen zitiert, ist die Kenntnis der französischen Sprache sehr hilfreich.

Plath, Uwe. Der Fall Servet und die Kontroverse um die Freiheit des Glaubens und Gewissens. Essen: Alcorde 2014. 456 S. Hardcover: 32,00 €. ISBN: 978-3-939973-63-8

Dass diese Arbeit weder an Aktualität noch an wissenschaftlicher Relevanz verloren hat, wird durch die Neuauflage deutlich. Für einen Leser aus der heutigen westlichen Welt kommt Calvin jedoch nicht sehr gut weg, da er klar für die Todesstrafe, auch in Glaubensfragen, eintritt. Da sind uns Aussagen der Gegner Calvins, wie „Einen Menschen töten, heißt nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten.“ eher nahe.

Insgesamt dient dieses Buch hervorragend zur Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Wer sich jedoch ein Bild von Johannes Calvin machen möchte, sollte sich vorher mit seinem Lebenswerk als ganzem beschäftigen.

Die zahlreichen Fußnoten, Register und angefügten Originalquellen vervollständigen das Bild einer hervorragenden Forschungsarbeit. Wer sich mit der damaligen Toleranzkontroverse auf wissenschaftlichem Niveau auseinandersetzt, wird an diesem Buch nicht vorbeikommen.