ThemenWort- und Themenstudien

Kommen Kinder in den Himmel?

„Vater werden ist ein Wunder“, sagt Sascha und hält seine vier Wochen alte Zoe in den Armen. Völlig unschuldig schaut das Baby seinen Vater an. Könnte Gott so einem süßen Wesen den Himmel verweigern?

Am 19. Juli erschoss ein 54 Jahre alter Mann versehentlich sein 9 Monate altes Baby. Der Sportschütze aus Eching begutachtete gerade im eigenen Garten seine neue Waffe, als sich ein Schuss löste und das Kind traf. Was sagt man den Eltern, wenn sie Seelsorge in der Gemeinde suchen? Ist ihr Kind im Himmel? Weltweit sterben täglich etwa 30.000 Kinder im Alter von unter fünf Jahren. Das sind unglaublich viele Menschen. Was geschieht mit diesen Kindern nach dem Tod? Kommen sie in den Himmel?

„Ich werde zu ihm gehen“

Auf der Suche nach Antworten fällt eine biblische Geschichte besonders auf. Auch hier ist ein Vater für den Tod seines Kindes verantwortlich. 2Sam 12,21-23 beschreibt die Krankheit und den Tod von König Davids unehelichem Sohn mit Bathseba. Das Kind liegt im Sterben. David fastet und betet. Als das Kind schließlich gestorben ist, beendet er seine Trauer. Diese Reaktion Davids ist für seine Bediensteten unverständlich. Sie fragen nach und er antwortet: „Ich werde zu ihm gehen, aber er wird nicht zu mir zurückkommen.“

Wie soll man diese Aussage verstehen? David ändert sein Verhalten als er von dem Tod seines Sohnes erfährt radikal. Aus Trauer wird Optimismus. Die natürlichste Erklärung hierfür ist: David hatte die Hoffnung, seinen Sohn im Himmel wieder zu treffen.

Aber reicht diese Stelle aus um zu behaupten: Alle Kinder kommen in den Himmel? In Mt 19,13-15 steht, dass einmal Kinder zu Jesus gebracht wurden. Als Kind galt man damals bis zu einem Alter von 13 Jahren. Als die Jünger die Kinder wegeschicken wollten, sagte Jesus: „Lasst die Kinder kommen, und haltet sie nicht davon ab zu mir zu kommen.“ Besonders wichtig ist Vers 14: „Denn den so Beschaffenen gehört das Himmelreich“. In Mk 10,15 steht noch der Zusatz: „Wer das Königreich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird dort nicht hineinkommen.“

Meint Jesus, dass der Himmel voll mit kleinen Kindern ist? Oder sollen alle wie kleine Kinder werden?

In diesem Zusammenhang müssen wir auch eine andere Frage stellen: Ist ein Kind sündig? Die Antwort lautet leider: Ja. Jeder Mensch, egal welchen Alters, ist schuldig vor Gott. Auch ein kleines Kind. Denn nach dem Sündenfall musste Gott den Menschen aus der Gemeinschaft mit ihm ausschließen. Diese Trennung kann nur Gott aufheben. Wir sind in Sünde eingeschlossen, wie in einem Gefängnis. Die Tür kann nur Gott von außen öffnen (Röm 7,23). Deshalb brauchen auch Kinder Jesus Christus.

Überblick: Verschiedene Meinungen

Werfen wir mal einen Blick in die Geschichte. Denn schon seit fast 2000 Jahren denkt man über dieses Thema nach. Die Antworten sind zahlreich und unterschiedlich und damit niemand den Überblick verliert, kommen hier die wichtigsten Positionen aufgeteilt in drei Kategorien.

