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Herausforderungen des modernen Lebensstils für die christliche Gemeinde

Ausgehend von den Studentenrevolten und der Hippiebewegung der 60er Jahre hat sich ein neuer Lebensstil etabliert, der sich mit einer christlichen Lebensführung kaum vereinbaren lässt.

Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich – ausgehend von den Studentenrevolten und der Hippiebewegung – ein neuer Lebensstil etabliert, der sich von biblisch-kirchlicher Bevormundung emanzipiert hat und mit dem biblischen Ethos kaum vereinbaren lässt. Dieser neue Lebensstil findet seinen Niederschlag in ganz bestimmten Verhaltensweisen, die inzwischen auch in viele christliche Gemeinden eingedrungen sind und immer wieder für Unruhe sorgen. Im Folgenden sollen einige Kennzeichen des modernen Lebensstils beschrieben und auf biblischer Grundlage kurz kommentiert werden.

Musikstil

Aus der vor einem halben Jahrhundert entstandenen Rockmusik sind inzwischen eine Vielzahl anderer, verwandter Musikrichtungen (Heavymetal, Deadmetal, Hip-Hop usw.) hervorgegangen, die auch in den christlichen Gemeinden manche Anhänger gefunden haben. Die Rockmusik entstand auch als Protest der Jugend gegen jegliche Autorität. Junge Menschen Mitte der sechziger Jahre wollten sich nichts mehr sagen lassen von Eltern, Kirche und Regierung. Ihr Wunsch war vielmehr, frei und ohne Autorität zu leben. „Ich will tun, wozu ich Lust habe. Keiner hat mir etwas vorzuschreiben.“ Junge Leute brachen Schule und Studium ab, lebten in freier Liebe mit Freund/ Freundin zusammen und etablierten eine Subkultur (Hippiebewegung). Im Geiste dieser antiautoritären Bewegung entstand die Rockmusik. Eltern und Vorgesetzte sollten mit frecher, teils obszöner und immer sehr lauter Musik herausgefordert und irritiert werden. Inzwischen hat sich diese Musik etabliert und wird von weiten Bevölkerungskreisen akzeptiert.

Die Bibel widerspricht der antiautoritären Bewegung unmissverständlich. Sie lehrt nicht nur, dass jeder Mensch sich Gott und Seinen Geboten zu unterwerfen hat; auch den Eltern (Eph 6,1-3) und der Regierung (Rö 13,1ff) soll der Mensch gehorchen. Nur eine Ausnahme gibt es: Wenn Eltern oder Regierung etwas verlangen, was gegen Gottes Gebot steht, dann muss Gott mehr gehorcht werden (Apg 5,29). Manche modernen, aus der Rockmusik hervorgegangenen Musikrichtungen stellen sich massiv gegen göttliche und elterliche Autorität. In einigen abartigen Liedern wird sogar Gewalt verherrlicht und damit die Menschenwürde verletzt. Jeder Christ und jede Gemeinde sollte sich ganz bewusst dem Einfluss dieser Musik entziehen und sie meiden. Dafür sollten Nachfolger Jesu sich geistlicher Musik aussetzen. Sie prägt den Menschen positiv. Sie fördert das Vertrauen in Gott und ermutigt zum Dienst am Nächsten.

Kleidung

Eng mit dem Aufkommen der antiautoritären Bewegung und der Rockmusik ist ein neuer Kleidungsstil verbunden. Die sich gegen alle Traditionen wehrenden Jugendlichen wollten sich nicht so kleiden wie ihre Eltern, Lehrer und Prediger. Deshalb entstand ein Kleidungsstil der „Aufmüpfigen“. Geprägt ist dieser Kleidungsstil durch Jeans, Minirock, und Schlabberlook. Man wollte anders sein als die Alten. Inzwischen aber ist eine neue Uniformität entstanden: Weil alle Jeans tragen, sehen alle wieder gleich aus, vom in die Jahre gekommenen Alt-68er bis zum Teenager.

