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Christen und die Politik – Ein Diskussionsbeitrag

Dieser Beitrag geht kritisch auf den Artikel von Stephan Holthaus „Das Verhältnis von Kirche und Staat in Geschichte und Gegenwart“ ein.

Man kann wirklich dankbar sein für Beiträge, die Klarheit schaffen. Dies ist sicherlich Stephan Holthaus‘ Anliegen mit seinem Artikel „Christen und die Politik: Das Verhältnis von Kirche und Staat in Geschichte und Gegenwart“, wenn er darin fünf verschiedene Positionen zwischen zwei entgegengesetzten Polen skizziert. Die Extreme liegen einerseits in der totalen Herrschaft des Glaubens über den Staat (politisierter Glaube) und andererseits in der völligen Ignoranz des Glaubens gegenüber Staat und Politik (gleichgültiger Glaube).

Das „richtige“ Verhältnis der Christen zur Welt und zur Politik muss gemäß dialektischem Prinzip also zwischen den Extremen liegen, was Holthaus folgerichtig in seinem 5. Punkt beschreibt: „Transformierender Glaube – Christen durchdringen die Politik“. Der Christ soll seiner Verantwortung gegenüber dem Heilsangebot für diese Welt (Jenseits) und der Fürsorge für diese Welt (Diesseits) gerecht werden und sich dafür auch politisch einsetzen. Sein „Einsatz für das Wohl der Welt [soll aber nicht] den Einsatz für deren Heil überlagern“. Näher umschrieben wird dieser Einsatz mit folgenden Strategien: helfend bei Seite stehen, Leid lindern, Recht schaffen, Ungerechtigkeit bekämpfen. Außerdem fordert Holthaus „eine gemeinsame Strategie, den unchristlichen Entwicklungen in der Gesellschaft Paroli“ zu bieten. Er verschweigt allerdings auch nicht, dass dies „große Aufgaben“ sind, für die man bereit sein muss, „sich die Finger schmutzig zu machen im Geschäft der Alltagspolitik“.

So weit so gut!? Liegt die Lösung für ein politisches Engagement von Christen wirklich in dem „goldenen Mittelweg“, den der Autor aufzeigt? Zwar zitiert er zur biblischen Legitimation auch Bibeltexte (Mt 5,16; Jer 29,7) und stellt biblische Bezüge her, jedoch vermisst man gerade das prophetische Wort der Bibel, das ja im Geleitwort zum Schwerpunktthema dieser „Bibel und Gemeinde“- Ausgabe – als komplementäres Gegenüber? – zur Beteiligung von Christen an der Politik gesetzt wurde. Wenn es so gemeint ist, dann auf jeden Fall zu Recht, denn von Petrus wird das prophetische Wort als eine Lampe bezeichnet, die im Dunkeln leuchtet, und zwar „bis der Tag anbricht und der Morgenstern in unseren Herzen aufgeht“ (2Petr 1,19). Das prophetische Wort soll vor falscher Beurteilung und Euphorie bewahren, und das nicht nur, wenn der Tag der Wiederkunft unseres Herrn kurz bevorsteht, sondern für die ganze Dauer christlicher (Heils-)Geschichte bis zum Eintreffen dieses Ereignisses.

Die Frage ist wohl berechtigt, wohin denn das geforderte Engagement der (evangelikalen) Christen führen und welches Ziel damit verbunden sein soll? Und wo wären die Grenzen zu ziehen, um nicht doch der unter Punkt 1 beschriebenen Politisierung und Machtergreifung des Glaubens zum Opfer zu fallen?

1. Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen christlicher Einflussnahme in der Politik ist eingebettet in das grundsätzliche Verhältnis von göttlicher und menschlicher Regierung.

