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Feminismus und Frauenordination: Zentralangriff auf die von Gott gegebene Ordnung

Haben Evangelium und Feminismus nicht das gleiche Ziel im Auge, nämlich die Befreiung des Menschen?

Im Evangelium nach Johannes wird uns in Kapitel 8, in den Versen 31-47 von einem Streit zwischen Jesus und den Juden berichtet. Dieser Streit dreht sich um die Frage: Welcher Mensch ist wirklich frei?

Es soll hier nicht darum gehen, diese Perikope auszulegen. Aber auf folgendes wollen wir aufmerken: Der Herr stellt im Lauf dieses Streites klar: Die Beantwortung der Frage, ob du frei bist, hängt von der Antwort ab, die du auf die Frage gibst, wer dein Vater ist. Denn frei ist nicht der, der tun kann, was er will, sondern derjenige, der das tut, wozu er von Gott geschaffen und bestimmt ist. Nur dann, so erläutert der Herr, wenn du unter der Autorität Gottes, des Vaters, stehst, bist du in Wahrheit frei. Wenn du nicht unter diesem Gott stehst, dann bist du gebunden. Denn dann bist du ein Sklave, ein Sklave des Teufels, des „Menschenmörders von Anfang an“.

Indem der Herr die Beziehung zum Teufel als „Knechtschaft“, als „Sklaverei“ bezeichnet, macht er deutlich, dass die Beziehung zum Teufel nicht als Kindschaft oder als Vaterschaft qualifiziert werden kann. Zwar sagt der Herr:

„Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun“ (8,44).

Aber er fügt sofort hinzu:

Dieser „Vater“ ist ein „Menschenmörder“ und ein „Lügner“. In Wahrheit gibt es keine Vaterschaft des Teufels. Die Beziehung des Teufels zum Menschen ist die des Despoten, des Menschen-Kaputtmachers. Zum Teufel lebt der Mensch nicht in einer Beziehung der Kindschaft, sondern der Knechtschaft, genauer: des elenden Versklavtseins:

„Wer die Sünde tut, der ist Knecht (Sklave) der Sünde“ (8,34).

Damit ist offenbar: Die Freiheit, von der die Heilige Schrift spricht, steht nicht im Gegensatz zum Untergeordnetsein unter Gott, dem Vater, sondern steht im Gegensatz zur Knechtschaft, zum Versklavtsein, die der Teufel bewirkt. Aus diesem Grund führt der Weg zur Freiheit nicht über die Bindungslosigkeit. Er führt auch nicht über die Emanzipation – diese führt nur in die Gier und in das Nichts –, sondern der Weg in die Freiheit ist ein Geschenk des Sohnes Gottes. Es ist der Sohn, der den Weg zum Vater geöffnet hat:

„Wen der Sohn freimacht, der ist in Wahrheit frei“ (8, 31).

Wenn ich im folgenden auch nicht auf diesen Abschnitt aus dem Wort Gottes eingehe, so soll die Aussage unseres Herrn, „Wen der Sohn freimacht, der ist in Wahrheit frei“, gleichsam als Motto über dem Artikel stehen.

Feminismus und Befreiung der Frau

Haben Evangelium und Feminismus nicht das gleiche Ziel im Auge, nämlich die Befreiung des Menschen?

Feminismus und Frauenordination: Zentralangriff auf die von Gott gegebene Ordnung . Die so formulierte Thematik suggeriert, dass der Feminismus und alles das, was daraus folgt, z. B. die Forderung, Frauen seien dazu befugt, das Wort Gottes von den Kanzeln zu lehren gegen den Willen Gottes ist.

Aber wir fragen: Ist diese Entgegensetzung zwischen Feminismus und der Ordnung Gottes überhaupt richtig? Und wenn sie zutrifft: Worin besteht eigentlich der Gegensatz zwischen dem, was Gott will einerseits und dem, was der Feminismus andererseits will? Muss man nicht richtiger feststellen, dass sowohl das Evangelium als auch der Feminismus das gleiche Ziel im Auge haben, nämlich die Befreiung des Menschen?

Gut, könnte man einwenden, es gibt aber auch Unterschiede: In dem einen Fall gehe es um die Befreiung der Frau, im anderen um die Befreiung der Menschen. Aber trotzdem: Beide wollen doch dasselbe, nämlich die Befreiung.

Mit welchem Recht, so wollen wir wissen, wird von einem Gegensatz zwischen dem Feminismus einerseits und der befreienden Botschaft des Evangeliums gesprochen? Wäre es nicht zutreffender zu sagen, dass beide auf Befreiung zielen?

