Der britische Autor, Kreativ-Berater und Informations-Designer, der bereits mehr als 60 Bücher veröffentlicht hat, wollte keine Verteidigungsschrift für den christlichen Glauben anfertigen. Sein Anliegen war, die Glaubwürdigkeit der Szenen und Ereignisse in den Evangelien aufzuzeigen. Er ist sich völlig sicher, dass sie „mit dem gesellschaftlichen und politischen Hintergrund Judäas im 1. Jahrhundert im Einklang“ sind (S. 356). Hier gibt es keine Widersprüche.
Page hat gründlich recherchiert, wovon die beeindruckende Bibliografie Zeugnis gibt. Seine Aussagen belegt er sorgfältig in vielen Endnoten zu jedem Kapitel. Trotzdem schreibt er gar nicht wissenschaftlich-trocken über die letzten Tage im Leben unseres Herrn bis zu seiner Auferstehung. Am Beginn jedes Kapitels, das einen Tag beschreibt, findet der Leser eine übersichtliche Grafik, in der die Ereignisse dieses Tages in ihrer zeitlichen Reihenfolge dargestellt sind.
„Die Wahrheit ist …, dass es handfeste historische Fakten gibt, die man einmal genauer unter die Lupe nehmen sollte. Die Straßen dieser Geschichte sind mit realen Elementen gepflastert. Die Menschen, die diese Straßen entlanggingen, sind reale historische Figuren, die lebten, atmeten, arbeiteten und schwitzten. Sie bildeten eine Gesellschaft, über die man eine ganze Menge weiß.“ (S. 11f.)
Page, Nick. Die letzten Tage Jesu. Protokoll einer Hinrichtung. München: Pattloch 2011. 400 S. Hardcover: 19,99 €. ISBN 978-3-426-02282-0.
Den Tag der Kreuzigung setzt Page mit Freitag dem 3. April des Jahres 33 an, was durchaus ein mögliches Datum ist, auch wenn der Rezensent das andere mögliche Datum, nämlich den 7. April des Jahres 30 vorzieht. Dadurch bekommen einige Ereignisse im Umfeld, zum Beispiel bei Pilatus und dem Judenhasser Seianus ein etwas anderes Gewicht, was aber der Qualität der Arbeit überhaupt keinen Abbruch tut. Ein Schlagwortregister am Schluss lässt einen Bibelforscher, der das Buch als Nachschlagewerk benutzen will, schnell fündig werden.
Page stellt sich immer auf die Seite der Evangelisten gegen jede Kritik. Dabei kommt er manchmal zu überraschenden Ergebnissen. Sehr bemerkenswert sind auch die Beweise, die er anführt, um die Aussagen der Augenzeugen im Zusammenhang mit der Auferstehung des Herrn zu stützen. Ein Buch, aus dem jeder interessierte Bibelleser eine Menge lernen kann.