Der Christ muss sich vergegenwärtigen, dass Gott einst diese Welt preisgeben wird, weil sie durch die Sünde verdorben ist, und dass der gegenwärtige Zeitabschnitt in der Heilsgeschichte gemäß biblischer Prophetie mit unvorstellbar schweren Gerichten und entsprechenden Auswirkungen auf die Schöpfung enden wird.1 Christen brauchen sich daher nicht unter Druck setzen (lassen), bessere Verhältnisse herbeizuführen – etwa durch zu steigernde politische Einflussnahme –, sondern sie sollen sich darauf konzentrieren, ein Leben in konsequenter Nachfolge zu führen. Dass dies unter günstigen Umständen2 dazu führen kann, dass sich zeitweise und örtlich begrenzt auch gesellschaftliche Verhältnisse verbessern, zeigen viele Beispiele in der Geschichte des Christentums. Jedoch ist das nicht vorrangig der Auftrag des Christen.

Gesellschaftliche Verhältnisse zu verbessern ist nicht vorrangig Auftrag des Christen

Im gegenwärtigen Heilsabschnitt hat die Gemeinde als Sammlung von auserwählten Gläubigen aus allen Nationen auch keine Verheißung diesbezüglich. Und sie hat keinen anderen Auftrag, als Menschen zu bewegen, sich retten zu lassen durch den Glauben an Christus als ihren persönlichen Retter und Herrn, um zur Gemeinde hinzugetan zu werden. Die Gemeinde kann die Verheißungen Israels nicht für sich in Anspruch nehmen und deshalb ebenso wenig die weltweite Annahme des messianischen Herrschers durch ihren Dienst erwarten.3 Man kann es auch so auf den Punkt bringen: Nur die auserwählten Gläubigen kennen Jesus schon jetzt als ihren erhöhten Herrn. Jesus daher schon jetzt als König zu proklamieren oder sich gar als seine „Mitherrscher“ zu gebärden4, wäre ein Anachronismus, der keine Berechtigung hat und seine „Wirkung“ zum jetzigen Zeitpunkt verfehlen muss.5

2. Ist „Transformation“ wirklich der von Gott beabsichtigte Prozess, der durch Christen in dieser Welt vonstatten gehen soll?

Müssen wir solidarisch mit der Welt diese Erde wirklich um jeden Preis retten und erhalten? Muss es uns wirklich darum gehen, unsere Gesellschaft mit christlichen Werten zu durchdringen, um sie ein bisschen annehmbarer und wohlgefälliger für Gott zu machen?6 Der Sinn christlicher Aktivität liegt doch darin zu zeigen, dass nur durch Erlösung eine heile Welt verwirklicht werden kann; und diese Erlösung kann nur Gott herbeiführen. „Sogar“ wir Christen müssen ja noch von unserem „Leib der Niedrigkeit“ (Phil 3,21) befreit werden. Welchen Sinn würde es also machen, sich in die Welterhaltungs- und -verbesserungsversuche einzuklinken?

Christen sind „in der Welt, aber nicht von der Welt“, sie sind in ihrem Wesen etwas völlig Anderes. Und nur in dieser Reihenfolge und Betonung passt Joh 17, 11.16. Wenn es anders herum betont wird, hieße das, Sinn und die Zielrichtung der Worte des Herrn zu verdrehen.7

3. Wie sich Christen in der Welt „fühlen“ und dementsprechend leben sollten

Damit meine ich die Grundstimmung, die durch das Bewusstsein der eigenen Identität als Christ das persönliche Denken und Handeln bestimmt.

Nur durch Erlösung kann eine heile Welt verwirklicht werden

Paulus mahnt folgendes Verhalten an:

„Bewirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! … Tut alles ohne Murren und Zweifel, damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter denen ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt.“ (Phil 2,12.14-15)

Er sagt von sich selbst:

„Ich vergesse, was dahinten, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, und jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ (Phil 3,13.14)

Und die Gläubigen charakterisiert er – im Gegensatz zu solchen, „die auf das Irdische sinnen“ (Phil 3,19) – als Himmelsbürger, deren Bürgerrecht(!) in den Himmeln ist, „von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wir zur Gleichgestalt mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, sich auch das ganze All zu unterwerfen.“ (Phil 3,20-21)