Theorie 1: Ein Teil der verstorbenen Kinder wird gerettet

a. Getaufte Kinder werden gerettet

Manche Befürworter der Säuglingstaufe meinen, dass getaufte Kinder gerettet sind. Die Taufe bewirkt die Vergebung der Sünden und es ist belanglos, ob das Kind die Taufe gläubig oder ungläubig aufnimmt. Denn die Taufe soll gerade den Glauben bewirken. Durch diesen Glauben wird das Kind auch selig.
Uneinig sind sich Vertreter dieser Position, bei der Frage, was mit ungetauft verstorbenen Kindern geschieht. Hier gibt es drei Positionen:

  1. Das Fehlen der Taufe führt in die ewige Verdammnis.
  2. Gott rettet ungetaufte Kinder, wenn sie christliche Eltern haben.
  3. Alle Kinder werden gerettet.

Probleme dieser Position: Das Grundproblem liegt im Verständnis der Taufe: Ohne Taufe kein Heil. Die Bibel spricht davon, dass Unglaube mit Verdammung bestraft wird – und nicht „Ungetauftsein“ (Mk 16,16). Der Glaube macht selig und nicht die Taufe (vgl. Joh 3,16.36).

Wäre ein Kind verloren, wenn es auf dem Weg zur
Taufe plötzlich verstirbt?

Außerdem verkürzt man so Gottes Gnade. Wenn nämlich die Taufe notwendig für das Heil ist, dann grenzt das an Werkgerechtigkeit. Es wäre dann nicht Gott, sondern der Mensch, der über das Heil der Kinder entscheidet. Zusätzlich spielt hier der „Zufall“ mit hinein. Wäre ein Kind verloren, wenn es auf dem Weg zur Taufe plötzlich verstirbt? Müsste man nicht aus Vorsorge ein Kind so schnell wie möglich taufen? Oder besser noch, alle Kinder?

b. Zum Heil vorherbestimmte Kinder werden gerettet

Das Heil von Kindern ruht hier auf einem System der göttlichen „Erwählung“. Wen Gott in seiner Gnade erwählt, der ist dieser Position nach gerettet. Grundlage hierfür sind Aussagen der Bibel, wo von „Erwählten“ die Rede ist (Röm 7,28; Eph 1,1). Manche deuten diese Theorie als eine „doppelte Erwählung“: zum Heil und zum Unheil. Erwählte Kinder wären dann gerettet. Gleichzeitig würden die nichterwählten Kinder, wenn sie sterben, verloren gehen.

Probleme dieser Position: Die Lehre der doppelten Erwählung widerspricht der Liebe Gottes und beschränkt das Evangelium. Außerdem: Warum rettet Gott nicht einfach alle Kinder, wenn der Glaube ohnehin nicht nötig ist. Die Bibel bezeugt ja, dass Gott alle Menschen retten will (1Tim 2,4), dass Christus für alle Menschen starb und nicht nur für die Auserwählten (1Joh 2,2). Sichere Aussagen, ob überhaupt ein Kind gerettet ist, sind nicht möglich. Trotz der Kritik gilt es positiv festzuhalten: Die Errettung von Kindern wird aus der Hand des Menschen in Gottes Hand gelegt.

c. Kinder von gläubigen Eltern werden gerettet

Diese Position geht davon aus, dass Kinder von gläubigen Eltern gerettet sind, weil sie mit zur Gemeinde Christus gehören und mit ihren christlichen Eltern zum Glauben berufen sind. Der Glaube der Eltern ist für Vertreter der Erwählungstheorie ein klares Zeichen für die Erwählung Gottes. Begründet wird diese Position so: Gottes Bund mit Israel war auch ein Bund mit den „Kleinen“ (vgl. 5Mo 10,16). Das gelte auch heute noch. Kinder von Ungläubigen dagegen seien nicht gerettet. Sie seien schließlich nicht im Bund und würden dem Gericht Gottes überlassen.

Kinder von Ungläubigen
wären dann nicht gerettet. Sie wären nicht im Bund und würden dem Gericht Gottes
überlassen

Probleme dieser Position: Das Heil ist nicht „genetisch übertragbar“. Und was geschieht, wenn ein Elternteil ungläubig ist oder sich ein Ehepaar nach dem Tod ihres Kindes bekehrt? Müsste sich das Paar vorwerfen, für die Verdammung ihres Kindes verantwortlich zu sein? Unklar ist auch, ab wann das Kind aus dieser Verbindung herausfällt und selbst Verantwortung vor Gott übernehmen muss.

d. Kinder, die sich später für Jesus entschieden hätten, werden gerettet

Dieser Position nach erwähnt Gott nur die Kinder zum Heil, bei denen er vorhersah, dass sie sich für ihn entscheiden würden. Begründet wird diese These mit Röm 8,29 und 1Pt 1,1.

