Bücher über den Zorn Gottes gibt es nicht viele. Volker Halfmann ist Pastor und hat sich mit dem vorliegenden Buch ausführlich mit dieser Thematik in der Bibel auseinandergesetzt. Das Buch gliedert sich in vier Teile: Ein erster Teil widmet sich zunächst dem biblischen Befund und behandelt relevante Kernstellen im Alten und Neuen Testament. Dabei zeigt der Autor, dass Gottes Zorn sowohl im Alten wie im Neuen Testament thematisiert wird und nicht als überholter Teil eines alttestamentlichen Gottesbildes beiseite gewischt werden kann, umgekehrt aber auch nicht von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes getrennt werden kann.
In einem zweiten Teil zeigt Halfmann anhand der Kirchengeschichte auf, wie leicht es zu einseitigen Positionen kommen kann, wenn der Zorn Gottes entweder geleugnet, nur auf das Alte Testament verschoben oder vorschnell in selbst erlebte Katastrophen hineingelesen wird. In einem dritten Teil gelingt es dem Autor gut, die biblischen Akzente des zornigen und des liebenden Gottes miteinander in Beziehung zu setzen. Insbesondere grenzt sich der Autor von zwei Extremen ab, indem er einerseits zeigt, dass man Gottes Gericht und Zorn nicht im Namen der Liebe verharmlosen darf, andererseits aber auch nicht auf Kosten seiner Liebe in den Vordergrund rücken. Pointiert formuliert er: „Die volkstümliche Rede vom ‚lieben Gott‘ entspricht nicht dem biblischen Zeugnis. Gott ist nicht lieb, er ist Liebe (vgl. 1. Johannes 4,8.16)“ (216-217). In einem vierten und letzten Teil geht der Autor darauf ein, wie man die praktischen Konsequenzen aus einer ausgewogenen Sichtweise ziehen und diese persönlich, gemeindlich und evangelistisch leben kann.
Halfmann, Volker: Der liebende Gott und sein heiliger Zorn. Holzgerlingen: SCM R.Brockhaus 2023. 368 S. Hardcover: 25,00 €. ISBN: 978-3-417241-79-2
Halfmann verarbeitet kenntnisreich und dennoch leicht verständlich relevante exegetische, dogmatische und kirchengeschichtliche Sachverhalte und fügt diese zu einem insgesamt sehr ausgewogenen, herausfordernden und gewinnbringenden Buch zusammen. Auch wenn man dem Autor womöglich nicht in jeder Formulierung folgen will, spürt man ihm das ehrliche Ringen um die Zusammenschau einer klaren biblischen Position zu einem häufig vernachlässigten Thema ab, von der man an vielen Stellen profitieren kann.