Wort zum Nachdenken

Steuersünder

Sünder zahlen 28 Millionen. Mit diesen Worten war der Leitartikel einer Ausgabe unserer Regionalzeitung überschrieben, in dem über eine erste Bilanz der Ermittler in einer Steueraffäre berichtet wird. Nein, es waren noch nicht die aktuell in der Diskussion stehenden Namen genannt. Es ging um eine Steuer-CD aus Lichtenstein und im Artikel wurde unter anderem davon berichtet, dass „reuige Steuersünder“ eben diesen Betrag bis zum Erscheinen des Artikels bereits zurückgezahlt haben.

Auf den ersten Blick freut man sich vielleicht als Christ, wenn man biblisches Vokabular in der säkularen Presse vorfindet – wie übrigens auch noch auf der gleichen Zeitungsseite an anderer Stelle, wo von der „Grünen Arche Noah im ewigen Eis“ berichtet wurde.

Doch sollte man deshalb – so meine ich – nicht zu früh frohlocken. Denn es kommt ja nicht nur darauf an, dass biblische Begriffe im Alltagsleben überhaupt wieder auftauchen, entscheidend ist vielmehr, dass sie auch im biblischen Sinne gebraucht werden, d.h. mit biblischen Inhalten gefüllt sind.

So mag die Grüne Arche Noah im ewigen Eis vielleicht wirklich die Samen einiger vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten eine Weile konservieren. Es handelt sich dabei ja um eine Art unterirdischer Kühlschrank. Allerdings kann diese „Arche“ niemals einen wirksamen Schutz vor dem zukünftigen Gericht bieten im Gegensatz zu ihrem biblischen Vorgänger (vgl. 2Pet 3,6.7.10).

Die uns schon so vertrauten Begriffe „Steuersünder“, „Verkehrssünder“ und „Umweltsünder“ gehen ebenfalls vollkommen an dem vorbei, was die Bibel als Sünde und wen sie als Sünder bezeichnet. Sünde lässt sich nämlich nicht auf bestimmte Delikte und schon gar nicht auf eine kleine Bevölkerungsgruppe begrenzen.

Vielmehr besteht nach Johannes 16,9 das Wesen der Sünde gerade darin, nicht im biblischen Sinne an Jesus Christus zu glauben. Und es haben nach Römer 3,23 alle, ausnahmslos alle gesündigt „und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“.

Ob die im Artikel genannten Steuersünder ihre Rückzahlungen wirklich aufgrund von echter Reue geleistet haben oder doch eher aus Angst vor Strafe, sei einmal dahingestellt. Aber selbst wenn dem so wäre, bedeutet Buße im Sinn der Bibel eine wahre Sinnesänderung. Es geht nicht allein darum, dass man eine Tat als „großen Fehler“, „riesen Dummheit“ und „gegen meine Prinzipien“ erkennt. Der Sünder, der Buße getan hat, stimmt vielmehr ganz dem Urteil Gottes über ihn und sein Handeln zu. Das ist somit noch mehr als selbst eine aufrichtige Reue.

28 Millionen Euro sind ein stolzer Geldbetrag. Und doch würde er noch nicht einmal dazu ausreichen, die Sünde eines einzigen Sünders zu sühnen. Dazu war vielmehr als Silber oder Gold notwendig:

 „Ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen wie Silber oder Gold von dem sinnlosen Lebensstil befreit worden seid, den ihr von euren Vorfahren übernommen hattet, sondern mit dem kostbaren Blut eines reinen, makellosen Opferlammes, dem Blut von Christus“ (1Pet 1,18-19).