Geht nicht aus Joh 8 hervor, dass der Christus gekommen ist, um zu befreien („Wen der Sohn freimacht …“)? Man kann auch an das Wort denken, das der Apostel Paulus an die Gemeinde in Galatien schreibt: „Ihr seid zur Freiheit berufen“ (Gal 5,2). Muss man aus diesen Aussagen nicht eine völlig andere Folgerung ziehen? Nämlich, dass der Feminismus geradezu eine Konsequenz der Botschaft der Heiligen Schrift ist? Beide wollen doch die Freiheit!

Oder will man mit der Formulierung des Themas sagen, es sei nicht richtig, für die Beseitigung der Herrschaft des Menschen über den Menschen einzustehen? Niemand wird doch bestreiten wollen, dass Menschen heute unterdrückt und diskriminiert werden, und genauso wenig wird jemand behaupten wollen, Drangsalierung stehe in Übereinstimmung mit dem Evangelium. Kurzum: Wenn man sich darüber empört, dass Frauen durch Männer unterdrückt werden, dann wird man eine derartige Empörung doch nicht als falsch bezeichnen dürfen. Wie ist das zu sehen?

Antwort: Überall dort, wo Menschen unterdrückt werden, wo sie diskriminiert werden, ist es richtig, ja geboten, sich für die Beseitigung dieser Drangsalierung einzusetzen. Im Blick auf das Thema der Befreiung der Frau wird nicht bestritten, dass Frauen heute vielfach bedrängt, gequält und kaputt gemacht werden. Der Umstand, dass es heute in jeder größeren Kreisstadt, von Großstädten ganz zu schweigen, ein Frauenhaus gibt, geben muß, spricht Bände. Nach vorsichtigen Schätzungen sind inzwischen eine halbe Million Frauen aus Osteuropa, Ostasien und der Karibik nach Westeuropa als Prostituierte eingeschleust worden, die ohne Pass, ohne Rechte in der schamlosesten und brutalsten Weise ausgebeutet werden. Dieses ist Sünde! Darum noch einmal: Sich dafür einzusetzen, dass Frauen nicht schikaniert, tyrannisiert, misshandelt, unterdrückt und ausgebeutet werden, ist im Licht des Wortes Gottes richtig und gut.

Was will der Feminismus?

Der Feminismus hat nur scheinbar etwas mit der Befreiung der Frau zu tun

Aber – und das ist wichtig zu erkennen – der Feminismus hat nur scheinbar etwas mit der Befreiung der Frau zu tun. In Wahrheit zielt der Feminismus nicht darauf, der Frau einen Freiraum für ihre Entfaltung in dieser Gesellschaft zu erstreiten, so dass die Frau den ihr von Gott zugewiesenen Platz erhält, sondern diese Ideologie will eine andere Gesellschaft, eine andere Kultur. Sie will eine neue Realität!

Die Grundüberzeugung des Feminismus, so wie er sich nach dem 2. Weltkrieg herausgebildet hat, ist, dass die Frau nicht von Natur aus Frau ist, sondern dass sie durch die Gesellschaft zu diesem Wesen namens Frau gemacht worden ist. Der Geschlechtsunterschied, so verkünden Feministinnen seit 50 Jahren, ist nicht so sehr biologisch bedingt, sondern sozial. Bereits Simone de Beauvoir, eine der Vorreiterinnen des Feminismus, proklamierte in ihrer Schrift: „Das andere Geschlecht“ (1949):

„Man wird nicht zur Frau geboren, sondern man wird dazu gemacht.“

Die Geliebte von Jean Paul Sartre wollte damit sagen: Nicht die Natur sei schuld daran, dass die Frauen so sind, wie sie jetzt leider sind, sondern die Kultur, die Zivilisation. Es sei die Umwelt, die sie dazu gezwungen habe.

Hinter dieser These steht die zu jener Zeit stark verbreitete Existenzphilosophie von Camus oder eben auch von Sartre. Diese französischen Philosophen lehrten: Was der Mensch ist, wähle er in freier Entscheidung. Es gebe keine für alle Zeiten gültigen gesellschaftlichen oder sonstigen Strukturen oder gar von Gott gesetzte Ordnungen. Vielmehr sei es so, dass sich der Mensch die Strukturen und die Ordnungen selbst erschaffe.

