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Die Schuld der Väter oder: Gibt es ein „erbliche dämonische Gebundenheit“ der Nachkommen?

Mit dieser Untersuchung zu 2. Mose 20,1–7 wird gezeigt, dass Christen nicht nach okkulten Belastungen in ihrer Generationenfolge suchen müssen. Wo das für die Seelsorge befürwortet wird, werden Gläubige in eine problematische und unbiblische Konzentration auf Okkultes geführt und zu Praktiken ermutigt, die keine Grundlage im Evangelium haben.

Gott der Herr ist Israels Erlöser und sein Gesetzgeber und Richter (Jak 4,12). Beides wird an den Zehn Geboten deutlich, die Mose aus der Hand Gottes am Horeb erhalten hat. Israel war lange Sklave im Land Ägypten. Gott aber befreite das Volk auf wunderbare Weise aus jener Sklaverei. In der Wüste schließt Er dann einen Bund mit ihnen auf der Grundlage des Gesetzes. Nun ist es bemerkenswert, dass Gottes Zehn Gebote nicht mit Anweisungen und Forderungen eingeleitet werden, sondern mit der Erinnerung an die Tatsache, dass Gott Israels Erlöser ist. Es ist der Erlöser, der die Gebote gibt und den Gehorsam seiner Erlösten verlangt. Er ist es auch, der den Ungehorsam des erlösten Volkes und jedes einzelnen erlösten Gliedes nicht ungestraft lässt. Ja, Er kann nicht ungestraft lassen, weil Er, der Erlöser, heilig und gerecht ist.

Nun wird schon lange Zeit ein Teil dieses Abschnitts, ja, sogar ein Teil eines einzigen Verses (Vers 5b), aus dem Kontext herausgenommen, isoliert und darauf eine ganze Sondertheorie aufgebaut. Diese Lehre hat besonders unter Pfingstlern und Charismatikern viele Anhänger und Lehrer, aber auch andere haben diese Sonderlehre im Blick auf 2Mo 20,5 übernommen – meistens ohne sie vorher gründlich zu prüfen. Dann gibt es auch Christen, die sich zwar von ihrer charismatischen Vergangenheit abgekehrt haben und jetzt vor Irrlehren warnen. Manche haben jedoch Teile der Seelsorgelehre und -methoden an okkult Gebundenen, die sie in pfingstlich-charismatischen Gemeinden kennengelernt haben, beibehalten.

Einen besonders starken Einfluss hatte in dieser Hinsicht Emil Kremer und die so genannte Kremergruppe (später auch Missionskreis Leinfelden) gehabt, die heute unter dem Namen „Evangelium für Alle“ (EfA) weiterexistiert. 1974 wurde der Vorläufer von EfA durch das Wirken von Emil Kremer, Ernst Stalter, Marcel Saltzmann und Jean Jacques Rothgerber ins Leben gerufen. Mittlerweile gehören etwa 20 Gemeinden zur dieser Gruppierung, die sich in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Frankreich befinden. (Auch Ruth Dieterich und Ehepaar Messerli arbeiteten dort mit). Emil Kremers Büchlein „Geöffnete Augen über die List des Satans in Abgötterei, Okkultismus und Medialität“ ist schon Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum wohl in mehreren 100.000 Exemplaren verbreitet.1 Es dient vielen pfingstlich-charismatischen, aber auch anderen Gemeinden als Grundlage der Okkultseelsorge, obwohl EfA der charismatischen Bewegung sehr kritisch gegenüber steht.

Ich will zeigen, dass die Lehre von der „erblichen dämonischen Gebundenheit“ falsch ist und nicht aus der Bibel stammt, obwohl man sich dafür auf einen Bibelvers beruft. Es handelt sich um den mittleren Teil von Vers 5 in 2Mo 20:

„… der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten Generation …“.

In der Lehre von der erblichen dämonischen Gebundenheit wird im Verständnis des Verses „Schuld“ (Singular) in Sünden (Plural) geändert und dann liest man besonders okkulte Sünden der Vorfahren hinein, die diese während ihres Lebens nicht vor Gott bekannt hätten. Gottes Strafe dafür sei „dämonische Gebundenheiten“ bei ihren Nachkommen. Die Enkel und Urenkel müssten diese unvergebenen vorelterlichen Sünden vor Gott „bekennen“ und durch eine Befreiungsseelsorge von den Folgen für diese „dämonische Gebundenheit“ „befreit“ werden. Stimmt das?

Die Bedingung für sorgfältige Bibelauslegung ist, dass man sowohl den ganzen Vers und den Kontext berücksichtigt als auch Schrift mit Schrift vergleicht. Auch ein Wortstudium kann notwendig sein. Bei diesem Text ist es außerdem wichtig, zu prüfen, ob Gottes Ankündigung der Heimsuchung des Volkes Israel unter dem Gesetz Moses im Alten Bund mit besonderen Strafen ebenso der Gemeinde von Jesus unter der Gnade im Neuen Bund gilt. Wenn ja, müsste es in den Lehrbriefen des Neuen Testamentes stehen. Aber zuerst schauen wir uns die historische Situation in 2. Mose an.

„Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe Ich dir Gnade bewahrt“ (Jer 31,3)

Was hatte den heiligen Gott dazu bewegt, ausgerechnet das kleine Völkchen Israel aus der Sklaverei zu retten? Es war, außer der Erfüllung Seines Eides Israels Vätern gegenüber, ausschließlich Seine souveräne, unverdiente Liebe (vgl. 5Mo 4:37; 7,7-13). Gott vergleicht das Verhältnis zwischen Ihm und Israel mit einer Verlobung, ja mit einer Ehe (Jes 54,5; Hosea 2,18,21-22). „Ich habe euch geliebt, spricht der Herr. Aber ihr sagt: Worin hast du uns geliebt?“ (Mal 1,2). Der sichtbare Beweis von Gottes Liebe für Israel war die Erlösung aus der Sklaverei in Ägypten hinein in das gelobte Land.

Wie konnte Israel noch an Gottes Liebe zweifeln?

Im Neuen Testament wird das geistliche Verhältnis von Christus zu seiner Gemeinde als das des (himmlischen) Bräutigams zu Seiner Brautgemeinde beschrieben (Eph 5,25–26,29–32; Joh 3,29; Offb 19,6–9; 22,17). Für die Gemeinde von Jesus gilt auf geistlicher Ebene: „Jesus Christus hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben, damit er uns herausreiße aus der gegenwärtigen bösen Welt“ – „damit er uns zu Gott führe“. Er hat uns „berufen aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (Gal 1,4; 1Petr 3,18; 2,9).

„Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns geliebt und Seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden“ (1Joh 4,9–10; Joh 3,16).

Gottes Liebe zu uns Sündern ist zuerst Erlöserliebe aus Gnade, in Jesus Christus offenbart.

Das größte und erste Gebot (Mt 22,36–38)

Gott erwartet von Seinen Erlösten dankbare Gegenliebe. Darum ist das größte und erste Gebot:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand“ (5Mo 6,5; 30,6.16).

Gott hat ein Recht auf das ganze Leben und auf die ganze Liebe seiner Erlösten als ehrfürchtige und dankbare Antwort auf Seine unverdiente Retterliebe – von uns Christen noch viel mehr.

„Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat“ (1Joh 4,19).

