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Ein Zwischenruf zur Heiligsprechung von Mutter Teresa

Als Reaktion auf Mutter Teresas Heiligsprechung gab es viel Lob und manche Kritik an ihr. Es lohnt ein Blick aus biblischer Sicht, der manche seltsame Ansicht der Nonne offenbart.

Am 4. September 2016 wurde eine Nonne in Rom heiliggesprochen, die unter dem Namen Mutter Teresa weltbekannt wurde. Mit 19 Jahren ging sie 1929 als Nonne nach Indien und wirkte seit den 1950er Jahren in Kalkutta. Sie richtete für Todkranke Sterbehäuser ein, indem sie sie von der Straße holte und bis zum Tod pflegte. 1979 erhielt sie dafür den Friedensnobelpreis und wurde nach ihrem Tod 1997 in Indien mit einem Staatsbegräbnis beerdigt. Der von ihr geleitete Nonnen­orden ist inzwischen auf der ganzen Welt unter dem Namen „Missionarinnen der Nächstenliebe“ tätig.

Im allgemeinen Bewusstsein hat sich ein Bild von ihr eingeprägt, dass eine unermüdliche Frau zeigt, die sich aus reiner, aus tiefem Glauben kommenden Nächstenliebe und völlig selbst­los um zahllose todgeweihte Menschen kümmert, die auf indischen Straßen dahinvegetieren, während die Inder achtlos an ihnen vorübergehen. Biografien, die dieses Bild malen, wurden zahlreich geschrieben und Mutter Teresa sprichwörtlich.

Zwar hat Mutter Teresa selbst diese Vorstellung gefördert, aber es gab genug Anzeichen, dass das nicht die wahre Mutter Teresa ist. Mitte der 80er erzählte mir ein Freund von seinem Besuch bei ihr und seinem Erschrecken darüber, dass sie sich im hinduistisch bestimmten Indien wie eine Göttin verehren ließ. Ärzte und Krankenschwestern, die als freiwillige Helfer im Sterbehaus dienen wollten, wunderten sich, dass die Kranken trotz reichlich vorhandenen Spenden­geldern nicht nach allgemeinen Hygienebedingungen und mit geeigneten Medika­menten gepflegt werden durften. Als nach ihrem Tod ihre persönlichen Aufzeichnungen bekannt wurden, zeigte sich, dass Mutter Teresa entgegen dem äußeren Schein stark an Gott gezweifelt und eine unbiblische Leidenstheologie entwickelt hatte, die behauptete, dass man Gott und Jesus im Leiden und bei den Leidenden findet. Schmerzen seien „Küsse Jesu“.

Die Motive von Mutter Teresa sind aus biblischer Sicht zwiespältig. Sie handelte höchstens zum Teil aus Nächstenliebe und auch nicht selbstlos: Ihr Handeln war ihr der Weg, um Gott zu finden und von ihren quälenden Zweifeln befreit zu werden. Überall im Leid meinte sie Gott zu finden. Sie wollte auf diesem Weg zur verehrten katholischen Heiligen werden. Den Sterbenden wollten sie und ihre Mitnonnen nicht zu viel Linderung verschaffen, weil sie das von Jesus entfernt hätte.

Es geht hier nicht darum, abschließend über Glauben, und Leben von Mutter Teresa zu urteilen. Das tut Gott. Sie hat auch ohne Zweifel Kranken gedient. Sie hat sich mutig gegen Abtreibung eingesetzt. Abgesehen vom Heiligsprechungsprozess, für den eine Tote angeblich Wunder getan haben soll, ist es nach biblischen Maßstäben offenbar falsch, Mutter Teresa als unhinterfragbares Vorbild zu hinzustellen.