Wir konnten in den vergangenen Tagen und Wochen mal wieder beobachten, wie die mediale Welt1, in der es bei den meisten Medienmachern kein Verständnis für christlichen Glauben mehr gibt, auf diesen reagiert. Erstens mit Unverständnis und zweitens mit dem verkrampften Versuch, das Beobachtete irgendwie in das eigene Weltbild einzuordnen.
Für die meisten europäischen Journalisten ist ein konservativer christlicher Glaube „rechtsextrem“ und „radikal“. Ein Familienbild mit einer Frau, die gerne in einer Ehe lebt, Kinder hat, sich um sie kümmert und darin von ihrem Mann unterstützt wird, gilt als „frauenfeindlich“. Etwas anderes als völlige Akzeptanz von homosexuellem und queerem Lebensstil ist „Homophobie“ bzw. „Queerfeindlichkeit“. Der Glaube erscheint als Ideologie und mit Gefahr verbunden, weil sich da viele Menschen in einer völlig unverständlichen Einheit treffen, gemeinsame Ziele zu haben scheinen und dafür leben wollen. Wenn sie sich mal kritisch zu Gesetzen oder Politik äußern, verfolgen sie irgendwelche geheimen „Strategien“ und wollen vielleicht sogar den Staat umstürzen. Bestimmt haben sie arglose Kinder und Jugendliche „indoktriniert“, wenn die plötzlich anfangen, sich für die Bibel und eine christliche Gemeinde zu interessieren.
Journalisten sind dann auf der Suche nach den „Radikalen“ unter den Christen und finden – weil sie in oder am Rande jeder Gruppe existieren – vielleicht auch jemanden, der seltsame Privatmeinungen vertritt. Eine deutsche Journalistin schrieb in einem Artikel, in dem sie von der Trauerfeier für den ermordeten christlichen Aktivisten Charlie Kirk berichtete, sie habe keinen gefunden, der mit ihr sprechen wollte. Dass es bei fast 200.000 Menschen in und um das Stadion niemanden gegeben haben sollte, der sich interviewen ließ, erscheint wenig wahrscheinlich, zumal solche Interviews ja veröffentlicht wurden. Es war wohl eher so, dass sie niemanden fand, der in ihr Bild passte, sondern vielleicht Christen, die sie zu Umkehr aufforderten und sie zum Glauben an Jesus einluden, aber nicht schlecht über einen Toten sprechen wollten, selbst wenn sie nicht alle seine politischen Ansichten teilten. Nur wollten das nicht einmal der ehemalige amerikanische Präsident der Demokraten Barack Obama oder der sozialistische Demokrat Bernie Sanders tun, die sagen, dass sie in fast jedem Punkt anderer Meinung sind als Kirk. Ein deutscher Sportjournalist ging aber weiter. Als er sah, dass ein erfolgreicher Fussballspieler, der sich in der Vergangenheit mehrmals zu seinem christlichen Glauben bekannt hatte, der Familie von Charlie Kirk sein Mitgefühl ausdrückte, da beschimpfte er den Spieler als Rassisten und forderte, der Bundesliga-Verein dürfe sich das nicht bieten lassen.2 Falls das eine Logik hatte, dann wohl die: Weil Kirk schon als Rassist beschimpft wurde, ist Mitgefühl mit seiner Frau und seinen Kinder auch „offener Rassismus“.
Andere Medienmacher haben auch keine Skrupel „die Wahrheit“ „ein bisschen“ anzupassen, damit es ins Bild passt. Ein deutscher Journalist sagte – befragt nach den sinnentstellenden Schnipseln, die man von Kirk zitierte –, dass es berechtigt sei, auch Halbsätze zu benutzen, wenn es darum geht, zu beweisen, dass er ein „rechtsextremer Rassist“ war. Als ich die örtliche Tageszeitung aufschlage, lese ich passend die reißerische Überschrift „Sein letztes Wort war Gewalt“. Im Text findet sich „rechtsextrem“, „radikal“, „rassistisch“, aber kein Hinweis, dass Charlie Kirk für Dialog stand3 und immer gewarnt hat, dass Gewalt entsteht, wenn man nicht mehr respektvoll über gegensätzliche Ansichten miteinander redet. Die liberale Washington Post berichtete von einer Umfrage in den USA zur Bekanntheit von Kirk so: Die Umfrage4 habe gezeigt, dass nur 1 von 4 Amerikanern Charlie Kirks Ansichten vor dem Attentat sehr gut kannte. 43 % hätten dagegen angeben, dass sie ihn und seine Meinungen nur wenig oder gar nicht kannten. Wer die ideologische Brille abnimmt, hätte aus den gleichen Zahlen lesen können, dass mehr als die Hälfte der 340 Millionen Amerikaner die Positionen des 31-jährigen Kirk gut oder sehr gut kannte. Und selbst in der anderen Hälfte gab es noch viele, die zumindest mal von ihm gehört hatten.
