ThemenBibelverständnis, Theologische Beiträge

Nicht ohne den Zusammenhang: Wie der Kontext die Auslegung bestimmt

Mit der Bibel hat uns Gott seine Botschaft von der Schöpfung und Erlösung in einem Buch aus 66 Büchern gegeben. Damit wir Gottes Willen richtig daraus entnehmen können, hat Gott einen Zusammenhang hergestellt, in dem alle seine Aussagen stehen. Wie wichtig dieser Zusammenhang für das richtige Verständnis und damit die Auslegung ist, kann uns am Buch der Sprüche deutlich werden. Hier gibt es die meisten unverständlichen oder schwer verständlichen Verse, weil nur selten mehrere Verse einen Zusammenhang bilden. Aber das ist für die ganze Bibel betrachtet ganz anders. Allerdings müssen wir für unsere Auslegung jeder biblischen Aussage, den Zusammenhang auch genau beachten, in dem sie steht. Er bestimmt, wie Gott es gemeint hat.

Das Thema „Hermeneutik“ mit seinen Hilfen zum Verstehen der Bibel kann auf den ersten Blick wie ein von außen an die Bibel herangetragener Werkzeugkasten wirken. Soll etwa am Text herumgedoktert werden, bis das Gegenteil von dem herausgelesen wird, was jeder normale Leser versteht? Es gibt einen solchen Umgang mit dem Bibeltext, aber richtig angewendet helfen alle Werkzeuge der Hermeneutik, den Bibeltext so zu verstehen, wie er verstanden werden will. Denn eigentlich geht es bei der Hermeneutik um das richtige „Übersetzen“. Wir sollen verstehen, was da steht und Gott uns sagt. Der größere Teil der Verstehenshilfen dreht sich um das normale Funktionieren von Sprache. Gott hat sich nämlich entschieden, seine Botschaft an uns in normale menschliche Sprachen zu fassen.

Im Alltag machen wir uns selten Gedanken darüber, weil Sprache in der Regel einfach funktioniert. Wir können jemanden beauftragen, etwas für uns zu tun. Wir können ein Gerät bedienen, das uns erklärt wurde. Wir können jemandem unsere Dankbarkeit ausdrücken. Erst wenn das mal nicht funktioniert hat, fragen wir uns: Was ist schief gelaufen? Warum habe ich nicht die Schokolade bekommen, die ich wollte? Warum sind die Daten des letzten Joggings nicht auf meinem Trainingscomputer gespeichert? Warum wirft mir jemand Un­dank­barkeit vor, obwohl ich „Herzlichen Dank!“ gesagt habe?

Bei Gottes Kom­munikation in der Bibel ­können wir davon ausgehen, dass er als Sender, Gott, alles richtig gemacht hat. Auf unserer Seite aber kann es trotzdem zu Irrtümern oder Missverständnissen über Gottes Wesen und Absichten kommen, wenn wir sein Reden falsch verstehen. Gott hat allerdings mögliche Missverständnisse vorhergesehen und Lösungen dafür in die Sprache selber und auch in die Bibel eingebaut. Eine der wichtigsten „Gegenmaßnahmen“ gegen das Missverstehen ist die Einbettung einer Botschaft in kleinere und größere Zusammenhänge.

1. Ein anderer Klang je nach Zusammenhang

Der Satz „Das ist alles Käse“ hat vor einem Kühlregal im Supermarkt eine andere Bedeutung, als wenn er nach einem misslungenen Versuch gesagt wird. „Ich gehe zur nächsten Bank“ braucht eine Sprechsituation, damit man erkennen kann, ob jemand eine Sitzgelegenheit sucht oder einen Geldautomaten.

