Lennox, John. Gott im Fadenkreuz. Warum der neue Atheismus nicht trifft. Witten: SCM Brockhaus 2013. 318 S. Hardcover: 19,95 €. ISBN 978-3-417-26535-4.
John Lennox ist derzeit einer der besten Apologeten des Christentums. Als Professor für Mathematik in Oxford ist ihm logisches Denken ein Vergnügen. So konnte er in vielbeachteten öffentlichen Debatten immer wieder die Behauptungen von Vertretern des Atheismus wie Richard Dawkins oder Christopher Hitchens widerlegen oder als Glaubenssätze entlarven.
Auch im vorliegenden Buch setzt er sich gründlich mit den Vorwürfen der „Neuen Atheisten“ auseinander. Er stellt fest: Das Neue an den neuen Atheisten sind nicht ihre intellektuellen Argumente, sondern ihn Ton und ihr Nachdruck. Die Neuen Atheisten sind viel lauter, schriller und aggressiver als ihre Vorgänger (S. 19). Ihre Agenda könnte man in folgenden Punkten zusammenfassen: 1. Die Religion ist eine gefährliche Täuschung: Sie führt zu Gewalt und Krieg. 2. Wir müssen die Religion abschaffen: Die Naturwissenschaft wird das erreichen. 3. Wir brauchen Gott nicht, um gut zu sein: Der Atheismus kann eine absolut adäquate ethische Basis bieten (S. 26).
Lennox geht gründlich vor und setzt sich in acht Kapiteln mit diesen Behauptungen auseinander. In Kapitel 1 fragt er, ob Gott und Glaube Feinde von Verstand und Wissenschaft seien. Dabei wird klar, dass der Glaubensbegriff den Atheisten den Christen unterstellen das ist, was man als „blinden Glauben“ bezeichnet. Dagegen erklärt schon jedes Wörterbuch, geschweige denn die Bibel den Glauben als eine Überzeugung, die Grundlagen hat. Die neuen Atheisten erkennen nicht einmal, dass im Kern der Wissenschaft der Glaube liegt, dass das Universum mit dem Verstand zu begreifen ist (S. 73). Wissenschaftsfeindlichkeit steht in völligem Gegensatz zur biblischen Weltsicht (S. 37).
Im 2. Kapitel geht der Verfasser auf die Behauptung ein, dass die Religion alles vergifte. Er zeigt, dass dieser Vorwurf nicht die Vernunft auf seiner Seite hat und im Fall des Christentums nachweislich falsch ist. Im nächsten Kapitel dreht Lennox den Spieß um und zeigt, wie aggressiv der Atheismus in der Geschichte gegen Religion vorgegangen ist. In einigen kommunistischen Diktaturen wurde das Massenverbrechen sogar zum Regierungssystem gemacht. Kapitel 4 fragt, ob man ohne Gott überhaupt gut sein kann und zeigt, dass der Atheismus keine intellektuelle Grundlage für eine Moral zu bieten hat (S. 127).
Schließlich geht Lennox auf Fragen der Bibel ein: Ist der Gott der Bibel ein Despot? Ist die Erlösung moralisch abstoßend? Sind Wunder reine Fantasie? Ist Jesus von den Toten auferstanden? In seinen abschließenden Gedanken nimmt Lennox ein Zitat von Robert Spaemann auf: „Es ist die große Täuschung der Moderne, dass die Naturgesetze uns die Welt erklären. Die Naturgesetze beschreiben die Welt, die beschreiben die Gesetzmäßigkeiten. Aber sie erklären uns nichts“ (S. 289). Es folgen 567 Endnoten mit Belegen und Ergänzungen. Auf eine der schwierigsten Fragen nach dem Alter der Welt im Verhältnis zur Bibel geht der Verfasser allerdings nicht ein.
Ein durchweg lesenswertes Buch für jeden, der die intellektuelle Auseinandersetzung liebt.