Es ist in vielerlei Munde: «Etwas Großes kommt auf uns zu.» Am 23. September 2017 soll die sichtbare Welt von einer Anordnung von Himmelskörpern heimgesucht werden, die nur alle 7000 Jahre vorkommt und haargenau mit der Vision aus Offenbarung 12 übereinstimmt! – So zumindest verkündigen es landauf landab Endzeit- und Prophetie-Experten auf Youtube. Die meisten Online-Wahrsager halten sich bedeckt darüber, was dann genau in Verbindung mit diesem großen Zeichen am Himmel geschehen wird. Es soll aber bemerkenswert sein, da sind sich die Zeichendeuter einig. Die wagemutigeren unter den Propheten des Internets berufen sich auf einen Mönch namens Hepidanus, der um 1080 im Kloster St. Gallen gelebt und prophezeit haben soll, dass nach dem 23. September 2017, wenn jenes große Zeichen am Himmel erschienen ist, ein verheerender Krieg ausbrechen wird.
Offenbarung 12 schildert die folgende Vision:
«Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt. Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen, und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße. Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron» (V. 1–5).
Es ist in der Tat beeindruckend, was nun die Online-Propheten der Endzeit in Zusammenhang mit diesen Versen zusammengetragen haben. Christopher M. Graney, Professor für Physik und Astronomie am Jefferson Community & Technical College in Louisville, Kentucky (USA), fasst ihre spektakuläre Botschaft wie folgt zusammen:
«Am 23. September 2017 wird die Sonne im Sternbild Jungfrau stehen – ‹eine Frau, mit der Sonne bekleidet›. Der Mond wird unterhalb der Jungfrau sein – ‹und der Mond unter ihren Füßen›. Die ‹neun› Sterne des Sternbilds Löwe plus drei Planeten (Merkur, Venus und Mars) werden auf dem Haupt der Jungfrau sein – ‹und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen›. Der Planet Jupiter wird im Zentrum der Jungfrau stehen, und wenn die Woche nach dem 23. September vorbei ist, wird er die Jungfrau nach Osten hin verlassen, sozusagen an ihren Füßen vorbei – ‹sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt›. Der Jupiter ist der größte der Planeten, sozusagen der ‹König› der Planeten – ‹sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe›. Muß dies nicht ein Zeichen für etwas Großes sein, wie es die Internetquellen sagen?»
Die direkteste, ehrlichste und christlichste Antwort lautet: Nein.
Natürlich könnte am 23. September irgend etwas passieren. Es geschieht nahezu jeden Tag etwas Spektakuläres. Es ist Endzeit, und dies schon seit 2000 Jahren (1Kor 10,11; Hebr 9,26; 1Petr 1,20). Die letzten Tage spitzen sich zweifellos zu (vgl. 2Tim 3,1–9). Die Prognose, dass bald ein verheerender Krieg ausbrechen könnte, ist leider auch nicht so abwegig. Wir leben in unruhigen Zeiten. Wer heute für irgendein bestimmtes Datum ganz schwammig sagt: «Etwas Großes wird geschehen», hat am genannten Tag in der Regel genügend Schlagzeilen zur Auswahl, aus denen er das herauspicken kann, was ihm als vermeintliche «Erfüllung» am besten gefällt.
Das Problem mit den Spekulationen rund um den 23. September ist: Die Theorie von diesem außergewöhnlichen Himmelsereignis, das angeblich nur alle 7000 Jahre (oder je nach Quelle alle 6000 Jahre) stattfindet, stimmt schlicht und ergreifend nicht. Sie ist falsch. Fake News. Eine Lüge. Es ist der gleiche Unsinn wie jener ominöse Planet X, der 2012 den Weltuntergang hätte herbeiführen sollen, oder die Blutmond-Tetrade, die mit irgendetwas Großem in Verbindung gestanden haben soll.
Ungeniert berufen sich manche Fromme auf geheimnisvolle Mönche, deren historische Existenz fraglich ist, und halten sich dabei für die großen Deuter der Zeichen der Zeit.