Keiner wird wohl in Zweifel stellen, dass Paulus als „Diener des Christus für die Nationen“ (Röm 15,16) in Bezug auf sein eigenes Christsein und für die Gemeinde Gottes das richtige „Lebensgefühl“ entwickelt hat und dies daher allen Christen dieses Zeitalters zur Nachahmung (Phil 3,15) empfehlen kann. Und wenn dies vor fast 2000 Jahren schon das richtige Identitätsbewusstsein war, wie viel mehr heute, wo wir dem Wiederkommen des Herrn zeitlich doch erheblich näher sind! (Röm 13,11)

Das Denken und Handeln des Christen soll zuerst und bleibend von seinem Herrn und dessen Auftrag bestimmt sein

Deshalb ist der Zeitpunkt der Wiederkunft für einen Christen in Bezug auf seine „gefühlte und gelebte“ Identität in dieser Welt letztlich von untergeordneter Bedeutung. Denn er soll stets so leben, als stünde die Wiederkunft von Jesus direkt bevor. Er soll nicht kalkulieren und sich dabei womöglich die Zeit ausrechnen, die ihm noch verbleibt, um dieses oder jenes zu erreichen oder gar von seinem Auftrag abzulassen (Lk 12,45). Sein Denken und Handeln soll zuerst und bleibend von seinem Herrn und dem Auftrag bestimmt sein, für dessen Erfüllung er einmal vor ihm Rechenschaft ablegen muss. Der Herr sagt allen, die zu ihm gehören:

„Seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten …, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen.“ (Lk 12,36)

4. Das prophetische Wort ist eine unverzichtbare Hilfe, um die Gesinnung auf den wiederkommenden Herrn auszurichten.

Der Apostel Petrus hat auf das prophetische Wort verwiesen als „auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht“ (2Petr 1,19), offenbar eine Anspielung auf den wiederkommenden Herrn (vgl. Offb 22,16). Dieses prophetische Wort kommt von Gott, und wir tun gut daran, darauf zu achten, sagt Petrus.

Im 3. Kapitel seines zweiten Briefes greift Petrus diesen Appell noch einmal auf und geht dann konkret ein auf die Infragestellung der Ankunft des Herrn durch „Spötter“, und zwar vermehrt „in den letzten Tagen“. Während solche dies zukünftige Ereignis keck und selbstbewusst in Frage stellen, sollen Christen umso mehr an dessen Erwartung festhalten und nicht nur davon reden, sondern auch so leben, als ob es heute schon passieren wird:

„Was für Leute müsst ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, indem ihr die Ankunft des Tages Gottes erwartet und beschleunigt.“ (2Petr 3,11-12)

In Bezug auf die letzten Tage teilt uns das NT mit8, worauf wir achten sollen, um nicht – wie Petrus seine Briefempfänger eindringlich warnt, „durch den Irrwahn der Ruchlosen mit fortgerissen“ zu werden (Jud 17), sondern „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ zu wachsen. (Jud 20)

Wird sich die Gemeinde in politische Initiativen eingliedern lassen oder sich dem wiederkommenden Herrn zuwenden?

Es ist wohl nicht zu bestreiten, dass der Abfall vom christlichen Glauben und seinen Grundlagen9 weltweit schon sehr weit vorangeschritten ist. Kann man die Menschen der Postmoderne noch von solch unheilvoller Einstellung abbringen oder bereitet sich hier schon die Generation vor, die in der Drangsal die Zuspitzung des Konflikts mit dem lebendigen Gott erleben wird? Der heilsgeschichtliche Wendepunkt10 scheint immer näher zu kommen, wo Gott dann selbst den Schlussstrich zieht und den Trend weg von ihm dann sogar unterstützt, wie Paulus in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher erklärt: Wenn der Abfall kommt und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart worden ist, dann sendet Gott den Menschen „dafür, dass sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben … eine wirksame Kraft des Irrwahns11, dass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“ (2Thes 2,10-12)