Aber Gott erwartet nicht, dass wir diese Liebe zu Ihm selber produzieren. Das Neue durch den Sühnetod von Jesus Christus und das Kommen des Heiligen Geistes auf diese Erde ist, dass die Liebe Gottes, mit der wir Gott und unseren Nächsten lieben sollen, zuerst durch den Heiligen Geist in unser Herz ausgegossen ist (Röm 5,5). Wir dürfen also weitergeben, was wir zuerst selber von Gott empfangen haben.

„Denn Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott“ (2Mo 20,5b)

So wie das erste Gebot die herzliche, dankbare Gegenliebe zu Gott ist, so gilt das erste Verbot (im Originaltext) dem Götzendienst mit seiner Bilderverehrung:

„Du sollst keine anderen Götter vor meinem Angesicht haben … Denn Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott“.

Obwohl nicht nur diese ersten beiden Verse in 2Mo der Schlüssel zum Verstehen der Strafdrohung bis in die vierte Generation sind, sondern auch das kleine Wort „denn“, wird beides von den so genannten Befreiungsseelsorgern meistens weggelassen.

Gott hat ein Recht auf unsere ehrfürchtige Anbetung und dankbare Liebe

Bei der zweiten Fassung der zehn Gebote sagt Gott, dass Israel die Götzenbilder und Altäre in Kanaan niederreißen soll. „Denn du darfst dich vor keinem anderen Gott anbetend niederwerfen; denn der Herr, dessen Name „Eifersüchtiger“ ist, ist ein eifersüchtiger Gott“ (2Mo 34,11–17). Dieser Ausdruck kommt im Alten Testament siebenmal vor! Im Lichte der oben genannten Liebe Gottes zu Israel und des Gebotes der ungeteilten Gegenliebe verstehen wir, warum Gott „eifersüchtig“ ist: Gott will kein halbes Herz Seiner Erlösten. Er kann es nicht ertragen, wenn die Liebe zu Ihm geteilt wird mit einer Liebe zu irgendeinem Abgott. Gott ‚eifert’ um seinen Namen, der nicht nur heilig ist, sondern auch „barmherzig, gnädig, langsam zum Zorn, reich an Gnade und Treue“ (Versen 6–7). Er hat Recht auf unsere ehrfürchtige Anbetung und dankbare Liebe. In Gottes Sicht ist es entweder Liebe oder Hass, ohne eine „Zwischenstufe“.

Der Herr Jesus erklärte das Entweder – Oder im Blick auf die Geldliebe so:

„Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Mt 6,24).

Der Mammon ist einer der „Götzen im Herzen“ (Hes 14,7).

Die Kernaussage in 2Mo 20 ist also: entweder Gott oder Abgott, entweder ungeteilte Liebe zum Erlöser-Gott oder zum Götzen, entweder Gottesdienst oder Götzendienst und deshalb entweder Segen oder Heimsuchung.

Das geteilte Herz zu Gott, dem Erlöser

Da Gott Sein Verhältnis zu Israel mit einer Ehe vergleicht, bedeutet Ihm Götzendienst Kränkung Seiner Liebe, Provokation zur Eifersucht durch fremde Götter (5Mo 32,15–18,21). Götzendienst bedeutet deshalb Treulosigkeit, geistliche Unzucht, geistliche Hurerei und Ehebruch Gott gegenüber (u. a. Jer 2; Hes 16 und 23). Im Zusammenhang mit Seiner unermesslichen Retterliebe ist darum Gottes Strafe für Götzendienst der Erlösten, für das Kränken Seiner Retterliebe, so hart.

Gottes Strafe für Salomos
geteiltes Herz war schließlich das geteilte Königreich

Die Sünde von König Salomo war nicht nur, dass er entgegen Gottes Wort vielen ausländischen Frauen „mit Liebe anhing“, sondern auch, dass diese „sein Herz anderen Göttern zuneigten“.

„So war sein Herz nicht ungeteilt mit dem Herrn, seinem Gott, wie das Herz seines Vaters David … er folgte dem Herrn nicht so treu nach wie sein Vater David“.

Gottes Strafe für Salomos geteiltes Herz war schließlich das geteilte Königreich: Israel und Juda (1Kö 11,1-11). So ernst nimmt Gott die Sünde eines geteilten Herzens und einer geteilten Liebe Ihm gegenüber. Gott klagte Israel an:

„So spricht der Herr: Ich erinnere mich an die Treue deiner Jugendzeit, an die Liebe deiner Brautzeit, wie du hinter mir hergingst in der Wüste, im unbesäten Land“ (Jer 2,1–2 ff.).

Wie sah es aber jetzt mit der Liebe und Treue des erlösten Volkes aus?

Der Herr Jesus, der Erlöser von der Strafe und Sklaverei der Sünde, und der geistliche Bräutigam, sagt zur Gemeinde in Ephesus: „Aber Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ (Off 2,4). Es ist die Sünde gegen das erste und größte Gebot! Die gemeinte Sünde geht also weit über einzelne Sünden auf okkultem Gebiet hinaus, auf die Befreiungsseelsorger meist so fixiert sind.

Die Strafdrohung des Christus in Offenbarung 2 ist das Gericht, dass Er der Gemeinde in Ephesus den Leuchter von seiner Stelle wegrücken wird, wenn sie sich nicht zur ersten Liebe bekehrt, was in ihren Werken sichtbar werden soll. Bemerkenswert ist, dass der Herr nicht mit Verfluchungen aus dem Gesetz Moses reagiert wie es einst in Israel unter dem alten Bund bei Übertretung des Gesetzes geschah (5Mo 28)! Wer keine brennende, ungeteilte Liebe zum Herrn und Erlöser Jesus Christus hat, kann nicht ein Licht in dieser dunklen Welt sein. Wenn das innere Leben der Gemeinde nicht mit dem äußeren Zeugnis übereinstimmt, steht sie sogar dem Evangelium im Wege. Paulus schreibt darum den fleischlichen Christen in Korinth: „Wenn jemand den Herrn nicht lieb hat, der sei verflucht“ (1Kor 16,22). Er kann kein Segen sein.

Zwischenbilanz

In 2Mo 20 wird deutlich, dass es Gott, dem Erlöser, um die ganze Hingabe und ungeteilte Gegenliebe aus Dankbarkeit für die unverdiente Erlösung geht. Es geht um Gott oder Götze, wobei Götze jeder und jedes sein kann, woran das Herz hängt, neben oder gar über Gott. Darum steht „Schuld der Väter“ in der Einzahl, weil es nicht um irgendeine Sünde geht, die das Gesetz anklagt, sondern um diese eine.