Im Neuen Testament kommt das griechische Wort parakaleo in unterschiedlichen Formen häufig vor. Allerdings ist sein Bedeutungsspektrum ziemlich groß. Es kann mal mit „trösten“ (Lukas 16,25), mal mit „ermahnen“ (Lukas 3,18), mal mit „bitten“ (Lukas 8,31) übersetzt werden. Das liegt nicht daran, dass mehrere griechische Wörter den gleichen Klang oder die gleiche Schreibweise haben (Homonyme). Das griechische Wort benennt vielmehr ein Handeln, das eine Bandbreite umfasst. Wird das Bitten ernsthafter und dringender, dann wird es zum Ermahnen (2. Korinther 5,20). Auch liegt das christliche Ermahnen viel näher beim Trösten, als das in der deutschen Sprache der Fall ist. Eine deutsche Übersetzung nimmt uns die Entscheidung ab, was eher gemeint ist. Allerdings kann sie das nur aufgrund des Zusammenhangs, in dem das Wort parakaleo benutzt wird. Für den Leser der deutschen Bibel ist es aber wichtig, dass er sich klarmacht, dass der Ton des „Ermahnens“ nicht durch sein eigenes Verständnis festgelegt wird, sondern durch die Sätze und den Ton des biblischen Zusammenhangs. Das Gleiche gilt für viele andere Wörter.

2. Überfluss ist nicht überflüssig

Um Miss­ver­ständnisse zu vermeiden, werden in der normalen Sprechsituation mehr Wörter gemacht, als unbedingt nötig wären. Oft wird die gleiche Sache sogar zweimal mit unter­schiedlichen Wörtern gesagt.

Da hilft auch ein anderes Phänomen von Sprache: die Redundanz. Um Miss­ver­ständnisse zu vermeiden, werden in der normalen Sprechsituation mehr Wörter gemacht, als unbedingt nötig wären. Oft wird die gleiche Sache zweimal mit unterschiedlichen Wörtern gesagt. In den Psalmen ist das sogar ein Mittel der Poesie: Dort wird es Parallelismus genannt. Psalm 103 entfaltet so, wie wir von Herzen Gott loben: „die Seele lobt“; „das Innere lobt“; „die Seele bedenkt das Gute Gottes“ usw. Der Bibelleser, der jedes Wort genau nimmt, könnte versucht sein, hinter zwei verschiedenen Formulierungen immer auch zwei ganz verschiedene Sachen zu vermuten. Wir müssen bedenken, dass verschiedene Wörter oft einfach ein anderes Licht auf den gleichen Sachverhalt werfen und ihn so verdeutlichen. Selbst in argumentativen Briefen kommt das vor, etwa wenn Paulus den Korinthern die Notwendigkeit der Trennung der Welt der Glaubenden von der Welt der Ungläubigen verdeutlichen will (2. Korinther 6,14-18). Wiederholungen sind also keineswegs überflüssig, sondern eine große Hilfe zum richtigen Verständnis.

3. Der Zusammenhang von Kapiteln und Büchern

Jedes biblische Buch hat auch einen inneren Aufbau. Das bedeutet, dass der Autor nicht einfach Geschichten und Sprüche aneinandergereiht, sondern unter der Leitung des Heiligen Geistes zueinander geordnet hat.

Ein einzelner Abschnitt wird deswegen immer nur im Zusammenhang seines Kapitels und auch des ganzen biblischen Buches richtig ausgelegt werden.

Matthäus hat das so gestaltet, dass sein Evangelium von der Schulung der Jünger geprägt ist. Sie werden am Ende auch ausgesandt, „Jünger zu machen“, indem sie taufen und lehren, was Jesus sie gelehrt hat (Matthäus 28,19-20). Es wäre eine Missachtung des Zusammenhangs, wenn man Matthäus nun unterstellte, er hätte einen Fehler gemacht, weil er die Geschichte von der Heilung eines Dieners des römischen Hauptmanns in Kafarnaum so verkürzt, dass die Boten, die zwischen Jesus und dem Hauptmann vermitteln, wegfallen (Matthäus 8,5-13 im Vergleich mit Lukas 7,1-10).

Mit Kapitel 7,28-29 leitet Matthäus zum Thema „Die Kraft des Wortes Jesu“ über. Diese Kraft zeigt sich nicht nur in seiner Lehre, sondern auch in seinem Handeln. Alles wird konzentriert auf den Hauptmann, der glaubt, dass ein Wort von Jesus ausreicht, um seinen Diener zu heilen. Das unterstreicht Matthäus im gleichen Kapitel in Vers 16 und erneut in der Geschichte von der Sturmstillung, in der sich alles um den wirkungsvollen Befehl von Jesus an Wind und Wellen dreht (Vers 27).