Problematisch ist: Reicht ein nur theoretisch möglicher Glaube des Kindes aus? Faktisch ist er ja gar nicht vorhanden! Gottes Urteil über das ewige Schicksal eines Kindes fällt in eine „Scheinwelt“, die – faktisch gesehen – nicht existiert. Ist ein solches Urteil Gottes gerecht? Fragwürdig sind auch die genannten Bibelstellen. 1Pt 1,1f. handelt nämlich von einer Antwort des Gläubigen auf Gottes Erwählung. Kinder sind wohl nicht im Blick.

e. Entscheidungsmöglichkeiten nach dem Tod

Dieser Position nach würde der Heilige Geist kurz vor dem Tod das Bewusstsein von Kindern erweitern. Dadurch seien die Kinder fähig, Jesus Christus im Glauben anzunehmen. Diese These ist ein Versuch, Aussagen der Bibel über den geforderten Glauben und Gottes Fürsorge an Kindern zu harmonisieren. Die Bibel beschreibt tatsächlich nur, wie die gute Botschaft von verantwortlichen Menschen aufgenommen werden soll.

Eine andere Variante ist: Alle bekommen nach dem Tod eine Evangelisation. Gerade Kinder hätten ja nie die Chance, Christus an- oder abzulehnen. Solange sie sich nicht bewusst für oder gegen Gott entschieden hätten, würde Gott niemanden in die Hölle schicken. Das lasse vermuten, dass Kinder die Zeit bekämen aufzuwachsen, um dann eine Entscheidung treffen zu können. Begründet wird diese Theorie vor allem mit 1Pt 3,19f.; 4,6.

Probleme dieser Position: Man versucht, den von der Bibel geforderten Glauben zu wahren. Die Kriterien für Erwachsene und Kinder wären somit gleich. Allerdings ist diese Gleichheit nur theoretisch. Eine zweite Welt oder ein „separater Raum“ wäre notwendig, in welchem die Kinder aufwachsen können. Dafür fehlen biblische Hinweise. Auch fehlt die biblische Grundlage für eine Evangelisation im Jenseits. Die Bibel redet deutlich davon, dass nach dem Tod das Gericht kommt (Lk 16,26-31) und der Tod den Standpunkt einer Person vor Gott besiegelt. Und außerdem: Welches Kind würde sich gegen Christus entscheiden?

Diese These klärt auch nicht, wie Kinder errettet werden. Es geht darum, dass sie – oder ihr Verstand –, erwachsen werden müssten, und das ist reine Spekulation.

Theorie 2: Alle Kinder werden gerettet

In der zweiten Kategorie geht es um die These, dass nur die Feinde des Evangeliums verloren gehen würden, also die bewusst Ungläubigen. Gott nehme sich dagegen derer an, die das Heilsangebot nicht erreicht hatte, also auch der Kinder.

Eine andere Variante ist: Alle Kinder seien gerettet und erwählt. Kinder könnten nicht bestraft werden, weil sie selbst noch keine aktuelle Sünde begangen hätten. Wenn ein Kind aufgrund der Erbsünde verdammt werden würde, hätte es keine Ahnung, warum es in der Hölle leide. Deshalb wird gefolgert, dass Gott alle Kinder, die sterben, von vornherein zum Heil „vorherbestimmte“.