Wie steht es mit unserer eigenen ersten Liebe zu dem Herrn Jesus, unserem Erlöser, zu Seinem Wort und Willen? Steht der Herr täglich neu an erster Stelle? Drängt die Liebe Christus uns, nicht mehr für uns selbst zu leben, sondern für Ihn, der für uns gestorben und auferstanden ist? (2Kor 5,14-15) Oder gibt es noch einen Götzen im Herzen und Leben, in Ehe, Familie, Gemeinde oder im Beruf? Vielleicht das eigene Ich (Selbstliebe), ein Kind oder Enkel. Oder ist es die Musik, der Sport, Computerspiele, Internet oder die Evolutionstheorie, die humanistische Psychologie mit ihrem gottfeindlichen humanistischen Menschenbild oder eine Erfahrung einer Geistestaufe und einige ausgewählte Geistesgaben? Alles kann uns wichtiger werden als Er. Wenn der Herr Jesus uns heute persönlich fragen würde: „Liebst du mich“, was ist dann unsere ehrliche Antwort? Ist alles Tun und Lassen von der dankbaren Liebe bestimmt, weil man „von Christus ergriffen“ ist? (Phil 3,12)

Prüfsteine unserer Liebe zum Herrn sind u.a. die Liebe und der Glaubensgehorsam dem geschriebenen Wort Gottes gegenüber (Joh 14,21.23). Weil diese Liebe sich an der Wahrheit freut, kann sie Liebe ohne Wahrheit nicht ertragen (1Kor 13,7). Sie ist traurig, ja entsetzt über Halbwahrheiten, Unwahrheiten und Irrlehren.

Weder in 2Mo 20 noch in den Parallelstellen noch in 5Mo 28 ist ausdrücklich die Rede von ‚okkulten Sünden’ der Vorfahren. Überhaupt steht an keiner jener Stellen etwas über Satan und Dämonen, geschweige denn von ‚ererbten dämonischen Gebundenheiten’ oder von ‚Generationsflüchen’ als Gottes Strafe. Deshalb ist dort auch weder die Rede von einem Befreiungsseelsorger noch von einem Exorzismus. Macht nicht jedes Hinzufügen zu Gottes Wort den Christen zum Lügner, selbst wenn er es gut meint? Ich sehe das für die so genannte Befreiungsseelsorge gegeben, weil sie ererbte dämonische Gebundenheiten und Generationsflüche zum Wort Gottes hinzugefügt hat und so lügt (Spr 30,5–6).

Es ist schuldige Unterlassung, wenn Christen, die 2Mo 20,5 ernst nehmen wollen, Vers 6 ignorieren. Eigentlich müsste jeder Befreiungsseelsorger das Gotteskind, das in seine Seelsorge kommt, fragen: „Haben Sie einen Hass auf Gott?“. Wenn die Antwort ist: „Nein, ich liebe meinen himmlischen Vater“, dann wäre ja jede „Befreiungsseelsorge“ nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich. Denn ein „Befreiungsdienst“ von dämonischen Belastungen der Vorväter wäre

Sünde ist nach der Bibel
niemals ein Dämon, der ausgetrieben werden müsste

kontraproduktiv, weil man nach Dämonen sucht, wo keine sind und sich damit zu sehr mit dem Dämonischen beschäftigt. Außerdem könnte ein Gotteskind in große Zweifel über seine Befreiung geraten. Aber selbst wenn die Antwort wäre: „Ja, ich hasse Gott, denn … „wäre er als „Befreiungsseelsorger“ ebenso wenig zuständig. Denn die Bibel nennt Hass ja eine Sünde. Eine Sünde muss als Sünde ehrlich und konkret vor Gott bekannt werden. Dann vergibt Gott, weil Jesus Christus mit seinem Tod für die Sünde bezahlt hat. Damit ist diese Sache erledigt. Sünde ist nach der Bibel niemals ein Dämon, der ausgetrieben werden müsste.

Die Doppelbedeutung des Begriffes „Heimsuchung Gottes“

„Gottes Heimsuchen hat immer das Heil des Heimgesuchten zum Ziel, auch wenn es ein richtendes, strafendes Heimsuchen ist“

In 2Mo 20,5 lautet die Strafandrohung für den Götzendienst folgendermaßen: „Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und vierten Generation von denen, die mich hassen, …“. Es ist also notwendig zu untersuchen, welche Strafe Gott genau androht, ehe jedes Problem oder Not eines Christen als Folge einer Belastung durch Schuld aus früheren Generationen gedeutet wird. Die Drohung heißt „Heimsuchung“. Mit Ausnahme von Spr 19,23 geht Heimsuchung immer von Gott aus. Seine Heimsuchung kann gnädig, helfend sein oder richtend. Aber „Gottes Heimsuchen hat immer das Heil des Heimgesuchten zum Ziel, auch oder gerade, wenn es ein richtendes, strafendes Heimsuchen ist“.2 Das Schlimmste ist, wenn Gott Menschen nicht mehr strafend heimsucht, sondern sie laufen lässt und dahingibt (Röm 1,18–32).3

Ein Besuchen oder Heimsuchen Gottes zum Segen lesen wir bei Sara (1Mo 21,1) und bei Hanna (1Sam 2,21). Joseph sagte kurz vor seinem Sterben prophetisch und „im Glauben“: „Gott aber wird euch heimsuchen (besuchen) und euch aus diesem Land (Ägypten) hinausführen in das Land, das Er Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat“ (1Mo 50,24.25; Hebr 11,27). Den Anfang der Erfüllung dieser Heimsuchung lesen wir in 2Mo 3,16b, wo Gott sagt: „Ich habe euch besucht und gesehen, was euch in Ägypten angetan worden ist“. Das Wichtigste aber war, dass Gott in Jesus Christus sein Volk zum Segen „heimsuchte“ bzw. besuchte (Lk 1,68.78; 7,16; Apg 3,23–26). Der Herr Jesus musste aber über Jerusalem weinen: „Wenn auch du an diesem Tag erkannt hättest, was zu deinem Frieden dient!“ Dann prophezeite Er die Heimsuchung Gottes zum Gericht: „dafür, dass du die Zeit deiner Heimsuchung (zum Segen) nicht erkannt hast“ (Lk 19,44).

Gottes richtendes, strafendes Heimsuchen Israels im Alten Testament lesen wir auch in 2Mo 20,5. Die Grundlage des besonderen Gottesbundes mit Israel nach dem Auszug aus Ägypten war das Gesetz Moses. Gehorsam dem Gesetz Moses gegenüber bedeutete Achtung vor dem Bund Gottes und Segen Gottes, meistens auf irdischer Ebene. Übertretung des Gesetzes bedeutete andererseits für Israel ein Brechen des Bundes Gottes (3Mo 26,16 ff.; Jer 31,32). Gott bestimmte die verschiedenen Sanktionen bei Übertretung des Gesetzes Moses bzw. beim Brechen des Sinaibundes in verschiedenen Bibelstellen. In 2Mo 20,5 ist es eine strafende Heimsuchung bis in die dritte und vierte Generation „an denen, die mich hassen“. Die Heimsuchung ist also nicht Folge der unvergebenen Schuld anderer – der (Groß)Eltern –, sondern Ergebnis des persönlichen Folgens ihres Beispiels von Götzen- und Bilderdienst. Das sieht man etwa an den Königen von Israel, die nach der Reichsteilung dem Beispiel Jerobeams folgen.

Gottes richtende Heimsuchung war immer Züchtigung des Volkes mit dem Ziel, dass es umkehren würde zu Ihm, der es trotz allem liebt. Abgötterei ist wohl Treuebruch Gott gegenüber, aber nicht unwiederbringlich (Neh 1,8-9). Denn Gott bleibt dem Bund mit seinem Volk treu (2Mo 34,6; 5Mo 7,9; 32,4)! Es ist einfach unglaublich, wie oft Gott sein Volk aufruft, Ihn zu suchen und sich zu Ihm zu kehren mit der Verheißung, daraufhin seine Situation zu ändern. Sobald das Volk sich von seiner Abgötterei abkehrte und zu Gott zurückkehrte, vergab Gott die Sünde und es hörte die Heimsuchung auf.