Eine angemessene Auslegung sollte diese Zusammenhänge nicht übergehen und sich auch nicht daran stören, dass Lukas es in seiner Erzählung etwas anders macht und damit das Verhältnis von Juden und Nicht-Juden stärker unterstreicht. Ein einzelner Abschnitt wird deswegen immer nur im Zusammenhang seines Kapitels und auch des ganzen biblischen Buches richtig ausgelegt werden.

4. Der Zusammenhang bestimmter Formen

Die Unterscheidung verschiedener Formen und Gattungen soll hier nicht behandelt werden, sondern darauf aufmerksam gemacht werden, dass z. B. ein Gleichnis mit seiner Bildersprache einen eigenen Zusammenhang darstellt.

In Matthäus 5,30 und 18,8-9 wird ein Gleichniswort von Jesus erzählt, in dem er klar macht, dass sich der Christ von allem trennen soll, was ihn zum Abfall vom Glauben führen könnte, selbst wenn es ihm so wichtig wie sein Auge, seine Hand oder sein Fuß wäre. Wer die Erwähnung der Hand als Warnung vor Masturbation deutet, wie ich es vereinzelt gehört habe, oder den Spruch als Aufforderung zur Selbstverstümmelung, der macht die Bildhälfte fälschlich zur Sachhälfte. Ein Gleichnis hat aber normalerweise diese beiden Seiten: das Bild oder den Vergleich und das, was mit dem Bild oder Vergleich verdeutlicht werden soll.

Eine ähnliche Missachtung des Zusam­menhangs liegt vor, wenn in einem Buch voller Zahlensymbolik wie der Offenbarung, einzelne Zahlen absolut genommen werden. Die Zeugen Jehovas etwa zählen einfach die ersten Mitglieder ihrer Sekte und identifizieren sie mit den 144.000 aus Offenbarung 14,1.3. Der Zusammenhang bestimmt aber, ob Bildrede vorliegt oder nicht. Umgekehrt darf auch eine historische Erzählfolge, wie die in 1Mose 1–11, nicht einfach symbolisch gedeutet werden.

5. Der Zusammenhang der ganzen Bibel

Nachdem es über Jahrhunderte kaum Beachtung gefunden hatte, gelangte vor einigen Jahren das Gebet des Jabez aus 1. Chronik 4,9-10 zu Berühmtheit. Der angesehene Jabez betete: „Dass du mich doch segnen und mein Gebiet erweitern mögest und deine Hand mit mir sei und du das Übel von mir fernhieltest, dass kein Schmerz mich treffe!“ Nun wurde behauptet, wer genauso betet, sollte wie Jabez erleben, dass sein Gebet erhört wird. Bücher, die zu Bestsellern wurden, erklärten, wie man das richtig macht, andere berichteten von den Erfolgen damit. In der Auslegung wurde der Vers, obwohl er kaum einen direkten Zusammenhang hat, doch aus dem Zusammenhang der Bibel gerissen. Die Erweiterung des Gebietes gehört nämlich in den Zusammenhang der Landnahme, die sich für das Volk Israel über mehrere hundert Jahre hinzog. Jabez wollte nicht seinen Einflussbereich ausweiten, sondern das Gebiet vollständig einnehmen, das seiner Sippe zugeteilt war. Darum wird die Sache auch im 1. Chronikbuch hervorgehoben, weil es ein Zeichen des Vertrauens und des Gehorsams gegenüber Gott ist.

Fehl­inter­pretationen, die entstehen, weil der Gesamt­zusammenhang der Bibel unbeachtet bleibt, sind leider nicht selten.

Dass Christen dieses Gebet zu einer Art Formel für erfolgreiches Beten erhoben haben, widerspricht dem Verständnis von Gebet, wie es im Alten und Neuen Testament durchgängig vermittelt wird. Solche Fehl­interpretationen, die entstehen, weil der Gesamt­zusammenhang der Bibel unbeachtet bleibt, sind nicht selten. Deswegen gehört die Frage, ob eine bestimmte Auslegung auch zur ganzen Botschaft der Bibel passt, immer dazu.