Erschreckend ist aber, wie viele Christen – und vor allem Fundamentalisten aus «unseren» Kreisen – einmal mehr auf den fahrenden Zug der falschen Prophezeiungen aufgesprungen sind und die Mär vom großen Himmelszeichen und den großen Ereignissen am 23. September verbreiten. Ungeniert bewegen sich die Frommen hier im Bereich der Esoterik und des Okkultismus, zitieren teilweise irgendwelche christusfeindlichen Rabbiner, berufen sich auf geheimnisvolle Mönche, deren historische Existenz fraglich ist, und halten sich dabei für die großen Deuter der Zeichen der Zeit. Und häufig sind das dieselben Christen, die zwar gegen offensichtliche Fantasy wie «Herr der Ringe», «Harry Potter» und «Narnia» wettern, aber selbst keine Skrupel haben, für ihre Theorien unter die Sterndeuter und Okkultisten zu gehen.
Der bereits zitierte Christopher M. Graney, ein echter Wissenschaftler und Astronom, hat sich die Mühe gemacht, der Sache auf den Grund zu gehen. Er lehrt an einer katholischen Hochschule. Wer Freude an Verschwörungstheorien hat, könnte ihm jetzt natürlich den Vorwurf machen, er gehöre zum System, das die Wahrheit verschleiern soll, mit Bemerkungen wie: «Vielleicht ist er ein Freimaurer oder ein Illuminati!», oder: «Die Jesuiten haben ihn einer Gehirnwäsche unterzogen!» Aber auf der Homepage vofoundation.org präsentiert er harte Fakten, die man nicht einfach mit «alternativen Fakten» wegerklären kann.
Erstens: Aufgrund der Erdumdrehung wandert die Sonne jedes Jahr durch alle zwölf Sternbilder. Mit anderen Worten: Die Sonne ist jeden September im Sternbild Jungfrau. Zweitens: Innerhalb eines Monats geht auch der Mond durch seinen Zyklus. Auch er zieht durch jedes Sternbild, und zwar monatlich. Das heißt: Es gibt immer ein oder zwei Tage im Jahr, an denen die Sonne in der Jungfrau ist und der Mond östlich von ihr («unter ihren Füßen»).
Das bedeutet: Die himmlische «Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen», ist im September so «selten» wie der Tag der Deutschen Einheit im Oktober: diese Himmelserscheinung kommt alle Jahre wieder.
«Ja, ja», sagen nun die Online-Propheten, «das ist uns klar. Aber was ist mit der so unfassbar einzigartigen Krone der zwölf Sterne?» Und hier kommt jetzt das große Problem für die Sterndeuter des Internets: Diese Krone existiert nicht.
Im Sternbild Löwe, das angeblich neun der «zwölf Sterne» stellen soll, gibt es viel mehr Sterne! Die neun, die die Youtube-Propheten bevorzugen, gehören bloß zu den helleren, aber sie sind bei weitem nicht die einzigen (und wer legt fest, ab wann ein Stern nicht mehr hell und bedeutend genug ist?). Oft werden diese neun Sterne verwendet, um anhand ihrer Positionspunkte das Sternbild Löwe zu zeichnen. Aber dies ist eine recht willkürliche Übung. Andere «offizielle» Darstellungen des Sternbilds Löwe gebrauchen zum Beispiel zehn Sterne als Eckpunkte – damit würde die Krone aus 13 «Sternen» bestehen (zehn Sterne plus drei Planeten).
Die schlichte Wahrheit ist: «Es gibt haufenweise Sterne im Löwen und rund um den ‹Kopf› der Jungfrau.» Die Frau im Himmel ist also bereits mit einer Vielzahl Sterne gekrönt. Die Theorie der neun Sterne plus drei Planeten geht einfach nicht auf. Was die Internet-Propheten trotz dieser eigentlich offenkundigen Tatsachen aber so aus dem Häuschen bringt, ist die Konstellation der Planeten. Hier liegt also der Hase im Pfeffer. Mehrere Planeten am Kopf der Jungfrau und der Planet Jupiter in ihrem Zentrum, während gleichzeitig der Mond unter ihren Füßen erscheint – ja, das ist wirklich ziemlich selten. Die Krux ist jedoch: Aufgrund der vielen Sterne, die in Wahrheit das Haupt der Jungfrau «krönen», hat diese seltene Erscheinung nichts mehr mit dem Bild von Offenbarung 12 zu tun (falls man wirklich glaubt, in Offenbarung 12 gehe es nur um Sternzeichen).