Wenn ein „Befreiungsseelsorger“ ohne Vorurteil das Alte Testament ernsthaft studieren würden, würden sie erkennen müssen, dass seine Sonderlehre bezüglich 2Mo 20 schon historisch gesehen nicht stimmen kann und nicht stimmt.

Es ist schuldige Unterlassung, wenn ein Prediger oder Seelsorger verschweigt, dass das Gesetz Mose auch persönliche Strafe Gottes für persönliche Sünde kannte. Neben der Treue Gottes zu tausenden Generationen, die Ihn lieben, steht: „und der denen, die ihn hassen, ins Angesicht vergilt, um sie umkommen zu lassen. Nicht zögert Er gegenüber dem, der Ihn hasst, ins Angesicht vergilt Er ihm“ (5Mo 7,6–11; 24,16; siehe auch 2Kön 14,6; Hes 18,18–20). Hier ist deutlich die Rede von einer persönlichen Strafe für den persönlichen Hass Gott gegenüber.

Elia musste nicht zuerst‚ Dämonen binden’ und ‚austreiben’, bevor er um Regen beten konnte

In Israel fand Gottes „Heimsuchung“ als Gericht aber auch nicht automatisch „bis ins dritte und vierte Geschlecht“ statt, wenn man sich darunter eine Art Generationenfluch vorstellt. Ein Blick auf die Könige Judas reichte. Etliche fielen ab, aber ihre Kinder oder Enkel konnten unter dem Segen Gottes wieder umkehren. Sogar Israels Abgötterei in der Wüste wurde nicht bis ins dritte und vierte Glied bestraft (5Mo 32). Eine der Verfluchungen im Gesetz Moses im Falle eines Ungehorsams des Volkes war „ein Himmel von Eisen und eine Erde wie Bronze“, also Regenmangel und Dürre (3Mo 26,19–20). Aus diesem Grund betete der Prophet Elia „ein Gebet, das es nicht regnen möge“ (Jak 5,17). Als aber das Volk nach dreieinhalb Jahren seinen Gott wieder anerkannte, endete auf Elias Fürbitte hin Gottes Heimsuchung sofort.

Israel unter dem alten Bund ist ein deutlicher Beweis dafür, dass auch die charismatische Lehre, dass das Beharren in irgendeiner Sünde zur ‚dämonischen‘ Gebundenheit führe, eine verheerende Irrlehre ist. Das Volk Israel war in jenen dreieinhalb Jahren der Unbußfertigkeit nicht ‚dämonisch belastet‘ worden, geschweige denn ‚satanisch gebunden’. Wir lesen demzufolge nicht, dass Elia zuerst im Volk ‚Dämonen binden‘ und aus ihm ‚austreiben‘ musste, bevor er um Regen beten konnte.

Zwar kam Juda durch das Beharren in der Sünde der Abgötterei in die babylonische, nicht jedoch in dämonische Gefangenschaft (Jer 25). Auch diese Züchtigung Gottes hatte nur das eine Ziel: Rückkehr zu Ihm, Abkehr vom Götzendienst und Buße:

„Dann wirst du von dort aus den Herrn, Deinen Gott, suchen. Und du wirst Ihn finden, wenn du mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele nach Ihm fragen wirst. Wenn du in Not bist … wirst du zum Herrn, deinem Gott, umkehren … “ (5Mo 4,29–31).

Gott selbst hatte die Zeit seiner Heimsuchung (Züchtigung) festgelegt auf 70 Jahre und gab schon gleich seine Verheißung, danach die Gefangenschaft zu wenden (Jer 29,10–14). Wir lesen nicht, dass Juda in jenen 70 Jahren durch das Beharren in der Sünde „dämonisch gebunden“ war. Nirgends lesen wir, dass Juda zuerst davon „befreit“ werden musste, bevor es in die Heimat zurückkehren durfte. Niemals ist im AT die Rede von einem Dämonismus oder Exorzismus in Israel nach dem Beharren in einer Sünde, nicht einmal nach dem Beharren in der Sünde des Götzendienstes.

Als Mose zwei neue Gesetzestafeln machen musste, war es Gott selber, der die Reihenfolge aus 2Mose 20 (hassen – lieben) umdrehte und sogar anfing mit einer neuen Offenbarung Seiner Selbst:

„Und der Herr ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der Herr, der Herr, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, der Gnade bewahrt an Tausenden (von Generationen), der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt“.

Erst danach fährt Gott fort:

„aber keineswegs ungestraft lässt, sondern die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten Generation“ (2Mo 34,5–8).

Moses Reaktion war denn auch: „Da warf sich Mose eilends zur Erde nieder, betete an und sagte …“. Im Gegensatz zu Befreiungsseelsorgern, die bei Gottes Strafdrohung in 2Mo 20,5b stehen bleiben, plädiert Mose in erster Linie um Vergebung für sein Volk aufgrund von Gottes weiterer Offenbarung, dass Er der Barmherzige, der Gnädige und der Treue ist (2Mo 34,9). Das Gleiche tut Mose nach dem Aufruhr des Volkes gegen ihn selbst und gegen Aaron! (4Mo 14,13–20). Übrigens hat Gott in beiden Fällen die direkt Schuldigen und nicht die Nachkommen bis in die dritte und vierte Generation gestraft. Auch lesen wir nichts darüber, dass Mose ‚dämonische Gebundenheiten’ bei der nächsten Generation ‚gebrochen‘ habe, um sie davon zu ‚befreien‘.

Sucht Gott seine Kinder unter dem neuen Bund bis in die dritte und vierte Generation heim?

Manche Christen übertragen Gottes Strafandrohungen bzw. Züchtigung bei Übertretung des Gesetzes Moses durch das Volk Israel unter dem alten Bund ohne weiteres auf die neutestamentlichen Gotteskinder unter dem neuen Bund. Ist das wohl so ohne weiteres erlaubt? Was war die vorübergehende Bedeutung des Gesetzes Moses mit seinen Verordnungen, Segnungen und Strafen?

Der Apostel Paulus jedoch sagt: „Wir wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetz sind“ – also dem damaligen Israel (Röm 3,19–20) – und fährt fort: „Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte“ (Gal 3,22–23). Das Gesetz Moses war Israels „Zuchtmeister auf Christus hin geworden, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden“ (Gal 3,24). Die Frage ist: „Was soll das Gesetz (Moses)? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt – bis der Nachkomme käme“, welcher ist Jesus Christus (Gal 3,19; Röm 5,20). Darum: „Nachdem der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister“ (Gal 3,25), also nicht mehr unter dem Gesetz Moses als Mittel und Maßstab, nicht mehr unter dem Gesetz mit seinen Heimsuchungen, Strafen und Verfluchungen. „Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht,4 da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so dass wir in dem Neuen des Geistes dienen und nicht in dem Alten des Buchstabens“ (Röm 7,6). Paulus’ Zeugnis ist: „Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe“ (Gal 2,19).