Die Gemeinde wird heute zur Entscheidung gedrängt, ob sie sich in die Weltgemeinschaft aller Nationen, Religionen, politischen Friedens- initiativen, Umweltrettungsprogrammen usw. eingliedern lässt oder ob sie sich davon ab- und ihrem wiederkommenden Herrn zuwendet. Die endzeitliche Verführung besteht gerade darin, die „Logik“ der Weltgemeinschaft, die der Zeitgeist vermittelt, zu verinnerlichen und dadurch das richtige „Lebensgefühl“ zu verlieren und sich dann gegen den Herrn und für diese Welt zu entscheiden. Wie Petrus warnt: „So hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrwahn der Ruchlosen mit fortgerissen werdet und aus eurer eigenen Festigkeit fallt!“ (2Petr 3,17) Und Paulus fordert Timotheus auf: „Von diesen wende dich weg!“ (2Tim 3,5)

5. Die Konsequenzen einer Lichtträger-Identität von Christen in dieser Welt

Gerne wird heute – in Übereinstimmung mit dem Zeitgeist – Erfolg in Aussicht gestellt, wenn man die Werte des Evangeliums in die Gesellschaft und ins politische Leben einbringt, nach dem Motto, dass sich eine Investition an vielversprechender Stelle bestimmt auch auszahlen wird. Doch diese Rechnung wird gemäß dem bisher Dargelegten so wohl nicht aufgehen.

Politisch gesehen ist sogar unser Herr in dieser Welt „gescheitert“

Man darf nämlich nicht die „Kehrseite der Medaille“ verschweigen, nämlich dass je klarer ein Zeugnis erstrahlt, sich früher oder später umso mehr Widerstand regt. Politisch gesehen ist sogar unser Herr in dieser Welt „gescheitert“, denn er endete als zum Tode verurteilter Aufrührer am Kreuz. Nichts anderes dürfen in letzter Konsequenz diejenigen, die ihm nachfolgen – noch dazu in einer mehr und mehr gottlosen Gesellschaft – für ihr eigenes Auftreten in dieser Welt erwarten:

„Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.“ (Joh 15,19) Und: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh 15,20)

Wie man sich als Christ zur Politik stellt, muss dem Einzelnen überlassen bleiben. Ihm muss die Freiheit bleiben, entsprechend dem Maß seines Glaubens12 – ggf. auch in der Politik – aufzutreten und herauszutreten oder – in stiller Zurückgezogenheit seinen Glauben zu leben. (1Tim 2,1-2) Schon gar nicht sollte man verlangen, dass die Christen kollektiv gegen das Unrecht in dieser Welt mobil machen müssten, wo sie ja nicht einmal untereinander im Bezug auf den eigenen Glauben unter einen Hut zu bringen sind. Daran ändern auch die krampfhaften Vereinigungsbemühungen nichts. Jeder Aufruf, ein Kollektiv zu bilden, um mehr Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben, würde wohl nur dazu verleiten, sich auf wohl formulierte Erklärungen und Stellungnahmen13 zu konzentrieren und zu stützen, statt konkret vor Ort in persönlicher und ggf. gemeindlicher Initiative das anzupacken, was vor den Füßen liegt.

Schluss

Wir haben als Christen keinen biblisch begründeten Anlass, in der Politik und Gesellschaft groß aufzutreten. Was zählt, sind nicht gut durchdachte Programm und großangelegte Ziele, sondern die Bewährung im Alltag je nach den Möglichkeiten des Einzelnen. Die Kraft der Gemeinde beruht nicht auf dem Zusammenschluss und der Mobilmachung möglichst großer Scharen, sondern in der Bindung jedes Einzelnen an seinen Herrn und dem daraus entstehenden Zeugnis und der konsequenten Nachfolge, was dann in der Summe wiederum viel bewirken kann. Alles andere wäre viel zu hoch aufgehängt und würde der Gemeinde in dieser Welt eine ihr nicht zugedachte Last auferlegen, die sie in ihrem wahren Auftrag letztlich beschränken muss.