Wenn ein Kind aufgrund der
Erbsünde verdammt
werden würde, hätte es keine Ahnung, warum
es in der Hölle leide

Ein nichterwähltes Kind könne nicht als Kind sterben, da dies dem Gericht Gottes widersprechen würde. Der Tod eines Kindes sei also der beste Beweis für die Erwählung des Kindes.
Ein weiteres Argument ist: Kinder hätten eine relative Unschuld vor Gott. Die Bibel zeige, dass Kinder bis zu einem bestimmten Alter moralisch nicht verantwortlich seien (4Mo 14,29; Röm 9,11). Weil Kinder nicht sündigen können, würden sie auch nicht verdammt. Denn im Gericht würden nur schlechte Taten und die Ablehnung Gottes gerichtet. Die einzige Schuld, die ein Kind habe, sei die Erbsünde. Weil aber Christus für alle Menschen gestorben sei, sühnte er auch für die Kinder (2Kor 5,15). So lange Kinder noch nicht das „Alter der Verantwortung“ erreicht hätten, würden sie in den Himmel kommen. Begründet wird diese Position mit Aussagen von Jesus über Kinder. Jesus stelle Kinder als Beispiel für die Leute dar, die in das Himmelreich eingehen werden (Mt 18,3; 19,14).

Probleme dieser Position: Das Hauptproblem ist der Glaube. Wenn dieser für das Heil absolut notwendig ist, dann muss diese Positionen abgelehnt werden. Auch werden ziemlich viele Menschen gerettet, ohne dass diese es wirklich wollten. Kann man dann sagen, dass alle freiwillig im Himmel sind? Aber wer würde sich nachträglich beschweren, dass er im Himmel ist? Und warum erwähnt die Bibel nicht eine so große Zahl, wenn wirklich alle verstorbenen Kinder in den Himmel kommen würden?

Wenn man ein „Alter der Verantwortung“ annimmt, dann hätte das Erreichen dieses Alters fatale Folgen. Vorher wäre man garantiert gerettet und mit dem Erreichen des Alters wäre die Wahrscheinlichkeit der Rettung viel geringer.

Theorie 3: Alle Kleinkinder gehen verloren

Gott würde hier ziemlich viele Menschen verloren gehen lassen, ohne dass diese die Möglichkeit zu einer Entscheidung hatten. Ist das mit dem Gott der Bibel vereinbar, welcher doch will, dass alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4)? Wer aber alle anderen Konzepte als unzureichend ablehnt und wenn der Glaube absolut notwendig für die Erlösung ist, dann wäre diese Position eine mögliche Schlussfolgerung.

Rettung ohne Glauben?

Alle Positionen haben Schwächen. Vor allem der Glaube bereitet Probleme. Einerseits fordert die Bibel den Glauben an Jesus Christus für die Erlösung eines Menschen (Joh 3,16). Andererseits starb Christus für alle Menschen (Joh 1,29).

Kindern muss das Heil, auf welchem Wege auch immer, zugänglich sein. Nur wie? Es gibt zwei Möglichkeiten. 1. Wir wissen nicht, was mit Kindern nach ihrem Tod geschieht. Aber Gott kann diese Kinder auf eine uns nicht zugängliche Art und Weise retten. Oder 2. Kinder können unabhängig vom Glauben gerettet werden.

Gottes Beziehung zu Kindern

Für Lösung 2 spricht: Kinder haben vor Gott eine besondere Stellung. Schon im Alten Testament waren sie von Anfang an im Bund ihrer Eltern mit Gott eingeschlossen. Sie sollen in die Bundespflichten hineinwachsen und so den Bund weiter tragen (5Mo 6,1ff.; 29,9f.).
Abrahams Glaube war Voraussetzung für den Bund mit Gott. Und dieser Glaube machte ihn gerecht (Röm 4,3.9-12; Hebr 11,8ff.). Kinder wurden direkt nach der Geburt in diesen Bund aufgenommen!

Das bedeutet wohl: Sie haben einen besonderen Status vor Gott. Dies passt gut zu König Davids Geschichte. Weil Kinder eine besondere Stellung vor Gott haben, konnte er sicher sein, dass sein Sohn im Himmel wieder sehen wird.