Schon durch den Propheten Jeremia hatte Gott Israel ja die Verheißung gegeben: „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen, nicht nach der Art des Bundes, den ich mit den Vätern machte an dem Tag, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen“. Indem Er von einem ‚neuen’ (Bund) spricht, hat Er den ersten für veraltet erklärt; was aber alt ist und sich überlebt hat, ist dem Verschwinden nahe“ (Hebr 8,6–13). Und Jeremia weissagte im Blick auf den neuen Bund: „ … jeder wird wegen seiner (eigenen) Schuld sterben“ (Jer 31,27–35). Spätestens im neuen Bund kann also keine Rede mehr von Heimsuchung bis in die dritte und vierte Generation sein. Denn die Grundlage des Neuen Bundes ist nicht länger das Gesetz Moses, sondern eine Person und sein vergossenes Blut am Kreuz zur Vergebung der Sünden: der Herr Jesus Christus. Deshalb ist die Sünde nach der Menschwerdung von Jesus und seinem stellvertretenden Opfer am Kreuz, die Gottes Gericht und den ewigen Tod nach sich zieht, wenn man Jesus Christus nicht als Sohn Gottes anerkennt, Ihn nicht als Heiland und Herrn aufnimmt und seine „so große Errettung missachtet“ (Joh 3,36; 8,24; 16,9; Hebr 1,2–4).

Das Gesetz Moses hatte „einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst“, denn „die Wirklichkeit ist des Christus“ (Hebr 10:1; Kol 2,17). Der Apostel Johannes berichtet: „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit5 ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,18; 7,19). Der Herr Jesus war gekommen, um zuerst selbst „das Gesetz und die Propheten zu erfüllen“ und dann auch die „Rechtsforderung des Gesetzes“ zu erfüllen, indem Er die Strafe für unsere Sünde am Kreuz von Golgatha bezahlte (Mt 5,17; Röm 8,3-4). So hat der Herr Jesus Christus „ … das Gesetz, aus Geboten bestehend, beseitigt.“ (Eph 2,15).6 Das Gesetz Moses, das Gottes „Zorn bewirkt“ und „Verdammnis bringt“, „ist beseitigt“ (Röm 4,14; 2Kor 3,7–11).

Der neue Bund im Blut von Jesus Christus ist die Erfüllung der Verheißung Gottes in Jeremia 31, zitiert in Hebr 8. Der Herr Jesus Christus wurde sowohl das Ziel als auch das Ende des Gesetzes Moses mit seinen (meistens) irdischen Segnungen und seinen Verfluchungen (Röm 10,4). Gotteskinder stehen „unter dem Gesetz Christus“ (1Kor 9,21).

Jesus Christus: das Ziel und das Ende des Gesetzes Moses. Einige Folgen:

Die obligatorischen Speisegesetze nach dem Gesetz Moses werden im Neuen Testament für die Gemeinde von Jesus unter dem neuen Bund nicht wiederholt.

Die obligatorischen Feste nach dem Gesetz Moses, die „ein Schatten des Zukünftigen waren“, werden im Neuen Testament für die Gemeinde von Jesus nicht wiederholt.

Die Todesstrafe nach dem Gesetz Moses für Raub oder für das Fluchen und Schlagen der Eltern oder bei Übertretung des Sabbatgebotes wird im Neuen Testament für die Gemeinde von Jesus nicht wiederholt.

Gottes Heimsuchung als Gericht für Israel unter dem Gesetz im alten Bund bis in die dritte und vierte Generation aufgrund von Götzen- und Bilderdienst (2Mo 20,5b) wird für Gotteskinder unter dem neuen Bund nicht wiederholt. Sie ist ja mit dem Gesetz Moses als Grundlage des alten Bundes beseitigt worden.

Einerseits wird auch im Neuen Testament sehr vor Götzendienst gewarnt (Offb 2,14–16; 2,20–22). Andererseits geht Gottes Strafe bei beharrlicher Sünde der Abgötterei weit über seine Strafe für Israel unter dem alten Bund in 5Mo 28 hinaus: „die so etwas tun, werden das Reich Gottes nicht ererben“ (Gal 5,19–21) und „Draußen sind … die Götzendiener“ (Offb 22,15). Habgierige werden Götzendiener genannt (Eph 5,5; Kol 3,5). Freundschaft der Welt bedeutet Feindschaft (Hass) gegen Gott. „Oder meint ihr, dass die Schrift vergeblich rede: „Eifersüchtig sehnt Er sich nach dem Geist, den Er in uns wohnen ließ?“ (Jak 4,4–6) Schon im AT wird der Begriff Götzendienst erweitert: „Widerstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst“ (1Sam 15, 23a). Der ungebrochene Eigenwille ist ein Götze des Ichs, wie er heute etwa in den Begriffen der humanistischen Psychologie weiterlebt, die mit „Selbst“ anfangen. Die Bibel kennt demgegenüber nur Begriffe wie Selbsterniedrigung, Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung (Phil 2,8; 4,12; Mt 23,12; Lk 9,23; Gal 5,22).

Da Gott der himmlische Vater in Jesus Christus geworden ist, züchtigt.7 Er seine Kinder, damit sie „seiner Heiligkeit teilhaftig werden“ (Hebr 12,5–11). Gott erzieht seine Kinder aus Liebe! Er hat ja ein göttliches Ziel mit ihnen: Sie sollen dem inneren Wesen (Bild, Charakter) seines Sohnes gleichförmig werden. Das ist ein weit höheres, ja ein völlig anderes Ziel als das Menschliche, Irdische: Gesundheit, sich Wohlfühlen, Reichtum und Erfolg (healthy, happy, wealthy)! Der Apostel Paulus, mit Gottes Ziel vor Augen, sagt darum allen Gotteskindern: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen die nach seinem Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28–29; 5,3–5; Vgl. auch Jak 1,2–4; 1Petr 1,6–9; 2,19–23; 4,12–17).

Das Neue Testament weiß nichts von einem ‚Brechen von Generationsflüchen’ bei einem Gotteskind

Die Flüche für Israel unter dem alten Bund bei Übertretung des Gesetzes Moses (z. B. 5Mo 28,15–68) werden im Neuen Testament für Gotteskinder unter dem neuen Bund nicht wiederholt. Sie sind ja mit den Verordnungen des Gesetzes Moses beseitigt worden. Deshalb weiß auch das Neue Testament nichts von einem ‚Brechen von Generationsflüchen’ bei einem Gotteskind. Es weiß ja nichts von einem ‚Amt’ eines ‚Befreiungsseelsorgers’ für die Gemeinde von Jesus, der berechtigt sei, so etwas zu tun (Eph 4,11). Im Gegensatz zu dem, was behauptet wird, gibt es in der Gemeinde von Jesus weder eine ‚Berufung’ zu solchem Exorzismus noch eine ‚Geistesgabe’ dazu.

Gott drückt jedoch kein Auge zu, wenn sein Kind gesündigt hat. Im Gegenteil. Aber jedem Gotteskind steht der Weg der Buße und des aufrichtigen, konkreten Bekennens der persönlichen Sünde(n) vor Gott offen.

