LiteraturBuchbesprechungen, Christliches Leben

Beten – Dem heiligen Gott nahekommen

Das beste Buch über das Gebet, das ich bisher gelesen habe.

Timothy Keller stellte als Gemein­de­gründer und -pastor fest, dass er einem Christen, der sein Gebetsleben intensivieren wollte, kein geeignetes Buch in die Hand drücken konnte. Es gibt zwar Klassiker, aber deren Sprache ist heute für die meisten unverständlich und die Warnungen, die die Autoren aussprachen, galten den spirituellen Praktiken ihrer Zeit. Offenbar braucht jede Lesergeneration ­aktualisierte Hilfen zum Gebet.

Der Bestseller-Autor beschreibt in fünf Teilen und 15 Kapiteln wie man dem heiligen Gott nahekommt: „Ich möchte so gerne beten! – Verstehen, was Beten ist – Beten lernen – In die Tiefe gehen – Fangen wir an!“ Keller erwähnt überhaupt keine spektakulären Gebetserhörungen (obwohl er selbstverständlich darum weiß), sondern erklärt sehr gründlich, warum wir beten müssen, warum Beten so etwas Großes ist und was Beten und Gemeinschaft mit Gott überhaupt bedeutet. Grundlage für alles Beten ist ihm immer Gottes Wort, von dem her Keller alles, was er über Gebet gelesen hat, beurteilt. Er hat außergewöhnlich gut recherchiert, baut auf solider theologischer Grundlage auf und hat das, was er vorschlägt, selbst durch eigene Höhen und Tiefen erprobt.

Keller, Timothy. Beten. Dem heiligen Gott nahekommen. Gießen: Brunnen 2016. 350 S. Hardcover: 22,00 €. ISBN: 978-3-7655-0943-8

Es ist wohltuend, wie der Autor fragwürdige Praktiken kurz darstellt, dann aber ohne Polemik knapp erläutert, warum diese nicht gut sind oder mit der Bibel nichts zu tun haben. So zeigt er zum Beispiel schön auf, was wirklich bib­lische Meditation ist (im Gegensatz zu dem, was viele Men­schen darunter verstehen) und welche Bedeutung sie für das persönliche Gebet hat. Keller erklärt, wie man beten kann und bekennt, viel von hervorragenden Betern aus der Kirchengeschichte ge­lernt zu haben. Der Leser findet eine Men­ge nachahmenswerter Beispiele und gute Vorschläge.

Das Buch lässt kaum Wünsche offen. Der Rezensent hätte gern etwas mehr über das Gebet zu Jesus Christus erfahren, das in Deutschland eine viel größere Rolle spielt, als etwa in den USA. Auch bei dem nur ganz kurz erwähnten Gebet zum Heiligen Geist hätte der Verfasser vielleicht noch bemerken können, dass es in der Bibel überhaupt nicht vorkommt.

Insgesamt ist „Beten“ mit Abstand das beste Buch, das ich je über Gebet gelesen habe. Es ist jedem zu empfehlen, der aus der Lauheit und Gebetsarmut seines Christenlebens herauskommen möchte.