Gründungsprotokoll des Bibelbundes von 1894

Am 3. April 1894 versammelten sich auf eine Einladung des Pastors Sauberzweig eine Anzahl von Freunden des lauteren Wortes Gottes im Pfarrhaus zu Hohenselchow, um an diesem und am folgenden Tage darüber zu beraten, wie sie sich selbst im Festhalten an Gottes lauterem, heiligen Worte gegenseitig stärken und kräftigen und wie sie durch gemeinsame Arbeit dem großen Schaden entgegentreten könnten, der durch die Lehre der neueren Theologie über die heilige Schrift allerorten angerichtet wird.

Es waren die Brüder :

Sup. Vogel­ – Wollin; Prof. Beyer – Neustettin und die Pastoren Sauberzweig – Hohenselchow, Steinmeier – Zarben, Quistorp – Schwerinsburg, Helterhoff – Langenhagen und Gaedke – Robe.

Zu einer Feststellung der Grundlage für die gemeinsam zu treibende Arbeit diente das erste Referat von Br. Steinmeier über die Inspiration.

Mit erfreulicher Einstimmigkeit bekannten die Anwesenden ihre Zustimmung zu den Ausführungen und erklärten, daß ihnen die darin verteidigte wörtliche Inspiration der heiligen Schrift als eine geheimnisvolle Wundertat Gottes, nach dem Zeugnisse der Heiligen Schrift über sich selbst, feststehender Glaubensgrund sei, auch wenn das „Wie“ dieses Geheimnisses nicht unumstößlich sicher ergründet werden könnte. Ganz besonders war man aber davon einmütig überzeugt, daß abgesehen von der Art und Weise der Inspiration, über welche eine verschiedene Auffassung möglich sei, an der vollkommenen Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift festgehalten werden müsse und daß nur aus der Rückkehr der theologischen Wissenschaft sowohl wie der gesamten Kirche zu dem völlig irrtumslosen Gotteswort Hilfe und Rettung für den einzelnen und für das Volk zu erwarten sei.

Darum durfte kein anderer Grund für die gemeinsame Arbeit gesucht werden, als der hiermit gegebene, und die Brüder schlossen darauf sich zusammen zu einem Bibelbund, für welchen in den sofort entworfenen, einstweilen geltenden Statuten zunächst besonders dieser unerschütterliche Grund sicher gestellt werden sollte. Alles andere mag bei der Entwicklung des Bundes geändert werden. Hiermit aber steht und fällt derselbe.

Zur Klarstellung der die Mitglieder bei der Gründung bewegenden Gedanken und Pläne seien diese Satzungen in ihrem ersten Entwurfe hier mitgeteilt:

  1. Die Mitglieder bekennen sich zu dem Glauben, daß die Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes nach ihrem Zeugnis über sich selbst das völlig irrtumslose Wort Gottes und darum die einzige Richtschnur unseres Glaubens und Lebens ist.
  2. Sie verbinden sich zu der gemeinsamen Arbeit, die biblischen Bücher im einzelnen und im ganzen zu durchforschen, das der Heiligen Schrift, als dem Wortes Gottes, gebührende Ansehen ihren Gegnern gegenüber zu verteidigen und dadurch mitzuhelfen, daß ihre seligmachende und heiligende Kraft in allen Kreisen der Gemeinde sich entfaltet.
  3. Die Veröffentlichungen des Bibelbundes sind daher:
  1. wissenschaftliche Arbeiten der Sprachforschung, der Exegese, der biblischen Geschichte, Geographie, Alterskunde;
  2. besonders auch Kritik der Kritik;
  3. populäre Arbeiten auf den vorgenannten Gebieten;
  4. Die Mitglieder, soweit sie dazu bereit sind und Kraft und Amt es zuläßt, erwählen jeder ein oder mehrere Bücher der Heiligen Schrift, die sie ganz besonders zum Gegenstand ihres Studiums und ihrer Arbeit machen. Ebenso werden die Hilfswissenschaften verteilt.

Der Herr unser Gott und Heiland aber bekenne sich in Gnaden zu unserer Arbeit und fördere das Werk unserer Hände, ja das Werk unserer Hände wolle Er fördern!

Der Vorstand des Bibelbundes

Sauberzweig, Vogel, Steinmeier, Gaedke (Schriftführer)