Die meist irdischen Segnungen für Israel unter dem alten Bund (5Mo 28,1–14) werden im Neuen Testament für die Gemeinde von Jesus so nicht wiederholt. Gottes Segnungen unter dem alten Bund waren abhängig vom Tun aller Verordnungen des Gesetzes Moses. Für die Gemeinde von Jesus aber hat Gott alle Segnungen ausschließlich in Seinem Sohn beschlossen (Eph 1,3). Im praktischen Sinne hängen sie vom persönlichen, konkreten Verhältnis zu dem Herrn Jesus Christus ab. Gottes Segnungen sind außerdem geistlicher Art. Das so genannte Wohlstandsevangelium ist dem Neuen Testament völlig fremd. Nachfolge von Jesus bedeutet neben Vergebung und ewigem Leben, Friede und Freude, Trost und Hoffnung im Herrn: Selbstverleugnung, den Kreuzesweg gehen hinter dem Lamm Gottes, Trübsal und Leiden um des Namens von Jesus und um des Evangeliums willen (Joh 16,2.33; Apg 14,22b; 2Tim 1,8; 3,12).

Das geistliche Leben ist nicht länger abhängig vom eigenen Gehorsam dem Gesetz Moses gegenüber. Es ist ausschließlich ein Geschenk Gottes in Jesus Christus. „Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn nicht hat, hat das Leben nicht“ (1Joh 5,11–12; Joh 5,24; 11,25–26; 14,6).

Der Tod ist nicht länger Strafe für Übertretung des Gesetzes Moses. Die Stellung zu Jesus Christus, Gottes Sohn, ist entscheidend – nicht die Stellung zum Gesetz Moses. Wer Jesus Christus nicht als Sohn Gottes anerkennt und ihn nicht als Heiland und Herrn in sein Leben aufgenommen hat, bleibt geistlich tot und wird in seinen Sünden sterben (Joh 8,24). Wer nicht aus Gott geboren ist, bleibt unter Gottes Zorn (Joh 3,18b.36; 12,48).

Schwerwiegende Probleme im Zusammenhang mit der Befreiungsseelsorge nach 2Mose 20,5

Wer alttestamentliche Stellen wie 2Mo 20,5b, 2Mo 34, 3Mo 26 und 5Mo 28 auf Gotteskinder unter dem neuen Bund anwendet verführt sie, unter das Joch des Gesetzes Moses des alten Bundes zurückzugehen. Dann aber werden die Person und das vollbrachte Werk von Jesus Christus, der u.a. das Gesetz Moses erfüllt hat, diesen Gotteskindern nichts nützen. Es ist entweder – oder. Eine Abänderung von ‚entweder – oder’ in ‚sowohl als auch’ ist ein böser Sauerteig, der „den ganzen Teig“ bzw. die Gemeinde von Jesus immer mehr zu durchsäuern droht. Wir haben es bei der Lehre der ererbten dämonischen Gebundenheiten und der Generationsflüche auf die (‚unschuldigen‘) Nachkommen mit einem anderen Evangelium zu tun (Gal 1,6.9).

Auch das Neue Testament weiß nichts von „dämonischer Belastung“ als Folge vorelterlicher Sünden

Ein weiteres Problem ergibt sich bei der Suche nach den von den Vorfahren nicht vor Gott bekannten so genannten „okkulten“ Sünden. Sehr leicht gerät der Seelsorger dabei selber ins Okkulte und zieht ein Hilfe suchendes Gotteskind mit hinein. Denn wer weiß alle Sünden, die die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern begangen haben und vor Gott nicht bekannten? Die Bibel gibt keine Wege oder Hinweise, wie das (Ur)Enkelkind sie erfahren könnte. Aber die Bibel weiß nichts von „dämonischer Belastung“ als Folge vorelterlicher Sünden oder Belastungen. Wenn die Befragung der Großeltern nicht mehr möglich ist oder sie keine Auskunft geben wollen, stützen sich solche Seelsorger oft auf außerbiblische Informationsquellen, wie fragwürdige Träume, Visionen, innere Eindrücke oder Bilder, zeitgenössische Prophetien, Stimmen und eine Gabe der Erkenntnis, Weisheit und Unterscheidung der Geister, die man – entgegen Gottes Wort – Offenbarungsgaben nennt. Wir wissen aber, dass eine falsche Wurzel niemals eine gute Frucht bringen kann (Mt 7,15–20). Das sagte der Herr Jesus gerade im Blick auf falsche Propheten mit ihren falschen Prophetien und anderen ‚Offenbarungen’. Außerdem sind außerbiblische Offenbarungen ein Angriff auf das biblische Zeugnis: die Schrift allein! Der Inhalt jener Offenbarungen über verborgene Sünden und Gebundenheiten ist auch nie objektiv kontrollierbar. Oft wird dem Ratsuchenden gesagt, er solle auch selbst um Träume, Visionen, eine Stimme etc. bitten, um alle nicht vor Gott bekannten Sünden der (Groß-)Eltern kennen zu lernen. Ist das nicht eine Verführung, dazu außerbiblische Eingebungen und Offenbarungen zu suchen, zu erwarten und sich dafür zu öffnen?

Manchmal bittet der Seelsorger sogar um ein Foto oder einen anderen Gegenstand, der mit den Verstorbenen in Beziehung stand und versucht an Hand von einem solchen Foto vorelterliche Sünden zu erfahren.8 Darf ein Seelsorger zur Mitbeteiligung an Wahrsagerei verführen, indem er den Ratsuchenden um einen solchen Gegenstand bittet? Darf man Wahrsagerei, die von Gott verboten ist, für eine Seelsorge verwenden? Die Antwort kann nur Nein lauten. Manchmal gebietet der Befreiungsseelsorger bei seinem Dämonenverhör den Dämonen (!), auszusagen, welche okkulten Sünden die Vorfahren noch nicht bekannt hätten. Wie oft dabei Sünden von Vorfahren, die nie begangen sind, von Nachkommen vor Gott ‚bekannt’ wurden, weiß Er allein. Es wird noch schlimmer, wenn der Nachkomme solche Sünden „als die eigenen“ bekennen muss.

Jedes Befragen von Dämonen ist im Grunde Spiritismus, wobei der (gläubige) Hilfesuchende zum Medium gemacht wird. Wenn auch die Sache Spiritismus ist, heißt das aber nicht, dass der Seelsorger ein Spiritist ist. Das Schlimme ist, dass bei jedem Dämonenverhör der – meist gläubige – Ratsuchende vom Seelsorger zum spiritistischen Medium gemacht wird.

Alle solche Fluchtheorien sind „Lehren von Dämonen“

Dazu kommt der hartnäckige Aberglaube der Befreiungsseelsorger, dass der „Fluch des Gesetzes“ nach 5Mo 28 bedeute, dass im Gesetz oder in seiner Anklage (Fluch) eine übernatürliche, negative Kraft vorhanden sei, wodurch der Übertreter ‚dämonisch gebunden’ würde und durch Exorzismus davon befreit werden müsse.9 Das ist ein heidnischer Gedanke.

Dieses Suchenlassen und Suchen nach allen vor Gott nicht bekannten Sünden der (Groß)Eltern ist darüber hinaus eine grobe Übertretung des Gebotes: „Ehrt den Vater und die Mutter“ (Mt 15,4). Die Eltern ehren ist das Gegenteil von einem ständigen Suchen nach ihrem detaillierten Sündenkatalog. Die intensive Beschäftigung mit den Sünden der Eltern kann eine Entfremdung im Herzen der Kinder hervorrufen. Sie kann Kritik, Vorwürfe und einen Groll auf sie bewirken, wenn der (Irr)Lehre geglaubt wird, dass Sünden der Voreltern, die Gott nicht als Sünde bekannt wurden, Ursache der eigenen Probleme sind. Kinder können sich als ein ‚Opfer’ der Sünden der (Groß)Eltern betrachten und sich dahinter verstecken, um sich der eigenen Schuld und Verantwortung zu entziehen.

