ThemenBibelverständnis

Streit um die Chicago-Erklärung

Über den Streit um die Chicago-Erklärung zur biblischen Irrtumslosigkeit.

Die Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel (CE) ist gewaltig ins Gerede gekommen. Und das ist gut! Diese Erklärung, die sich seit Jahrzehnten international bewährt hat, besitzt keine wirkliche Alternative in der evangelikalen Welt. Auch die Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) kann das nicht sein. Sie betont zwar die „göttliche Inspiration der Heiligen Schrift, ihre völlige Zuverlässigkeit und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“ – was wir ja auch von ganzem Herzen begrüßen – aber sie stellt sich eben nicht zur Zuverlässigkeit der historischen Aussagen der Bibel.

Wir halten das für bedenklich, denn damit ist in der DEA auch Platz für Christen, die sich zu gemäßigter historischer Bibelkritik bekennen. Die Zugehörigkeit zu einer Institution, einer Kirche oder auch zur DEA ist – trotz gegenteiliger Behauptung – nun einmal keine Garantie für Bibeltreue. In der Praxis vor Ort ist es häufig sogar noch schlimmer. Da dürfen Pastorinnen predigen und Theologen als Vertreter ihrer Kirchen auftreten (obwohl die Allianz doch ein Bruderbund sein will), die oft weder ihre Glaubensbasis kennen noch sie bejahen. Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren eine Anzahl bibeltreuer Gemeinden von den Allianzgebetswochen zurückgezogen.

Die CE wendet sich nun von ihrer Entstehung her nicht nur gegen historisch-kritische Theologie, sondern auch gegen die Ablehnung wissenschaftlicher Bibelforschung. (In den USA wird die englische King-James-Bibel z. B. oft für den Urtext gehalten.) Die Verfasser der CE haben ein Inspirationsverständnis formuliert, das vom Schriftverständnis des Herrn Jesus ausgeht und bewusst im Einklang mit der ganzen Bibel und dem Hauptstrom der Kirchengeschichte steht.

Von daher wundern wir uns sehr, wenn die DEA davor warnt „die Inspirationslehre der Chicago-Erklärung zum entscheidenden Maßstab der Bibeltreue zu erheben“. Das setzt offenbar eine grobe Unkenntnis der CE voraus. Aber dem kann ja abgeholfen werden.

Manchmal kann der Streit auch zu etwas Gutem führen, nämlich zur Beschäftigung mit dem Inspirationsverständnis des Wortes Gottes im Vergleich zu dem eigenen. Die Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel könnte dazu eine gute Hilfe sein.