6. Aus dem Zusam­menhang gerissen

Es ist sehr beliebt, einzelne Verse als ermutigenden Zuspruch zu benutzen, ohne ihren Zusammenhang zu beachten. Nicht immer ist das so abenteuerlich, wie auf einer Spruchkarte, die ich vor Jahren bekam. „Der Herr bedarf deiner!“ stand darauf und Lukas 19,31b. Eine echte Eselei. Aber auch der beliebte Spruch Jesaja 43,1 einen Kontext. Zitiert wird meistens nur: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Mit seinem Zusammenhang ist klar, dass sich diese Zusage direkt und namentlich an das Volk Israel richtet. Wir dürften den Vers eigentlich nicht einfach auf uns übertragen.

Erst wenn wir den aus dem Zusammenhang gerissenen Vers­­teil wieder in einen gesamtbiblischen Zusam­menhang mit der Erlösung durch Jesus Christus, der Aufnahme in Gottes Volk durch den Glauben und mit Zusagen über das Eigentum Gottes stellen, dürfen wir ihn als Trostwort für uns anwenden. Wir können dann sagen, dass wir durch Jesus Teil des Volkes Gottes geworden sind. Wer zu Jesus gehört, dem gelten auch die Verheißungen Gottes, die in Jesus zur Erfüllung kamen.

7. Transport über die Grenze

Als Bibelleser kommen wir auch mit unserem eigenen Verständnis von Wörtern oder Sachenverhalten an die Bibel heran. Missverständnisse bleiben dann nicht aus, wenn wir ein bestimmtes Denken, das aus dem Zusammenhang unserer Kultur stammt, in die Zusammenhänge der Bibel hineindeuten.

Das geschieht zum Beispiel regelmäßig, wenn man die Aussagen über Sklaven im Alten und Neuen Testament mit unserem kulturellen Wissen über die menschenverachtende und brutale Versklavung An­gehöriger afrikanischer Völker durch Europäer vermischt. Sklaverei umfasst in der Bibel z. B. auch die Form der Schuldsklaverei, in der jemand seine Arbeitskraft für eine begrenzte Zeit verpfändete, um Schulden abzuarbeiten. Das war im Grunde so ähnlich wie eine Gehaltsabtretung, die heute Bestandteil vieler Kreditverträge ist. Paulus akzeptierte diese Art der Sklaverei in der damaligen Gesellschaft und forderte christliche Sklaven auf, ihren Herren gehorsam zu sein. Aber damit rechtfertigte er keineswegs eine brutale Ausbeutung, die Menschen ihrer Würde berauben wollte und sie zur Handelsware herabwürdigte.

Wer die Sklaverei in den USA des 19. Jahrhunderts mit der Bibel gerechtfertigt hat – was oft vorgekommen ist –, der handelte genauso falsch, wie jemand, der die Bibel verwirft, weil sie angeblich solche Sklaverei rechtfertigt.

Die in der Bibel geforderte Unterordnung der Frau darf nicht mit den Formen der Unterdrückung und Verachtung von Frauen in eins gesetzt werden, die viele Kulturen etabliert hatten. Wir müssen vielmehr zuerst im Zusammenhang der Bibel bleiben und fragen, was gemeint ist, und dann unser Denken und Handeln davon bestimmt sein lassen.

8. Der Zusammenhang der geschichtlichen Entwicklung

Zur inneren Einheit der Bibel gehört, dass sie ein durchgängiges theologisches Begriffs­system enthält. Was Sünde, Gnade oder Glaube jeweils in den verschiedenen Facetten bedeutet, zieht sich durch die gesamte Bibel. Es gibt aber auch einen zeitlichen Fortschritt, eine geschichtliche Entwicklung. Wir müssen beachten, dass sich durch das Kommen von Jesus Christus die Bedeutung alttestamentlicher Gebote für das Leben der Glaubenden grundsätzlich geändert hat. Abgezeichnet hatte sich das schon in der Zeit der Propheten.

Zum Umgang mit den Geboten des Alten Testaments gehört für den Christen der Glaubens­gehorsam. Der fragt nach Gottes Absicht und will aus Glauben und Liebe zu Gott tun, was Gott ehrt.