Aber nicht nur Simone de Beauvoir, auch andere, wie zum Beispiel Betty Friedan oder Margret Mead, letztere in ihrem Buch Jugend und Sexualität in primitiven Gesellschaften, werden nicht müde zu betonen, dass Frauen nicht von Natur aus, nicht grundsätzlich und keineswegs für alle Zeiten auf ihr Frausein festgelegt sind, sondern dass eine böse „androzentrische“, das heißt „männlichkeitsbezogene“ Unkultur Frauen zu dem gemacht habe, was sie heute seien.

Betty Friedan und Margret Mead sind mit vielen anderen Feministinnen der Auffassung, dass die Frau kein Gebilde der Natur sei, sondern ein Zivilisationsprodukt. Das heißt aber auch: Die Frau vermag sich selbst abzuschaffen.

Dieser Protest gegen vorgegebene Realität wird in radikaler Weise formuliert von Shulamith Firestone in ihrem Buch: Frauenbefreiung und sexuelle Revolution (1975). Dort bewertet sie Menstruation, Zeugung, Schwangerschaft und Geburt als Geißeln der Frau.

Michael Levin vertritt in seinem umfangreichen Werk „Feminismus und Freiheit“ eine im Kern gleiche Auffassung: Abgesehen von kleineren anatomischen Unterschieden seien Mann und Frau gleich. Mann und Frau hätten die gleichen Fähigkeiten, so dass, wenn man sie in gleicher Weise erzöge, sie auch die gleichen Fähigkeiten entwickeln würden. Wenn sie nun doch unterschiedlich sind, dann, so Levin, liege das nicht daran, dass die Frau wesenhaft anders ist als der Mann, sondern dafür sei die Gesellschaft verantwortlich: Männer seien deswegen dominierend, weil kleinen Jungen beigebracht worden sei, aggressiv zu sein und kleinen Mädchen sei das nicht beigebracht worden. Während kleine Mädchen erzogen werden, auf Menschen orientiert zu sein, wird Jungen beigebracht, sich durchzusetzen. Somit bestehen zwar Unterschiede zwischen Mann und Frau, aber diese sind nicht biologisch erklärbar, sondern sie sind erziehungsbedingt.

Levin folgert aus dieser These: Erziehe deine kleine Tochter ebenfalls aggressiv, dann wird sie genauso werden wie ein Junge. Dann wird die Leiterschaft / Führerschaft gleichmäßig auf die Geschlechter verteilt werden (so dass man nicht mehr durch eine „Frauenquote“ nachzuhelfen braucht).

Entsprechend denkt auch der Soziologe und Psychologe Hartmut Kentler. Er empfiehlt, Knaben sollten viel mit Puppen spielen, damit sie die geschlechtspezifischen Verhaltensweisen der Frau möglichst frühzeitig übernehmen.

Das Ziel des feministischen Kampfes ist der mann-weibliche Mensch

Alle diese Analysen der feministischen Ideologen zielen auf eine einzige Forderung. Die lautet aber nicht: Die Frau soll den ihr von Gott gegebenen Platz erhalten, sondern: Man soll den Menschen nicht mehr als Mann oder als Frau sehen, sondern als mann-weiblichen Menschen. Das Ziel des feministischen Kampfes ist der mann-weibliche Mensch, oder um es mit einem in diesen Kreisen gebräuchlichen Fremdwort zu sagen, das Ziel ist der „androgyne“ Mensch.

Der Weg hin zum Ziel einer Gesellschaft androgyner Menschen ist der Klassenkampf. Das heißt, der Kampf der Frau gegen den Mann. Denn dem Ziel, den androgynen Menschen zu bilden, stehe der Mann, so wie er ist, im Wege. Dabei könne die Bezeichnung „Mann“ durchaus austauschbar mit dem Begriff „Herrschaftsstruktur“ verwendet werden. Denn der Mann gilt im Feminismus als derjenige, der für alles Böse verantwortlich ist, für Unterdrückung, Diskriminierung, Hass und Gewalt.

Ohnehin – so kann man immer wieder aus feministischer Literatur erfahren – ist der Mann unfähig zu jeder Kommunikation. Der Mann bringe es nicht fertig, auf andere Menschen emotional einzugehen, geschweige denn mit ihnen in eine Beziehung zu treten. Der Mann, so wird man informiert, sei völlig unfähig, sich in eine Gruppe einzuordnen, vor allem aber sei er unfähig zu einem Leben aus der Emotionalität einer Gruppe, eines Kollektivs.

