Der Verfasser ist Professor für islamische Geschichte an der University of Pennsylvenia. Er beschreibt mit wissenschaftlicher Gründlichkeit (allein 41 Seiten Endnoten) und doch recht gut zu lesen eine Geschichte der Kreuzzüge aus islamischer Sicht. Der normale abendländische Leser gerät hier auf ganz unbekanntes Gebiet und braucht einige Zeit, um sich hineinzufinden. Zunächst findet er, auch wenn er schon manches über die Kreuzzüge gelesen hat, recht unbekannte Begriffe, Volksgruppen, Dynastien. Hilfreich dazu sind der Anhang, der auf wenigen Seiten die wichtigsten historischen Persönlichkeiten und Dynastien alphabetisch zusammenfasst, und natürlich der Index.
Cobb, Paul M. Der Kampf ums Paradies. Eine islamische Geschichte der Kreuzzüge. Darmstadt: WBG 2014. 428 S. Hardcover: 29,95 €. ISBN: 978-3-8053-4884-3.
Der Eindruck, der sich dem Leser sehr bald vermittelt, ist die ungeheure Vielschichtigkeit der Geschichte. Der Autor resümiert: Die vielleicht wichtigste Lehre ist, dass es eine einzige gemeinsame muslimische Erfahrung der Kreuzzüge nicht gibt (S. 343). Er ist außerdem der Überzeugung, dass die moderne Darstellung der Kreuzzüge als einen epochalen Zusammenprall zwischen Islam und Christentum die islamische Geschichte nicht erklärt. Dies war kein Kampf Islam gegen Christentum, sondern bestenfalls ein Konflikt zwischen „fränkischen“ Völkern einerseits und bestimmten muslimischen Gemeinschaften andererseits, in dem die religiöse Wahrheit fast immer hinter spezifisch regionale und politische Interessen zurücktrat (S. 347).
Der Verfasser ist außerdem überzeugt, dass die Kreuzzüge, aus welcher Perspektive man sie auch betrachtet, moderne Konflikte nicht erklären. „Mittelalterliche Muslime und Christen zogen für ihre eigenen Ideale und Ziele in den Krieg, nicht für unsere“ (S. 348).
Das vorliegende Werk fügt der vertrauten Geschichte unschätzbares Quellmaterial hinzu und ist so für jeden, der sich gründlich über die Kreuzzüge informieren will, als Paralleldarstellung sehr zu empfehlen.