Der Schweizer Theologe und Kirchenmusiker Beat Föllmi kam vor ein paar Jahren auf die Idee, zu untersuchen, wie Christen und allgemein religiöse Menschen in deutschsprachigen Krimiserien dargestellt werden. Er hat ein Buch darüber geschrieben und sich kürzlich in der Wochenzeitung „Die Zeit“ geäußert5. Die leitende Frage war: „Wie kommt Religion in unserer Kultur, im Film, im Fernsehen vor?“ Da er Krimis mag, hat er sich daraufhin 900 Sendungen angeschaut. Seine Ergebnisse können nicht wirklich überraschen. Ein positives Bild bekommen dort allein landeskirchliche Pastoren, die in einer Art „heiler Welt“ zu leben scheinen. „Bei einem Pfarrer wird im Krimi der Glaube nie als problematisch inszeniert, der gehört ja zum Berufsbild. Aber alle anderen Figuren, die religiös sind, werden fast immer negativ dargestellt. Die Botschaft ist: ‚Der religiöse Mensch ist in dieser Gesellschaft ein Außenseiter‘. Oft wird er lächerlich gemacht, oder er ist gefährlich und mordet“. Föllmi hat nicht einen Krimi gefunden, in dem der christliche Glaube ein normaler Bestandteil des Lebens ist. „Der Subtext ist: ‚Normale‘ Menschen praktizieren ihre Religion nicht.“ Wenn sie es nämlich tun, dann ist es immer irgendwie „gefährlich“. Das Praktizieren des Glaubens ist in den Serien „ein Fanatismusmerkmal“. Deswegen ermorden dort Christen andere Menschen, um entsprechend ihres „rigiden Moralismus“ „wieder Gerechtigkeit herzustellen, wenn jemand anderes eine Sünde begangen hat“. Nur eine Folge unter 900 fand sich, in denen mal jemand positiv „Trost durch ein Psalmwort“ nach dem Tod seiner Frau fand.
Ich las in einem Tweet der in den USA lebenden Iranerin Sana Ebrahimi6, dass auch eine völlig andere Wahrnehmung möglich ist. Streng muslimisch aufgewachsen, hat sie sich inzwischen vom Islam distanziert und wird deswegen von Muslimen ständig angegriffen. Sie hat die Liveübertragung der Gedenkveranstaltung für Charlie Kirk7 verfolgt und war beeindruckt, obwohl dort wiederholt zur Umkehr und zum Glauben an Jesus Christus eingeladen wurde:
„Ich muss zuerst erklären, dass ich als Muslima in einem muslimischen Land aufgewachsen bin. Ich weiß zu wenig über das Christentum, dass ich unterscheiden könnte, ob das, was ich beobachtet habe, seine Wurzeln in der Kultur oder in echtem Glauben hat. Was mir aber stark aufgefallen ist, dass in der gesamten Veranstaltung, obwohl es um Tod und Sterben ging und das schon von Natur eine traurige Sache ist, ein Geist vorherrschte, der das Leben gefeiert und gewürdigt hat.
Mich hat das als Kontrast tief getroffen. Im Islam ist es so, dass selbst wenn man dort glaubt, dass gute Menschen in den Himmel kommen, die ganze Beziehung zu Gott von Furcht bestimmt ist. Beerdigungen sind bestimmt von Niedergeschlagenheit und Traurigkeit. Oft gibt es schreckenerregende Warnungen vor der ersten Nacht im Grab. Damit bin ich aufgewachsen und sehe hier, wie die Menschen das Leben feiern, von Gottes Liebe sprechen und sich an jemanden erinnern, indem sie seinen guten Einfluss auf andere hervorheben. Ich fühlte mich ermutigt, erfrischt, so positiv.