So gesehen findet am 23. September 2017 durchaus eine besondere Himmelserscheinung statt, aber aufgrund der eben genannten Fakten kann man sie beim besten Willen nicht mit Offenbarung 12 verknüpfen. Hinzu kommt, dass die Erscheinung nun auch wieder nicht so selten ist, wie die Sensationsheischer auf Youtube kolportieren. Die Behauptung, diese Himmelserscheinung sei «einmalig» oder komme nur alle 7000 Jahre vor, stimmt gar nicht. Professor Graney hat einen Zeitraum von 1000 Jahren durchforscht und diese Himmelserscheinung ist «im September 1827, im September 1483, im September 1293 und im September 1056» vorgekommen. Wäre er weiter zurückgegangen, hätte er sicherlich noch mehr solcher Erscheinungen gefunden.
Nun könnte natürlich jemand in die Geschichtsbücher eintauchen und irgendwelche spannenden Ereignisse aus diesen Jahren heraussuchen, die der Septemberhimmel dann angeblich vorausgesagt haben soll. Aber so läuft das eben mit der Sterndeuterei, wie Graney sagt.
«Ein Mensch liest sein oder ihr tägliches Horoskop und erfährt, dass es sagt: ‹Es wird heute Hindernisse auf deinem Weg geben›. Dann greift dieser Mensch die Momente auf, in denen er im Verkehr feststeckte oder in einer langen Warteschlange im Supermarkt stand oder was auch immer, und sagt: ‹Hey, das Horoskop hatte Recht›, obwohl wir in Wahrheit alle solche Dinge täglich erleben.»
Dr. Danny R. Faulkner, ein konservativer christlicher Physiker und Astronom, der für Answers in Genesis arbeitet, kommt unabhängig von Professor Graney auf dieselben Ergebnisse wie er. Auch er betont, dass die Behauptung, der Löwe habe neun Sterne, «falsch» ist. Außerdem weist er noch auf die sichtbare Realität am Himmel hin. Er schreibt davon, dass zwar ständig die Füße der Jungfrau erwähnt werden, aber:
«Obwohl ich [das Sternbild] Jungfrau sehr gut kenne, habe ich noch nie eine Frau am Himmel sehen können, sodass ich kaum sagen könnte, an welcher Stelle ihre Füße denn sein sollten, und ich bezweifle ernsthaft, dass irgend jemand anderes das könnte.»
Warum ist das wichtig? Weil 1. Mose 1,14 sagt, dass Gott die Lichter am Himmel als Zeichen gegeben hat. Zeichen müssen aber offensichtlich sein. Man müsste die Gestalt der Frau wirklich einwandfrei identifizieren können. Und man müsste alles sehen können. Aber wenn die Sonne im Sternbild der Jungfrau ist, dann «wird so gut wie keiner ihrer Sterne sichtbar sein». Dr. Faulkner schreibt über die drei Planeten, die im Sternbild Löwen erscheinen: Sie «werden am frühen Morgen dieses Tages sichtbar sein, aber am südöstlichen Himmel werden alle tief stehen. Die Venus ist ziemlich hell, sodass sie ziemlich einfach zu erkennen sein wird; das trifft allerdings nicht auf Mars und Merkur zu, weil diese viel blasser sein werden, und sie werden nicht vor Beginn der Morgendämmerung aufgehen. Der dünne Halbmond wird am Abendhimmel sichtbar sein, tief im Südwesten. Der Jupiter könnte im Südwesten tiefer sichtbar sein, aber es wird schwierig, da er untergehen wird, bevor die Abenddämmerung endet. Das bedeutet: Nicht alles von diesem ‹Zeichen› wird sichtbar sein und die Teile, die sichtbar sein werden, werden es nicht zum selben Zeitpunkt sein. Während dieses Ereignis auf einem Computerbild schön aussehen mag, sandte Gott die Lichter ‹an der Feste des Himmels› (nicht auf Computerbildschirme), um ein Zeichen zu sein.»