Bedenklich ist die starke Erotisierung der Kleidung. Die Modemacher, die mit dem größten Kleidungsschrott den Konsumenten geschickt das Geld aus der Tasche ziehen, schrecken vor keinen Tabus mehr zurück. Der Teufel speit seine ganze Dekadenz aus. Leider fallen auch viele Christen darauf herein. Um nicht als „unmodern“ zu gelten, lassen sie sich verführen, anzügliche Kleidung zu tragen. Doch wer mit aufreizender, erotisierender Kleidung andere verführt und zu Fall bringt, wird sich einmal dafür zu verantworten haben. Die Kleidung eines Christen soll sauber, gesittet und frei von Anzüglichkeit sein. Darum: keine Miniröcke, keine Spagettiträger und keine bauchnabelfreien T-Shirts. Auch sollten Männer keine kurzen Hosen in Schule, Gemeinde oder im sonstigen öffentlichen Leben tragen. Natürlich darf ein Christ in seiner Freizeit auch leger gekleidet sein. Niemand muss ständig Jackett und Krawatte tragen. Doch warum sollte ich mich in meiner Freizeit so kleiden, dass ein anderer dadurch zum Bösen verführt wird? Es gibt auch heute noch ausreichend Freizeitkleidung, die zugleich angenehm und gesittet ist. Leider lassen viele Christen den guten Geschmack vermissen und kleiden sich für den Gottesdienst wie für eine Wanderung. Da wir im Gottesdienst in besonderer Weise in die Gegenwart des Schöpfers treten, sollten wir festlich gekleidet sein. Wenn ich schon zu einer Hochzeit in gediegener Kleidung erscheine, wie viel mehr dann im Gottesdienst oder in der Gebetsstunde!

Sexualität

Die sexuelle Revolution setzte in den sechziger Jahren ein, also genau in jener Zeit, als die rockende Hippiebewegung zum Aufstand gegen Eltern, Kirche und Regierung aufrief. Man propagierte die freie Liebe. „Wer zweimal mit der gleichen pennt, der ist noch vom Establishment“ war ein Schlachtruf der sich selbst als fortschrittlich sehenden Jugendbewegung. Die christliche Sexualmoral sollte unter allen Umständen zu Fall gebracht werden. Dieses Ziel wurde weitgehend erreicht. Doch zu welchem Preis? Keusch vor der Ehe lebt heute kaum noch jemand; Ehebruch ist an der Tagesordnung; immer mehr Paare leben ohne Trauschein zusammen; nie gab es so viele Ehescheidungen wie heute; Familien zerbrechen, Kinder verwahrlosen, Frauen werden psychisch krank. Die Sünden Sodoms und Gomorras (Homosexualität und Pädophilie) feiern fröhliche Urständ. Kinder werden immer weniger geboren. Das deutsche Volk stirbt langsam aus. Nie war Deutschland so gottlos und dekadent wie heute.

Auch christliche Gemeinden bleiben von diesen Entwicklungen nicht unberührt. Wir leben in der Welt und werden von ihr beeinflusst. Doch weil wir nicht von der Welt sind, sollen wir ihre Maßstäbe nicht übernehmen. Wenn wir als christliche Gemeinden und als Christen überleben wollen, müssen wir die Maßstäbe der Bibel ernst nehmen und gerade im Bereich der Sexualethik alternativ leben. Die Geschichte hat gezeigt: Völker, die sexuell pervertierten, gingen unter. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir Ehe und Familie achten und für ihren Erhalt kämpfen. Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten. (Hebr 13,4) Deshalb sollten die Gemeinden Seminare für Befreundete, Verlobte und Verheiratete anbieten und die Maßstäbe Gottes klar und unmissverständlich aufzeigen. Es muss gepredigt werden über Gottes Vorstellungen von Liebe und Sexualität, von vorehelicher Enthaltsamkeit und von der Heiligkeit der Ehe.

Schminken

Vor 40 Jahren suchte man in christlichen Gemeinden Deutschlands vergeblich nach gefärbten, getönten oder gegelten Haaren, nach roten Fingernägeln oder bemalten Augen. Außer einem Ehering sah man keine Ringe an den Fingern, und Frauen trugen höchstens sehr dezent ein Kettchen um den Hals. Inzwischen tragen selbst christliche Männer Ohrringe und wenden mehr Zeit für Körperpflege auf als für das Gebet. In den Kirchen der USA konnte man diesen Trend zur Betonung von Äußerlichem schon vor über einem halben Jahrhundert beobachten. Mit zeitlicher Verzögerung ist er, wie manche andere negative Entwicklungen der Vereinigten Staaten, auch bei uns angekommen und hat viele verführt. Der Teufel blendet die Menschen so geschickt, dass sie nur noch an Irdisches denken und das Ewige aus dem Blick verlieren. Dabei sagt Gottes Wort sehr deutlich, dass man sich weder schminken noch mit Gold und Silber behängen soll (1 Tim 2,9f; 1 Petr 3,3f). Doch diese Stellen werden in den christlichen Gemeinden entweder gar nicht mehr erwähnt oder uminterpretiert.