Weil Jesus die Glaubenden aber auch zu Freunden Gottes gemacht hat, ist jede Form von Kadavergehorsam durch Glaubensgehorsam abgelöst (Johannes 15,15). Der Glau­bende soll Gottes Absicht hinter dem Gebot kennen und durch Glaube und Liebe in die Lage kommen, gemäß dem Willen Gottes zu leben.

Für eine christliche Ethik kann deswegen das alttestamentliche Gebot nicht einfach auf dem kurzen Weg dienen. Wer z. B. für eine christliche Sonntagsheiligung eintreten will, der kann dazu nicht einfach auf das Sabbatgebot verweisen. Er kann aber auf die gute Absicht Gottes verweisen, dass der Mensch aus dem Vertrauen auf Gott seine Arbeit ruhen lassen darf. Er soll Zeit haben und sich Zeit nehmen, um seinen Gott zu ehren. Allerdings müssen wir beachten, dass die Offenbarung des Heils erst in Christus zur Erfüllung kam. Jesus hat in der Auseinandersetzung darauf bestanden, dass Gott den Sabbath als Ruhe für den Menschen gemacht hat. Für jedes ethische Gebot und Prinzip muss sich der Christ die Frage stellen, inwiefern in ihnen zum Ausdruck kommt, dass die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist (Römer 13,8-10).

9. Gelernte Grundlagen hinterfragen

Der geübte Bibelleser und Hörer von Aus­legungen wird mit der Zeit ein inneres System entwickeln, welcher Text oder Vers in welchem Zusammenhang steht und welchen Einfluss das auf die Bedeutung der Aussage hat. Er braucht dazu erstens ein bibelkundliches Wissen, das ihm einen Überblick über die Aussagen der einzelnen Bibelbücher und ihren Aufbau vermittelt. Dann benötigt er auch den Respekt davor, dass er mit Gottes Wort umgeht. Der Christ wird eine Scheu haben, einen Vers für seine Zwecke zu missbrauchen und dazu die Bedeutung einfach hinzubiegen.

Dann kann er auch einen einzelnen Vers zitieren und das ganz im Sinne des Zusammenhangs eines Kapitels oder des biblischen Buches und der ganzen Bibel tun. Dass er dabei aber nicht die eine oder andere Fehlinterpretation gedankenlos weitertransportiert, davor kann ihn nur bewahren, wenn er ein fleißiger Bibelleser bleibt und auch mit anderen gemeinsam die Bibel studiert. Das Lesen in größeren Zusammenhängen ist dabei wichtig und wird leider oft vernachlässigt. Jede tiefere Betrachtung eines einzelnen Verses muss davon begleitet sein. Zum Glück enthält die Bibel überall Stolpersteine, die Anlass sein können, noch einmal zu hinterfragen, ob das bisherige Verständnis wirklich zu dem passt, was da steht.

10. Eine schöne Mühe

Mit dem Beachten der Zusammen­hänge werden wir den Reichtum der Bibel viel besser erfassen, als wenn wir Aussagen aus dem Zusammenhang reißen und willkürlich auslegen.

Es mag mühsam und kompliziert klingen, dass wir nicht an Auslegungen festhalten, die uns gefallen, sondern wissen wollen, wie es Gott gemeint hat. Die Mühe, die es macht, die biblischen Zusammenhänge zu beachten, wird damit belohnt, dass wir den Reichtum und die Schönheit der Bibel neu entdecken können. Immer nur einzelne Verse zu lesen – und seien sie noch so schön und ermutigend –, bringt die Gefahr mit sich, dass wir am Ende immer wieder bei dem landen, was sowieso in unserem eigenen Herzen ist. Wir hören dann auf uns selbst und unsere eigenen Gedanken, statt Gottes Stimme wahrzunehmen. Gottes Wort aber ist der Schatz, der uns reich macht, so dass die Bitte von Paulus erfüllt wird (Epheser 1,17-19, ELB):

„Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wisst, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen und was die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke.“

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Kapitel aus dem Buch des Bibelbundes: Good News 2: die Bibel verstehen und auslegen.