Unsere Vorfahren und wir

Wir ererben nicht nur die sündige Natur (den alten Menschen), sondern auch manche negativen Charaktereigenschaften von den Eltern, während auch ihr Wandel einen großen Einfluss hat, so z. B. ein großes Interesse für die Welt, für okkulte, ideologische oder falsch-religiöse Sachen.

Die Erlösung vom „eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel“ ist aber im Sühnopfer von Jesus am Kreuz mit einbegriffen (1Petr 1,13–19). Ein Gotteskind muss nicht automatisch in die gleichen konkreten Sünden der (Groß-)Eltern fallen. Unvergebene Sünden der Eltern sind auch kein „Generationsfluch“, der das Kind „dämonisch gebunden“ haben könnte und durch einen Mitmenschen (Befreiungsseelsorger) „gebrochen“ werden müsste, weil sonst dieser ‚Fluch an die nächsten Generationen weitergegeben’ würde. Alle solche Fluchtheorien sind „Lehren von Dämonen“, die wir als „ein anderes Evangelium“ bewusst abweisen und davor warnen müssen (1Tim 4,1; 2Kor 11,4).

4Mo 14,10–24 – Beispiel ‚ererbter‘ Okkultbelastung?

Als Beweis für genetisch übertragbare dämonische Gebundenheiten wird auch 4Mose 14,10–24 angeführt. Worum geht es dort aber?

Daniel wandte sich in Buße und Fürbitte an Gott, und nicht an Dämonen, um sie aus dem Volk
der Juden auszutreiben

Nach der negativen Berichterstattung von zehn der zwölf Kundschafter über das Land Kanaan rebellierte das Volk gegen Mose bzw. gegen Gott. Es wollte sogar nach Ägypten zurückkehren. Daraufhin drohte Gott seinem Volk, das Ihn durch Undankbarkeit und Unglauben verachtete und in der Wüste schon „zehnmal geprüft“ hatte, auszutilgen. Mose jedoch trat für Gottes Ehre und für das Volk ein, und bat um Vergebung, obwohl er auch Gottes Recht anerkannte, die Sünde des Volkes nach 2Mo 20,5b zu strafen. Im Gegensatz zu vielen heutigen Befreiungsseelsorgern war 2Mo 20,5b für Mose kein unabwendbares Schicksal für die kommenden Generationen. Gott vergab, aber die Generation über zwanzig musste die Folgen ihrer eigenen Sünde tragen, ausgenommen Josua und Kaleb, „weil ein anderer Geist“ in ihnen war, der durch ihr Gottvertrauen offenbar wurde. Anders als Befreiungsseelsorger behaupten, ist ausgerechnet 4Mo 14 ein Beispiel dafür, dass Gott persönliche Sünden persönlich heimsuchte. Von ‚okkulten’ Sünden der ersten Generation ist auch hier absolut keine Rede. Wir lesen auch nicht davon, dass Gott die nächste Generation mit ‚dämonischer Belastung’ heimgesucht hatte. Mose bekam denn auch keinen ‚Exorzismusauftrag’ für das Volk. Gott vergab aufgrund der Fürbitte von Moses. Die nächste Generation hatte wohl unter den Folgen der Sünde der Undankbarkeit ihrer (Groß)Eltern zu leiden. Sie mussten 38 Jahre warten, bis sie in das gelobte Land hineingehen durften.

Daniel 9 – ein „vortreffliches Beispiel“ für das „Brechen eines Generationsfluches“?

Nach W.J. Ouweneel sei Daniel 9 ein „vortreffliches Beispiel dafür, wie jemand durch Gebet einen Fluch bricht“. Was aber sind die Tatsachen?

Durch Übertretung des Gesetzes Moses lag die Anklage (der Fluch) des Gesetzes gegen das Volk Juda, das nicht Buße tat und nicht zu Gott umkehrte. Aufgrund des „Schuldbriefes“, der gegen Juda war (Kol 2,14), züchtigte Gott das Volk durch siebzig Jahre Gefangenschaft in Babel. Durch sein gründliches Bibelstudium entdeckte Daniel in Babel diese Tatsache, tat Buße vor Gott und betete zu Gott in Übereinstimmung mit Seinem Wort. Gott war aber nicht angewiesen auf Daniels Fürbitte, hatte Er doch selbst seine Heimsuchung Judas auf siebzig Jahre begrenzt. Außerdem hatte Gott schon die Fürsprache des Engels des Herrn erhört: „Darum, so spricht der Herr: Ich habe mich Jerusalem in Erbarmen wieder zugewandt. Mein Haus soll darin gebaut werden …“ (Sach 1,1–17). Die Wende verursachte Gott, nicht Daniel. Er richtete sein Angesicht zu Gott zur Buße und Fürbitte – nicht: zu Dämonen, um sie aus dem Volk Juda auszutreiben (Dan 9,3–19)!

Ist Jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung

Bei der biblischen Bekehrung und Wiedergeburt bekommt der Mensch eine neue Natur, den neuen Menschen in Christus. Darum kann bei jedem biblisch bekehrten Nachkommen in der Nachfolge von Jesus wachstümlich ein eigener, ganz neuer Lebenswandel entstehen. Der Herr Jesus ist der Einzige, der durch seinen Geist die innere Kraft geben kann, um negative und schmerzliche Erfahrungen im Elternhaus verarbeiten zu lernen, z. B. Streit oder Ehescheidung der Eltern. Zwar sind die (Groß)Eltern vor Gott verantwortlich für ihren eigenen Lebenswandel und für das, was sie den Kindern angetan haben. Aber auch die (Enkel)Kinder sind persönlich vor Gott verantwortlich in dem Sinne, dass sie mit dem Herrn, mit Gottes Wort und Gebet das eventuell Negative, das sie gesehen, gehört und erlebt haben, verarbeiten. Das hat der Herr Jesus möglich gemacht, indem Er durch sein Sühnopfer die Macht der Sünde – auch im eigenen Herzen mit seinen sündigen Reaktionen – gebrochen hat. Darum kann der Apostel Paulus ermahnen: „Alle Bitterkeit, Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit … Vergebt einander, so wie Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,31–32).

Erst der Gebrauch von paranormalen Fähigkeiten muss Gott als Sünde bekannt werden

Wir sollten uns immer wieder vor Augen halten, dass wir als Kinder und Enkelkinder vor Gott nicht besser sind als unsere Eltern und Großeltern. Es steht uns nicht zu, sie zu verurteilen. Wir haben aber das Recht und die Pflicht, Lehren und Praktiken an Gottes Wort zu prüfen, und das, was gegen die Bibel ist, zu verwerfen, auch wenn es unsere Vorfahren gut hießen. Gottes Gebot bleibt: „Ehret Vater und Mutter“ – nicht aber ihre Fehler. Es umfasst auch, dass wir nicht sagen, dass wir ein ‚Opfer’ der Eltern und ihrer Sünden sind. Das Gebot bedeutet aber nicht, dass wir die Sünden unserer (Groß)Eltern‚ stellvertretend bekennen und um Vergebung für sie bitten müssten, und schon gar nicht sollten wir sie als unsere eigenen Sünden bekennen, wenn wir sie nicht selber getan haben.