  1. Vgl. u. a. 1Joh 2,15-17; 1Kor 7,31; 2Petr 3,10 sowie das komplette Buch der Offenbarung. 

  2. Etwa in einer demokratisch regierten Gesellschaft. 

  3. Statt dessen wird ja zunächst der Antichrist, ein falscher Messias, in dieser Welt Akzeptanz finden. 

  4. So vermehrt zu beobachten innerhalb der Charismatischen Bewegung und dem Neo-Evangelikalismus sowie im Neo-Calvinismus, übrigens auch in der Emergent Church mit ihrer kulturellen Transformation (vgl. dazu Martin Erdmann, „Die Neo-Kuyperianischen Sphären“, in: Gemeindegründung Nr. 98, 2/09, S. 28-30). Solche Herrschaftsbestrebungen werden zusammenfassend mit dem Stichwort „Dominionismus“ bezeichnet, der die Entwicklung einer guten, frommen und Gott verherrlichenden Kultur zum Ziel hat, die sich weltweit in einer Art Kulturkampf durchsetzt. Im Zuge dieses Einflusses habe sich „die Ausrichtung der modernen Missionsbewegung von Grund auf verändert“ einhergehend mit der Umfunktionierung des biblischen Evangeliums des Heils „in ein irdisches ‚Evangelium des Königreiches‘“ (a.a.O., S. 28). 

  5. Vgl. dazu die Warnungen von Paulus gegenüber den Korinthern in 1Kor 4,6-16. 

  6. Dies ist ja auch bei dem klassischen „Modellversuch“ Gottes, dem Volk Israel, letztlich nicht gelungen, da die verdorbene Natur des Menschen dem im Wege steht (vgl. Röm 8,7). Aber auch der Christ darf sich nicht anmaßen, über diese Welt – zu ihrem Guten –, herrschen zu können, denn auch ihm gelingt ein Leben nach Gottes Maßstäben ja immer nur ansatzweise. 

  7. S. Holthaus formuliert: „Christen sind zwar nicht ‚von‘ der Welt, aber sie sind immer noch (hoffentlich) ‚in‘ der Welt – ob sie das wollen oder nicht“. 

  8. Vgl. u. a. 1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-5; 2Petr 2,1ff.; 3,3; Jud 17-19. 

  9. Dazu gehört z. B. der Glaube an den Schöpfer und die göttliche Autorität (Inspiration) der Bibel, was bei uns gesellschaftlich unaufhaltsam in Misskredit gerät. 

  10. Vgl. dazu eine Art „Stimmungswechsel“ im Himmel: Offb 5,4: das Weinen von Johannes, weil sich (zunächst) niemand findet, der das Buch mit den sieben Siegeln (Gerichte Gottes über die Erde!) öffnen konnte; Offb 6,9-11: die Seelen der Märtyrer aus der Drangsal fordern Gericht und Rache für ihr vergossenes Blut auf der Erde; Offb 6,16: sogar das Lamm, das sich einst für die Sünde der Welt opferte, offenbart nun seinen Zorn(!), und die Menschen, die dieser Zorn trifft, erkennen es – wenn auch zähneknirschend – an, ohne deshalb umzukehren oder Buße zu tun; Offb 16,5-7: die Anbetung durch einen Engel, der Gott für seine Gerichte rühmt; Offb 18,20; 191-5: Jubel im Himmel über das Gericht an Babylon. Dies steht in deutlichem Kontrast zu der Aussage Jesu zur Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut (s. Lk 15,7). 

  11. Griech. pláne, Irrtum durch Irrwahn, durch Täuschung, der man unterliegt; Bauer/Aland, Wörterbuch zum NT, 6. Aufl.; vgl. auch Jak 5,20; 2Petr 3,17; 1Joh 4,6. 

  12. Vgl. Röm 12,3: Was schon im Rahmen der Gemeindearbeit Prinzip ist, sollte erst recht auch in Bezug auf den Dienst an der Welt gelten. 

  13. Deren Wirkung wohl gegen Null tendiert, wie man an vielen Stellungnahmen katholischer und evangelischer Leitungsgremien sehen kann.