Nach Jones lassen sich alle Religionen oder Philosophien in zwei ungleiche Weltanschauungen einteilen. Der sogenannte Oneism (alles aus einer Seinsweise) sieht die Welt als selbsterschaffend (oder ewig existierend) und selbsterklärend. Alles besteht aus demselben Stoff, egal ob Materie, Geist oder eine Mischung aus beidem. Es gibt eine Art von Existenz, die wir auf die eine oder andere Weise als „göttlich“ (oder von höchster Wichtigkeit) verehren, auch wenn das bedeutet, dass wir uns selbst verehren (vgl. S. 15).
Die einzige Alternative dazu ist eine Welt, „die das freie Werk eines persönlichen, transzendenten Gottes ist, der sie ex nihilo (aus dem Nichts) erschaffen hat“ (S. 16). Diese Weltsicht wird von Jones Twoism (alles aus zwei Seinsweisen) genannt. Beide Weltbilder, ob implizit bejaht oder explizit vertreten, schließen sich nach Jones gegenseitig streng aus: „Wenn das eine wahr ist, muss das andere falsch sein. Im moralischen Universum der Bibel ist Wissen niemals neutral“ (S. 16). Deshalb bezeichnet Paulus in Römer 1,25 die eine Weltanschauung als Lüge und die andere als Wahrheit.
Den größten Teil seines Buches widmet der Autor der Geschichte des Oneism. Er stellt einflussreiche gesellschaftliche Bewegungen vor, die zur Dominanz dieser Denkungsart in der Neuzeit beigetragen haben – etwa Humanismus, Jungianismus, die sexuelle Revolution oder Postmodernismus. Die angeführten Beispiele und Erläuterungen helfen dem Leser, besser zu verstehen, weshalb diese Ansichten heute für viele Menschen plausibel erscheinen.
Der Psychologe Carl Gustav Jung (1875–1961) gehört für Jones zu den Architekten des spätmodernen Oneism-Weltbildes und zu den Vätern der New-Age-Bewegung. Er habe die Versöhnung der Gegensätze in die breite Öffentlichkeit getragen. Jones stützt sich dabei auf die Arbeiten des klinischen Psychologen und Medizinhistorikers Richard Noll, dessen kritische Bücher zu Jung bereits in fünfzehn Sprachen übersetzt wurden, allerdings noch nicht auf Deutsch vorliegen. Nach Noll verbirgt sich hinter dem wissenschaftlich publizierenden C. G. Jung auch ein faustischer Lehrmeister, der sich für das Okkulte geöffnet hat.
Jones zeigt nicht nur, wie diese heidnische Oneism-Kosmologie die spätmoderne Gesellschaft prägt, er belegt auch, wie Formen derselben in christliche Kreise eingedrungen sind. Gerade dort, wo für einen holistischen Mystizismus geworben wird, lassen sich entsprechende Einflüsse nachweisen. Ausdrücklich nennt er Joseph Campell, Phyllis Tickle, Richard Rohr, Brian McLaren sowie Virginia Stepenson und Buck Rhodes (vgl. 176–182). Der Mönch Anselm Grün, den Jones wahrscheinlich nicht kennt, steht ebenfalls in der Schuld von C. G. Jung.
Jones, Peter: Das andere Weltbild. Über die größte Bedrohung für das Christentum. Dillenburg: CV & Mitternachtsruf 2024. 318 S. Hardcover, 318 S. 24,90 €. ISBN: 97-3-86353-917-7
Eine solche Vermischung ist für Christen keine Option. Deshalb entfaltet Peter Jones im letzten Drittel seines Buches das christliche Evangelium insbesondere unter Berücksichtigung von Römer 12,1–3. Was die Menschen brauchen, ist keine esoterische Weltanschauung, sondern die Botschaft vom Kreuz, die die Kraft hat, Sünder zu retten. Ausgehend von Römer 12 betont der Autor die Heiligkeit Gottes und die Heiligung des christlichen Lebens. Wir brauchen Mut zum Gehorsam und zum Aussprechen der Wahrheit. Die Bibel erkläre unmissverständlich, dass es Zeiten gibt, in denen „‚alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus, … verfolgt werden‘ (2Tim 3,12)“ (S. 252). Deshalb sollten wir entschlossen unserem gekreuzigten und auferstandenem Herrn folgen.
Fazit
Peter Jones weist auf gut zugängliche Weise nach, dass unsere spätmoderne Kultur die so wichtige Unterscheidung zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung in weiten Teilen preisgegeben hat. Durch dieses Manöver hin zur „Einsheit“ sind uns die Kriterien verloren gegangen, anhand derer wir zwischen Wahrheit und Falschheit oder zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Gerade wir in der westlichen Welt, die einst beispiellos von der Wahrheit, dem Licht und der Kraft der christlichen Heilsbotschaft profitierten, „haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes“ selbstherrlich gegen selbst ausgedachte Gottesbilder eingetauscht. Wir verkehren „Gottes Wahrheit in Lüge“ und verehren das Geschöpf, anstatt dem Schöpfer dankbar zu dienen (nach Röm 1,22–25).