Die bereits behandelte Stelle in Mt 19,13-15 bekräftigt den besonderen Status der Kinder vor Gott. Kinder werden als Mitglieder des Reiches Gottes bezeichnet. Und zwar nicht nur die Kinder, die zu Jesus gebracht wurden. Es geht vielmehr allgemein um Kinder.
Auch wer nur davon ausgeht, dass das kindliche Vertrauen Gläubigen ein Vorbild sein soll, muss festhalten: Jesus segnet die Kinder. Dies bedeutet:

  • Das Kommen von Jesus auf diese Erde gilt nicht nur den Erwachsenen.
  • Gott segnet in der Bibel nur diejenigen, die in der richtigen Beziehung zu ihm stehen (Mt 25,34; Hebr 6,14).

Die Aufforderung, das Reich Gottes anzunehmen wie ein Kind (Lk 18,17) unterstreicht dies.

Welchen Sinn würde dieser Vergleich machen, wenn ein Kind nicht Teilhaber am Reich Gottes ist?

Welchen Sinn würde dieser Vergleich machen, wenn ein Kind nicht Teilhaber am Reich Gottes ist? Und warum sollte Jesus sich seinen Jüngern gegenüber so entrüsten, wenn Kinder nur ein Beispiel für Vertrauen und Glauben sind? Er hätte sich sonst nur geärgert, weil die Jünger ihm sein Beispiel verderben.

„Alter der Verantwortung“

Aber was ist mit der Erbsünde? Und wo bleibt der Glaube? Eine Möglichkeit ist das „Alter der Verantwortung“. Damit ist ein Alter gemeint, wo der Mensch die Fähigkeit erlangt, Gott anzunehmen oder abzulehnen. Folgen Gründe sprechen dafür:

  1. Angenommen ein Kind stirbt. Es kommt ins Gericht Gottes, wird verurteilt und anschließend in die Hölle geworfen. Dieses Kind würde nicht verstehen, warum es gerichtet wurde und diese Qualen in der Hölle erleidet. Ein Kind weiß zwar, dass Ungehorsam den Eltern gegenüber zur Strafe führt; die ewige Strafe für Sünde könnte es aber nicht verstehen. Auch hätte es nie Gott selbst abgelehnt. Kritiker wenden ein, dass es nicht darum geht, Sünde zu verstehen. Gottes Heiligkeit fordert eine Verdammung! Dies ist sicher richtig. Doch muss man hier zwischen Kindern und Erwachsenen unterscheiden. Denn
  2. spricht die Bibel an vielen Stellen davon, dass schlechte Taten und die persönliche Ablehnung Gottes gerichtet werden (Jer 17,10; 2Kor 5,10). Welche Taten würde Gott bei einem Kind richten? Und inwieweit führt ein Kind diese Taten in einer bewussten Entscheidung durch? Ob ein derartiger Richterspruch Gottes über Kinder sinnvoll wäre, bleibt Spekulation. Die Bibel sagt hierzu nichts. Ein sechsjähriges Kind, welches aus Zorn einem anderen Kind mit einem Spielzeug auf den Kopf haut, ist bestimmt auch nicht unschuldig. Es geht hier aber nicht darum, ob ein Kind frei von jeder Schuld oder ohne Sünde ist. Denn von der Erbsünde her gesehen, ist ein Kind verdammbar. Der Punkt ist:Zwischen Kindern und Erwachsenen bestehen Unterschiede, weil ein Kind die Folgen einer Tat völlig anders einschätzt.
  3. Kinder haben einen besonderen Status, weil sie nicht bewusst sündigen oder sich ihrer Taten nicht bewusst sind. Folgende Geschichte verdeutlicht das: Das Volk Israel murrt gegen Gott. Wer murrte – ab einem Alter von 20 Jahren an – musste in der Wüste sterben (4Mo 14,29-31). Nur Kinder durften in das Verheißene Land, weil sie „Nicht wissen, was gut und böse ist“. Ein Kind kann also noch kein moralisches Urteil fällen (vgl. 5Mo 1,39; Mi 3,2; Am 5,14). Dies könnte ein weiterer Hinweis darauf sein, dass Kinder frei von moralischer Verantwortung sind. Rein rechtlich wäre ein Kind verdammbar, tatsächlich rechnet Gott aber die schlechten Taten bis zu einem gewissen Alter nicht an. Der von der Bibel geforderte Glaube wäre erst dann notwendig, wenn das heranwachsende Kind dieses „Alter der Verantwortung“ erreichen würde.