Man kann die Himmelserscheinung am 23. September 2017 beim besten Willen nicht mit Offenbarung 12 aus der Bibel verknüpfen. Außerdem: Christus allein soll Inhalt unserer Erwartung und Naherwartung sein.
Dr. Faulkner meint korrekterweise, dass die Leute in der Himmelserscheinung einfach nur das sehen, was sie sehen wollen (wie bei Rorschach-Tests). So ist es zum Beispiel nicht einmal ansatzweise biblisch, den Jupiter mit einem Kind oder gar mit dem Messias Jesus Christus gleichzusetzen. Und was dieser fantasievollen Theorie eigentlich von Anfang an den Garaus machen sollte: In Offenbarung 12 geht es nicht um irgendwelche Himmelserscheinungen in unserer Zeit, sondern Johannes sieht eine bildgewaltige, heilsgeschichtliche Vision über das Volk Gottes, Israel (die Frau), das belagert vom Teufel und unter Geburtswehen den Messias hervorbringt (und das ist bereits geschehen!). Es wäre viel zu kurz gegriffen, hier nur (heidnische) Sternbilder hineinzulesen, und dann ohne triftigen Grund eine (gar nicht passende und obendrein immer wieder auftretende) Himmelserscheinung auf diese symbolische Darstellung zu legen.
Wir sollten die Ermahnung der Apostel viel ernster nehmen, unsere Lenden zu umgürten, nüchtern zu sein und unsere «Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi», zu setzen (1Petr 1,13). Christus allein soll Inhalt unserer Erwartungshaltung und Naherwartung sein.
In der Bibel steht Prophetie immer in Verbindung mit der Ermahnung oder Ermutigung, dem Herrn nachzufolgen, treu zu sein und auf Ihn ausgerichtet zu leben. Wir sind nicht aufgerufen, über fragwürdige Theorien zu spekulieren und unter die Okkultisten zu gehen, sondern den Fußstapfen unseres Herrn nachzufolgen (Eph 5,1–2; 1.Petr 2,21; 1.Joh 2,6). Damit haben wir genug zu tun.
Liebe Freunde, erlauben Sie mir folgende Beobachtung: Wenn es um Wahrsagerei geht, scheinen viele Gläubige der Bibel nicht mehr zu glauben. Mose befahl dem Volk Israel: «Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben» (3Mo 19,26). Und Micha prophezeite seinerzeit gegen die führenden Männer Judas: «Und die Seher sollen zuschanden und die Wahrsager zu Spott werden» (Mi 3,6). Selbst wenn ein Christ nun meint, unter dem Neuen Bund könne man den moralischen Anspruch Moses und der Propheten ignorieren, müßte er doch zumindest anerkennen, dass der unveränderliche Gott Wahrsagerei nicht mag (vgl. Jak 1,17).
Manche Gläubige betreiben Formen der Wahrsagerei, wenn sie Spekulationen über das Ende der Welt verbreiten. Wir sollen uns aber nicht erschrecken lassen, denn kein Mensch kennt den Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu.
Wahrsagerei ist keine christliche Tugend (vgl. Apg 16,16–18). Und doch betreiben Gläubige immer wieder verschiedene Formen der Wahrsagerei. Sie lesen zwar vielleicht keine Horoskope, wenden sich aber anderer «fantastischer» Literatur zu: Sie nehmen die Prophezeiungen selbsternannter Endzeitexperten für bare Münze, die für spezifische Daten oder Zeiträume mehr oder weniger spezifische Ereignisse ankündigen, wie Kriege, «etwas Besonderes in Bezug auf Israel», Hungersnöte, Verfolgung oder gar die Wiederkunft Jesu selbst.