Gott will, dass unser Inneres an erster Stelle steht und nicht das Äußere. Mehr Sein als Schein lautet der biblische Grundsatz. Im Übrigen ist es letztlich auch ein Beweis der Unzufriedenheit und des Misstrauens gegenüber dem Schöpfer, wenn ein Mensch seine von Natur aus braunen Haare rot färbt. Wenn der Schöpfer mir diese Haarfarbe zugedacht hat, dann soll ich damit zufrieden sein und Ihm dafür danken. Braune Haare sind doch keine Krankheit, die ich zu therapieren hätte! Außerdem belastet die Schminkindustrie in nicht unerheblichem Maße die Natur. Wir sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen.

Piercing

Seit einigen Jahren durchstechen manche Menschen Ohr, Nase, Zunge, Bauchnabel etc. mit einem Metallstück. Das gilt unter jungen Leuten als „cool“. Wer es nicht tut, ist „out“. Was ist davon zu halten?

Bereits das Deutsche Ärzteblatt hat in einem Artikel eindringlich vor Piercing gewarnt. Es kommt manchmal zu Entzündungen mit teils schwerem Verlauf. Als Christen aber ist uns noch ein anderer Gedanke wichtig. Unser Körper ist ein Geschenk Gottes und der Tempel des Heiligen Geistes. Wenn ich nun meinen Körper nehme und füge ihm absichtlich und ohne Grund Schmerzen zu, so versündige ich mich am Schöpfer. Ich habe nicht das Recht, meinen Körper zu peinigen. Jeder vernünftige Mensch ist froh, wenn er keine Schmerzen zu erleiden hat. Und sobald es irgendwo weh tut, geht er zum Arzt und bittet um Linderung. Beim Piercing aber fügt sich eine Person absichtlich Schmerzen zu. Kann dies normal sein?

Gleiches gilt auch für Tätowierungen (3 Mose 19,28). Kein Mensch hat das Recht, seinen Körper zu verunstalten. Der Leib ist eine Leihgabe des Schöpfers an den Menschen. Ich habe meinen Körper zu pflegen und darauf bedacht zu sein, ihn gesund zu erhalten.

Übrigens ist an dieser Stelle auch das Essverhalten zu erwähnen. Wer maßlos isst oder sich ungesund ernährt, etwa durch Alkoholmissbrauch, Rauchen, Drogen und einseitige Nahrungsmittelaufnahme (nur Backwaren, Schokolade und Cola), der versündigt sich an seinem Körper.

Musikstil, Kleidung usw. zählen nicht zum Zentrum christlicher Lehre und sind nicht heilsentscheidend. Doch weil diese Fragen im Neuen Testament angesprochen werden, ist jeder Christ herausgefordert zu prüfen, ob sein Verhalten den Anweisungen Gottes entspricht. Es geht letztlich um die Ehre Gottes. Ein Leben nach Gottes Maßstäben – auch wenn ich diese vielleicht nicht immer nachvollziehen kann – ehrt Gott, ein Leben im Gegensatz zu Gottes Geboten entehrt den Schöpfer und schadet dem Geschöpf.

Freilich hat die Gemeinde mit Neubekehrten sensibel umzugehen. Wer jahrelang in der Gottesferne lebte und dann zum Glauben an Christus findet, wird nicht von heute auf morgen seine Ethik völlig auf die biblische Linie umstellen können. Er wird vielleicht – im Gegensatz zu 1Kor 11,14 – noch lange Haare tragen und nicht einsehen, warum er das ändern soll. Hier braucht die Gemeinde Geduld und einen langen Atem. Zugleich aber ist es wichtig, Neubekehrte immer wieder mit den biblischen Anweisungen zu konfrontieren, damit der Heilige Geist zu den jungen Gläubigen reden und ihr Verhalten korrigieren kann. Es ist eine oft gemachte Erfahrung: Wer eine wirkliche Bekehrung erlebt hat und durch Gebet und Bibelstudium die Verbindung zu Christus hält, dessen Leben verändert sich und gleicht sich den biblischen Vorgaben mehr und mehr an.

Zweifelsohne machen sich Theologen nicht beliebt, wenn sie über die hier angesprochenen Themen predigen und schreiben. Doch aus Liebe zu Gott und den Menschen sollten wir nicht schweigen. Der christliche Glaube ist mehr als ein dogmatisches System; er will den Alltag des Menschen positiv bestimmen. Gottes Maßstäbe legen uns keine Schlinge um den Hals, sondern wollen Hilfe zu einem gelingenden Leben sein. Deshalb sollten wir in unseren Familien, Jugendgruppen, Hauskreisen und Bibelstunden diese Themen ansprechen und dadurch Menschen helfen, Gott wohlgefällig zu leben.