Wenn der Mann (die Herrschaftsstruktur) so wie er ist, abgeschafft sein wird, könne endlich das Weibliche triumphieren und der Idealmensch, der androgyne Mensch erstehen. Abgesehen von dem radikalen Kampf gegen das Männliche ist der Feminismus der Meinung, dass das Ziel einer androgynen Gesellschaft auch durch das Einsetzen aller technischer Mittel und Möglichkeiten angestrebt werden müsse, damit die Frau von der Geißel ihres bisherigen Lebens befreit werde. Aus diesem Grund stellen die Feministinnen die Forderung auf, dass die Sexualität von Ehe, Kind und Familie befreit werden müsse.

Feministinnen fordern: Die Sexualität der Frau muss von der geschlechtlichen Begegnung zwischen Mann und Frau befreit werden und zum Lesbismus geführt werden

Ja mehr noch: Die Sexualität der Frau müsse von der geschlechtlichen Begegnung zwischen Mann und Frau befreit werden und zum Lesbismus geführt werden: Von der Mehrheit der Feministinnen wird darum der Lesbismus, also der geschlechtliche Umgang der Frau mit der Frau, als die eigentliche Art und Weise der Geschlechtlichkeit proklamiert. Auch von daher wird man die homoerotische und homosexuelle Revolution unserer Zeit deuten müssen. In Long Island – dort fanden in den 70er und Anfang der 80er Jahre große Konferenzen der Feministinnen statt – verbrachte man gewöhnlich ein Drittel der Zeit mit Diskussionen über den Lesbismus.

Auch das Muttersein, so forderten die Feministinnen in den achtziger Jahren, müsse um des feministischen Zieles der Gleichheit zwischen Mann und Frau abgeschafft werden. Die Schwangerschaft wurde unverhohlen als plump und ineffizient bewertet. Kinder sollten am besten im Reagenzglas gezeugt werden, deren Geschlecht durch technische Manipulation festgelegt werde. Mittlerweile ist zwar die anfängliche Begeisterung in der Fortpflanzungsmedizin einer ziemlichen Ernüchterung gewichen, aber die rasend schnelle Übertragung von einst für Tiere entwickelten Reproduktionstechniken auf den Menschen ist ohne die feministischen Ideale nicht zu begreifen.

Denken wir in diesem Zusammenhang auch an die Legalisierung der Abtreibung, an die „Fristenlösung“. Das Recht auf Abtreibung wurde seit Anfang der 70er Jahren mit der Begründung propagiert, die Frau dürfe über ihren eigenen Bauch selbst bestimmen: „Mein Bauch gehört mir!“ Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an die durch Alice Schwarzer initiierte Selbstbezichtigungskampagne in der Illustrierten „Stern“ oder an ihr Buch: Frauen gegen den §218 (1971). Es sind unzweifelhaft Feministinnen, die entscheidend dafür verantwortlich sind, dass die göttliche Norm der Unantastbarkeit des Lebens zugunsten dessen, was man heutzutage gern als „Lebensqualität“ bezeichnet, eingetauscht wird: Wenn die Frau durch das Austragen eines Kindes eine Verschlechterung ihrer Lebensumstände befürchtet, darf sie ihr Kind absaugen oder auskratzen lassen. Bekanntlich haben die Feministinnen dieses Ziel inzwischen erreicht, so dass die Abtreibung, also das Töten des denkbar aggressionslosesten Lebens in unserem Land entkriminalisiert und straffrei gemacht worden ist.

Unzweifelhaft waren Feministinnen entscheidend dafür verantwortlich, dass die göttliche Norm der Unantastbarkeit des Lebens aufgegeben wurde

Insofern als der Feminismus von der Idee getrieben ist, dass der Mensch völlig machbar ist, und dass das Heil der Menschheit darin liege, den Mann als Mann und die Frau als Frau abzuschaffen, um den androgynen Menschen zu formen, der sein Glück in einem spannungslosen Kollektivismus finden wird, ist diese Weltanschauung in ihrer Grundstruktur modern. Wohlgemerkt: Sie ist nicht postmodern. Die Forderungen, der Mensch solle sich nicht an seiner Natur orientieren, ja so etwas wie Natur gebe es überhaupt gar nicht, sondern der Mensch solle sich an einer gesellschaftlichen Idealvorstellung, an der androgynen Kultur, ausrichten, sind Forderungen des modernen Lebensgefühls. Diese Lebenseinstellung hat, wenn nicht alles täuscht, ihren Höhepunkt bereits hinter sich. Aber dessen ungeachtet: Geistig mächtig ist diese Auffassung noch immer.