Wir wissen um die verführerische Kraft, die von spektakulären Vorhersagen ausgeht, und wir wissen auch, dass gute Christen, ja sogar große «Gottesmänner»/«Gottesfrauen», sich davon vereinnahmen lassen können, wenn sie nicht aufpassen. Da waren bzw. sind auch wir nicht davor gefeit. Aber Gottes Wort ist immer noch wahr: «Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand», sagte unser Herr Jesus als Mensch auf Erden, «auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater» (Mt 24,36). Paulus meinte sogar, dass es nicht nötig sei, «von den Zeiten aber und Stunden» zu schreiben, da wir Gläubige ja «genau» wüssten, «dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht» (1Thess 5,1–2). Das heißt: Eigentlich wissen wir doch, dass unser Herr plötzlich und überraschend kommen und die Welt richten wird. Darum müssen wir gar nicht über die Zeiten und Stunden spekulieren. Es lohnt sich nicht! Wir sollten sowieso jederzeit wachsam und nüchtern sein (1Thess 5,3–11). Wenn die Apostel es nicht wussten, die aber Jesus zu ihren Lebzeiten zurückerwarteten, dann wissen wir es erst recht nicht.
Nach Seiner Auferstehung hatte Christus die Jünger 40 Tage lang in Sachen des Gottesreiches unterrichtet. Und doch wussten Seine Schüler danach immer noch nicht, wann Er «das Reich für Israel» aufrichten würde (Apg 1,6). Und auf ihre Nachfrage sagte der Herr: «Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat» (Apg 1,7). Christus spricht hier von ganzen Zeiträumen, nicht bloß von einem einzigen Zeitpunkt.
Die «christlichen» Wahrsager heute kontern gelegentlich, dass sie ja nicht über Tage und Stunden reden würden, sondern eben über Zeiträume. Aber selbst das gebührt uns nicht zu tun. In Apostelgeschichte 3,19–20 sehen wir zum Beispiel, dass die Wiederkunft Jesu von der Buße des Volkes Israel abhängig ist. In der Ölbergrede sagt Christus, dass das Evangelium zuerst allen Völkern gepredigt werden muss, ehe Er wiederkommt (Mt 24,14; Mk 13,10). Und in 2. Petrus 3,11–12 schreibt Petrus sogar, dass wir Gläubigen die «Ankunft des Tages Gottes» durch unseren heiligen Wandel in Gottesfurcht beschleunigen können! Der allwissende Gott weiß Tag und Stunde auf den Punkt genau, aber aufgrund der vielen Variablen (wie die eben genannten), können wir es unmöglich ausrechnen. Uns ist die Prophetie gegeben, um «besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt» zu leben, nicht um verrückte Ideen in die Welt zu setzen (vgl. Tit 2,12–13).
Wie Paulus sinngemäß sagt, sollen wir «nicht so schnell wankend» werden in unserem Sinn und uns erschrecken lassen, «weder durch eine Weissagung noch durch ein Wort noch durch einen Brief» (oder irgendein Buch oder Youtube Video), «denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch des Frevels offenbart werden, der Sohn des Verderbens» (2Thess 2,2–3). Mit anderen Worten: Erst, wenn sich der sogenannte Antichrist offenbart, ist der «Tag des Herrn» da (und alles, was damit zusammenhängt). Und wer nun glaubt, dass die Gemeinde vor dem öffentlichen Auftreten des Antichristen entrückt wird (falls es die Gemeinde ist, die ihn noch aufhält; vgl. 2Thess 2,6–7), der hat damit noch weniger Grund, in spekulative Wahrsagerei zu verfallen.
Einerlei, wo wir aber die Entrückung zeitlich einordnen und wie wir die «Zeiten und Zeitpunkte» des Tages des Herrn zu erklären versuchen: Es ist eindeutig, dass wir nicht zum Wahrsagen aufgerufen sind, sondern dass wir – angesichts des schnell nahenden Kommens unseres Herrn – in «heiligem und frommem Wesen » für Ihn leben sollen (2Petr 3,11). Das soll unsere Sorge sein.
Maranatha; Amen; komm, Herr Jesus!