Zweitens wurde ich tief von den Worten der Frau von Charlie Kirk, Erika, getroffen. Ich kann absolut nicht verstehen, wie jemand die Kraft haben kann, die es braucht, um dort als Witwe zu stehen und eine solch bedeutungsvolle Rede zu halten, wo man gerade die Liebe seines Lebens verloren hat. Was für eine Güte muss man in sich tragen, um dem Menschen Vergebung zuzusagen, der einem das Leben zerstört hat. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen, dass ich da stehen könnte und um Liebe werben für diejenigen, die den Mord am eigenen Ehemann gefeiert haben. Ich könnte nicht andere einladen, Gottes Liebe als Antwort darauf weiterzugeben, oder wie sie sagte: ‚Wir beantworten den Hass nicht mit Hass.‘ Das ist voller Kraft über die Wörter hinaus.
Ich habe ehrlich keine Ahnung, wenn es um das Christentum geht, aber wenn es das ist, was es wirklich beinhaltet, dann beneide ich jeden, der diese Erfahrungen machen kann.“
Viele Christen in den USA haben darauf positiv reagiert, sich für diese ehrliche Wahrnehmung bedankt und Sana Ebrahimi ermutigt, bei Christus und in der Bibel nach Antworten auf die Fragen in ihrem Herzen zu suchen. Sie hat sich für die vielen einfühlsamen Worte bedankt.
Angesichts des extremen medialen Unverständnisses sollten wir uns nicht von Hass und Verachtung anstecken lassen, die man immer wieder auch bei Christen wahrnehmen kann. Wir müssen uns aber klar sein, dass viele unserer Zeitgenossen von dem medialen Unverständnis, den extremen Missverständnissen und Verurteilungen beeinflusst wurden. Wir brauchen umso mehr Liebe, Freundlichkeit und Geduld, um Botschafter des Evangeliums zu sein.
Ich könnte für alle Beobachtungen Quellen mit Links angeben. Ich tue das nicht, weil es mir nicht auf die Empörung über diesen oder jenen Journalisten ankommt. Wer die angebenen Dinge finden will, kann sie leicht selber suchen und finden ↩
Die Kritik an dem Bekenntnis christlicher Fussballer hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Nicht für ihren christlichen Glauben angegriffen werden bisher der langjährige Golfprofi Bernhard Langer und die Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye, die in vielen Interview auch ihren Glauben thematisieren. ↩
Ich persönlich hatte Charlie Kirk vor seinem Tod gar nicht als politischen Werber für die konservative Partei in den USA und Präsident Trump wahrgenommen, sondern als Kommunikator. Er ging überall hin und sprach mit jedem, ließ sich befragen und kritisieren. Bewegend waren für mich besonders seine missionarischen Gespräche z.B. mit Pornodarstellerinnen, denen er bezeugte, dass sie sich selbst die Würde rauben, die Gott ihnen gegeben hat, oder dem Late-Night-Talker Bill Maher, der sich zu seinem Atheismus bekennt. Nach seinem Tod haben viele, mit denen er völlig anderer Meinung war, dankbar an ihre Gespräche erinnert und seinen Respekt bezeugt. ↩
von YouGov ↩
„Der glaubt? Das muss ein Mörder sein“ https://www.zeit.de/2025/38/glaeubige-krimis-rollen-taeter-beat-foellmi-theologie?mj_campaign=nl_ref&mj_content=zeitde_text_link_x&mj_medium=nl&mj_source=int_zonaudev_Wof%C3%BCr%20leben%20wir%3F%C2%A0 ↩
https://twitter.com/__injaneb96/status/1969913302454309147?s=46 ↩
Auffällig war dabei übrigens auch, dass die anwesende Politprominenz mit zahlreichen Ministern und dem Präsidenten der USA stundenlang warten musste, bis sie etwas sagen durften. Die ersten drei Stunden galten ganz dem Gedenken und der Evangelisation inklusive einem Aufruf zur Bekehrung jetzt im Stadion. ↩