Die Übergänge zwischen Natur und Kultur zu verflüssigen, um dann die Natur nach dem Bild des Feminismus zu verändern, zielt darauf, den Mann als Mann und die Frau als Frau abzuschaffen. Auf diese Weise soll die Menschheit in einen spannungslosen Kollektivismus geführt werden, in welchem der Mensch sein Glück zu finden erhofft.

Indem der Feminismus sich auf diesen Boden stellt, wendet er sich gegen das Christentum und klagt es an. Christentum bedeute Unterdrückung der Frau. Die Frau könne nur befreit werden im Kampf gegen die herkömmlich abendländische, das heißt gegen die christliche Tradition. Dass Gott als Vater verstanden werde und Jesus als Mann, bedeute, so der Feminismus, dass das Christentum eine männlich strukturierte Religion sei, dass diese Religion Herrschaft bedeute und damit Unterdrückung der Frau. Um der Frau willen, ja um der Menschheit insgesamt willen, müsse das Christentum verneint werden. Der christliche Glaube sei eine auf den Mann ausgerichtete Religion.

Vertreterinnen des Feminismus, die diese Meinung vertreten, sind zum Beispiel Simone de Beauvoir (Das andere Geschlecht, 1949) oder in Deutschland Alice Schwarzer (Zeitschrift: Emma).

Im religiös-theologischen Feminismus geht man nicht konfrontativ gegen das Christentum vor, sondern will es umwandeln

Parallel zu diesen Ideen hat sich noch eine andere Form des Feminismus herausgebildet, den ich den religiösen Feminismus nennen möchte, oder – wenn man so will – den theologischen Feminismus. In dieser Strömung geht man nicht konfrontativ gegen das Christentum vor, sondern man will es umwandeln, „transformieren“. Das Christentum, so die Forderung, müsse entpatriarchalisiert, verweiblicht werden.

Vertreterinnen dieser Form des Feminismus sind: Mary Daly, Beyond God the Father (1974); Katharina Halkes, Gott hat nicht nur starke Söhne ; Susanne Heine, Selig durch Kindergebären (1Tim 2,15); Kurt Lüthi, Gottes neue Eva (1978); Elisabeth Moltmann Wendel, Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit (1978); Theres Wacker (Hrsg.), Theologie feministisch. Disziplinen, Schwerpunkte, Richtungen. Düsseldorf (Patmos), 1988. Es ist offensichtlich, dass dieses alles nicht mehr die aktuellsten Bücher sind. Aber im Grunde ist die in den 90er Jahren erschienene Literatur nur ein Aufguss derjenigen Ideen, die bereits Ende der siebziger Jahre und dann verstärkt in den achtziger Jahren vertreten wurden.

Dieser religiöse Feminismus fordert unter anderem, dass man nicht mehr von Gott, dem Vater sprechen dürfe, sondern von Gott, dem Vater und der Mutter. Oder gleich von Gott, der Mutter, oder von der Göttin, der Mutter. Es soll nicht mehr heißen: „Unser Vater, der du bist im Himmel“, sondern es soll heißen: „Unser Vater und unsere Mutter im Himmel.“ So etwa die Absicht einer Übersetzungsrevision der Bibel in der angelsächsischen Welt. Ähnliches wurde auch hier in Deutschland gefordert.

Jesus als Sohn Gottes zu bezeichnen, ist nicht mehr statthaft. Von nun an solle es anstatt „Sohn Gottes“ geschlechtsneutral „Kind Gottes“ heißen. Nur eines meint man beibehalten zu können: Das männliche Geschlecht Satans: Es darf weiterhin von „dem Satan“ (männlich) gesprochen werden. Vielfach postuliert der Feminismus sogar das Erzeugen einer „Göttinnenspiritualität“. Man meint damit: In die Dreieinigkeit von Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist solle noch eine Göttin eingeführt werden. Dabei scheut sich dieser religiöse, („theologische“) Feminismus nicht, Aspekte aufzunehmen, die aus der vor- und außerchristlichen Religionsgeschichte stammen. Heidnische Mythen, Göttinnen, Hexen, Feen etc. weisen hier den Weg ins Paradies. Man beschwört, namentlich in nordamerikanischer Literatur, die antik-griechischen Göttinnen wie Demeter, Aphrodite, Athene, Artemis und scheut nicht vor der Aufforderung zurück, es solle zu diesen Göttinnen gebetet werden. So Jane Boulin.