Der Herr Jesus Christus hat grundsätzlich auch für die (Groß)Eltern alles vollbracht, so dass auch für sie der Weg zur Buße und Umkehr, und zum persönlichen Schuldbekennen offen steht. Sie brauchen die Fürbitte und das Vorbild ihrer gläubigen (Enkel)Kinder. Darüber hinaus geht Gott mit jedem seiner Kinder Seinen eigenen Weg, um Sein göttliches Ziel zu erreichen, nämlich die Umgestaltung in den Charakter und die Gesinnung Seines Sohnes. Zu Gottes „Erziehungs- und Unterrichtsministerium“ gehören ja „alle Dinge“ (Röm 8,28–29). Dazu kann nicht nur das Positive, sondern auch das Negative im Elternhaus gehören!

Es ist möglich, dass jemand okkulte „Gaben“ z. B. die Fähigkeit zur Wahrsagerei oder Heilung bei sich bemerkt. Das ist aber keine persönliche Schuld. Erst der Gebrauch einer solchen paranormalen Fähigkeiten muss Gott als Sünde bekannt werden – auch wenn er ‚zum Guten‘ (so genannte Weiße Magie) geschah. Jesus Christus kann und will von medialer Veranlagung oder okkulter Gabe freimachen. Man muss dann aber auch bewusst und mit ganzem Herzen frei werden wollen mit allen dementsprechenden – eventuellen finanziellen und sozialen – Folgen. Wenn man sich klar von allem abkehrt, sich zum ersten Male oder aufs Neue dem Herrn ausliefert und Ihn um völlige Befreiung bittet, wird Er gerne hören und erhören. Biblische Seelsorge kann behilflich sein, um solche und andere Gebundenheiten deutlich(er) zu erkennen und den Weg der völligen Abkehr von aller Finsternis und die Übergabe an Jesus Christus als Retter und Herrn aller Lebensbereiche zu zeigen (Apg 26,18-20; Spr 28,13; 2Tim 2,19). Die Faszination für das Okkulte, Übersinnliche und Dämonische nimmt derzeit wieder stark zu. Wenn man bei sich erkennt, dass Musik, Literatur, Spiele, Internet, bestimmte Radio- und Fernsehsendungen mit okkulten Inhalten, okkulte Praktiken und bestimmte Gegenstände für solche Praktiken eine starke Anziehungskraft auf einen ausüben, ist es nötig, auch das dem Herrn Jesus Christus zu bekennen mit der aufrichtigen Bitte um völlige Befreiung. Hat man solche Musik, Spiele, Literatur oder Gegenstände im Besitz, darf man sie nicht anderen verschenken oder gar verkaufen, um sie loszuwerden, und damit andere gefährden. Am Besten sollte alles vernichtet werden (Apg 19,18–19).

Fazit

Kurzum, die Irrlehren von „Generationsflüchen“ und von „genetisch übertragbaren dämonischen Gebundenheiten“ durch nicht vor Gott bekannte „okkulte“ Sünden der Vorfahren auf die Nachkommen kann nicht mit 2Mo 20,5b begründet werden. Es ist ein deutliches Beispiel von „Festungen, Anschauungen und Höhen, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben“ und die mit der Bibel „zerstört“ werden müssen (2Kor 10,3–6). Wer an diesen Irrlehren festhält, hat nicht den Erlöser-Gott der Liebe in 2Mo 20 und in Joh 3,16 erkannt, und nichts von seinem Wesen und seinen Wegen verstanden.10

Gott möge durch sein Wort die Augen dafür öffnen, dass die Lehre der familiären Okkultbelastung eine Irrlehre ist. Er möge den verführten Seelsorgern die Liebe zur Wahrheit und den Mut geben, sich innerlich und äußerlich davon zu trennen. Gotteskinder sollten sich von dieser Irrlehre nicht faszinieren und sich nicht beunruhigen lassen‚ ob sie nicht vielleicht doch noch okkult belastet seien durch …‘. Der Herr Jesus Christus genügt vollständig, ebenso sein vollbrachtes Werk am Kreuz von Golgatha! Lassen Sie sich nichts zu Gottes Wort hinzufügen. Studieren Sie selbst Gottes Wort und prüfen Sie alles daran. Der Herr Jesus sagt:

„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger“ (Joh 8,31–32)


  1. Selbstverlag, 15. Aufl. 1974; 16. Aufl. 1977; 19. Aufl. 1984; 24. Aufl. 1998; eine weitere Neuauflage, die nach Aussage der EfA einen anderen Zuschnitt haben soll, steht bevor. [Nach Mitteilung von EfA steht das Missions- und Gemeindewerk großen Teilen des Buches kritisch gegenüber, arbeitet auf biblischer Grundlage und distanziert sich von der Charismatik. Das Buch „Geöffnete Augen“ ist 2014 trotzdem neu erschienen, vielleicht auch auf private Veranlassung hin.]  

  2. Fritz Rienecker und Gerhard Maier: Lexikon zur Bibel, S 682. Heimsuchung Gottes zum Segen bedeutet, dass Gott sich um Menschen kümmert, sie in ihrer Lage sieht. Vgl. 2Mo 25,2; 3,7–9; 4,31. Nach den Berichten über die Bekehrung von Nichtjuden, wurde auf dem Apostelkonzil klar, „wie Gott zum ersten Mal (die Nationen) heimgesucht hat, um aus den Nationen ein Volk für seinen Namen zu nehmen“ (Apg 15,14; vgl. 1Petr 2,9–10). Griechisch: episkeptomai oder episkopeoo: sich umsehen nach, beobachten, besuchen, untersuchen 

  3. Griechisch: paradidoomi: u.a. hingeben, übergeben, überliefern, überlassen, dahingeben, preisgeben 

  4. Griechisch: katargeoo, passivum: freiwerden, aufhören 

  5. Griechisch: alètheia: Wahrheit, Wirklichkeit 

  6. Griechisch: katargeoo: außer Kraft setzen, vernichten, beseitigen, abschaffen, entfernen 

  7. Griechisch: paideuoo: erziehen, korrigieren, züchtigen, strafen; paideia: Erziehung, Züchtigung, Bestrafung 

  8. Die EfA distanziert sich ausdrücklich von solchen Praktiken. Der Heilige Geist vermag Menschen zu erinnern an vergessene Schuld, aber er benutzt dazu Gottes Wort und erweckt das Gewissen. Jede hellseherische Methode lehnt sie strikt ab. Allerdings lehrt sie, dass das Sich-Beugen unter die Schuld eines Volkes oder einer Familie Zeugnis von persönlicher geistlicher Reife sei. BuG 2/08 S. 4f. 

  9. Die EfA lehrt, dass das eigentliche Problem des okkult belasteten Menschen nicht die Macht des Satans ist, sondern Gottes Heiligkeit, an der er gesündigt hat. BuG 2/08 S. 4 

  10. Die EfA fühlte sich angesprochen und bekennt: „Wir dürfen aber dankbar feststellen, dass wir den Gott der Liebe schon vielen Menschen nahebringen konnten und sie dadurch zum rettenden Glauben kamen.“ BuG 2/08 S.4f.