Zwischen fünf und zwölf

Zwischen Kindern und Erwachsenen bestehen Unterschiede, weil ein Kind die Folgen einer Tat völlig anders einschätzt

Wann dieses Alter erreicht ist, kann man nicht genau festlegen. Vielleicht ist es wie mit dem eigenen Bewusstsein: Irgendwann war es da, aber den genauen Zeitpunkt kennt man nicht. Als Erwachsener weiß man im Nachhinein, dass man als Kind böse Dinge getan hat und voller Sünde war (vgl. Ps 51). Als Kind kann man dies noch nicht erkennen. Das Alter hängt auch vom jeweiligen Entwicklungszustand ab. Bei gesunder Entwicklung müsste es zwischen fünf und zwölf Jahren liegen. Es ist wohl der Zeitpunkt, wo ein Individuum seine moralischen Urteile versteht.

Im Alter der Verantwortung liegt auch ein Schlüssel, wie das Problem der Erbsünde gelöst werden kann: Gott rechnet sie den Kindern nicht an. Der Mensch wird in den sündigen Zustand hineingeboren. Für Gott ist die Erbsünde aber offenbar kein Hindernis. Die Bibel erzählt einige Beispiel, in denen der Heilige Geist Kinder schon im Mutterleib erfüllte (vgl. Jer 1,5; Lk 1,15).

Wie die Erbsünde genau gesühnt wird, erklärt die Bibel nicht. Und weitere Fragen bleiben offen: Warum vernichtete Gott Sodom und Gomorra inklusive Kinder? Warum musste das Volk Israel bei der Landnahme den Bann auch an Kindern vollstrecken?

Antworten sind hier Mangelware. Allerdings muss das kein Widerspruch sein. Denn Gott lies auch Davids Sohn, aufgrund der Sünde Davids, sterben. Und dennoch konnte David die Hoffnung haben, dass er seinen Sohn im Himmel wieder sehen wird. Warum Gott so handelt, bleibt wohl ein Geheimnis.

Fazit

Die biblischen Aussagen über das Heil von Kindern sind leider nicht so konkret, wie man sich das gerne wünschen würde. Trotzdem kann man wohl gesichert sagen: Verstorbene Kinder sind gerettet. Nimmt man alle Aussagen der Bibel zu diesem Thema zusammen, dann deutet es darauf, dass Kinder unabhängig 1. von ihren Eltern, 2. ihres sündigen Zustandes, 3. der Taufe oder 4. ihres Glaubens gerettet sind.

Selbst wer mit einem „Alter der Verantwortung“ nicht übereinstimmen möchte, muss anerkennen, dass die biblischen Aussagen ein besonderes Interesse Gottes an Kindern offenbaren.

Dieses Ergebnis hat für uns Konsequenzen:

Eltern können die ewige Zukunft ihres verstorbenen Kindes im Glauben und Vertrauen Gott anbefehlen

  • Für die Seelsorge: Eltern dürfen wissen, dass Gott ihr Kind liebt und nur das Beste will. Wer ein Kind verloren hat, darf getröstet werden. So wie Erwachsene das Heil in Christus im Glauben annehmen und ihre ewige Zukunft in Christus Hände legen, so können auch Eltern die ewige Zukunft ihres verstorbenen Kindes im Glauben und Vertrauen Gott anbefehlen.
  • Für die Gemeinde: Kinderevangelisation ist eine große Chance für unsere Gemeinden und sollte kein Randbereich sein. Kinder sind die Gemeinde von morgen. Wer sich in jungen Jahren bewusst für Jesus entscheidet, profitiert sein ganzes Leben lang davon – und stellt entscheidende Weichen für die Ewigkeit.