Feministinnen experimentieren gern mit sogenannter „Hexenkraft“ und beschwören heidnische Göttinnen wie Demeter Aphrodite, Athene, Artemis

Im Blick auf Deutschland fällt auf, dass nicht wenige Feministinnen gerne mit, wie sie es nennen, „Hexenkraft“, „Hexenpower“, „Vollmond-Zeremonien“ u. ä. experimentieren. So kommt es durchaus vor, dass man Hexen oder Frauen, die sich für solche halten, in theologische Seminare oder „workshops“ einlädt. Die sicher bekannteste Vertreterin dieser „spirituellen“ Form des Feminismus in Deutschland ist die Theologin Elga Sorge.

Aber auch in den Kreisen, die noch nicht so tief in eine synkretistische Religiosität abgerutscht sind, in denen das Heidentum noch nicht so offensichtlich eingebrochen ist, sondern in denen durchaus noch die Bibel gelesen wird, sickern unterschwellig feministische Denkwege ein. Man beginnt sich aufzulehnen gegen das Hauptsein des Mannes in der Ehe, so wie es in 1Mose 2,18; 1Kor 11,1-16; Eph 5,22-33 angeordnet ist; man kann sich Ältestinnen oder gar Pastorinnen vorstellen, obwohl das Wort Gottes in 1Kor 14,34 und 1Tim 2,11-14 etwas anderes lehrt.

1.Tim. 2,12-14 sagt Paulus:

„Eine Frau lerne in der Stille in aller Untertätigkeit. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung“.

Das Gebot, dass die Frau nicht lehren soll, begründet der Apostel also nicht mit damaligen Umständen in Ephesus, es ist kein situatives Gebot. Paulus begründet das Lehrverbot mit der Schöpfung und mit dem Sündenfall. Es ist bemerkenswert, dass der Apostel in diesen Versen so ziemlich alles bestreitet, wofür die Feministinnen heutzutage kämpfen: „still sein“, „nicht lehren“, „nicht herrschen“, und im nächsten Vers (2,15) ist sogar noch vom „Kindergebären“ die Rede.

Kurzum: Man muss deutlich unterscheiden zwischen der Befreiung der Frau zu ihrem von Gott zugewiesenen Platz in dieser Welt und dem Feminismus, einer Ideologie, die eine andere Gesellschaft, eine andere Lebensform will, und insofern es den religiösen Feminismus betrifft, eine völlig anders strukturierte Gemeinde Gottes haben will als es das Wort Gottes lehrt.

Noch etwas: Wenn wir uns die Epoche anschauen, in der das Christentum entstanden ist, wenn wir daran denken, wie die Frau in der hellenistischen und der römischen Zivilisation behandelt wurde, dann wird man ganz nüchtern sagen müssen, dass das Christentum einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung der Frau geleistet hat. Die Frau war zu jener Zeit eingesperrt in das Haus, in die Frauengemächer. Sie hatte keine Rechtsfähigkeit. Sie hatte keine Verfügung über das Vermögen. Töchter konnten in der Regel nicht erben. Die Frau lebte praktisch in der Sklaverei, insofern, als sie wegen alles möglichem verstoßen werden konnte. Faktisch unterschied sich die Frau wenig von einer Haussklavin.

Das Wort Gottes hat eine gewaltige Befreiung für die Frau gebracht

Hier hat das Wort Gottes eine gewaltige Befreiung für die Frau gebracht. Dass auch Frauen als Zeugen der Auferstehung Christi im Evangelium genannt werden, war in der damaligen Zeit außergewöhnlich. Kurzum: Das Wort Gottes kennt und will keine Unterdrückung der Frau.

Feminismus – Zentralangriff auf Gottes Ordnungen

Wie ist nun der Feminismus im Licht der Heiligen Schrift zu beurteilen?

Der Feminismus verneint Gott, den Vater

Ein zentraler Kritikpunkt am Feminismus ist seine Feindschaft gegen den in der Bibel geoffenbarten Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde, der der Welt frei gegenübersteht.

Der Feminismus macht aus Gott, dem Vater, dem Gott, der uns anruft, „Adam, wo bist du“, eine mystische Kraftquelle. Er macht aus dem lebendigen Gott ein Etwas. Man vernimmt Gott nicht durch das Hören auf sein geoffenbartes Wort, sondern tritt mit ihm in Berührung durch Mystik, meditative Praktiken, Ekstase oder High-Sein.

Bereits in den achtziger Jahren wurde auf dem Weltgebetstreffen der Frauen von der „Mutter Erde“ gesprochen, vom „großen Geist“. Doch die Bibel weiß nichts von einer „Mutter Erde“, davon, dass der Mensch durch Mystik oder durch einen emotionalen Rausch mit Gott in Verbindung treten kann. Vielmehr lehrt die Heilige Schrift, dass Gott mit uns in Verbindung tritt durch sein Wort. Wir erfühlen, begreifen, erdenken Gott nicht, wir suchen ihn nicht in der Ekstase, in einem gruppendynamischen Erlebnis, sondern wir hören auf sein Wort, und wir antworten dem, der sich uns in Christus geoffenbart hat im Gebet.

Der Feminismus verneint die von Gott gegebenen Schöpfungsordnungen

Im Licht des Wortes Gottes ist am Feminismus ferner die Ablehnung der von Gott gegebenen Schöpfungsordnungen zu kritisieren. Indem die Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern verneint werden, wird man im Blick auf den Feminismus von Schöpfungshass sprechen müssen. Bereits aus den ersten Kapiteln der Heiligen Schrift wird uns berichtet, dass der Mann das Haupt in der Familie ist und die Frau ihm untergeordnet sein soll. Das Hauptsein des Mannes ergibt sich aus der Schöpfung. Diese Ordnung ist nicht eine Folge des Sündenfalls. Wenn das Hauptsein des Mannes und die entsprechende Unterordnung der Frau aus dem Fall stammen würde, könnte man sagen: Diese Ordnung sei nicht das Ideal. Von Anfang sei es so nicht gewesen. Das Ideal sei Gleichheit. Aber die ersten Kapitel der Heiligen Schrift lehren, dass beide, Adam und Eva, im Bild Gottes geschaffen worden sind. Aber Adam wurde von Gott als Haupt eingesetzt.

Der Sündenfall hat nicht die Unterordnung der Frau gebracht, sondern er hat zur Zerrüttung in der Beziehung zwischen Mann und Frau geführt

Der Sündenfall (1Mose 3) hat nicht die Unterordnung der Frau gebracht, sondern er hat zur Zerrüttung in der Beziehung zwischen Mann und Frau geführt. Die Erlösung in Christus macht das, was durch den Ungehorsam Adams kaputt gemacht worden ist, wieder heil.

In Gal 3,28 heißt es:

„Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau, denn ihr alle seid einer in Christus.“

In dieser Aussage geht es offensichtlich um Gleichheit in Christus. Steht aber nicht die Gleichheit im Widerspruch zu der Unterordnung der Frau? Anders gefragt: Können Gleichheit im Wesen und Unterordnung zusammen bestehen? Die Antwort des Feminismus lautet: Nein.

Genau dieses ist im Licht des Wortes Gottes zu bestreiten, denn dieser Gedankenführung liegt ein Missverständnis zugrunde. Das macht 1Kor 11,3 deutlich, wo der Apostel über Gott, den Vater und Gott, den Sohn, spricht und lehrt:

„Das Haupt jedes Mannes ist Christus, und Gott [der Vater] ist das Haupt Christi.“

Aus anderen Aussagen der Heiligen Schrift wissen wir, dass Christus wesensgleich mit dem Vater ist. Christus, die zweite Person der Dreieinigkeit, ist genauso Gott wie der Vater, die erste Person der Dreieinigkeit. Trotzdem kann die Bibel sagen, dass der Vater das Haupt Christi ist! Unterordnung bzw. Hauptsein und Wesensgleichheit ist also kein Widerspruch! In seinem Dienst als Mittler ist der Sohn dem Vater untergeordnet, so dass der Sohn in diesem Zusammenhang sagen kann:

„Ich tue alle Dinge, die mein Vater will, dass ich sie tue. Was er mir sagt, das tue ich“ (Joh 5).

Die Beziehung zwischen Gott, dem Vater, und Gott, dem Sohn, kann uns als Illustration dafür dienen, dass Unterordnung zusammen mit Gleichheit bestehen kann. Wenn ein Mann an Christus glaubt, dann ist er um Christi willen gerechtfertigt, wenn eine Frau an Christus glaubt, dann ist sie genauso um Christi willen gerechtfertigt.

Beide, Mann und Frau, haben denselben Stand vor Gott. Darin besteht keinerlei Unterschied. Da ist weder Mann noch Frau. Aber in der Aufgabenverteilung hier in dieser Schöpfung gibt es Unterschiede, die solange gelten, wie diese Welt existiert.

Dem Feminismus geht es nicht um die Befreiung der Frau, sondern um das Schaffen einer neuen Realität, der Verneinung der Frau so wie sie ist

Noch einmal: Dem Feminismus geht es nicht um die Befreiung der Frau, sondern um das Schaffen einer neuen Realität und damit um die Verneinung der Frau so wie sie ist. Damit aber erhebt er sich gegen das geschöpfliche Dasein von Mann und Frau. Weil nach der Aussage der Bibel der Mensch als Mann und als Frau geschaffen worden ist, ist das Nein zum Mann und das Nein zur Frau Empörung gegen das Schöpfungswerk Gottes. Der Feminismus meinte, den bösen Sexismus beseitigen zu können. In Wahrheit aber machte er sich auf, die Schöpfungsordnungen Gottes zu zerstören.

Deshalb überrascht es nicht, dass in seinem Kontext die Gleichgeschlechtlichkeit, der Lesbismus verstärkt auftritt. Der Kampf gegen die Ehe und die Familie, das Bewerten der Ehe als „dunkles Ehetal“, das erschreckende Überhandnehmen der Ehescheidungen sind weitere Früchte des Feminismus. Ohne die Ideologie des Feminismus wären diese Gedanken in unserem Volk längst nicht so verbreitet, wie sie es in unserer Gesellschaft sind und zunehmend auch in die Gemeinden einsickern. Und man muß kein Prophet sein, wenn man sagt, dass dieses alles in einer Welt enden wird, die noch kälter ist, als die jetzige.

Der Feminismus verneint das Versöhnungswerk Christi

Der Feminismus weist ausdrücklich zurück, dass der Mensch allein aus Gnaden durch den Glauben gerechtfertigt wird. Feministinnen lehnen es ab, zu glauben, dass Christus unsere Sünden auf das Kreuz hinaufnahm und dort für sie litt und für uns starb. Sie weisen es zurück, dass Christus die Feindschaft gegen Gott ausgelöscht hat und er uns einen freien Zugang zum Vater geschenkt hat, dass der Tod überwunden ist. Bei ihnen tritt an die Stelle des Christus, der unsere Schuld am Kreuz getragen hat, der Gruppenbruder Jesus. An die Stelle des Sühnewerks Christi tritt die Gruppe, in der der Mensch auf dem Weg über Gemeinschaftserlebnisse in ein kampfloses, spannungsloses Verhältnis zu „Gott“ gebracht wird.

Dass Christus unsere Schuld getragen hat, sei nach Meinung von Feministinnen, eine Idee, auf die nur Männer kommen können. Der Gott, der eine Mutter ist, brauche nicht versöhnt zu werden. In diese Mutter tauche man ein und zwar in einer Weise, in der das Individuum ausgelöscht werde. Von hier aus gesehen ist der Feminismus der Inbegriff des Abfalls vom Christentum. Der Feminismus ist ein Instrument im Kampf gegen das Eigentliche des christlichen Glaubens, nämlich Kreuz und Auferstehung Christi, mit dem ja auch wir gekreuzigt und auferstanden sind. Denn nicht diejenigen gehören Christus an, die ihr Fleisch, ihre Leidenschaften und ihre Lüste mit dem Geist „ausgesöhnt“ haben, sondern diejenigen, die es gekreuzigt haben (Gal 5,26).

Der Feminismus ist Häresie. Mehr noch: Er ist Apostasie. Als Selbsterlösungsideologie ist er Abfall vom Evangelium. Dass der Feminismus inzwischen ein so großes Echo gefunden hat und immer weiter findet, zeigt, dass die Welt in der wir leben, eine Welt im Aufstand gegen die Gebote Gottes ist, eine Welt, die das in der Heiligen Schrift bezeugte Versöhnungswerk Christi zutiefst verneint, ja, sich dagegen erhebt.

Schluss

Der Feminismus ist ein Instrument im Kampf gegen das Eigentliche des christlichen Glaubens

Gegen den Feminismus, der ja nur eine von vielen Auffassungen ist, die im Augenblick gegen Gott, gegen seine Schöpfungsordnungen und gegen das Versöhnungswerk Christi am Kreuz von Golgatha rebellieren – aber gewiss eine der zentralen – bleibt die Aussage der Heiligen Schrift gültig nach der es der Mann ist, der in der Ehe die Aufgabe hat, Haupt der Frau und der Familie zu sein, das heißt seine Frau so zu lieben, wie Christus seine Gemeinde geliebt hat und dass die Frau sich dem Mann unterordnet, so wie sich die Gemeinde ihrem Haupt, Christus, unterzuordnen hat. In der Gemeinde Gottes bedeutet Gehorsam gegenüber den Geboten und Ordnungen Gottes, unter anderem auch, dass die Frau vielfältige Aufgaben in der Gemeinde wahrnimmt, aber auf der Kanzel nichts verloren hat.